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Veröffentlicht am 30.09.2021

Steht den ersten beiden Teilen der Neuberg-Serie in nichts nach

Auf und mehr davon
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Im Roman „Auf und mehr davon“ von Lisa Keil reiste ich zum dritten Mal in das fiktive ländliche Neuberg, das irgendwo zwischen Lüdenscheid und Soest angesiedelt ist. Zum Lesen benötigt man keine Kenntnis ...

Im Roman „Auf und mehr davon“ von Lisa Keil reiste ich zum dritten Mal in das fiktive ländliche Neuberg, das irgendwo zwischen Lüdenscheid und Soest angesiedelt ist. Zum Lesen benötigt man keine Kenntnis der ersten beiden Bücher der Serie, die ebenfalls in dem kleinen Ort spielen. In jedem Teil stehen zwei verschiedene Figuren im Mittelpunkt, die jeweils im Wechsel aus der Ich-Perspektive heraus erzählen. Diesmal sind es die 21 Jahre alte Milena, von allen Milli genannt, und ihre 38-jährige Mutter Cordula, also Nichte und Schwester von Kaya, die im ersten Band im Fokus stand.

Milli geht nach bestandenem Physikum neben ihrem Studium einem Praktikum in einer Klinik für Wiederkäuer nach. Für sie ist es bequemer, dass ihr von der Klinik angebotene Zimmer zu nutzen und für ihre Vorlesungen zur Universität zu fahren. Die Wohnung mit zwei Zimmern, Bad und Küche teilt sie sich mit einem Praktikanten aus Frankreich. Währenddessen wird das Forschungsprojekt gecancelt mit dem Cordula in der letzten Zeit beschäftigt war. Der Dozentin für chemische Biologie wird empfohlen, erstmal eine Auszeit zu nehmen. Cordula kommt auf die Idee, Millis Studentenzimmer zu nutzen. Sie schreibt sich als Gasthörerin ein. Beiden Frauen begegnet überraschend die Liebe, die ihre Zukunftsplanungen umwirft.

Die Hauptfiguren sind zwar Mutter und Tochter, doch ihr Charakter ist von Gegensätzen geprägt Cordula wurde bereits mit 16 Jahren Mutter. Die die eher introvertierte Persönlichkeit hat es dennoch mit familiärer Hilfe geschafft, sich als Alleinerziehende eine wissenschaftliche Karriere aufzubauen. Dabei hat sie nach der großen Enttäuschung mit dem Vater von Milli nie mehr eine feste Beziehung aufgebaut. Im kleinen Ort Neuberg hat Cordula sich nie wohlgefühlt, weil hier jeder alles von jedem kennt und nicht mit guten Ratschlägen gespart wird. Milli dagegen liebt Neuberg und fühlt sich bei ihrer Tante Kaya und deren Familie wie zu Hause. Im nahen Stall warten die Ponys und ihr Ochse auf sie, bei deren Pflege sie gerne mithilft. Das Verhältnis von Cordula zu Milli ist eigentlich eher unkompliziert, aber manchmal durch alltägliche Sorgen auch komplizierter.

Was ich besonders am Schreibstil von Lisa Keil mag, ist die Darstellung von realistischen Szenarien im ländlichen Bereich. Durch ihr Fachwissen auf dem Gebiet der Tiermedizin gestaltet sie das Umfeld von Milli nachvollziehbar, ihre Figuren handeln authentisch. Natürlich darf es an reichlichen Verwicklungen nicht fehlen. Es gelingt der Autorin auch dramatische Situationen gekonnt aufzuheitern, ohne kitschig zu werden. Das studentische und das klinische Umfeld bieten einige neue liebevoll kreierte und wandelbare Personen. Mit viel Gespür für ihre Figuren beschreibt die Autorin die zwischenmenschlichen Beziehungen. Im Laufe der Zeit erfuhr ich mehr aus der Vergangenheit von Cordula, die bis nach Frankreich führt und schließlich wird sogar das Geheimnis um Millis Vater gelüftet.

