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Veröffentlicht am 20.09.2020

Roman, der auf dem Drehbuch des gleichnamigen Films basiert, mit eigenen Handlungssträngen

Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis
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Der Roman „Oktoberfest 1900“ von Petra Grill basiert auf der Idee des Drehbuchs zum gleichnamigen ARD Mehrteiler, jedoch ist die Handlung in Teilen voneinander abweichend. Der Untertitel des Buchs „Träume ...

Der Roman „Oktoberfest 1900“ von Petra Grill basiert auf der Idee des Drehbuchs zum gleichnamigen ARD Mehrteiler, jedoch ist die Handlung in Teilen voneinander abweichend. Der Untertitel des Buchs „Träume und Wagnis“ deutet an, dass die beiden Protagonistinnen Colina und Clara ihre jeweils eigene Vorstellung einer lebenswerten Zukunft haben und dass die Umsetzung ihrer Wünsche damit verbunden ist, Risiken einzugehen.

Man schreibt das Jahr 1900. Die Berufsgruppe hat grundsätzlich kein festes Einkommen, die Entlohnung besteht in den Trinkgeldern der Wirtshausbesucher und für Dienste, die die Biermadl den Gästen nebenher anbieten. Die Frauen sind austauschbar, denn besondere Kenntnisse sind zur Ausübung des Berufs nicht nötig. Für Colina steht fest: sie möchte eine neue Chance in einem Job mit festem Einkommen. Mit List und Tücke schafft sie es, eine Stelle im Haus des fränkischen Bierbrauers Prank als Gouvernante seiner 19-jährigen Tochter Clara zu ergattern. Clara hat gerade das Mädchenpensionat in Nürnberg beendet. Es ist zu erwarten, dass ihr verwitweter Vater ihr in der nächsten Zeit geeignete Heiratskandidaten zuführen wird und so ihre Zukunft an der Seite eines gutsituierten Ehemanns voraussehbar ist. Doch das ist nicht im Sinne der eigenwilligen Clara.

Schon bald nach Beginn des Romans geschieht ein ungewöhnlicher Mordfall, denn im Vorfeld des anstehenden Oktoberfests wird der am Hals angenagte Kopf eines Brauereibesitzers und Schankwirts gefunden. Ein Täter ist schon bald gefunden, aber die Schuld ist zweifelhaft. Es ist interessant, die damalige Arbeitsweise der Polizei zu verfolgen, die in diesem Roman einiges zu tun erhält. Eine Beweisführung ohne Zeugen ist schwierig, mit Gewaltanwendung ist man schnell zur Hand.

Neben einer unterhaltsamen, teils amüsanten Handlung, thematisiert Petra Grill hier auch die Rechte der Frauen, die Colina gegenüber ihrem Wirtshauschef vertritt. Sie zeigt aber auch, welche Rechte ein Ehemann gegenüber seiner Frau hat und wie gering die Chancen einer Frau sind, sich aus einer gescheiterten Ehe zu lösen. Die Autorin verdeutlicht, dass junge Erwachsene länger als heute abhängig waren von der Entscheidung ihrer Eltern in Bezug auf eine Heirat und ebenfalls bei anderen existenziellen Erwägungen waren.

Im Laufe der Geschichte stellt sich immer mehr heraus, dass der Bierausschank zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem Politikum wurde. Was hier nur fiktiv dargestellt wird, basiert auf realen Begebenheiten, die dazu führten, dass ein Nürnberger Wirt der Betreiber einer großen Festhalle auf dem Oktoberfest in München wurde.

Petra Grill schafft in ihrem Roman „Oktoberfest 1900“ realistisch vorstellbare Figuren und Ereignisse. Ihre Figuren erleben Höhen und Tiefen, deren Handlungen sind nicht immer lobenswert, aber immer wieder überraschend. Für mich war es erstaunlich, welche Bedeutung und welchen Umfang das Oktoberfest zur damaligen Zeit hatte. Die Autorin konnte mir die Stimmung einer feierfreudigen Münchner Gesellschaft, die ihre Tradition mit allen Rechten und Gesetzen hochhält, sehr gut vermitteln. Gerne empfehle ich den Roman an alle Leser von historischen Romanen weiter.

