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Veröffentlicht am 17.02.2022

Thriller mit steigender Spannung, unvorhersehbarem Geschehen und einem überzogenen Schluss

Vogelgrab
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„Vogelgrab“ heißt der erste Band einer Dilogie von Anne Frasier, einem „Reni-Fisher-Thriller“. Reni Fisher ist eine von zwei Protagonisten der Geschichte. Sie ist eine FBI-Profilerin, die aber vor drei ...

„Vogelgrab“ heißt der erste Band einer Dilogie von Anne Frasier, einem „Reni-Fisher-Thriller“. Reni Fisher ist eine von zwei Protagonisten der Geschichte. Sie ist eine FBI-Profilerin, die aber vor drei Jahren ihren Job quittiert hat und nun zurückgezogen am Rand der Mojave-Wüste lebt. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich inzwischen mit der Herstellung und dem Verkauf von Töpfereien.
Noch wichtiger für die Handlung ist allerdings die Tatsache, dass Reni die Tochter des Serienmörders Benjamin Fisher ist, der vor etwa dreißig Jahren gefasst wurde und seitdem im Gefängnis sitzt. In der Bevölkerung ist Benjamin unter dem Namen „Inland-Empire-Killer“ bekannt, weil er seine Taten in dem gleichnamigen Gebiet östlich von Los Angeles in Kalifornien begangen hat. Seine Opfer hat er in der Wüste vergraben, kaum eines der Gräber konnte aufgefunden werden.
Als Benjamin nach langen Jahren und mehreren Aufforderungen endlich bereit ist, mit der Kriminalpolizei zu kooperieren, ist es Detective Daniel Ellis von der Mordkommission San Bernardino der Kontakt aufnimmt, um sich von ihm zu den Grabstellen führen zu lassen. Der Titel spielt auf eine Markierung in Bezug auf einen dieser Orte an. Aber Benjamin stellt die Bedingung, dass seine Tochter Reni dabei sein soll.
Reni kämpft seit ihrer Kindheit mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung, denn ihr Vater hat sie immer zum „Spiel“ mit den Frauen mitgenommen und sie diente ihm in ihrer Rolle als arglos wirkendes Mädchen als Köder. Sie leidet darunter, dass ihre Erinnerungen verschwommen sind. Nachdem sie sich auf Anfrage von Daniel dazu bereit erklärt hat, dem Wunsch ihres Vaters zu folgen, beginnt für sie die von ihr bereits erwartete Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit. Sie weiß bis dahin noch nicht, dass Daniel nicht uneigennützig an der Aufklärung der Morde handelt.
Die Inhaltsangabe spiegelt nur in Ansätzen wieder, was mich als Leserin im Thriller erwartete. Schon nach etwa einem Drittel der Geschichte kommt es zu einem vermeintlichen Abschluss, der sich dann aber als Beginn einer Suche herausstellte, die für die beiden Protagonisten eine entscheidende Wende im Fall darstellt. Immer wieder blendet Anne Frasier in Kapiteln auf die Vergangenheit von Reni und Daniel. Auf diese Weise wurde mir mehr und mehr bewusst gemacht, welche Motive die beiden in der Gegenwart bei ihren Ermittlungen antreiben.
Reni setzt sich mit Schuldgefühlen auseinander. Der Autorin gelingt es, ihren inneren Zwiespalt darzustellen, denn einerseits kann Reni ihre Mitwirkung an den Verbrechen nicht verwinden und andererseits hat sie als Kind ihren Vater sehr gern gehabt. Auch zu ihrer Mutter hat sie bis in die Gegenwart ein konfliktreiches Verhältnis. Während sie ihre Erinnerungen reflektiert und an das bisher Bewährte festhalten möchte, bekommt ihre Lebenswelt, die ihr in einem gewissen Rahmen Stabilität gegeben hat, mehr und mehr Risse.
Die Beschreibungen von Anne Frasier lassen das beklemmende Umfeld der Wüste aufleben. Durch die wandelbare Gestaltung ihrer Figuren ist es der Autorin möglich, der Erzählung immer wieder neue Wendungen zu geben. Die Spannung wurde von Beginn an gesteigert und konnte den Spannungsbogen halten. Mehrmals wurde ich überrascht durch die Richtungsänderungen der Handlung. Jedoch empfand ich den Schluss als überzogen und zu aufgesetzt. Hier wäre nach meiner Meinung, weniger mehr gewesen.
Anne Frasier hat mit „Vogelgrab“ einen Thriller mit steigender Spannung aufgrund interessanter Charaktere und unvorhersehbaren Geschehens geschrieben, wobei mir das Ende zu übertrieben war. Es bleiben einige Fragen offen, die vermutlich im zweiten Band der Dilogie geklärt werden. Gerne empfehle ich das Buch an Lesende von Thrillern weiter.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Brachte mich zum Miträtseln über die Zusammenhänge zwischen den Morden

