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Veröffentlicht am 05.11.2020

Folge deinen Träumen und genieße dein Leben Tag für Tag

Für einen Sommer unsterblich
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Wenige Wochen lang scheint das Leben für Claudine, kurz Claude genannt, still zu stehen, nichts ist mehr wie sonst und nichts so wie erwartet. In ihrem Roman „Für einen Sommer unsterblich“ für Leser ab ...

Wenige Wochen lang scheint das Leben für Claudine, kurz Claude genannt, still zu stehen, nichts ist mehr wie sonst und nichts so wie erwartet. In ihrem Roman „Für einen Sommer unsterblich“ für Leser ab 14 Jahren erzählt die US-Amerikanerin Jennifer Niven die Geschichte ihrer 18-jährigen Protagonistin in dem Zeitraum kurz vor deren High School Abschluss bis hin zum Studienbeginn. Sie lässt Claude selbst erzählen, so dass ich als Leser ganz dicht an der Figur war.

Kurz vor ihrer Abschlussfeier erfährt Claude, die in einer Kleinstadt in Ohio lebt, dass sich ihre Eltern scheiden lassen. Zunächst soll sie darüber nach außen hin noch Stillschweigen bewahren. Ihre Mutter entscheidet sich, vorläufig auszuziehen und mit Claude gemeinsam auf einer Insel vor der Küste Georgias den Sommer zu verbringen. Die Pläne von Claude für ihre Sommerferien sind hinfällig. Ihre Laune verschlechtert sich noch mehr als sie erfährt, dass ihre langjährige beste Freundin sich verliebt hat. Eher widerwillig folgt sie ihrer Mutter und begegnet auf der Insel Jeremiah, von dem sie sich auf eine ganz neue Weise wahrgenommen fühlt.

Jennifer Niven schreibt auch in dieser Geschichte erneut sehr gefühlsbetont. Sie bringt deutlich zum Ausdruck wie falsch sich das Leben für Claude plötzlich anfühlt, nachdem sie von der Scheidung erfahren hat. Ihre Protagonistin schimpft mit sich selbst, weil sie keinerlei Anzeichen wahrnahm, obwohl sie sich mit beiden Elternteilen sehr gut versteht. Auf die Zeit nach der High School, in der es Abschied nehmen von zu Hause, sich eine neue Umgebung erschließen und neue Freunde finden heißt, hat sie sich emotional vorbereitet. Die Entscheidung ihrer Eltern trifft sie unerwartet und macht sie traurig und wütend, weil sie machtlos ist, etwas dagegen zu unternehmen. Das Geständnis ihrer Freundin bringt sie ins Grübeln und macht sie sprachlos. Sie fühlt sich nicht mehr wahrgenommen und benötigt Zeit zu erkennen, dass sie selbstbewusster werden muss.

Als sie Jeremiah kennenlernt hält sie ihn zunächst für besserwisserisch, doch er begegnet ihr mit Zuneigung und Nonchalance. Beide finden eine gemeinsame Basis darin, sich nicht ineinander zu verlieben, aber den Sommer in jeder ihnen gebotenen Art zu genießen. Einige Inselbewohner stehen Jeremiah aufgrund seiner Vergangenheit skeptisch gegenüber. Hierin zeigt die Autorin die Schwierigkeit, sein Leben zu ändern und sein früheres Image hinter sich zu lassen.

In ihren Roman lässt Jennifer Niven eigene Erfahrungen einfließen, wie aus dem Dankeswort am Ende des Buchs zu erfahren ist. Die Figuren handeln authentisch, die widerstreitenden Gefühle von Claude fand ich nachvollziehbar. Aber dennoch fehlt der Geschichte ein gewisser Schwung oder etwas Spannung im Hintergrund. Fast von Beginn an ist klar, dass das Leben von Claude sich Studienbeginn drastisch verändern wird, ganz egal wie sie ihren Sommer gestaltet. Die Ausführungen des Insellebens ziehen sich stellenweise durch Belanglosigkeiten.

In ihrem Roman „Für einen Sommer unsterblich“ zeigt Jennifer Niven erneut ihre einfühlsame Art zu schreiben. Anhand der 18-jährigen Claude verdeutlicht sie, dass man seinen Wünschen und Träumen folgen und jeden Tag seines Lebens genießen soll. Gerne empfehle ich das Buch an junge Leser und Erwachsene weiter.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

Für alle, die am Leben zum Ende des 1. Jahrtausends interessiert sind

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
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Der historische Roman „Kingsbridge – Der Morgen einer neuen Zeit“ ist die Vorgeschichte der mit diesem Buch auf vier Bände angewachsenen Bestseller-Reihe „Kingsbridge“ des Engländers Ken Follett. Der Roman ...