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Veröffentlicht am 15.09.2020

Ein Roman gegen das Vergessen über ein heldenhaftes Mädchen im Zweiten Weltkrieg

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
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„Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete“ ist ein Roman für Jugendliche ab 13 Jahre, der unbedingt auch von Erwachsenen gelesen werden sollte. Autorin des Buchs ist die US-Amerikanerin Sharon Cameron, ...

„Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete“ ist ein Roman für Jugendliche ab 13 Jahre, der unbedingt auch von Erwachsenen gelesen werden sollte. Autorin des Buchs ist die US-Amerikanerin Sharon Cameron, die die Geschehnisse auf Basis der realen Geschichte der Polin Stefania Podgorska schildert.

Stefania, von Freunden Fusia gerufen, ist auf dem Land groß geworden. Die in der nahe gelegenen Stadt Przemysl im Südosten Polens lebenden älteren Schwestern besorgen ihr auf ihren Wunsch hin eine Stellung vor Ort in einem Lebensmittelgeschäft als sie 13 Jahre alt ist. Der Laden wird von der jüdischen Familie Diamant betrieben. Sie selbst ist Katholikin und fühlt sich im Kreis der Familie sehr gut aufgehoben. Im Laufe der Jahre verliebt sie sich in einen der Söhne der Diamants. Doch dann bricht im September 1939 der Zweite Weltkrieg aus, in Przemysl wird ein Ghetto für Juden errichtet, in das die Familie Diamant umziehen muss. Unter Androhung von Strafe ist es strengstens verboten den Juden zu helfen. Doch Stefania schafft es mit Hilfe ihrer zehn Jahre jüngeren Schwester, die inzwischen bei ihr lebt, für 13 von ihnen im übertragenen Sinne, ein Stück Welt zu retten.

Ich war tief beeindruckt über die uneigennützigen Handlungen von Stefania, deren Tun allein auf Menschlichkeit beruht. Im Nachwort der Autorin beschreibt sie auf wenigen Seiten die tatsächlichen Ereignisse, untermalt von einigen Fotos auf denen Stefania, ihre Schwester und andere Akteure zu sehen sind. Obwohl ich vorher bereits im Internet nach einem kurzen Aufriss von Stefanias Leben nachgeschaut hatte, war ich dennoch von der Geschichte überrascht, denn Fusia agierte immer beherzt. Glücklicherweise war mir auch in den spannendsten Situationen bewusst, dass sie alles überlebt hat,

Die Autorin lässt Fusia im Buch selbst erzählen. Trotz ihrer Angst, stellte sie sich jeder Herausforderung und von denen gab es letztlich genug. Immer wenn ich dachte, dass vielleicht ein wenig mehr Ruhe in Stefanias Umgebung einkehren und endlich die Gefahr der Entdeckung abnehmen würde, geschah wieder etwas völlig Unerwartetes. Dabei darf man nie vergessen, dass es sich tatsächlich mehr oder weniger so ereignet hat. In einem Internetvideo mit einem Interview mit Stefania konnte ich mich überzeugen, dass der Autorin die Darstellung des Charakters im Roman treffend gelungen ist.

Man spürt, dass Sharon Cameron selbst von der Geschichte berührt ist. Dank ihrer sehr guten Recherche lässt sie ein lebendiges Bild der damaligen Geschehnisse entstehen. Neben der Courage, die Stefania immer wieder zeigt, ist die Verzweiflung der Juden aus ihren Worten und Taten deutlich zu spüren.

„Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete“ von Sharon Cameron ist ein Roman gegen das Vergessen über ein Mädchen, das sich heldenhaft im Sinne der Nächstenliebe im Zweiten Weltkrieg eingesetzt hat und den Ehrentitel der „Gerechten unter den Völkern“ verliehen bekommen hat. Daher empfehle ich das Buch sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Stimmt nachdenklich darüber, was Heimat und damit verbunden Familie bedeutet

Jahresringe
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Der Debütroman von Andreas Wagner heißt „Jahresringe“ und Jahresringe sind es auch die Leonore ihrem etwa elfjährigen Sohn Paul zeigt an einem Nachmittag Mitte der 1970er Jahre im Bürgewald von Lich-Steinstrass, ...

