Profilbild von Gina1627

Gina1627

Lesejury Star
offline

Gina1627 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gina1627 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2021

Ein Thriller vom Feinsten! Auch Band 2 hat mich voll abgeholt!

Mit mir die Nacht
0

Madonna ist die Flucht aus ihrem grausamen Gefängnis gelungen, doch sie trägt es immer noch mit sich ich ihren Gedanken, Träumen und Ängsten. Ein unbändiger Drang nach Rache treibt sie an und sie will ...

Madonna ist die Flucht aus ihrem grausamen Gefängnis gelungen, doch sie trägt es immer noch mit sich ich ihren Gedanken, Träumen und Ängsten. Ein unbändiger Drang nach Rache treibt sie an und sie will Vergeltung üben, für sich, für Star und alle diejenigen, die sie in ihrer Hoffnungslosigkeit und ihrem Elend zurücklassen musste. Sie weiß, dass Häscher auf der Suche nach ihr sind und ihr Boss sein Spielzeug wieder zurückhaben möchte. Entgegen aller Warnungen begibt sie sich heimlich alleine auf die Suche, um den Ort zu finden, den der Teufel sich für sein neues Etablissement ausgesucht hat. Doch sie hat keine Chance, gerät wieder in ihre Fänge und steht einem ganz anderen Feind gegenüber, mit dem sie nicht gerechnet hat. Ihr Überlebenswille ist groß, aber noch größer ist ihr Wunsch nach Zerstörung und Vernichtung.

Wow, was für eine megaspannende und geniale Fortsetzung! Michaela Kastel hat mich mit Band 1 „Ich bin der Sturm“ schon geflasht und das ist ihr erneut auch mit „Mit mir die Nacht“ gelungen! Ihr ungemein fesselnder Schreibstil erzeugt eine sehr bedrückende und atmosphärische Stimmung beim Lesen. Mein Kopfkino lief die ganze Zeit und ich konnte das Buch gefühlt nicht aus der Hand legen. Ein Thriller, der einem von der ersten Seite an unter die Haut geht und schonungslos menschliche Abgründe aufzeigt. Die Darstellung ihrer düsteren Charaktere ist der Autorin wieder hervorragend gelungen. Ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen ziehen einen vollkommen in den Bann und haben bei mir Entsetzen, Gänsehaut, Verachtung, Mitgefühl und Traurigkeit ausgelöst. Dieses Mal habe ich nicht nur mit Madonna mitgefiebert und gelitten, sondern auch mit dem Söldner Jaxx, der einen großen Reiz und eine wichtige Rolle hier in der Geschichte spielt. Beide werden von einem inneren Zwang angetrieben, der ihnen auf die ein oder andere Weise zum Verhängnis wird. Madonna kommt wieder willensstark, kämpferisch, abgebrüht, wütend, ungeduldig und doch auch verletzlich rüber. Nach dem, was sie bisher erlebt hat, grenzt es an ein Wunder, dass ihre Seele nicht zerstört werden konnte. Jaxx verkörpert seine Rolle als eiskalte Killermaschine sehr gut. Er versteht sein Handwerk, ist die Nr. 1 der Söldner, der für Nachschub sorgt und alle Probleme für seinen Arbeitgeber aus dem Weg räumt. Doch der kleine Funken Menschlichkeit, der noch in ihm steckt, macht ihn auch schwach. Sehr geschockt hat mich dieses Mal Moonlight, aber ich habe geahnt, was sie anstellt und später bereuen wird. Richtig polarisiert hat mich Mistress, eine eiskalte und berechnende Frau, die keine Hemmungen und Grenzen kennt. Es war sehr bedrückend zu erfahren, warum sie zu so einem Menschen geworden ist.

Zum Schluss hin überschlagen sich die Ereignisse und die Dramatik und Spannung endete in einem fulminanten Showdown.