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Das Buch „Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ von Robert Thorogood ist der erste Band einer Kriminalserie bei der es sich drei sehr unterschiedliche Frauen aus dem englischen Marlow zur Aufgabe gemacht ...

Das Buch „Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ von Robert Thorogood ist der erste Band einer Kriminalserie bei der es sich drei sehr unterschiedliche Frauen aus dem englischen Marlow zur Aufgabe gemacht haben, Verbrechen aufzuklären. Zu diesem Zweck gründen sie einen Club. Im vorliegenden Roman erfuhr ich wie es dazu gekommen ist. Alles begann mit dem Mord an einem Nachbarn von Judith Potts, die zu den drei selbsternannten Ermittlerinnen gehört.

Judith ist 77 Jahre alt und schon seit langer Zeit verwitwet. Sie hat von ihrer verstorbenen Großtante Betty ein altes Herrenhaus geerbt, das direkt an der Themse liegt. Immer noch fertigt sie für überregionale Zeitungen Kreuzworträtsel an bei denen man um die Ecke denken muss. Um sich körperlich fit zu halten nimmt sie jeden Tag ein Bad im Fluss. Dabei hört sie eines Tages vom gegenüberliegenden Grundstück einen verstörenden Ausruf. Es lässt ihr keine Ruhe dem Gehörten nachzugehen und tatsächlich findet sie ihren Nachbarn Stefan tot auf.
Weil die Kriminalpolizei nicht an einen Mord glaubt, begibt Judith sich selbst auf Spurensuche. Bei ihren Ermittlungen trifft sie zunächst auf Becks Starling, die Frau des Pfarrers und später dann auf Suzie Harris, die den Hund eines späteren ermordeten Opfers ausführt. Es scheint zwischen den Verbrechen keine Zusammenhänge zu geben. Die Getöteten kannten sich nicht und ein Motiv ist nicht auszumachen. Lediglich die Art und Weise und ein jeweils am Tatort aufgefundenes Medaillon deuten auf eine Verbindung hin.

Robert Thorogood gewann meine Aufmerksamkeit von der ersten Seite an. Judith Potts hat als Figur einige Marotten zu bieten. Während Becks einen aufgeräumten Haushalt liebt in dem sie es versteht köstliche Gerichte zuzubereiten, bemisst Judith Mahlzeiten keinen großen Wert bei, trinkt zur Anregung ihres Denkvermögens gern einen Scotch und räumt nur selten im Haus auf. Im Leben von Suzie nehmen Hunde, die sie für andere betreut, eine große Rolle ein sowohl zeitlich gesehen wie auch räumlich. Allen gemeinsam ist der Sinn für Gerechtigkeit und die Neugier daran, warum und wieso in ihrer Heimatstadt Menschen ermordet werden.