Der Debütroman von Andreas Wagner heißt „Jahresringe“ und Jahresringe sind es auch die Leonore ihrem etwa elfjährigen Sohn Paul zeigt an einem Nachmittag Mitte der 1970er Jahre im Bürgewald von Lich-Steinstrass, zwei kleiner Ortschaften in der Nähe von Jülich. Die beiden zählen zu den Protagonisten der Geschichte. Paul bewundert das Alter der Bäume von denen er nicht ahnen kann, dass sie schon wenige Jahre später dem Braunkohletagebau im Abbaugebiet Hambach weichen müssen. Der Bürgewald ist bei den Doppelortbewohnern auch bekannt für seine vielen Maiglöckchen von denen eines das Cover des Buchs dekorativ ziert.

Der Roman setzt sich aus drei Teilen zusammen. Der erste spielt in den Jahren 1946 bis 1964 und schildert die Ankunft der 13-jährigen Ostpreußin Leonore in Lich-Steinstrass und ihr Leben von der Zeit als Verkäuferin in einer Moppenbäckerei an bis zur Geburt ihres Sohns Paus. Im zweiten Teil, der von 1976 bis 1986 spielt, steht Paul und seine Freundschaften im Vordergrund. Der letzte Teil nimmt dann Pauls Kinder Jan und Sarah in den Jahren 2017 und 2018 in den Fokus, die sich im Hambacher Forst mit gegensätzlichen Meinungen zur Abholzung gegenüberstehen.

Andreas Wagner schenkt mit „Jahresringe“ dem Leser einen Roman mit vielen Fakten und Geschichten rund um das alte und neue Doppeldorf Lich-Steinstrass. Dabei greift er regionale Besonderheiten auf wie beispielsweise das Backen von Moppen, einem Lebkuchenplätzchen, dass über die Gegend hinaus aufgrund ihres leckeren Geschmacks bekannt war und auf vielen Jahrmärkten der Umgebung angeboten wurde. Auch andernorts und in Holland war das Gebäck bekannt, doch mit einer anderen Rezeptur. Er nimmt den Leser mit in den Bürgewald, der früher den Anwohnern auf mehrfache Weise genutzt wurde und dadurch eine Nahrungsgrundlage bot. Im Laufe der Jahre zeigt der Autor, wie sich seine Bedeutung geändert hat.

Auch die Menschen des Orts haben sich über die geschilderten Zeiten hinweg geändert, doch einiges ändert sich nicht. Dem Flüchtlingsmädchen Leonore wird ähnlich wie den Flüchtlingen heute Misstrauen entgegengebracht. Hier wirft sich die Frage auf, was Heimat und damit verbunden Familie ist und dem Einzelnen bedeutet. In Lich-Steinstrass wird die Frage Ende der 1970er Frage existenziell als es darum geht, den Doppelort umzusiedeln. Der finanzielle Aspekt der Abfindung, die überaus fair gehandhabt wurde, wie mir, die 1983 vor Ort und im Tagebau war, in Erinnerung ist, tritt dahinter zurück. Einige Bürger verschuldeten sich dennoch, weil sie über die Abfindung hinaus prächtige Neubauten anstrebten, um sich damit von ihren Nachbarn abzuheben.

Beim Thema Hambacher Forst stellt Andreas Wagner Schwester und Bruder mit verschiedenen Meinungen gegenüber und verdeutlicht so, wie schwierig es in der Region ist, über den Braunkohletagebau zu urteilen. Fließende, milde Übergänge zwischen Fiktion und Realität gelingen dem Autor leider nicht immer. Manches wirkt konstruiert, Handlungen waren mir manchmal nicht realistisch genug begründet und daher für mich wenig nachvollziehbar. Dennoch habe ich mich gefreut mit dem Roman „Jahresringe“ eine Geschichte zu lesen, die unweit meiner Heimat spielt und vom Thema des Tagebaus der Braunkohle längst bei uns in Erkelenz zum Alltag gehört. Das Buch transportiert auf diese Weise eine wichtige Angelegenheit an die Öffentlichkeit und sollte daher gelesen werden.