Der historische Roman „Kingsbridge – Der Morgen einer neuen Zeit“ ist die Vorgeschichte der mit diesem Buch auf vier Bände angewachsenen Bestseller-Reihe „Kingsbridge“ des Engländers Ken Follett. Der Roman beginnt im Jahr 997 und schildert die Handlungen der Protagonisten in den darauffolgenden zehn Jahren.

An der englischen Küste sind die Wikinger gefürchtet, die vom Meer her die Dörfer überfallen, Bewohner zum Verkauf als Sklaven entführen, Werthaltiges mitnehmen und schließlich Haus und Hof anzünden. Auch im kleinen Ort Combe kommt es zu einem solchen Angriff. Der nach Unabhängigkeit von seinem Elternhaus suchende, bald 18-jährige Edgar bemerkt in der Nacht des Überfalls die Boote der Wikinger als Erster und es gelingt ihm, die Glocke des Klosters zur Warnung der Bewohner zu läuten. Für viele ist es jedoch zu spät, auch das Elternhaus von Edgar geht in Flammen auf und sein Vater, ein Bootsbauer, wird getötet.

Der englische Adel war damals verpflichtet, die Bewohner zu schützen. Zum Ausgleich ihres Eigentums erhalten die Mutter und die drei Brüdern daher einen unrentabler Bauernhof in Dreng’s Ferry, dem späteren Kingsbridge, zugewiesen. Der Ort besteht zu diesem Zeitpunkt aus wenigen Häusern, einer Schenke und einer Kirche besteht. Nur eine Fähre führt über den Fluss, keine Brücke.

Währenddessen hat sich Ragnhild, die Tochter des Grafen von Cherbourg, in der Normandie darauf eingestellt, dass für sie ein passender Gatte gesucht wird. Die gebildete und manchmal überheblich wirkende junge Frau möchte eine Partnerin für ihren Gemahl sein, doch das entspricht nicht den Konventionen ihrer Zeit. Als sie den Aldermann von Shiring trifft, der Herr über einen Teil Westenglands ist, entwickelt sie tiefere Zuneigung zu ihm.

Wie Ken Follett selber im Nachwort schreibt, gibt es wenig Schriftliches aus der Zeit des 10. Und 11. Jahrhundert. Weil die Gebäude meistens aus Holz bestanden, ist auch hier wenig Anschauungsmaterial zu finden. Und dennoch gelingt es dem Autor den Alltag so zu beschreiben, dass ich mir ihn als Leser sehr gut vorstellen konnte. Das einfache Volk ist von den Entscheidungen ihrer Herrschaft abhängig, Ränke und Intrigen sind an der Tagesordnung, Verschwörungen und immer neue mündlich ausgehandelte Verträge unter Partnern, die sich je nach Interessenlage zusammenfinden, sind üblich.

Das tägliche Leben zu meistern ist für alle hart, egal welcher gesellschaftlichen Schicht sie angehören. Wechselhaftes Wetter und Ungeziefer, die sich auf die Ernte auswirken sowie Krankheiten, für die keine Heilmöglichkeit bekannt ist, reduzieren die Bevölkerung. Hinzu kommen die Gefahren durch vagabundierende Banden und Überfälle durch die Wikinger, die mit ihren schnellen Booten von See aus überraschend angriffen. Nicht allen Landstrichen in England ging es gleichmäßig gut, so blickten die Menschen aus Wales und Cornwall mit Neid auf die in östlicheren Gebieten angesiedelten reicheren Engländer. Dadurch, dass ein Teil des Romans in Frankreich spielt, und durch die Figur der an vielen Dingen interessierten Ragnhild stellt Ken Follett einige politische und gesellschaftliche Unterschiede zu England heraus.

In seinem historischen Roman „Kingsbridge – Der Morgen einer neuen Zeit“ versteht es Ken Follett ein weiteres Mal die damalige Zeit auf seine gekonnte Weise lebendig werden zu lassen. Dabei legt er sehr viel Wert auf Details. Seine gut beschriebenen und dadurch vorstellbaren Figuren, deren Charakter eher statisch ist, agieren in der Zeit um das Jahr 1000. Die Kenntnis der übrigen Bücher der Kingsbridge Serie ist für das Lesen nicht erforderlich. Der Roman ist eine Empfehlung für alle Fans der Reihe, aber auch für diejenigen, die am Leben zum Ende des ersten Jahrtausends interessiert sind.