Mein Fazit:

„Mit mir die Nacht“ war für mich allerfeinste Thrillerkost! Ich rate jedoch jedem Interessierten vorher den ersten Band zu lesen, um die Zusammenhänge besser zu verstehen, die einen großen Teil der Dramatik ausmachen. Den Stoff aus beiden Romanen könnte ich mir übrigens sehr gut als düsteren und spannungsgeladenen Fernseh- oder Kinofilm vorstellen! Von mir gibt es für diesen Thriller eine unbedingte Leseempfehlung und 5 hochverdiente Sterne!


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2021

Absolute Leseempfehlung! Band 1 der neuen Bodensee-Saga hat mich begeistert!

Töchter der Hoffnung
0

Meersburg
Helena Lindner und ihre beiden jüngeren Schwestern Lilly und Katharina genießen eine unbeschwerte Kindheit und Jugend auf dem Lindenhof, der malerisch direkt am Bodensee liegt und ihnen viel ...

Meersburg
Helena Lindner und ihre beiden jüngeren Schwestern Lilly und Katharina genießen eine unbeschwerte Kindheit und Jugend auf dem Lindenhof, der malerisch direkt am Bodensee liegt und ihnen viel Platz und Abwechslung durch die Weitläufigkeit der Obstwiesen und Gärten bietet. Auf dem feudalen und uralten Adelsgut führen ihre Eltern Gustav und Elisabeth einen Gasthof und Helena träumt schon als junge Frau davon, das Anwesen später einmal zu einem Grandhotel ausbauen zu können. Doch durch den Ersten Weltkrieg, die Abwesenheit ihres Vaters und die fehlenden Gäste, gerät ihr Gasthof in eine Schieflage. Elisabeth würde am liebsten sofort alles verkaufen und ihr ist jedes Mittel recht um dies in die Tat umsetzen zu können. Doch Helena kämpft zusammen mit ihrem Vater, der kriegsverletzt wieder nach Hause gekommen ist, um den Erhalt des Anwesens. Aus der Not heraus richten sie im Gasthof ein Lazarett ein und sie sind dankbar über das plötzliche Erscheinen von Maxim Baranow, der ihnen seine Hilfe anbietet, als ihnen die Arbeit über den Kopf zu wachsen scheint. Der russische Adlige trägt Narben in seinem Gesicht und auf seiner Seele, die von leidvollen Erlebnissen zeugen. Als er und Helena sich mit der Zeit anfreunden, stoßen sie auf ein Geheimnis in ihrer Vergangenheit. Auf der Suche nach Antworten kommen sie sich immer näher und Maxim und ihre Familie müssen um ihr Leben fürchten, als Helena in eine gefahrvolle Situation gerät.

Was für ein wunderschöner historischer Roman! Beim Lesen dieser bezaubernden Geschichte konnte ich Dank Maria Nikolais warmherziger, fesselnder und bildreicher Erzählkunst alles um mich herum ausblenden und durfte einfach nur genießen und entspannen! Das Flair der Bodenseeregion kommt durch die detailreichen landschaftlichen Beschreibungen voll rüber und die eigenen Sinne werden angeregt, wenn Helena und die Köchin Käthe die Schätze aus dem eigenen Garten zu tollen Marmeladen- oder Tortenkreationen verarbeiten. Der Roman umfasst die Familiengeschichte der Lindners von 1907-1919 und ist in 4 Teile untergliedert: Stürmische Zeiten, Verborgene Träume, Verzweifelte Hoffnung und Leuchtender Glanz. Die Hauptkulisse ist der Lindenhof und die Gegend rund um Meersburg am Bodensee, aber vereinzelt werden auch Schauplätze und Handlungen in Moskau, Genf, Stuttgart und Paris mit eingeflochten. Nur am Rande fließen historische Ereignisse und das Auftauchen der Spanischen Grippe mit in die Geschichte hinein, die zur Unterstreichung des damaligen Zeitgeschehens und der persönlichen und schicksalhaften Wege der Charaktere dienen. Meine Neugierde darauf, welche Gemeinsamkeit Maxim Baranow und Helena verbindet und ob sie es schaffen den Lindenhof zu retten und ihm neuen Glanz zu verleihen, hat Lesesucht pur bei mir ausgelöst.