Von Beginn an habe ich mitgerätselt wie die Taten miteinander verknüpft sein könnten. Dazu legte der Autor Fährten aus, von denen sich einige als falsch erwiesen. Lange schien es so, als ob die perfekten Untaten geschehen wären, die nicht aufzuklären sind. Teils erinnerte mich der Handlungsablauf an die Kriminalromane von Agatha Christie mit Miss Marple als Ermittlerin. Allerdings stellt Robert Thorogood seine Geschichte in einen modernen Rahmen, denn der Mordclub bedient sich bei seiner Arbeit gerne den Sozialen Medien.

Auf dem Cover des Buchs ist idyllisch eine Straße mit Häusern abgebildet wie sie in England vorzufinden sind. Ich stellte mir vor, dass in einem von ihnen Judith Potts lebt. Überhaupt vermittelte mir der Autor ein anschauliches Bild des real existierenden kleinen hübschen Städtchens Marlow, das westlich von London liegt. Die Beschreibungen reizten mich dazu, mehr über den Ort im Internet zu recherchieren.

Entsprechend einem klassischen Kriminalroman brachte Robert Thorogood mich mit seiner Erzählung „Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ dazu an der Seite der drei charakterlich verschiedenen Ermittlerinnen das spannende Rätsel zu lösen, wer die beschriebenen Morde ausgeführt hat, welches Motiv dabei eine Rolle spielte und wie der Hergang der Taten war. Er führt die kriminelle Geschichte zu einem Höhepunkt an dem die Ermittlerinnen in große Gefahr geraten. Mich konnten die Figuren bis in die Nebenrollen hinein überzeugen und ich fühlte mich bestens unterhalten. Darum empfehle ich das Buch gerne an Krimilesende weiter und freue mich auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 08.02.2022

Mitreißend konstruiert mit durchgehender Spannung

Grabesstern
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Der Thriller „Grabesstern“ der Dänin Anne Mette Hancock ist der dritte Band einer Serie, in der Kommissar Erik Schäfer von der Mordkommission Kopenhagen und die Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan ...

Der Thriller „Grabesstern“ der Dänin Anne Mette Hancock ist der dritte Band einer Serie, in der Kommissar Erik Schäfer von der Mordkommission Kopenhagen und die Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan ermitteln. Für die Tageszeitung, bei der Heloise angestellt ist, recherchiert sie momentan zu einem Artikel über Sterbebegleitung. Um ihren Bericht authentisch zu gestalten, hat sie sich an eine Gruppe Sterbebegleiter gewendet, die sie im Fall Jan Fischhof nun unterstützt. Schon bald wird er zu den Sternen gehen.
Eines Tages äußert sich der Sterbenskranke ihr gegenüber mit rätselhaften Worten. Er scheint vor etwas Angst zu haben, das in seiner Vergangenheit begründet liegt. Ein Name fällt. Heloise setzt alle Hebel in Bewegung, um die Person zu finden, von der Jan gesprochen hat. Ihre Suche führt sie nach Jütland. Dort findet sie heraus, dass die genannte Person bei dem Brand eines Boots ums Leben gekommen ist.
Außerdem führt ihre Recherche sie zu einem mehr als zwanzig Jahre zurückliegenden Fall eines verschwundenen Mädchens. Doch bei Befragungen im Umfeld des Mädchens trifft Heloise in bestimmten Punkten auf eine Mauer des Schweigens. Lange rätselt sie, welche Rolle Jan im Entführungsfall spielt.
Heloise wendet sich an Erik Schäfer, um an kritische Daten zu kommen. Nur widerwillig folgt er ihrer Anfrage und bittet einen alten Bekannten um Hilfe. Der bevorstehende Tod von Jan Fischhof lässt Heloise unter Zeitdruck stehen. Die Aufklärung der Taten, denen die Journalistin nachgeht, eilt daher nur in Bezug darauf, ob Jan zu den Ermittlungen beitragen kann, denn sie liegen schon sehr lange zurück. Zwar erinnern die in Jütland Befragten sich noch ganz gut an die damaligen Geschehnisse, die betroffenen Familien haben auch weiterhin ein Interesse an der Aufklärung, aber allgemein hat man sich mit der Lage abgefunden. Heloise trifft auf Erstaunen darüber, dass jemand Erkundungen zu dem alten Fall anstellt.
Es gelingt Anne Mette Hancock wieder ein spannender Aufbau mit unterschwelliger Spannung von Beginn an. Auch diesmal konnte ich am Privatleben der beiden Protagonisten, bei dem Heloise eine frühere Liebe wiedertrifft, teilhaben. Die Autorin deutet immer wieder gefühlsmäßige Verletzungen an, die die Journalistin früher erfahren hat und über die ich in den ersten beiden Teilen lesen konnte. Es ist angenehm von der vertrauensvollen, von Respekt geprägten Zusammenarbeit des Ermittlergespanns zu lesen.
Anne Mette Hancock führt die Ermittlungen zu einer unverhofften Wende am Schluss, die mich zwar überrascht, aber auch verwundert hat. Heloise hat anscheinend aus einem alten Foto nicht das jetzige Aussehen der Person ableiten können. Ich finde es außerdem eher unwahrscheinlich, dass der tiefe Biss eines aggressiven Hunds nach der erfolgten Schilderung mit schwerem Schaden keine weiteren Auswirkungen auf die Bewegungsfähigkeit des Angegriffenen haben soll, was ich schon aufgrund einer Attacke auf eine Bekannte in der Folge anders erlebt habe.
„Grabesstern“ von Anne Mette Hancock ist mitreißend konstruiert und hält die Spannung durchgehend durch unvorhersehbare Wendungen und der Klärung der über allem stehenden Frage nach der Verwicklung in die lange zurückliegenden Verbrechen eines durch die Protagonistin beim Sterben Begleiteten, was mich aber nicht ganz überzeugen konnte. Gerne empfehle ich das Buch an alle Fans der Serie rund um Heloise Kaldan und Erik Schäfer und jeden Leser und jede Leserin von Thrillern weiter.

