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Veröffentlicht am 02.05.2023

Verstörende und aufrüttelnde Zukunftsszenarien zum Klimawandel

°C – Celsius
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Steigende Temperaturen mit zunehmender Trockenheit, verheerende Unwetter – wohin wird uns die Klimakrise noch führen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Marc Elsberg in seinem Thriller „°C-Celsius“, in ...

Steigende Temperaturen mit zunehmender Trockenheit, verheerende Unwetter – wohin wird uns die Klimakrise noch führen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Marc Elsberg in seinem Thriller „°C-Celsius“, in dem er einige zukünftige, spannend gestaltete Zukunftsszenarien entwirft.
Auf der ganzen Welt schaut man fassungslos zu, wie riesige Flugobjekte sich von China aus auf einen südlichen Kurs begeben. Fay, eine Wissenschaftlerin vom Klimasekretariat der Vereinten Nationen in Bonn, klärt innerhalb kurzer Zeit darüber auf, dass es sich dabei nicht um einen militärischen Angriff handelt. Stattdessen dienen die Flieger dazu, ein wichtiges Gut in die Stratosphäre zu transportieren, um es dort abzuladen. Der Hintergrund liegt in dem Ziel, die viel zu warmen Temperaturen abzusenken. Die Länder unserer Erde sind maßlos erstaunt, denn keines von ihnen hat von dem Aufbau des Klimaprogramms gewusst. Nachdem der ostasiatische Staat sein geplantes Konzept vorgestellt hat, gibt es nicht nur Befürworter, denn einigen Staaten wird darin eine düstere Zukunft prophezeit. Darum wollen sie die Kontrolle über das Weltklima nicht allein China überlassen.
Marc Elsberg spielt in seinem Buch mit den Möglichkeiten des Geoengineering. Die bisher bestehenden Methoden und Technologien, mit denen das Klimasystem beeinflusst werden kann, sind deutlich ausbaufähig. Der Autor nutzt diesen Umstand, um einige Visionen zu entwerfen, auf welche Weise sich Temperaturen ändern lassen. Bis zur Hälfte des Buchs verbleibt er in einer scheinbar greifbaren Zukunft und schildert, wie die Welt auf die neue Technik reagieren könnte. Dabei verdeutlicht er auch, dass die bisherig gesetzten Klimaziele nicht erreicht wurden. Bei den bisherigen Klimakonferenzen waren es nur kleine Schritte, die erreicht werden konnten. Wie beängstigend der fehlende Fortschritt ist, wird fast jeder Lesende aus eigener Erfahrung bestätigen können.
Die Kapitel der verschiedenen Teile des Buchs sind meist kurz und springen zwischen verschiedenen ProtagonistInnen hin und her. Zu den Figuren, die immer wieder im Fokus stehen, gehört neben Fay, der Präsident der USA, ein ihn beratender geldschwerer Unternehmer, ein Korrespondent und eine Klimaaktivistin. Ein Personenverzeichnis zu Beginn des Buchs vereinfacht die Zuordnung über die Seiten hinweg. Durch die zunächst bestehende Verwirrung bezüglich der Flugobjekte baut sich schnell Spannung auf, die noch dadurch gesteigert wird, als ein Film auftaucht, der vor vielen Jahren unter äußerster Geheimhaltung gedreht wurde und ebensolche Flieger zeigt. Die Beziehung der Figuren zueinander und ihr Mitwirken bei den Szenarien fand ich nicht immer eindeutig erklärt.
Während die Staaten diskutieren, wie sie auf die neuen Gegebenheiten reagieren sollen, nehmen einige der Hauptfiguren an einer Filmvorführung teil, die ein Szenario der Welt in fünfzehn Jahren präsentiert. Nach diesem Teil des Buchs sprang die Handlung mehrmals zwischen Präsentationen einer Vision der Zukunft und der mit utopischen Elementen versehenen Gegenwart hin und her, was meinen Lesefluss durch die vielen Wechsel der Zeiten, Orte und Figuren leicht ausbremste. Dennoch bin ich gerne mit dem Autor auf Ausflüge in die ferne Zeit gegangen und seinen Gedankenspielen gefolgt. Dabei veranschaulicht er, welche verheerenden Auswirkungen auf das Klima sich auf die unterschiedlichen Bereiche unserer Erde, sei es im Norden, Süden oder den Ländern am Äquator, sich durch verschiedenste Aktivitäten einzelner Staaten oder Vereinigungen ergeben könnten.
In seinem Roman „°C-Celsius“ versteht es Marc Elsberg anhand einiger faszinierender Szenarien, von denen es nach meinem Empfinden mehr als genug gibt, dem Lesenden aufzuzeigen, welche Auswirkungen auf das Klima es haben könnte, wenn wir mit unserer Welt weiterhin so umgehen wie bisher. Aufbauend auf recherchierten Daten und Fakten wirkt die Anwendung fiktiver Möglichkeiten des Geoengineering verstörend und rüttelt gleichzeitig auf. Das Buch bietet spannende Unterhaltung für Science Fiction-Lesende mit Interesse für den Klimawandel, denen ich es gerne empfehle.

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Veröffentlicht am 20.04.2023

Ein argloser Journalist ermittelt an einem sagenumwobenen Landstrich

Tod in Siebenbürgen
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Das Buch „Tod in Siebenbürgen“ von Lioba Werrelmann ist ein Kriminalroman mit mysteriösen Elementen und der erste Band einer Serie mit dem Journalisten Paul Schwartzmüller als Ermittler. Das Cover und ...

Das Buch „Tod in Siebenbürgen“ von Lioba Werrelmann ist ein Kriminalroman mit mysteriösen Elementen und der erste Band einer Serie mit dem Journalisten Paul Schwartzmüller als Ermittler. Das Cover und der Titel verraten dem interessierten Betrachter einen der Handlungsorte der Geschichte. Auf Schloss Bran, der Heimat des Grafen Dracula, wird eine Leiche gefunden, die auf ungewöhnliche Weise zu Tode kam.

Der in Bukarest aufgewachsene, jetzt in Köln lebende, 49 Jahre alten Paul Schwartzmüller hat gerade erst die Zusage erhalten, dass er als festangestellter Chef vom Dienst bei einer Zeitung beginnen kann, als er den Brief einer Anwaltskanzlei aus Siebenbürgen erhält. Ihm wird mitgeteilt, dass seine Tante, bei der er jeden Sommer seiner Kindheit verbracht hat, verstorben ist und ihm ihre Landwirtschaft hinterlassen hat. Paul ist erstaunt, denn sein Vater hat ihm nach der Flucht nach Deutschland vor 35 Jahren mitgeteilt, dass die Tante tot sei. Bis zum Antritt der neuen Stelle bleiben ihm ein paar Tage und daher macht er sich unverzüglich auf den Weg, sein Erbe anzutreten. Doch bald schon kommen ihm Bedenken.

Paul lässt die Frage nicht los, warum sein Vater ihn belogen hat. Bevor er die Wahrheit um seine Vergangenheit herausfindet, taucht er auf dem geerbten Bauernhof in Erinnerungen tief in seine Kindheit ein. Der Hof wird inzwischen von einer jungen Frau betrieben, die seiner Tante schon lange zur Hand ging, an die er sich aber nicht erinnern kann. Paul ist verwundert darüber, wie nachlässig sie sich kleidet und wie befremdlich sie mit Tieren umgeht. Er findet keine gemeinsame Gesprächsebene mit ihr.

Als sein bester Freund aus Kindertagen verhaftet wird, verspricht er ihm, dessen Unschuld zu beweisen. Aufgrund seiner Begriffsstutzigkeit fallen Paul die Ermittlungen nicht leicht, zumal sich herausstellt, dass die Polizei nicht mit ihm kooperiert, ganz im Gegenteil. Paul muss feststellen, dass im Land immer noch Korruption betrieben wird. Auch früher hat er bestimmte Dinge nicht verstanden, was aber eher seinem jugendlichen Alter zugerechnet werden kann, aber leider begreift er immer noch nicht alle Dinge, die in seinem Umfeld geschehen, was häufiger zu gruseligen, aber auch amüsanten Situationen führt. Die Zeit vor Ort in Siebenbürgen scheint während seiner Abwesenheit stillgestanden zu sein. Der ehrgeizige Plan eines Investors eine Touristenattraktion zu bauen, sticht daher besonders hervor, ist aber nicht allen Dorfbewohnern genehm und dem Protagonisten suspekt.

Einerseits wird Paul von den Einheimischen in ihren Kreis einbezogen, dann fühlt er sich daheim, auf der anderen Seite beäugen sie ihn misstrauisch, in diesen Fällen glaubt er, ein Außenseiter zu sein. Die Figuren sind eigenartig in ihrem Umgang und eher schweigsam, wodurch sie mir nicht nahekamen. Gerne lässt Paul sich von allen beköstigen und schwelgt in den vorgesetzten Genüssen, die Kindheitserinnerungen in ihm heraufbeschwören. Als Leserin wurde ich in die Siebenbürgische Küche eingeführt und neugierig auf die Köstlichkeiten gemacht. Die Autorin baut dank guter Recherche einiges an Lokalkolorit ein. Sie führt an historische Schauplätze und nutzt die reiche Sagenwelt, um rätselhafte Begebenheiten zu schaffen.

In ihrem Buch „Tod in Siebenbürgen – Paul Schwartzmüller ermittelt“ nahm Lioba Werrelmann mich mit zu einem sagenumwobenen Landstrich. Dort versucht der arglose Ermittler, die Unschuld seines früher besten Freunds zu beweisen und eine Antwort zu finden, warum ihn sein Vater über den Grund der Flucht nach Deutschland vor vielen Jahren belogen hat. Umspannt wird die Geschichte von moralisch fragwürdigen Gestalten an einem rückständigen Ort. Insgesamt bietet das Buch vielfältig unterhaltsame Lesestunden. Gerne empfehle ich das Buch an Leser und Leserinnen ab etwa 16 Jahren weiter, die Sinn für Okkultes besitzen.

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Veröffentlicht am 19.04.2023

Der schicksalhafte Weg zweier Protagonistinnen in 1910 und 1976

Glückstöchter - Einfach leben
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Der erste Band der Trilogie „Glückstöchter“ von Stephanie Schuster trägt den Untertitel „Einfach leben“, worin sich ein Leben im Einklang mit der Natur widerspiegelt. Dahinter steht aber auch die Frage, ...

Der erste Band der Trilogie „Glückstöchter“ von Stephanie Schuster trägt den Untertitel „Einfach leben“, worin sich ein Leben im Einklang mit der Natur widerspiegelt. Dahinter steht aber auch die Frage, was man braucht, um glücklich zu sein. Die beiden Protagonistinnen der Geschichte sind auf ihre je eigene Art auf der Suche nach einer Antwort. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen.
Die kurz vor ihrer Volljährigkeit stehende Anna lebt im Jahr 1910 auf Gut Dreisonnenquell in Wessobrunn, einem Dorf im Oberbayrischen. Seit dem Tod ihrer Mutter vor zehn Jahren hat eine Gouvernante sich um ihre Erziehung gekümmert. Ihrem Vater, einem bekannten, weitgereisten Botaniker, geht sie gerne zur Hand und möchte eines Tages in seine Fußstapfen treten. Doch mit dem Besuch einer ihr unbekannten Frau, die ihr Vater aber ins Herz geschlossen hat, ändert Anna ihre Pläne, denn sie sieht keine Zukunft mehr für sich auf dem Gut, wenn sie ein selbstbestimmtes Leben führen möchte.
Über sechs Jahrzehnte später geht Eva, die bald 22 Jahre alt wird, eifrig ihrem Pharmaziestudium in München nach. Sie hat eine feine Nase, die sie dazu einsetzt, Düfte zu bestimmen. Für die Kundinnen im elterlichen Frisörbetrieb in Murnau rührt sich auch gerne mal eine Creme an. Ein Dachbodenfund bringt sie aus dem Gleichgewicht. Voller Zorn lässt sie ihr Elternhaus hinter sich, zieht zu ihrer neuen Freundin Maja in die Bayrische Landeshauptstadt und gründet wenig später mit ihr eine größere Wohngemeinschaft gründet.
Die Autorin bindet die Themen Umwelt und Natur durchgehend in ihren Roman ein und zeigt dadurch, wie sie ihr am Herzen liegen. Bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es Bewegungen, die sich mit Nachhaltigkeit und ökologischer Bewirtschaftung beschäftigt haben. Anna begegnet bei ihrer Suche nach einem für sie genehmen Beruf, bei dem sie ihre auf dem Gut erworbenen Fähigkeiten einsetzen kann, einigen Personen, die den allgemeinen Umgang mit der Tier- und Pflanzenwelt hinterfragen. Von deren Denken wird sie inspiriert. Jahrzehnte später erhält Eva durch ihre neuen Freundschaften Einblicke in Fair-Trade, praktiziert freie Liebe und schließt sich der Anti-Atomkraftbewegung an.
Anna konnte schon bald durch das Aufbegehren gegen das für sie vorgesehene Schicksal Sympathiepunkte bei mir gewann. Leider blieb mir teilweise das Verhalten von Eva nicht nachvollziehbar, wie beispielsweise bei ihrer Reaktion auf den Dachbodenfund. Mit dem Loslösen vom Elternhaus beginnt für sie ein umtriebiges Leben in den in einiger Hinsicht bunten 1970ern. Nicht immer stehen dabei der Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Vordergrund. Die Vorstellung der damaligen Ideen rund um einen naturverbundenen Lebensstil und Frieden sowie deren Einbindung in die Handlung fand ich ansprechend und informativ. Die Geschichte ist nicht in sich abgeschlossen und endet mit einigen offenen Fragen.
Beim Hörbuch versteht Elisabeth Günther es, ihre Stimme so zu modulieren, dass die einzelnen Figuren bei Dialogen gut zu unterscheiden sind. Mit dem Ausdruck, den sie in den gesprochenen Text legt, fängt sie die Stimmungen der verschiedenen Szenarien gekonnt ein und transportiert sie zu den Zuhörern.
Im Roman „Glückstöchter – Einfach leben“ beschreibt Stephanie Schuster auf zwei Zeitebenen den schicksalhaften Weg ihrer fiktiven Protagonistinnen, die sich zunehmend ein naturnahes Leben wünschen. Einige Illustrationen der Autorin verschönern das Buch. Wer sich für den Schutz unserer Umwelt und den Erhalt unserer Natur interessiert, wird im Buch in einigen interessanten Beispielen erfahren, was dazu bereits zu viel früheren Zeitpunkten umgesetzt wurde.

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Veröffentlicht am 19.04.2023

Der schicksalhafte Weg zweier Protagonistinnen in 1910 und 1976

Glückstöchter - Einfach leben
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Der erste Band der Trilogie „Glückstöchter“ von Stephanie Schuster trägt den Untertitel „Einfach leben“, worin sich ein Leben im Einklang mit der Natur widerspiegelt. Dahinter steht aber auch die Frage, ...

Der erste Band der Trilogie „Glückstöchter“ von Stephanie Schuster trägt den Untertitel „Einfach leben“, worin sich ein Leben im Einklang mit der Natur widerspiegelt. Dahinter steht aber auch die Frage, was man braucht, um glücklich zu sein. Die beiden Protagonistinnen der Geschichte sind auf ihre je eigene Art auf der Suche nach einer Antwort. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen.
Die kurz vor ihrer Volljährigkeit stehende Anna lebt im Jahr 1910 auf Gut Dreisonnenquell in Wessobrunn, einem Dorf im Oberbayrischen. Seit dem Tod ihrer Mutter vor zehn Jahren hat eine Gouvernante sich um ihre Erziehung gekümmert. Ihrem Vater, einem bekannten, weitgereisten Botaniker, geht sie gerne zur Hand und möchte eines Tages in seine Fußstapfen treten. Doch mit dem Besuch einer ihr unbekannten Frau, die ihr Vater aber ins Herz geschlossen hat, ändert Anna ihre Pläne, denn sie sieht keine Zukunft mehr für sich auf dem Gut, wenn sie ein selbstbestimmtes Leben führen möchte.
Über sechs Jahrzehnte später geht Eva, die bald 22 Jahre alt wird, eifrig ihrem Pharmaziestudium in München nach. Sie hat eine feine Nase, die sie dazu einsetzt, Düfte zu bestimmen. Für die Kundinnen im elterlichen Frisörbetrieb in Murnau rührt sich auch gerne mal eine Creme an. Ein Dachbodenfund bringt sie aus dem Gleichgewicht. Voller Zorn lässt sie ihr Elternhaus hinter sich, zieht zu ihrer neuen Freundin Maja in die Bayrische Landeshauptstadt und gründet wenig später mit ihr eine größere Wohngemeinschaft gründet.
Die Autorin bindet die Themen Umwelt und Natur durchgehend in ihren Roman ein und zeigt dadurch, wie sie ihr am Herzen liegen. Bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es Bewegungen, die sich mit Nachhaltigkeit und ökologischer Bewirtschaftung beschäftigt haben. Anna begegnet bei ihrer Suche nach einem für sie genehmen Beruf, bei dem sie ihre auf dem Gut erworbenen Fähigkeiten einsetzen kann, einigen Personen, die den allgemeinen Umgang mit der Tier- und Pflanzenwelt hinterfragen. Von deren Denken wird sie inspiriert. Jahrzehnte später erhält Eva durch ihre neuen Freundschaften Einblicke in Fair-Trade, praktiziert freie Liebe und schließt sich der Anti-Atomkraftbewegung an.
Anna konnte schon bald durch das Aufbegehren gegen das für sie vorgesehene Schicksal Sympathiepunkte bei mir gewann. Leider blieb mir teilweise das Verhalten von Eva nicht nachvollziehbar, wie beispielsweise bei ihrer Reaktion auf den Dachbodenfund. Mit dem Loslösen vom Elternhaus beginnt für sie ein umtriebiges Leben in den in einiger Hinsicht bunten 1970ern. Nicht immer stehen dabei der Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Vordergrund. Die Vorstellung der damaligen Ideen rund um einen naturverbundenen Lebensstil und Frieden sowie deren Einbindung in die Handlung fand ich ansprechend und informativ. Die Geschichte ist nicht in sich abgeschlossen und endet mit einigen offenen Fragen.
Im Roman „Glückstöchter – Einfach leben“ beschreibt Stephanie Schuster auf zwei Zeitebenen den schicksalhaften Weg ihrer fiktiven Protagonistinnen, die sich zunehmend ein naturnahes Leben wünschen. Einige Illustrationen der Autorin verschönern das Buch. Wer sich für den Schutz unserer Umwelt und den Erhalt unserer Natur interessiert, wird im Buch in einigen interessanten Beispielen erfahren, was dazu bereits zu viel früheren Zeitpunkten umgesetzt wurde.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Eine bewegende Geschichte über einen heißen Sommertag im Freibad