Maria Nikolai ist es hervorragend gelungen die Emotionen ihrer feinfühlig erschaffenen Charaktere darzustellen. Helena ist eine unheimlich warmherzige und kreative Frau, die ihre Träume lebt und sich für die Menschen einsetzt, die sie liebt. Ihre jüngste Schwester Katharina unterstützt sie bei ihrer Liebe zur Medizin und um Lilly macht sie sich immer Sorgen. Sie hat so früh das Elternhaus verlassen und muss ihr Leben gerade alleine meistern, da ihr Ehemann nach dem Krieg immer noch nicht zu Hause angekommen ist. Ihren Vater Gustav mag ich auch sehr. Er ist ein so liebevoller Mann, der eine Sehnsucht und ein Geheimnis in sein Herzen trägt. Ihre Mutter Elisabeth kommt hingegen gefühlskalt und eigennützig rüber. Maxim Baranow habe ich auch sofort in mein Herz geschlossen. Er flüchtet aus politischen und persönlichen Gründen aus seinem Heimatland und es ist schön mitzuerleben, wie sein Leben in Meersburg wieder einen neuen Sinn bekommt. Richtig polarisiert haben mich die Charaktere, die von Neid und der Gier nach Reichtum angetrieben werden.

Fazit:

Mit dem ersten Band ihrer Bodensee-Saga konnte mich Maria Nikolai sehr begeistern und ich bin schon so gespannt darauf, wie sich die schicksalhaften Wege der Charaktere in der Fortsetzung weiterentwickeln. Vor mir erhält der Roman eine unbedingte Leseempfehlung und 5 hochverdiente Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2021

It’s Showtime, aber sowas von! Achtung Suchtgefahr!

Reality Show
0

Der Zeitpunkt hätte nicht besser ausgewählt werden können. Heiligabend, ein Millionenpublikum sitzt vor dem Fernseher und ist geflasht, dass auf allen Kanälen die gleiche Sendung läuft. „Herzlich willkommen ...

Der Zeitpunkt hätte nicht besser ausgewählt werden können. Heiligabend, ein Millionenpublikum sitzt vor dem Fernseher und ist geflasht, dass auf allen Kanälen die gleiche Sendung läuft. „Herzlich willkommen zur Reality Show“ begrüßt Moderator Zachary Wiseman sein Publikum. „Wundern sie sich nicht. Wir bieten ihnen heute ein spektakuläres Programm, bei dem sie mitbestimmen dürfen, Einfluss auf den Verlauf haben werden und das Beste ist, sie können etwas gewinnen! Wir stellen ihnen 10 von 42 überaus privilegierten Menschen vor, die wir für sie ausgesucht haben. Jeder von den zehn Auserwählten gehört zu Deutschlands einflussreichsten Leuten, die mit ihren finanziellen Mitteln Macht auf die Politik ausüben. Wir zeigen ihnen, wie diese Menschen ihr Imperium aufbauen konnten und sie entscheiden, ob sie dafür bestraft werden sollen oder ungeschoren davonkommen. Geben sie ihr Urteil telefonisch, über unsere App Reality Show oder über unsere Accounts bei allen Sozialen Medien, ab. Sie haben die Wahl, mitspielen lohnt sich“.