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Veröffentlicht am 03.11.2020

Aufregender und anregender Thriller

Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst.
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Im Psychothriller „Die App“ beschäftigt Arno Strobel sich mit Smart Home Systemen, die sich in unseren Haushalten zunehmend verbreiten. Sie verfügen über immer mehr Funktionen und sind idealerweise auch ...

Im Psychothriller „Die App“ beschäftigt Arno Strobel sich mit Smart Home Systemen, die sich in unseren Haushalten zunehmend verbreiten. Sie verfügen über immer mehr Funktionen und sind idealerweise auch über eine Handy-App zu steuern. Viele sind aufgrund der Beteuerungen der Hersteller überzeugt davon, dass das System absolut sicher ist. An die Möglichkeit eines Hacks möchten und wollen wir nicht glauben. Was aber, wenn jemand sich auf illegale Weise Zugang verschafft hat?

Der Autor zeigt zunächst, wie wunderbar einfach das System genutzt werden kann. Sein Protagonist Hendrik, ein Hamburger Arzt, und Linda wohnen gemeinsam in einem Eigenheim in Hamburg und bemerken an einem gemütlichen Abend, eine Woche vor ihrer Eheschließung, ein kurzes Aufflackern des Lichts. Beide ordnen dem Vorkommnis keine tiefere Bedeutung bei, doch es ist der Beginn turbulenter Ereignisse, denn am nächsten Morgen ist Linda unauffindbar verschwunden.

Als Leser ahnte ich schon durch den Prolog, dass es im Verlauf des Geschehens um Leben und Tod gehen wird. Geschickt setzt Arno Strobel seine weiteren Figuren so, dass es schwierig ist zu unterscheiden, wer auf der Seite von Hendrik steht und zur Aufklärung des Verschwindens von Linda beitragen möchte und wer die Begebenheiten vertuschen und sogar verharmlosen will. Immer wieder drehte und wendete sich meine Ansicht darüber, wer Gutes und wer Böses tut.

Zwar ist das Thema des Smart Home Systems nicht mehr ganz neu, aber der Autor verknüpft es mit einem weiteren Anliegen, das ihm wichtig ist. Der Psychothriller „Die App“ funktioniert durch Zufall, menschlichem Versagen und den Tücken der Technik und ist so gekonnt konstruiert, dass er bis zum Ende mit Spannung aufwartet und mich als Leser in seinen Bann zog. Die zunehmend angespannte Situation, in der Hendrik sich befindet, konnte Arno Strobel nach außen transportieren. Die immer wieder eingeschobenen Kapitel, in denen eine parallele lebensgefährdende Handlung geschildert wird, sorgten für kleine Cliffhanger, die die Spannungskurve zusätzlich erhöhte und aufrechterhielt. Nach dem Lesen sieht mancher das Smart Home mit anderen Augen. Das Buch ist ein Muss für Arno Strobel-Fans und eine Empfehlung für ein aufregendes und anregendes Lesen für jeden Thrillerfan.

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Veröffentlicht am 28.10.2020

Auftakt der Dilogie der Drei-Städte-Saga Hamburg, Köln und San Remo

Und die Welt war jung
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Der Roman „Und die Welt war jung“ von Carmen Korn spielt im Zeitraum von 1950 bis 1959 und nimmt drei Familien in den Mittelpunkt, die verwandt beziehungsweise miteinander befreundet sind. Es ist ein Jahrzehnt, ...

Der Roman „Und die Welt war jung“ von Carmen Korn spielt im Zeitraum von 1950 bis 1959 und nimmt drei Familien in den Mittelpunkt, die verwandt beziehungsweise miteinander befreundet sind. Es ist ein Jahrzehnt, in dem Deutschland geprägt ist vom Wiederaufbau bis hin zum zaghaften Anfang einer Frauen- und Friedensbewegung. Das Schlagwort „Wirtschaftswunder“ wird für diese Zeit oft benutzt, um das schnelle Wachstum der damaligen Wirtschaft auszudrücken. Carmen Korn verknüpft ihre Erzählung eng mit ihren Figuren, die in Hamburg, Köln und San Remo leben. Auch hier zeigt sich, wie die handelnden Personen durch die dem Wandel unterliegende Umgebung geprägt werden.