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Veröffentlicht am 06.02.2022

Unterhaltsamer Roman bei dem mir die Figuren nicht nah kamen

Ende in Sicht
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Der Roman „Ende in Sicht“ von Ronja von Rönne lässt mich zwiegespalten zurück. Gerne hätte ich ihn gemacht, denn durch seinen Humor und der mit viel Phantasie gefüllten Reise der beiden ungleichen Protagonistinnen ...

Der Roman „Ende in Sicht“ von Ronja von Rönne lässt mich zwiegespalten zurück. Gerne hätte ich ihn gemacht, denn durch seinen Humor und der mit viel Phantasie gefüllten Reise der beiden ungleichen Protagonistinnen Hella und Juli hat er Unterhaltungswert. Aber die Handlung ist an manchen Stellen unglaubwürdig und es gelang mir nicht, mich in die Gefühlswelt von Hella und Juli einzufinden.

Hella ist 69 Jahre alt und lebt im Norden von Nordrhein-Westfalen. Früher war sie ein gefeierter Schlagerstar mit einigen Marotten, heute lebt sie allein in ihrer Wohnung und ignoriert jede Anfrage nach einem Auftritt. Der Titel des Romans lehnt sich an Textzeilen einer ihrer Songs an. Die fünfzehnjährige Juli lebt mit ihrem Vater in der Nähe von Bielefeld, ihre Mutter hat die Familie verlassen als ihre Tochter ein Kleinkind war. Juli überlebt den Sturz von einer Grünbrücke auf die erste Fahrspur einer Autobahn nahezu unverletzt. Hella ist währenddessen mit ihrem Auto auf dem Weg in die Schweiz um ihrem Leben mittels Sterbehilfe ein Ende zu setzen. Sie schafft es, rechtzeitig abzubremsen und die junge Frau auf den Standstreifen zu ziehen. Die Inhaltsangabe ist in der Beschreibung des Hergangs nicht korrekt.

Die Autorin zeigt anhand ihrer Protagonistinnen auf, dass die Krankheit Depression sich nicht an einem Alter festmachen lässt. Aber für mein Empfinden lässt sie die Gründe hierzu leider viel zu sehr im Verborgenen. Juli ist in einem schwierigen Alter. Sie ist auf dem Weg zu sich selbst zu finden. Ihre Stimmung schwankt und sie wendet sich zunehmend von möglichen Kontakten mit Menschen ab. Offensichtlich ist ihr verstörendes Verhalten bereits auffällig geworden, denn sie ist in Therapie. Es verwundert mich jedoch, dass ihr Vater dabei außen vor bleibt, niemand scheint ihn in die Behandlung seiner Tochter einzubeziehen. Es wirkte auf mich so, als ob die Vater-Tochter-Beziehung seit Jahren unverändert blieb, für mich ist keine Entwicklung zu erkennen. Ein Grund zu sterben, ist auch im schulischen Umfeld nicht zu finden. Ich halte Julis Wunsch für möglich, aber es fehlte mir die Tiefe in der Darstellung ihrer Gefühle und ich finde die geringen Folgen ihres Sturzes von der Brücke für anzweifelbar.

Die Beweggründe von Hella zum Sterben konnte ich noch weniger nachvollziehen. Wie ich im Laufe der Geschichte erfuhr, ist sie durchaus ein Mensch, der sich für bestimmte Dinge begeistern kann. Auf der anderen Seite sind auch weiterhin Fans, die sich immer noch an ihren Songs erfreuen. In ihr psychisches Leid hat sie sich durch ihre Abkapslung von der Umwelt selbst eingefunden. Sie verfügt immer noch über Willensstärke und es überrascht mich, dass sie auf der tagelangen Fahrt keinen Draht zu Juli findet für eine offene und ehrliche Aussprache, die eventuell zu mehr Verständnis füreinander geführt hätte. Stattdessen ist es in Ordnung für Hella Juli immer weiter mitzunehmen ohne sich einen tatsächlichen Beweis von ihr zu holen, dass sich kein Elternteil Sorgen macht. Auch aufgrund des übertriebenen Alkoholgenusses und der Aufforderung zur Fälschung wurde mir die Figur immer unsympathischer.

Ronja von Rönne hat mit „Ende in Sicht“ einen unterhaltenden phantasiereich ausgestalteten Roman geschrieben, in dem es zu einigen amüsanten Szenen kommt. Dennoch fehlte mir der ernste Tiefgang bei dem wichtigen Thema „Depression“ als Hintergrund für die Geschichte. Durch die schwankende Gefühlslage bei den Figuren kamen mir diese nicht nah, aber das bringt halt die Krankheit so mit sich. Manche Handlungen der Protagonistinnen empfand ich unrealistisch. Nach dem Lesen blieb ich nachdenklich und uneins über die konstruierte Darstellung der Ereignisse zurück. Ich spreche eine Triggerwarnung aus in Bezug auf die offene Beschreibung in der Erzählung, wie man seinem Leben ein Ende setzen kann. Am Schluss des Buchs gibt es glücklicherweise ein Hinweis auf eine helfende Anlaufstelle.

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Veröffentlicht am 03.02.2022

Authentisches Coming-of-Age dreier Mädchen in einer hessischen Kleinstadt in den 1970/80ern

Unser kostbares Leben
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Der Roman „Unser kostbares Leben“ von Katharina Fuchs spielt in den 1970er und 1980er Jahren in Hessen in Mainheim. Der Name ist fiktiv, entspricht aber in der Realität einer ähnlichen Kleinstadt in der ...

Der Roman „Unser kostbares Leben“ von Katharina Fuchs spielt in den 1970er und 1980er Jahren in Hessen in Mainheim. Der Name ist fiktiv, entspricht aber in der Realität einer ähnlichen Kleinstadt in der Nähe von Frankfurt am Main. Im Titel spiegelt sich wider wie wertvoll unsere Existenz ist und wie wichtig es daher ist, alles dafür zu tun, damit Menschen, Flora und Fauna so geringen Schaden wie möglich nehmen. Die drei jungen Frauen auf dem Cover versinnbildlichen die drei Protagonistinnen der Geschichte.