Seemann vom Siebener
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Im Roman „Seemann vom Siebener“ wirft Arno Frank einen genaueren Blick auf einen einzelnen heißen Sommertag, der aus verschiedenen Anlässen mehreren Personen vermutlich im Gedächtnis bleiben wird. Es ist ...

Im Roman „Seemann vom Siebener“ wirft Arno Frank einen genaueren Blick auf einen einzelnen heißen Sommertag, der aus verschiedenen Anlässen mehreren Personen vermutlich im Gedächtnis bleiben wird. Es ist der letzte Freitag der Schulferien in dem fiktiven Ort Ottersweiler in der Pfalz in einem gegenwärtigen Jahr.

Renate hat wie üblich in ihrem Kassenhäuschen Platz genommen, während der Haus- und Bademeister Kiontke nach dem Rechten sieht. Der Siebener ist seit längerer Zeit gesperrt, weil er Anlass für einen Unfall war. Dennoch möchte eine unbenannte Jugendliche, die von ihrem Bruder begleitet wird, sich gegenüber anderen sich selbst behaupten. Sie will entgegen dem Verbot von dort oben einen besonderen Sprung wagen.

Im Bad treffen auch durch Zufall die früheren Klassenkameradinnen Josefine und Melanie aufeinander. Die eine ist gerade erst gar nicht so unglücklich verwitwet, die andere betreut eine Gruppe Kindergartenkindern, die zur Seepferdchen-Prüfung antreten werden. Überraschenderweise ist auch ihr früherer Mitschüler, der international erfolgreiche Fotograph Lennart vor Ort. Eine ältere, zunehmend demente Witwe und der Kioskbesitzer, sind jeden Tag im Bad anzutreffen, so auch an diesem besonderen Sommertag.

Arno Frank beschreibt die Ereignisse, die sich an verschiedenen Plätzen im Schwimmbad abspielen, in einer zeitlichen Abfolge, während er von einer handelnden Person zur nächsten springt. Dabei erzählt das wagemutige Mädchen als einzige aus der Ich-Perspektive. Auf diese Weise kann sich der Lesende selbst eine Meinung bilden, ob ihr Vorhaben durchdacht, klug oder unvernünftig ist und während des Lesens so wie ich hoffen oder bangen, dass ihr Sprung zur Ausführung kommen wird.

In Rückblicken der Figuren erfuhr ich, warum jeder einzelne an ebendiesem Tag sich vor Ort aufhält. Ich las von psychischen Problemen, Traumata, einer nur noch auf dem Papier bestehenden Ehe und Alkoholabhängigkeit, also alle Sorgen, die nicht am Eingang zum Vergnügungsbad abgegeben werden können. Aber die Anwesenheit von vielen Personen mit gleichem Anliegen und das schöne Wetter führen ebenfalls zu einem Wohlbefinden eigener Art.

Arno Frank wechselt in seinem Roman „Seemann vom Siebener“ nach kurzen Erzählabschnitten zwischen seinen ProtagonistInnen in einem Pfälzer Freibad hin und her, denen nicht immer Gutes im Leben widerfahren ist. Auf einem abgegrenzten Areal, dass sich seit Jahrzehnten kaum verändert hat, arbeiten sie, suchen nach Abstand vom Alltag oder nach einer Portion Glück. Auf einfühlsame Weise hat der Autor es bestens verstanden, mich zu unterhalten. Die Geschichten der Figuren sind bewegend und nahegehend. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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