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Veröffentlicht am 01.09.2020

Bewegende, intensive Geschichte, die in Erinnerung bleibt

Zugvögel
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Der Roman „Zugvögel“ der Australierin Charlotte McConaghy ist eine Dystopie und spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der Tiere mit Ausnahme von Haustieren fast ausgestorben sind. Die Autorin ...

Der Roman „Zugvögel“ der Australierin Charlotte McConaghy ist eine Dystopie und spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der Tiere mit Ausnahme von Haustieren fast ausgestorben sind. Die Autorin ist eine erfolgreiche Fantasyautorin, mit diesem Buch legt sie ihr literarisches Debüt vor.

Die 34-jährige Franny hat in ihrem Leben manchen Schicksalsschlag verkraften müssen. Das Meer hat sie immer geliebt und den Nervenkitzel, den potentielle Gefahr mit sich bringt. Jetzt ist sie nach Grönland gefahren, um von dort aus den letzten Küstenseeschwalben nach Süden zu folgen. Dazu hat sie drei Vögel einer dortigen Kolonie mit einem Peilsender ausgestattet. Hochseefischerei steht kurz vor dem endgültigen Verbot, doch in der ostgrönländischen Stadt Tasiilaq gelingt es ihr, den Kapitän eines Fischerboots davon zu überzeugen, sie mitzunehmen unter dem Verweis, dass die Seeschwalben letzte Heringsschwärme auffinden werden.

Frannys Motiv, den Zugvögeln zu folgen, ist ihr selbst nicht wirklich klar. Indem sie sich um die Fahrt auf einem Fischerboot bewirbt setzt sie sich über ihre eigenen Überzeugungen hinweg, denn ihr liegt der Artenschutz am Herzen, dem die Überfischung der Meere entgegensteht. Die Mitglieder der Crew sind unverwechselbare Charaktere, an ihrer Seite wird die Reise zum Abenteuer. Ihre bewegte Vergangenheit begleitet Franny an Bord und lässt sie auch dort nicht ruhen. Immer wieder gleiten ihre Gedanken zu bestimmten bewegenden Ereignissen in ihrem Leben.

Charlotte McConaghy lässt die Protagonistin ihre Geschichte in der Ich-Form erzählen. Bereits auf der ersten Seite deutet sie die Ruhelosigkeit von Franny an, die immer wieder zu Abschieden und Neuanfängen führt. Für ein Erlebnis in diesem Zusammenhang, dass sich ereignete als sie zehn Jahre alt war, gibt sie sich die Schuld, weil sie glaubt, dass sie dadurch den Kontakt zu ihrer Mutter verloren hat. Dennoch ist sie weiterhin rastlos. Die Autorin findet Worte voller Klarheit, teils poetisch, um das Geschehen auszudrücken.

Obwohl ein Teil des Romans auf begrenztem Raum an Bord des Boots mitten im Ozean spielt, sorgen die ungewöhnlichen Figuren, deren Lebensgeschichte sich für mich mit und mit durch die Gespräche Frannys mit den Crewmitgliedern erschloss, für Abwechslung. Charlotte McConaghy beschreibt die täglich anfallenden Tätigkeiten auf dem Fischerboot, bei denen auch Frannys Mithilfe von Anfang an gefordert wird und ließ mich dabei die Kraft des Meeres beim Wellengang und die Unabdingbarkeit von Teamarbeit beim Verrichten der schweren Arbeit durch ihren Sprachstil förmlich spüren.

Die Autorin thematisiert den Klimawandel auf eine ganz eigene Weise, die fesselnd ist, atmosphärisch dicht, die mich mitleiden ließ und neugierig machte auf die in der Vergangenheit der Protagonistin verborgenen Geheimnisse, so dass sich ein schneller Fluss des Lesens ergab.

Franny begleitet dank ihrer starken Willenskraft im Roman „Zugvögel“ von Charlotte McConaghy Küstenseeschwalben auf der längsten Reise ihres Lebens. Die Fahrt auf dem Hochseefischerboot steht symbolisch auch für das Leben der Protagonisten mit vielen Höhen und Tiefen. Gerne empfehle ich diese bewegende, intensive Geschichte, die in Erinnerung bleibt, weiter.

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Veröffentlicht am 01.09.2020

Heiter bis wolkige RomCom für unterhaltsame Lesestunden

Aus allen Wolken fällt man auch mal weich
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Der Roman „Aus allen Wolken fällt man auch mal weich“ ist das Debüt der in Köln lebenden Autorin Valerie Korte. Bei allen Höhen und Tiefen, die die Protagonistin Julia Brass in der Geschichte durchläuft, ...

Der Roman „Aus allen Wolken fällt man auch mal weich“ ist das Debüt der in Köln lebenden Autorin Valerie Korte. Bei allen Höhen und Tiefen, die die Protagonistin Julia Brass in der Geschichte durchläuft, habe ich darauf gehofft, dass der Titel hält was er verspricht und die Erzählung zu einem guten Ende führt, wie es typisch für eine RomCom ist. Das Cover lädt dazu ein, Platz zu nehmen und es sich beim Lesen gemütlich zu machen. Der Einladung bin ich gerne gefolgt.

Julia ist erfolgreiche Unternehmerin und Influencerin. Im lässigen Style präsentiert sie ihre Armband-Kollektion auf Instagram, die sie entsprechend ihrem Alltag im Loft, an der Seite ihres gutaussehenden Ehemanns und ihrer fünfjährigen elfengleichen Tochter inszeniert. Leider ist davon eigentlich nur ihr Schmuck real. Seit der Trennung von ihrem Ex lebt sie mit ihrer Tochter Fee in einem kleinen Souterrain, immerhin mit Sitzgelegenheit im Hinterhof. Von hier hat sie die beste Aussicht auf das Nachbarhaus, in dem ein Bildhauer seine Werke schafft. Durch Zufall lernen sie sich kennen, doch eines Tages ist die Wohnung gegenüber leer, ihr Ex stellt Forderungen an Julia und der Absatz ihrer Kollektion stagniert. Julia benötigt kreative Ideen, um weiterhin ihren Lebensunterhalt mit ihrer Tochter finanzieren zu können.

Als Buchbloggerin mit Insta-Account fand ich das Thema des Romans besonders ansprechend. Valerie Korte war selbst Social-Media Managerin. Beim Lesen spürt man, dass die Autorin weiß, wovon sie schreibt. Ihre Postings sind denen nachempfunden, die auf Instagram zu lesen sind und realistisch. Dabei geht sie noch darüber hinaus und ließ mich als Leserin auch an dem teilhaben, was zwischen den Zeilen beim Posten nicht zu lesen ist und offenlegt, was Julia tatsächlich beim Erstellen des Posts empfindet. Das macht einen Teil dessen aus, was den Roman vielfach amüsant sein lässt. Dennoch ist die Erzählung nicht seicht, sondern beschäftigt sich unter anderem auch mit dem Problem, dass man als Influencer ständig in der Öffentlichkeit steht und dadurch glaubt, ein gewisses Bild aufrecht erhalten zu müssen, weil sonst ein Absprung der Follower droht und damit die Verkaufszahlen zurück gehen. In sehr kurzer Zeit droht die Geldnot.

Natürlich geht es in dieser RomCom auch um die große Liebe, die ebenfalls mit Julias Bild in der Öffentlichkeit verbunden ist. Die Schwierigkeit besteht darin, die fiktive Onlinewelt mit der Realität zu verknüpfen. Dabei stellt sich die Frage, wie viel Wahrheit der geliebte Mensch verträgt. Für Julia gibt es keine einfache Antwort darauf, für sie wird die Angelegenheit knifflig. Sie gerät in unangenehme Situationen, für die Valerie Korte immer wieder ideenreiche Lösungen findet.

„Aus allen Wolken fällt man auch mal weich“ ist ein heiter bis wolkiger Roman im locker-leichten Schreibstil mit sympathischen, aber auch einigen weniger angenehmen sowie undurchschaubaren Charakteren der für unterhaltsame Lesestunden sorgt. Gerne vergebe ich hierzu eine Leseempfehlung.

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