Wow, was für ein polarisierender, sehr spannender und gut durchdachter Roman! Jeder wird hier auf die ein oder andere Weise vorgeführt und bekommt den Spiegel vors Gesicht gehalten, die Auserwählten, die Zuschauer und man selber auch als Leser. Anne Freytag spricht durch den Coup der fünf Freunde hier wichtige Themen wie Politik, Umweltsünden, Ungerechtigkeit in der Welt, Datensicherheit und Datenklau, die Macht der Medien und IT-Spezialisten, Manipulation von Menschen, Sensationslust, Selbstjustiz und die Fragwürdigkeit von solchen Shows, an. Der Schreibstil der Autorin ist wie immer fesselnd, eindringlich, provozierend und spannend. Vor kurzem habe ich mal geschrieben, dass ich noch nie ein Buch gelesen habe, in dem so viele Protagonisten mitspielen. Dieser Roman kann es definitiv toppen. Aber keine Angst, den Überblick verliert man nicht, da die Story einen so in den Bann zieht und man den Roman nicht aus der Hand legen möchte. Alle Charaktere haben ihren Reiz, werden authentisch und lebendig dargestellt und können ihre Gefühle und Gedanken sehr gut zum Leser transportieren. Neugierde kommt auf, als die Auserwählten und die Organisatoren vorgestellt werden und man im Laufe der Geschichte immer mehr über sie erfährt. Es gibt Rückblicke darauf, wie sich die Strippenzieher gefunden haben, auf die Idee für den Coup gekommen sind, alles minutiös und von langer Hand geplant haben, die Geiseln in ihre Gewalt nehmen und wie der Showdown und das Spiel beginnt. Was für Ausmaße das alles annimmt, realisiert man erst durch die Vorstellung des ersten Kandidaten anhand eines Imagefilms und die Zeit bis zur Abstimmung und der Urteilsverkündung. Es ist Wahnsinn, wie man als außenstehender Beobachter auf die Reaktionen der Menschen wartet und über ihre Sorglosigkeit, ihr unüberlegtes schnelles Handeln, ihre Sucht nach Sensationen und die Hoffnung auf einen Megagewinn, nur den Kopf schütteln kann. Zum Glück gibt es so Menschen wie Opa Fritz, der misstrauisch ist, nachdenkt, Dinge hinterfragt und aus dem die Stimme der Vernunft spricht. Die polizeiliche Ermittlungsarbeit in der Geschichte bleibt mehr im Hintergrund. Es ist aber erschreckend mitzuerleben, wie machtlos sie sind und wie sie von den Organisatoren vorgeführt werden.

Bis zum Schluss bleibt es spannend und ich habe mit dem unvermuteten Ende nicht gerechnet.

Mein Fazit:

„Reality Show“ ist definitiv ein Roman der einen zum Nachdenken bringt und der nachhallt. Spannung, Nervenkitzel und Lesesucht werden einem hier geboten und ich spreche für das Buch sehr gerne eine Leseempfehlung aus. Trotz, dass die Geschichte sehr gut durchdacht wurde, sind bei mir aber noch einige Fragen offengeblieben. Ich gehöre hier anscheinend zu der Fraktion „Opa Fritz“.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2021

Geschichten zum Verlieben!

Mit wem würdest du im Regen tanzen?
0

New York, noch 32 Tage bis zur Weihnachtsbaumeröffnung vor dem Rockefeller Center.
Buchhändlerin Samantha Davis erfährt auf einer WG-Feier anlässlich des Erscheinens von ihrem Debütroman, dass er in der ...

New York, noch 32 Tage bis zur Weihnachtsbaumeröffnung vor dem Rockefeller Center.
Buchhändlerin Samantha Davis erfährt auf einer WG-Feier anlässlich des Erscheinens von ihrem Debütroman, dass er in der New York Now von dem Journalisten Jesse Johnson in seiner Kolumne zerrissen wurde. Aber warum schreibt er gleichzeitig in dem Artikel, dass er gerne mal mit ihr ausgehen würde? Zur selben Zeit kämpft ihre kleine Schwester Lilly gerade mit ihren Gefühlen, da ihre Sandkastenliebe Jakob plötzlich wieder in der Stadt ist. Auch WG-Mitbewohner Tyler steckt in einer Zwickmühle und weiß nicht ob er die Traute hat sich Seth, seinem Professor an der NYU, zu öffnen. Was hat das Schicksal mit Becca vor? Immer wieder begegnet ihr David an den unterschiedlichsten Orten. Nora und Luke verbindet die liebe zur Musik, doch plötzlich entdecken sie, dass da auch noch mehr sein könnte. Ungewiss ist auch die Zukunft von der minderjährigen Eve, die schwanger von ihrem Freund sitzen gelassen wurde und Hilfe benötigt, da ihre Eltern nicht zu ihr stehen. Zu guter Letzt versucht Samanthas Lektorin Teresa ihre Gefühle für Henry zu unterdrücken, doch immer wieder wird sie bei dem um einige Jahre jüngeren Mann schwach.
7 Geschichten von Menschen, die eins verbindet: Sie sehnen sich nach Liebe und Geborgenheit!