Der Galerist Heinrich und Gerda Aldenhoven wohnen mit ihren jungen erwachsenen Kindern Ursula und Ulrich und zwei alleinstehenden Kusinen von Heinrich in Köln. Zunächst wird der Alltag durch die angespannte finanzielle Situation des Haushalts beeinflusst, denn es wird noch wenig in Kunst investiert. Schon viele Jahre lang kennt Gerda ihre beste Freundin Elisabeth Borgfeldt, die mit ihrem Mann Kurt in Hamburg in einem Mehrparteienhaus lebt. Zum Haushalt gehört auch die verheiratete Tochter Nina und der Enkel Jan, dessen Vater als im Krieg verschollen gilt. Als Bankangestellter hat Kurt ein sicheres Einkommen, das wohlüberlegt ausgegeben werden möchte.

Heinrichs Schwester Margarethe ist mit dem italienischen Restaurator Bruno Canna verheiratet und wohnt mit ihm in San Remo. Das Ehepaar hat den jungen erwachsenen Sohn Gianni, der sich darauf vorbereitet in den Blumenhandel der Familie einzusteigen. Brunos Beruf bietet zwar den nötigen Abstand zu seiner Mutter, die als Patriarchin über ihre Familie wacht, doch keine Beschäftigungsgarantie.

Carmen Korn führt eine hohe Anzahl Personen durch die von ihr beschriebene Zeit. Um den Überblick zu behalten ist ein Personenverzeichnis und Stammbäume der Familien dem Roman vorgeschaltet. Bei der Vorstellung der Figuren gibt die Autorin einen kurzen Abriss über deren familiären beziehungsweise beruflichen Hintergrund. Das Jahr wird beim Jahreswechsel entsprechend angekündigt, die dann folgenden Kapitel sind mit Tag und Monat betitelt. Die drei Handlungsstränge werden kontinuierlich fortgesetzt und folgen den Handlungsorten.

Wie in ihrer Jahrhundert-Trilogie so findet sich auch in diesem Roman der eigenwillige Schreibstil der Autorin mit kurzen Kapiteln, verkürzten Sätzen und der zügig voranschreitenden Entwicklung durch einige Zeitsprünge. Darin spiegelt sich die Vergänglichkeit des Moments wider und die Chance zu Neuanfängen. Die Schatten des Kriegs sind in einigen Aspekten immer noch zu spüren, deutlich wird das vor allem bei Nina, die ihren Ehepartner vermisst. Über die Jahre hinweg wächst die Kaufkraft der Bevölkerung und jenseits der Grundversorgung kann langsam auch daran gedacht werden, sich darüber hinaus wieder etwas Schönes zu leisten. Aber alle Protagonisten haben ihre eigenen Sorgen und Nöte und auch jenseits des Krieges wird jung gestorben, was der ganzen Geschichte einen durchgehend melancholischen Touch verleiht.

Deutlich wird auch die Gebundenheit, vor allem der Frauen an die Gesetze und die Konventionen ihrer Zeit. In der Generation der Kinder der Paare, die im Fokus stehen, schafft Carmen Korn dementgegen das Bild der Frau, die im Beruf Erfüllung findet. Sie kennt die von ihr gewählten Orte aus eigener Erfahrung sehr gut, was den Schilderungen Authentizität verleiht. Immer wieder lässt sie den örtlichen Dialekt einfließen und beschriebt bei Mahlzeiten die regionale Küche. Daneben konnte ich über gerade aktuelle Filme, Musik und Bücher lesen. Die Geschichte spielt allerdings nur im städtischen Bereich, so dass die Nachkriegsentwicklung auf dem Lande außen vor bleibt. Die historischen Hintergründe sind bestens recherchiert. Einige Ausführungen innerhalb der fiktiven Handlungsstränge sind kleinteilig und führen zu wenigen Längen.

„Und die Welt war jung“ ist der Auftakt der Dilogie einer Drei-Städte-Saga von Carmen Korn, die im gewohnt rasanten Stil durch die 1950er Jahre dreier Familien führt, die in Hamburg, Köln und San Remo leben. Das Buch endet mit einem Cliffhanger, der mich auf die baldige Fortsetzung hoffen lässt. Für alle Carmen Korn-Fans ist der Roman ein Muss, gerne empfehle ich ihn allen Lesern, die historische Romane aus dem letzten Jahrhundert mögen.

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Veröffentlicht am 28.10.2020

Abwechslungsreiche, unterhaltsame All-Age Fantasy ab 10 Jahren

Brombeerfuchs – Das Geheimnis von Weltende
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Dem „Brombeerfuchs“ kommt in der gleichnamigen Fantasy ab zehn Jahren der in Berlin lebenden Autorin Kathrin Tordasi nur eine Nebenrolle zu, denn Portia Beale und Ben Rees, beide 12 Jahre alt, sind die ...