Die romantische Liebeskomödie mit Herz und Verstand „Auf und mehr davon“ von Lisa Keil bringt vom Titel her mit, was denkbar möglich wäre, weil ich als Leserin die Figuren sympathisch finde und den Schreibstil der Autorin schätze. Darum vergebe ich gerne eine Leseempfehlung und könnte mir eine weitere Geschichte im Umfeld der Schwestern Kaya und Cordula gut vorstellen

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Interessantes und spannendes Gedankenspiel mit einer futuristischen Idee

Die Anomalie
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Im Roman „Die Anomalie“ des Franzosen Hervé le Tellier kommt es, treffend zum Titel, zu einer sehr außergewöhnlichen Situation, von der sich beiläufig herausstellt, dass diese nicht einmalig ist. Dabei ...

Im Roman „Die Anomalie“ des Franzosen Hervé le Tellier kommt es, treffend zum Titel, zu einer sehr außergewöhnlichen Situation, von der sich beiläufig herausstellt, dass diese nicht einmalig ist. Dabei geht es um eine Boeing 787, die im März 2021 von Paris nach New York fliegt. Die Auswirkungen des Flugs betreffen das Flugzeug selbst, die Crew und die Passagiere. Das Thema Corona spielt in der Geschichte keine Rolle.

Das Buch ist in drei Kapitel geteilt. Im Folgenden lernte ich in weiteren Unterteilungen des ersten Kapitels verschiedene Mitreisende des genannten Flugs kennen. Dieser Teil des Romans liest sich wie Kurzgeschichten, die unabhängig voneinander gelesen werden können. Darin erfuhr ich mehr vom Alltag einiger Figuren aus dem Pool der Reisenden, ihren Beruf, über ihre Beziehung zu Verwandten und Bekannten sowie den Grund, warum sie von Paris nach New York fliegen. Der mittlere Teil beschäftigt sich damit, was nach Eintritt der Anomalie geschieht, welche Konsequenzen offizielle Stellen daraus ziehen. Dabei wird der Geheimdienst zugeschaltet, der Präsident der Vereinigten Staaten informiert und Wissenschaftler zur Klärung hinzugezogen. Im letzten Kapitel erlebte ich, welche persönlichen Folgen die Anomalie für die Passagiere und die Crew hat und wie diese damit umgehen.

Die Regelwidrigkeit, über die die Geschichte handelt, gehört in den Bereich des Science Fictions. Sie ist ein Gedankenexperiment mit dem der Autor gekonnt spielt. Hervé le Tellier schreibt literarisch mit Spannungsmomenten und komödiantischen Elementen. Der Genremix sorgt immer wieder für Überraschungen. Die Figuren sind abwechslungsreich. Neben einem Auftragskiller sitzen beispielsweise auch eine Mutter mit zwei Kindern, ein Architekt und seine Freundin, eine Anwältin und ein Schriftsteller im Flugzeug auf die der Autor genauer schaut. Die Figuren sind so gewählt, dass sie veranschaulichen, wie ganz unterschiedliche Personen mit einer Extremsituation zurechtkommen, egal welchen Alters.

Auf das dritte Kapitel freute ich mich besonders, denn ich wollte wissen, welches Schicksal der Autor den mir nun bekannten Figuren des ersten Teils weiter zukommen lassen würde. Dagegen fand ich das mittlere Kapitel unumgänglich, aber vom Verständnis her schwieriger als die anderen, denn Hervé le Tellier theoretisiert hierin mehrfach mit einigen Erklärungen für das Unglaubliche. Seine Ausführungen sind ausdrucksvoll, er zieht manche Schleife über das Geschehen hinaus und greift auch gerne zum Wortwitz.

