Eine Reise durch das 19. und 20. Jahrhundert
Die Chroniken des Zeitlosen
Beim lesen des Titels kam mir sofort der Gedanke, das es sich um eine Zeitreisestory handeln würde. Allerdings habe ich mich, was das betrifft, ein wenig getäuscht, denn es ist keine Zeitreisegeschichte ...
Beim lesen des Titels kam mir sofort der Gedanke, das es sich um eine Zeitreisestory handeln würde. Allerdings habe ich mich, was das betrifft, ein wenig getäuscht, denn es ist keine Zeitreisegeschichte im herkömmlichen Sinne. Doch das bedeutet keinesfalls, dass mir die Geschichte nicht gefallen hat. Im Gegenteil.
Doch von Anfang an…
Im Fokus der Geschichte stehen Victoria und Edward. Wir befinden uns im Jahr 1968.
Die achtzehnjährige Victoria gehört zu einer Generation, die die Welt verändern will. Sie hat ihr Elternhaus verlassen und sich aufgemacht nach San Franzisco, ins Mekka der Hippy-Kultur.
Edward hingegen, wird im Jahr 1871 in London geboren. Er ist als Kind und auch als Erwachsener nie krank und altert auch nicht. Auch nach vielen Jahren sieht Edward immer noch aus, wie mit Mitte zwanzig. Verletzungen, die er sich im Ersten Weltkrieg zuzieht, heilen schnell und irgendwann wird ihm bewusst, dass er nicht wie alle anderen Menschen ist und nicht stirbt.
Um nicht aufzufallen, zieht er immer wieder um und muss die Menschen, die ihm nahe stehen, zurücklassen.
Im Jahr 1968 trifft Edward auf Victoria und rettet sie aus einer bedrohlichen Situation. Er ahnt nicht, dass dieses aufeinandertreffen sein Leben entscheidend verändern wird.
An dieser kleinen Zusammenfassung erkennt ihr schon, dass es sich bei dieser Story nicht um eine klassische Zeitreise handelt, denn Edward reist nicht mit Hilfe fortschrittlichster Technologie oder Portalen durch die Zeit, sondern stirbt einfach nicht.
Wir begleiten ihn auf einer spannenden Reise durch das 19. und 20. Jahrhundert. Einer Zeit, die vollgepackt mit historischen Ereignissen ist, wie zum Beispiel die Gründung des deutschen Kaiserreichs, die Weltkriege oder die Entstehung des Silicon-Valleys. Dabei gelingt es dem Autor die Atmosphäre an den verschiedenen Schauplätzen wunderbar einzufangen, so dass ich das Gefühl hatte, hautnah dabei zu sein.
Der Schreibstil von Christian Reisböck ist leicht und flüssig und angenehm zu lesen.
Allerdings musste ich mich erst mal an die wechselnden Erzählperspektiven gewöhnen.
Während wir die Abschnitte über Victoria aus der Ich-Perspektive verfolgen, sind die Abschnitte von Edward aus der Perspektive des personalen Erzählers geschrieben.
Ich mag es, wenn ich die Handlung durch die Augen der Protagonisten verfolgen kann.
Deshalb fiel es mir bei Victoria etwas leichter einen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt zu bekommen, als bei Edward.
Vicoria ist eine junge moderne Frau. Edward hingegen ein aristokratisch wirkender, etwas altmodischer Brite, der in der viktorianischen Zeit aufgewachsen ist. Aber gerade dieser Kontrast macht die Geschichte so interessant.
Obwohl die Handlung nicht dramatisch ist, habe ich sie als durchweg spannend empfunden. Es gibt immer wieder Höhepunkte und Wendungen, die mich gefesselt haben. Nach dem überraschenden Ende bin gespannt auf die Fortsetzung.
Für den ersten Teil der Reihe gibt es deshalb von mir 4 Sterne und eine Leseempfehlung.