Dem „Brombeerfuchs“ kommt in der gleichnamigen Fantasy ab zehn Jahren der in Berlin lebenden Autorin Kathrin Tordasi nur eine Nebenrolle zu, denn Portia Beale und Ben Rees, beide 12 Jahre alt, sind die Protagonisten der Geschichte. Gemeinsam entdecken die beiden „Das Geheimnis von Weltende“, wie es auch im Untertitel des Buches heißt.

Weil es ihrer Mutter nicht gutgeht, fährt die in London lebende Portia zwei Wochen in ihren Sommerferien zu ihren Großtanten Bramble und Rose, von denen die eine Autorin und die andere Lektorin ist. Die beiden wohnen in dem kleinen Ort Trefriw in Nordwales. Erst sind es nur einige kleine seltsame Begebenheiten, die Portia in ihrer neuen Umgebung auffallen, doch als Ben, der der Sohn der örtlichen Buchhändlerin ist, nicht zu einem vereinbarten Treffen kommt, folgt sie dem Fuchs Robin zu einer alten verschlossenen abseits gelegenen Tür inmitten eines von Gebüsch überzogenen Mauerrests.

Mittels eines Schlüssels, den Portia kurz zuvor aufgrund ihrer Neugier im Haus der Tanten gefunden hat, ist es ihr möglich, die Tür zu öffnen, die einen Weg freigibt zu einer magischen Welt. Doch davon ahnt Portia zunächst nichts, denn das nötige Wissen über die Anderswelt ist über die Jahre und Jahrzehnte hinweg abhandengekommen. Ben ist zunächst unbedarft, als ein magisches Wesen ihm und Rose darüber Bescheid gibt, dass das Portal geöffnet wurde und nun unmittelbares Handeln nötig ist. Nur wenige wissen, dass das Ende der sichtbaren und unsichtbaren Welt vielleicht kurz bevor stehen könnte.

Zu Beginn gibt Kathrin Tordasi dem Leser im Prolog anhand einer kurzen Fantasiegeschichte einen kurzen Einblick in die mysteriöse Anderswelt, in der für die Waliser seit jeher die Feen wohnhaft sind. Dadurch baute sie gleich von Anfang an eine gewisse Spannung auf, denn der Zutritt zu dieser magischen Welt bedeutet große Gefahr. Als es nun Portia gelang, die Tür zu öffnen, befürchtete ich das Schlimmste.

Die Autorin hat ihre Charaktere gut ausformuliert. Portia und Ben sind noch unerfahren darin, zwischen verschiedenen, ihnen gebotenen Möglichkeiten abzuwägen. Die magische Welt, die sie bisher nur aus Büchern kannten, erscheint ihnen wie ein Traum. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ihre Menschenkenntnis hier wenig ausreichend ist, um all die Stolpersteine zu erkennen, die ihnen im übertragenen Sinne in der Anderswelt durch die fabelhaften Wesen in den Weg gelegt werden. Während Ben eher mehr geerdet wirkt, lässt Portia sich immer wieder durch ihren Vorwitz und ihre Lebensfreude zu spontanen Aktionen verleiten, die der Erzählung zu neuen Wendungen verhelfen. Auch durch die Angst mancher Figur oder ihrer Sprunghaftigkeit erreicht die Autorin es, ihrer Geschichte unerwartete Richtungsänderungen zu verleihen. Jedem Leser gibt sie mit auf den Weg, dass ein starker Zusammenhalt, Absprache und Aufgabenverteilung in einer Gruppe eher und schneller zum gemeinsamen Ziel führen.

Mit viel Einfühlungsvermögen spielt Kathrin Tordasi mit dem Wissen um den Tod, der auch für die ansonsten unsterblichen Wesen in der Zwischen- und Anderswelt durch Magie möglich ist. In Zwischenspielen wendet sie ihren Blick kurz ab von den Protagonisten und vermittelte mir als Leser weitere Einsichten jenseits der uns bekannten Welt. An der ein und anderen Stelle lässt sie kurze Vergleiche mit anderen Wunderwelten durch die Nennung bekannter fantastischer Literatur einfließen.

„Der Brombeerfuchs“ von Kathrin Tordasi ist abwechslungsreich, unterhaltsam und lesenswert geschrieben. Das Buch ist geeignet ab 10 Jahren, eigentlich aber eher eine All-Age-Geschichte, die ich gerne weiterempfehle. Weil mich diese Fantasy rundum begeistern konnte, wünsche ich mir eine Fortsetzung oder zumindest weitere Erzählungen der Autorin.

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