Hervé le Tellier spielt in seinem Roman mit einer futuristischen Idee, deren Glaubwürdigkeit angezweifelt werden darf. Doch allein die Beschäftigung damit, welche Rädchen sich drehen müssen, um die Realität zu vertuschen und unser Dasein zu erklären, ist das Lesen wert, darum empfehle ich das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Zeigt, dass es nie zu spät ist, um Verzeihung zu bitten

Das geheime Leben des Albert Entwistle
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„Der Titel des Romans „Das geheime Leben des Albert Entwistle“ von Matt Cain verweist darauf, dass die titelgebende Person etwas zu verbergen hat. Albert weiß von Jugend an, dass er Männer liebt, was früher ...

„Der Titel des Romans „Das geheime Leben des Albert Entwistle“ von Matt Cain verweist darauf, dass die titelgebende Person etwas zu verbergen hat. Albert weiß von Jugend an, dass er Männer liebt, was früher öffentlich nicht erlaubt war. Nach Auseinandersetzungen in seinem Elternhaus hat er seine damalige Liebe aufgegeben, aber nie vergessen.

Der Protagonist ist Postbote von Beruf und steht jetzt mit 64 Jahren kurz vor seiner Pensionierung, vor der er sich fürchtet. Seit dem Tod seiner Mutter, um die er sich viele Jahre gekümmert hat, wohnt er allein im ehemals elterlichen Haus. Er hatte seit dem unglücklichen Ausgang seiner ersten Romanze nie eine feste Beziehung, auch nennenswerte Freunde hat er keine. Gesprächen mit seinen Kollegen und Postkunden weicht er aus. Darum schaut er eine ungewisse Zukunft, in der er noch nicht weiß, wie er seinen Alltag demnächst gestalten soll. Als auch noch seine Katze stirbt, nimmt seine Traurigkeit zu.

Seine große Liebe George geht ihm nicht mehr aus dem Sinn und er beschließt, ihn zu suchen. Durch bestimmte Umstände wird Albert deutlich, dass er selbst etwas in seinem Leben ändern muss, um seinem Wunsch nachzukommen, denn seine Unerfahrenheit in vielen Dingen steht ihm im Weg. Es ist schwierig für ihn, sich zu überwinden, auf Menschen zuzugehen und ein Gespräch aufzunehmen. Ihm wird klar, dass zu seiner Suche Soziale Medien einen Beitrag leisten können, doch dazu muss er sich erst Zugang verschaffen. Ganz vorsichtig und Schritt für Schritt überwindet er sich, wobei er Hilfe bei einigen seiner Kunden sucht und erhält, die er durch die Postzustellung vom Sehen kennt. Nicht nur Albert, sondern auch andere Figuren entwickeln sich in der Geschichte weiter und ich fand es schön, über die Veränderungen zu lesen.

Matt Cain ließ mich zu Beginn des Romans daran teilnehmen, wie ein gewöhnlicher Tag von Albert abläuft. Schnell erfuhr ich, dass ein bestimmtes, noch ungenanntes Ereignis Ende der 1960er Jahre das ganze Leben und den Charakter des Postboten geprägt hat. Der Protagonist erinnert sich immer wieder an einzelne Szenen mit George in der Vergangenheit. Was schließlich zum endgültigen Scheitern der Beziehung führte erfuhr ich erst sehr spät in der Geschichte.

Albert ist ein stiller Sympathieträger. Die positiven Rückmeldungen, die Albert im Folgenden auf seine Worte und Handlungen erhält, steigern zunehmend sein Selbstbewusstsein und so entwickeln sich im weiteren Verlauf der Roman zu einer Wohlfühlgeschichte, ohne dass der Autor dramatische Schicksale im Umfeld der Hauptfigur außer Acht lässt.