„Mit wem würdest du im Regen tanzen?“ ist ein Wohlfühlroman der das Herz und die Seele erfreut. Romantiker kommen hier voll auf ihre Kosten! Es geht um Liebe, Trauer, Verlust, Unsicherheit, Selbstzweifel, Missverständnisse, Wagnisse einzugehen, sich Herausforderungen zu stellen, über den eigenen Schatten zu springen und Mauern zu überwinden. Kurz gesagt, jede Gefühlspalette ist mit dabei! Mit ihrer warmherzigen und luftig leichten Erzählweise hat es Anne Kröber geschafft das Leben von so ganz unterschiedlichen Menschen langsam miteinander zu verweben. Ein bisschen hat es mich an die Modern Love Staffeln erinnert, die ich mir vor einiger Zeit mit großem Vergnügen angesehen habe. Auf sehr feinfühlige Weise werden am Anfang die Charaktere und ihre bisherige Lebenssituation vorgestellt, die sich im weiteren Verlauf durch schicksalhafte Fügungen auf reizvolle Weise begegnen und sich kennenlernen. Jeder von ihnen war mir sympathisch und alle hatten Ecken und Kanten, die sie interessant machten. Wie bei einem Countdown kommt man jeden Tag der Lighting Ceremony in Manhattan immer näher und kann dabei erahnen, dass es zum Schluss für alle ein Happy End geben wird. Das Flair der Stadt, die niemals schläft, kommt dabei sehr atmosphärisch rüber. Einige Entwicklungen sind in gewisser Weise vorhersehbar, aber dies hat mich genauso wie ein paar kitschige Momente nicht gestört. Manchmal möchte man einfach nur das! Abschalten, eintauchen und dem Herz etwas romantisches gönnen.

Von mir bekommt der Roman, mit dem mir Anne Kröber sehr entspannte und herzerwärmende Lesemomente geschenkt hat, eine Leseempfehlung und verdiente 4,5 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.09.2021

Ein lesenswerter Roman, der einen nachhaltigen und beklemmenden Eindruck hinterlässt!

Ritchie Girl
0

Bedrückende Erinnerungen, Schuldgefühle und Wut kommen bei Paula Bloom wieder hoch, als sie neun Jahre nach ihrer Flucht aus Deutschland wieder in ihre frühere Heimat zurückkehrt, in der sie als Tochter ...

Bedrückende Erinnerungen, Schuldgefühle und Wut kommen bei Paula Bloom wieder hoch, als sie neun Jahre nach ihrer Flucht aus Deutschland wieder in ihre frühere Heimat zurückkehrt, in der sie als Tochter eines einflussreichen amerikanischen Geschäftsmannes groß geworden ist und ein Leben in gehobenen Kreisen führen durfte. Der Krieg hat seine grausamen Spuren hinterlassen und die Besatzungsmächte haben alle Hände voll zu tun, die Verantwortlichen dafür auszumachen und an den Pranger zu stellen. Im Camp Ritchie, dem Ausbildungslager für den US-Militärgeheimdienst, hat Paula das nötige Handwerk gelernt um sich den Aufgaben zu stellen. Die Verhöre mit dem österreichischen Juden Johann Kupfer, der zu einem der größten Spione des Zweiten Weltkrieges zählte, stellt sie vor unglaubliche Herausforderungen. Immer wieder kommt sie ins Zweifeln, ob er ihr Lügen oder die Wahrheit auftischt. Doch sie hofft auch mehr über das Schicksal von Georg Melzer zu erfahren, der damals kurz eine Rolle in ihrem Leben gespielt hat und mit dem sie schon lange nicht mehr in Kontakt steht.