Caro und Minka sind zwei der Hauptfiguren. Im Jahr 1972 sind beide zehn Jahre alt und beste Freundinnen. Caro ist die Tochter des Direktors der Schokoladenfabrik vor Ort, während Minkas Vater Bürgermeister von Mainheim ist. Als einer ihrer Klassenkameraden im nahegelegenen Schwimmbad verunglückt wird das Geschehen zu einer gesellschaftspolitischen Angelegenheit, die weitreichende Auswirkungen auf die führenden Kräfte der Kleinstadt und den von ihnen geleiteten Institutionen und Unternehmen hat. Zur gleichen Zeit trifft das vietnamesische Flüchtlingskind Claire im städtischen Kinderheim ein. Sie ist die dritte Protagonistin, genauso alt wie Caro und Minka und wird zu einem späteren Zeitpunkt von Caros Eltern adoptiert.

Die Erzählung trägt autobiographische Züge, denn das Leben der Autorin hat Ähnlichkeiten mit dem von Caro. Dadurch wirkten die Schilderungen auf mich besonders realistisch und ich konnte spüren, wie sehr Katharina Fuchs die von ihr für den Roman gewählten Themen am Herzen liegen, die sie teilweise seit ihrer Jugend beschäftigen wie beispielsweise Umweltverschmutzung und Tierversuche. Des Weiteren thematisiert sie in der Geschichte auch Arzneimittelstudien am Menschen. Was uns heute als verwerflich vorkommt, wurde damals nicht angezweifelt und oft als notwendig für den Fortschritt angesehen. Während die Beschreibungen auf Fakten beruhen, nimmt die Autorin sich die Freiheit einige Ereignisse zeitlich anzupassen, was den Roman noch bewegender gestaltet.

In ihren Beschreibungen vermittelte die Autorin mir als Leserin ein umfassendes Bild der Landschaft im Umfeld von Mainheim sowie als Gegenpol dazu die zunehmende Versiegelung der Kleinstadt durch die Ansiedlung weiterer Industrie und dem durch die steigende Arbeitnehmerzahl bedingten Bau von Wohngebieten. Ohne den technischen Standards von heute konnte man die Windrichtung am wechselnden Geruch erkennen, der in der Luft hing. Der Roman ist geschickt so konstruiert, dass sie im weiteren Verlauf immer dringlicher den Handlungsbedarf der Verantwortlichen aufzeigt. Dazu benötigt die Geschichte eine Anlaufzeit mit einigen Längen bis sie sich entfaltet und sich letztlich die Begebenheiten verschärfen.

In den Kapiteln des Romans stellt Katharina Fuchs unterschiedliche Figuren in den Fokus. Dadurch entsteht ein größeres Meinungsbild zu den verschiedenen Themen als bei einer Beschränkung auf die drei Protagonistinnen möglich wäre, von denen vor allem Minka sich schon früh beginnt politisch zu engagieren. Den Auffassungen der jungen Frauen gegenüber stellt die Autorin althergebrachte Ansichten der älteren Generation. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus kann ich die Darstellung als realistisch bestätigen.

Katharina Fuchs hat mit „Unser kostbares Leben“ einen Coming-Of-Age-Roman geschrieben, der authentisch die Jugend und Adoleszenzzeit von drei Mädchen beschreibt, die in einem Umfeld in den 1970er und 1980er Jahren aufwachsen, das geprägt ist von Seilschaften, die im Rahmen des Goodwill für Umweltzerstörung, Tierleid und menschenverachtendes Verhalten sorgen. Gleichzeitig stellt sie das wachsende Aufbegehren in der Bevölkerung gegen die Mangelzustände mit Zusammenschlüssen in Aktionsgruppen und entsprechenden Handlungen dar. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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