„Das geheime Leben des Albert Entwistle“ von Matt Cain ist lustig und traurig, macht wütend, überrascht und ist durchgehend berührend. Der Autor zeigt, dass es nie zu spät ist, um Verzeihung zu bitten. Gerne empfehle ich den Roman weiter.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Fängt den Esprit der Jahre zwischen 1959 und 1961 gekonnt ein

Ein Koffer voller Schönheit
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n ihrem Roman „Ein Koffer voller Schönheit“ nahm Kristina Engel mich mit in die Vergangenheit hin zum Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre nach Lüneburg. Der Untertitel „Sie brachten Glanz und Glamour ...

n ihrem Roman „Ein Koffer voller Schönheit“ nahm Kristina Engel mich mit in die Vergangenheit hin zum Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre nach Lüneburg. Der Untertitel „Sie brachten Glanz und Glamour ins Haus“ bezieht sich auf die Avon-Beraterinnen zu denen die Protagonistin Anne schon bald gehören wird. Mit einem Koffer voller Proben kommen sie auf Wunsch zu ihren Kundinnen ins Haus und präsentieren die Produkte des Kosmetikunternehmens.

Im Frühjahr 1959 haben die Zärtlichkeiten in der Ehe zwischen Anne und Benno Jensen nachgelassen. Die beiden haben sich zu Kriegszeiten kennen gelernt, Benno wurde danach noch als Soldat an der Schulter verwundet. Inzwischen führt er die Tischlerei seines Vaters erfolgreich fort. Mit den zwölfjährigen Zwillingen Leo und Lili ist die Familie komplett. Aber Benno strebt, durch einen Freund angetrieben, zu mehr Wohlstand und eröffnet mit diesem ein Möbelhaus.

Eine wichtige Rolle im Leben der Familie spielt Bennos Mutter Margarethe, inzwischen verwitwet und schon immer als Friseurin mit einem Salon selbständig. Sie bemängelt die fehlende Initiative ihrer Schwiegertochter, eigenes Geld zu verdienen und ihre finanzielle Abhängigkeit von Benno zu beenden. Margarethe zeigt Anne ihren Avon-Probenkoffer, die davon sehr angesprochen ist. Denn ihr liegt es, mit den Produkten umzugehen. Aber es vergeht noch einige Zeit bis sie sich dazu entschließt, die erste Avon-Beraterin Deutschlands zu werden.

Es ist nicht nur der Schritt zur Beraterin für das bekannte Kosmetikunternehmen, das die Autorin im Roman authentisch beschreibt, sondern sie verarbeitet darüberhinaus weit mehr Themen. Mit der Eröffnung des Möbelhauses schaut Kristina Engel auf die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik und dem Zeittrend in Richtung Wohnen. Die beiden Zwillinge im Teenageralter sorgen für Streitigkeiten bei Meinungsverschiedenheit untereinander und mit ihren Eltern beispielsweise zum musikalischen Geschmack, im Umgang mit Freunden und der Forderung nach Freiheiten in Bezug darauf, wann sie Zuhause zu sein haben.

Mit ihrem Figuren Benno zeigt die Autorin wie lang die Schatten der Kriegserlebnisse reichen. Durch Margarethe lernte ich als Leserin eine unabhängige, mir sympathische Person kennen, deren Ansichten in Sachen Beruf und Liebe von der herrschenden Meinung in der beschriebenen Zeit abweichen. Erstaunt erfährt Anne von den uneigennützigen Aktivitäten ihrer Schwiegermutter im Krieg. Die Benennung von Produkten, die damals im Alltag genutzt wurden und die es oft heute noch gibt, fand ich interessant. Kristina Engel hat ihre Geschichte in Lüneburg angesiedelt. Ihre Ortskenntnisse bringen Lokalkolorit mit in die Erzählung und durch die Nähe zur DDR und den damit verbundenen Grenzaktivitäten bindet sie einen weiteren Ausschnitt deutscher Geschichte mit ein.

Kristina Engel versteht es, in ihrem Roman „Ein Koffer voller Schönheit“ durch die Einbindung unterschiedlichster Themen, den Esprit der Jahre zwischen 1959 und 1961 gekonnt einzufangen. Vor dem Hintergrund der Entwicklung ihrer Protagonistin Anne zu einer selbständigen Avon-Beraterin zeigt sie die Stellung der Frauen zur damaligen Zeit und den dagegen wachsenden Widerstand für mehr Selbstbestimmung. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für das Buch.

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Veröffentlicht am 22.09.2021

Emotional berührender Roman über eine abrupt endende langjährige Freundschaft

Der Mauersegler
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Dr. Marvin Prometheus Grabow ist ein junger aufstrebender Arzt und der Protagonist des Romans „Der Mauersegler“ von Jasmin Schreiber. Er wird bei seinem Zweitnamen gerufen, den ihm seine Mutter aufgrund ...

Dr. Marvin Prometheus Grabow ist ein junger aufstrebender Arzt und der Protagonist des Romans „Der Mauersegler“ von Jasmin Schreiber. Er wird bei seinem Zweitnamen gerufen, den ihm seine Mutter aufgrund der bekannten griechischen Sage gegeben hat, denn ihr gefällt der Held, der Gutes für die Menschheit tut und Strafe nicht scheut. Auch die Hauptfigur hat Gutes im Sinne. Jakob, bester Freund von Kindertagen an hat Krebs und Prometheus verspricht ihm, sein Bestes zu tun, damit er wieder gesund wird. Doch dann überrollt Jakob die Krankheit und stirbt, zurück bleibt der trauernde Freund, der mit Gewissensbissen kämpft. Er flieht vor der Familie, den Freunden und den Konsequenzen mit dem Auto von seinem Wohnort an der Ostsee nach Dänemark und fühlt sich wie ein Mauersegler, der nicht mehr allein vom Grund wegfliegen kann, wenn er geschwächt gelandet ist.

Die Autorin beschreibt einfühlsam die Gefühlswelt von Prometheus, der sich die Schuld am Tod seines Freunds gibt. Voller Verzweiflung kämpft er gegen das mächtige Verlangen an, Jakob ins Jenseits zu folgen. Die Schuld drückt ihn nieder, seine Gedanken wandern in die Vergangenheit, nicht nur zu schönen gemeinsamen Zeiten, sondern auch zu Abenteuern, die mit körperlichen Verletzungen endeten, bei denen sie aber immer füreinander da waren.

Erst im Laufe der Zeit erfuhr ich als Leserin, warum Prometheus sich selbst anklagt. Durch Zufall trifft er am Strand in Dänemark auf zwei ältere Frauen, die eine Pferdezucht betreiben und einige Gästezimmer anbieten. Die beiden begegnen ihm aufgeschlossen und geben ihm den nötigen Freiraum sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen, während sie unaufdringlich für ihn da sind. Bei ihnen begegnet er einer naturverbundenen Lebensweise mit Kenntnissen, welche alt und bewährt sind und manchmal mystisch.

Die Autorin kennt sich in der Sterbe- und Trauerbegleitung aus und daher sind ihre Beschreibung der Auseinandersetzung von Prometheus mit dem Tod des Freundes authentisch. Ihr Schreibstil berührt tief und dennoch gelingt es ihr in bestimmten Situationen einen heiteren Tonfall anzuschlagen und damit die ergreifende Stimmung des Romans aufzulockern. Als studierte Biologin spürte ich Jasmin Schreibers Zuneigung für Flora und Fauna, denn sie bindet Wissenswertes und Unterhaltsames beispielsweise über Pferde und Mauersegler in ihre Geschichte ein. Wer den Roman „Marianengraben“ der Autorin gelesen hat, erlebt eine kurze Erinnerung an eine der Figuren in der Erzählung.

Mit ihrem Roman „Der Mauersegler“ schafft Jasmin Schreiber es erneut, mich emotional zu berühren durch die Auseinandersetzung des Protagonisten mit einer abrupt endenden langjährigen Freundschaft und seine Mitverantwortung daran. Gerne empfehle ich den bewegenden Roman weiter.

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