Auf die Geschichte von “Ritchie Girl” bin ich neugierig geworden, nachdem mich Andreas Pflüger mit seiner Jenny Aaron Thriller-Reihe so begeistert hat. Ich war mir bewusst, dass dieser Roman ein ganz anderes Kaliber ist. Der Klappentext jedoch lässt nicht ganz darauf schließen, dass man so einen beklemmenden, schockierenden und unter die Haut gehenden Lesestoff geboten bekommt, der einen aber aufgrund der Thematik nicht mehr loslässt. Sprach- und wortgewaltig hat der Autor hier einen Roman erschaffen, in dem Fiktion und Geschichte gekonnt miteinander verwoben werden. Andreas Pflüger hat sich schon 30 Jahre lang mit dem Nationalsozialismus und der Shoah beschäftigt und man spürt, wieviel Herzblut von ihm in diesem Buch steckt. Es liest sich nicht ganz so flüssig, da viele Hintergrundinformationen zu Personen, Schauplätzen und Ereignissen auf einen einfließen und zeitliche Gedankensprünge der Charaktere erfolgen, die ein aufmerksames Lesen von einem fordern. Sehr authentisch wurde von ihm eine bedrückende Nachkriegskulisse erschaffen, die man bildlich vor Augen hatte. Das ans Licht bringen und Aufarbeiten der furchtbaren und irrsinnigen Machenschaften hochrangiger NS-Funktionäre macht einen regelrecht sprachlos. Verabscheuungswürdig finde ich es, wenn mit ehemaligen Feinden kooperiert wird und diese Menschen nach all ihren Gräueltaten unbehelligt unter einer neuen Identität weiter ihr Leben fristen können. Eine persönliche Note bringt Paula Bloom mit in die Geschichte hinein, da ihre Schuldgefühle und eine Last, die auf ihren Schultern liegt, einen neugierig auf ihr zurückliegendes Leben machen. Sie und Sam waren mir durch ihre Menschlichkeit sehr sympathisch. Während ihres Auftrages macht Paula die Erfahrung, dass man sich nie sicher sein kann, wer zu den Guten und Bösen gehört und es auch schonmal ein dazwischen gibt. Sogar die Schacherei in den eigenen Reihen macht ihr das Leben schwer. Doch mit Sam, einem Freund aus Camp Richie hat sie einen verlässlichen Menschen an ihrer Seite, der ihr Rückhalt gibt und für sie da ist. Paulas Verhöre mit Kupfer haben mich ungemein gefesselt. Sie glichen einem Schachspiel, bei dem sie sich gegenseitig getäuscht, aus der Reserve gelockt und ausgetrickst haben. Mit Spannung habe ich darauf hin gefiebert, dass sie ihn enttarnen kann. Doch auch er wird zum Spielball zwischen den Besatzungsmächten. Richtig dramatisch und emotional war ihr letztes Gespräch mit ihm, in dem er ihr ein schreckliches Geheimnis enthüllt, dass sie aus der Fassung bringt und bei ihr Tränen fließen lässt. Mit der Offenbarung habe ich nicht gerechnet. Der Wahnsinn damals hatte zu viele Namen. Ich kann Paula nicht verdenken, dass sie nach ihrer Pflichterfüllung ihren Dienst zusammen mit Sam quittiert hat.

Fazit:

„Ritchie Girl“ ist ein sehr lesenswerter Roman, den ich jedem empfehlen kann, der sich für die deutsche Geschichte und das Thema Holocaust interessiert. Das Nachwort des Autors und die ausführlichen Anmerkungen von Bodo Hechelmann, dem Chefhistoriker des Bundesnachrichtendienstes, haben für mich den Eindruck vom Roman noch einmal unterstrichen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere