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Veröffentlicht am 14.06.2020

Kann Strafe eine Schuld vollständig tilgen?

Marta schläft
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Im Thriller „Martha schläft“ von Romy Hausmann steht Nadja, die seit einigen Jahren in einer großen Anwaltskanzlei in Berlin arbeitet, im Mittelpunkt der Geschehnisse. Sie ist in einem Wohnblock in Polen ...

Im Thriller „Martha schläft“ von Romy Hausmann steht Nadja, die seit einigen Jahren in einer großen Anwaltskanzlei in Berlin arbeitet, im Mittelpunkt der Geschehnisse. Sie ist in einem Wohnblock in Polen ohne Vater aufgewachsen, ihre Mutter Martha verdiente gerade genug, damit sie die Miete bezahlen und genug zu essen für sich und ihre beiden Kinder kaufen konnte. Für Nadja brach ihre Welt an dem Tag zusammen, als sie glaubte, dass Martha schlafen würde, sie jedoch tatsächlich verstorben war. Inzwischen lebt sie zurückgezogen in Berlin. Als eine ihrer Freundinnen sie um ihre Mithilfe bittet, um eine Straftat zu vertuschen, erklärt sie sich dazu bereit.

Die Geschichte spielt auf zwei zeitlichen Ebenen, einerseits im heutigen Berlin und andererseits schwenkt sie zu Ereignissen, die sich vor sechs Jahren zugetragen haben., darin ist Nelly, eine junge Gastwirtstochter, die Hauptfigur. Obwohl die Erzählungen zunächst nichts miteinander verbindet, verknüpfen sie sich später durch die handelnden Personen. Unterbrochen werden die Handlungsstränge von Briefen, deren Absender und Empfänger zunächst unbekannt bleiben.

Wie bereits bei ihrem Thriller-Debüt blickt Romy Hausmann auch diesmal wieder tief in die Abgründe der Psyche ihrer Figuren, die bisweilen unerwartet reagieren und die nach außen hin, anderen Personen gegenüber, ganz andere Eigenschaften zeigen, meist positiv besetzt. Die Autorin versieht ihre Figuren mit einer bewegten Vergangenheit durch die sie, vom Leben gezeichnet, Macken und Kanten aufweisen. Das ist überaus faszinierend, aber ich fand es diesmal nicht ganz so glaubhaft wie in „Liebes Kind“.

Von Beginn an ist es schwierig, zwischen Opfer und Schuldigen zu unterscheiden und das ist auch die Absicht der Autorin. Dadurch bleibt der Thriller immer auf einem spannenden Level, der auf neue Entwicklungen hoffen lässt und damit nicht enttäuscht.

Zurück bleibt die Frage, ob Strafe von Schuld befreien kann oder den Täter ein Leben lang begleiten wird. Der Thriller „Martha schläft“ von Romy Hausmann stimmt darüber nachdenklich und ist erschreckend aufgrund der geschilderten fiktiven Taten zu denen Menschen möglicherweise fähig sind. Gerne empfehle ich das Buch an alle Thrillerfans weiter.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Überzeugende Schilderung einer Nacht im quirligen lebendigen Berlin

Arbeit
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Das Buch „Arbeit“ ist ein in Szenen erzählter Roman von Thorsten Nagelschmidt. Die einzelnen Geschichten der enthaltenen Kapitel spielen alle innerhalb weniger Stunden in Berlin, von Freitag bis zum Samstagmorgen. ...

Das Buch „Arbeit“ ist ein in Szenen erzählter Roman von Thorsten Nagelschmidt. Die einzelnen Geschichten der enthaltenen Kapitel spielen alle innerhalb weniger Stunden in Berlin, von Freitag bis zum Samstagmorgen. Sie handeln von unterschiedlichen Figuren, die ihren Berufen oder ihrer Berufung nachkommen und ließen mich als Leserin tief eintauchen in die quirlige lebhafte nächtliche Welt der Großstadt.

Hier begegnete ich Drogenhändlern und Türstehern, einer Fahrradkurierin, dem Nachtportier eines Hostels, der Inhaberin eines Spätkaufs, Sanitätern, Polizisten und weiteren arbeitsamen Personen. Jedes Kapitel wird von der Fortsetzung der Schilderung über die nächtlichen Ereignisse des Taxifahrers Bederitzky unterbrochen, der neben seinen üblichen Geldproblemen in den nächsten Stunden große Pläne für sich und seine Lebensgefährtin hat.

Von Kapitel zu Kapitel wechselt zeitweilig der Schreibstil, den der Autor entsprechend der Situation anpasst, um dadurch deren jeweilige Besonderheit herauszustellen und deren Wahrnehmung bei den Lesern zu intensivieren. Die Erzählungen ergänzen sich, verbinden sich und ergeben einen großartigen Roman über Begebenheiten in einer nächtlichen Gesellschaft.

Thorsten Nagelschmidt gestaltet seine Figuren eigenwillig und sehr realistisch, seine Beschreibungen ließen für mich die Lichter in einer dunklen Welt aufblitzen, die mir sonst verborgen bleibt. Dadurch, dass die einzelnen Storys nicht zu Ende erzählt sind bleibt immer die Hoffnung, die Charaktere später wiederzufinden, was meinen Lesefluss ständig steigerte. Auch die Fortsetzungsgeschichte sorgte für eine unterschwellige Spannung, denn ich wollte wissen, ob Bederitzky seine Pläne umsetzen konnte.

Es sind die Träume und Wünsche, aber auch die Sorgen und verpassten Chancen der Figuren, deren sie sich mehr oder weniger bewusst sind und denen sie in dieser einen Nacht nachhängen, die den Roman so berührend und bewegend machen. Die Darstellung der Arbeit der einzelnen Personen brachte mir unbekannte Einsichten dank der sehr guten Recherche und des Einfühlungsvermögens des Autors zum jeweiligen beruflichen Verhalten. Es ist vor allem die Gewöhnlichkeit mit denen die Figuren ihren Tätigkeiten nachkommen, die das Ganze eindringlich sein lässt und bewusst macht, dass diese eine Nacht sich immer wieder so oder so ähnlich abspielt.

Der Roman „Arbeit“ von Thorsten Nagelschmidt ist die überzeugende Schilderung einer Nacht in Berlin mit leuchtenden Figuren und überraschenden Wendungen in mal düsteren, mal glitzernden Settings, immer sehr nah an der Realität. Es hat mir große Freude bereitet das Buch zu lesen und daher vergebe ich gerne ein uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 04.06.2020

Gelungener Anfang, dann leider einige Längen

Fleishman steckt in Schwierigkeiten
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Toby Fleishman ist 41 Jahre alt, Vater einer elfjährigen Tochter und eines neunjährigen Sohns und ...

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Toby Fleishman ist 41 Jahre alt, Vater einer elfjährigen Tochter und eines neunjährigen Sohns und lebt gerade in Scheidung mit Rachel. Als angesehener Hepatologe arbeitet er an einer Klinik in New York. Er ist der Protagonist im Roman „Fleishman steckt in Schwierigkeiten“ der US-Amerikanerin Taffy Brodesser-Akner. Seit der Trennung nach 14 Jahren Ehe steht seine Welt mitten in der brodelnden Metropole redenswörtlich auf dem Kopf, was sich im Cover sehr gut ausdrückt.

Der Titel bezieht sich auf das unbestimmte, andersartige Gefühl Tobys, dass er jetzt im Vergleich zu den langen Jahren seiner Ehe empfindet. Aber dieses „irgendwas“, dieses „anders“ kann er nicht in Worten beschreiben. Zuletzt war es ein schleichender Prozess der zum Ende der Ehe führte. Toby fühlt sich immer noch unwohl bei dem Gedanken daran. Die Liebe zu seiner Noch-Ehefrau ist unbestritten, doch mehrere Punkte haben dazu geführt, dass Rachel und er keinen Konsens mehr für eine gemeinsame Zukunft gefunden haben. Die Trennung bringt in gewisser Weise Freiheiten für beide mit sich. Allerdings bleibt die Sorge um die beiden Kinder bestehen und damit auch die Notwendigkeit für konkrete Absprachen über die Betreuung der beiden.

Toby hat immer mehr die Organisation der Freizeit seiner Kinder arrangieren müssen, weil Rachel als selbständige Leiterin einer Künstleragentur zunehmend gefragt war. Er hofft darauf, endlich eine Beförderung in der Klinik zu erhalten. Als Rachel eines Nachts Tochter und Sohn unangekündigt in der neuen Wohnung von Toby absetzt stellt ihn das kurzfristig vor Probleme, die ihn wütend machen. Sein Zorn steigert sich umso mehr, je länger Rachel nicht erreichbar ist. Toby versucht für sich die Situation zu analysieren, doch das ist nur seine Ansicht. Als Leserin durfte ich schließlich auch die Meinung von Rachel erfahren. Der Roman ist eine Auseinandersetzung mit den Anforderungen, denen berufstätige Eltern heute ausgesetzt sind um den Spagat zwischen Beruf und Kindererziehung erfolgreich zu gestalten.

Ich war verwundert, dass nach einigen Seiten die Geschichte in eine Ich-Erzählung überging. Wie sich dann herausstellte, werden einige Teile von einer guten Bekannten Tobys geschildert. Elizabeth Epstein ist Journalistin, schreibt gerade an einem Coming-of-Age-Roman und hat den Protagonisten vor vielen Jahren in ihrem Auslandjahr in Tel Aviv kennengelernt. Sie ist lose in Kontakt mit ihm und Rachel geblieben. Teils erschien es so, als ob sie alle Geschehnisse schildert, jedoch spricht ihre Nichtanwesenheit und die Gedankengänge von Toby und Rachel dagegen.

Einen großen Raum im Roman nehmen die Versuche Tobys ein, mittels einer Dating-App mit einer Frau anzubandeln. Die Autorin geht bei ihren Beschreibungen sehr ins Detail, egal ob es um die im Rückblick geschilderten Szenen aus dem Eheleben geht, um die Freundschaft zwischen Elizabeth und Toby, das aktuelle Erfassen der Situation oder die Figurenbeschreibung und deren familiärer Hintergrund bis hin zu den von Toby gedateten Frauen. Leider wird dabei die Beziehung des Ehepaars Fleishman zu ihren Kindern zweitrangig. Ihre Stärke zeigt die Autorin im Analysieren von Beziehungen und schildert mit viel Empathie die heutigen Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme bei der Suche nach einem Geschlechtspartner.

„Fleishman steckt in Schwierigkeiten“ von Taffy Brodesser-Akner fehlt aufgrund deutlicher Längen durch detailverliebten Schilderungen nach einem gelungenen Anfang leider die Faszination für das weitere Geschehen. Die Figuren kamen mir mit ihren Sorgen auf hohem Niveau nicht wirklich nah. Die Grundidee des Romans hat mir dennoch gefallen und das letzte Kapitel fand ich versöhnlich, da es die Geschichte schließlich abgerundet hat.


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Veröffentlicht am 01.06.2020

Gefühlvoll und bewegend geschriebener Roman mit einigen unvorhergesehenen Wendungen

Denn das Leben ist eine Reise
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An der Seite der 36-jährigen Protagonistin Aimeé Thaler machte ich mich im Roman „Denn das Leben ist eine Reise“ im roten VW-Bus auf den Weg nach St. Ives in Cornwall/England. Nach einem einschneidenden ...

An der Seite der 36-jährigen Protagonistin Aimeé Thaler machte ich mich im Roman „Denn das Leben ist eine Reise“ im roten VW-Bus auf den Weg nach St. Ives in Cornwall/England. Nach einem einschneidenden Erlebnis bei dem ihr Vertrauen in ihren Ehemann Per endgültig zerstört wird, wagt Aimeé das Risiko, in ihrer Heimat in Deutschland alles aufzugeben, um mit ihrem Sohn in eine unbekannte Zukunft zu flüchten. Der Titel des Romans verdeutlicht, dass in jeder Phase unseres Lebens bestimmte Entwicklungen möglich sind, vor denen wir nicht zurückschrecken, sondern sie annehmen sollten.

So locker beschwingt wie die farbliche Gestaltung des Covers mit den Sporen des Löwenzahns auf mich wirkte, konnte ich die Stimmung nicht in der Geschichte wiederfinden, denn Aimeé hat mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, die für eine melancholischen Hintergrund sorgten. Wie eine Spore der Willkür des Windes ausgesetzt ist, so fühlt sich Aimeé manchmal aufgrund emotionaler Bindungen als Spielball von diversen Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten. Sie schafft es nicht, sich einfach davon zu befreien, dazu ist einiges an psychischer Stärke nötig, die sie häufig nicht aufbringen kann. Im Laufe der Erzählung zeigt sich, ob Aimeé die Kraft findet, ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu leben.

Aimeé hat ihr Kindheit und Jugend im Wohnmobil mit ihrer Mutter in einer Trödlerkommune verbracht. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt. Inzwischen ist sie Mitte Dreißig, hat mit ihrem Lebenspartner einen sechsjährigen Sohn und führt als Selbständige Möbelrestaurationen durch. Als es zum Bruch kommt, beschließt sie mit ihrem alten VW-Bus, der in einer Garage einige Jahre überdauert hat, nach St. Ives zu fahren, um an der Beerdigung einer alten Kommunenfreundin teilzunehmen, mit deren Sohn sie zeitweilig mehr als freundschaftliche Bande geteilt hat. In Cornwall möchte sie bleiben, doch der Anfang gestaltet sich schwierig, denn St. Ives ist eine touristische Hochburg, die bezahlbaren Unterkünfte sind knapp und Jobs gibt es fast nur im Sommer, wenn die Touristen vor Ort sind.

Vor jedem Kapitel, dass in der Jetztzeit spielt, erzählt Hanna Miller einen Gedanken Aimeés an jeweils eine Szene, die auf gewisse Weise einen Schatz für die Protagonisten beinhaltet, an den sie sich gerne erinnert. Während sich die Geschichte in der Gegenwart stringent über die Monate weiterentwickelt, blickt Aimeé immer wieder zu bestimmten wichtigen Punkten in ihrem Leben zurück. Dadurch erfuhr ich einiges mehr über das Verhältnis zu ihrer Mutter Marilou und ihre Beziehung zu ihrem Kindheitsfreund und Jugendliebe Daniel. Beides war angefüllt mit schönen Erinnerungen, aber auch überschattet von hässlichen Ereignissen.

Als sie ihren Partner Per kennenlernte bot dieser ihr ein Leben in einem schönen Haus ohne Sorgen ums Geld. Aber Aimeé musste erst durch viele Täler gehen, um zu erkennen, dass eine gesicherte Existenz nicht alles ist, was man für erstrebenswert halten kann. Ein wenig war ich darüber enttäuscht, dass ihre Suche nach einem geeigneten Platz für ein neues Zuhause schon nach kurzer Zeit in St. Ives endete. Dafür verfolgte ich umso gespannter, ob sie hier tatsächlich eine Möglichkeit finden wird, eine Zukunft zu gestalten.

„Denn das Leben ist eine Reise“ von Hanna Miller ist ein gefühlvoll und bewegend geschriebener Roman mit einigen unvorhergesehenen Wendungen. Trotz der ständigen Sorgen um die von ihr geliebten Menschen, die die Protagonistin begleiten und für eine melancholische Hintergrundstimmung sorgen, wurde ich gut von der Geschichte unterhalten. Daher vergebe ich gerne eine Lesempfehlung.

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Veröffentlicht am 28.05.2020

Coming-of-Age-Geschichten Jugendlicher mit kurdischen Wurzeln

Im Bauch der Königin
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Beim Roman „Im Bauch der Königin“ von Karosh Taha fällt beim Betrachten des Buchs sofort ins Auge, dass der Umschlag vorne wie hinten gleich gestaltet ist. Wendet und dreht man es, ist nicht direkt ersichtlich, ...

Beim Roman „Im Bauch der Königin“ von Karosh Taha fällt beim Betrachten des Buchs sofort ins Auge, dass der Umschlag vorne wie hinten gleich gestaltet ist. Wendet und dreht man es, ist nicht direkt ersichtlich, welche Seite man für den Beginn aufschlagen soll. Einen kleinen Hinweis darauf gibt nur das Leseband. So ungewöhnlich wie die Aufmachung sind auch die beiden beinhalteten Geschichten, bei denen die Protagonisten gleich sind. Sie sind aus der Sicht von Heranwachsenden erzählt, bei denen einerseits die Schilderung der Geschehnisse die junge Amal übernimmt, andererseits ihr Klassenkamerad Raffiq, dessen Eltern genauso wie Amals aus dem irakischen Kurdistan stammen. Ähnlichkeiten der Geschichten sind gewollt und dennoch fließen sie in ihre je eigene Richtung.

Der Titel nimmt Bezug auf die Beziehung einer Mutter zu ihrem Kind, bei der sie ihren Nachwuchs mit ihrem Körper und Geist behütet und beschützt. Erst wenn der Adoleszente nicht nur körperlich, sondern auch sozial gereift ist, wird er bereit für seinen Weg in der Welt sein. In dieser Phase befinden sich die Hauptfiguren. Younes, ein Freund von Amal und Raffiq hat eine angespannte Beziehung zu seiner Mutter Shahira Shafiq, die ebenfalls Kurdin ist. Sie ist alleinerziehend, kleidet sich aufreizend und ist um einen Flirt nicht verlegen, aus dem gelegentlich mehr wird. Kurz gesagt, entspricht sie nicht dem allgemeinen Bild der Frau in einer kurdischen Gemeinschaft in der sie, wie die oben genannten auch, in einer deutschen Stadt lebt.

Durch die Wahl der Ich-Perspektive ließ mich die Autorin an den Gedanken ihrer Erzähler teilnehmen, einmal aus einer weiblichen, das andere Mal aus einer männlichen Sicht, jedoch mit unterschiedlichem Inhalt mit mehreren Überkreuzungen. Insgesamt wirken beide Geschichten als je eigene Auseinandersetzung über die Kultur in der die Jugendlichen leben und der Probleme ihrer Eltern, die die Migration nach Deutschland mit sich gebracht hat. Sowohl für Amal wie auch für Raffiq bedeutet es aber auch, dass sie sich mit den eigenen Möglichkeiten beschäftigen müssen, welche Vor- und Nachteile ein Lebensmittelpunkt in dem einen wie dem anderen Land bieten würde.

Dadurch, dass Karosch Tahas Familien von Amal und Raffiq einigen Klischees entsprechen, werden die kulturellen Unterschiede über die Erwartungen an Männer und Frauen in den beiden Ländern umso deutlicher. Die Figur von Shahira zeigt, welche Folgen es für den Ruf haben kann, sich in einer Gesellschaft gegen die Erwartungen zu verhalten. Ebenso spiegelt Karosh Taha die Rolle der Väter wider durch ihre beruflichen Möglichkeiten hier wie dort und die Bedeutung von Sprache, um sich in einer Gemeinschaft zurechtzufinden. Für Younes und seine Freunde ist es ein schwieriger Prozess, daraus für sich die nötigen Rückschlüsse zu ziehen. Entscheidungen für die Zukunft zu treffen sind schwerwiegend für das ganze Leben.

„Im Bauch der Königin“ von Karosch Taha ist ein Coming-of-Age Roman dreier Jugendlicher, die neben üblichen altersbedingten Rangeleien um ihr Ansehen unter Gleichaltrigen sich mit den kulturellen Bedingungen zweier Staaten und der Suche nach geeigneten Vorbildern auseinandersetzen müssen. Verbunden mit der Findung der eigenen Identität sind Freundschaft, Liebe, Hass und Kummer. Das Buch ist ein bewegender Roman mit dynamischen Figuren, der auch nach dem Lesen noch nachhallt. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

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