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Veröffentlicht am 10.01.2020

Zeigt, wie nah Liebe und Verlust, Trauer und Lebensfreude beieinander liegen

Unter den hundertjährigen Linden
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In ihrem zweiten Roman „Unter den hundertjährigen Linden“ lässt die Französin Valérie Perrin die fiktive Protagonistin Violette Toussaint von ihrem Leben erzählen. Im Vergleich zu ihrem Debüt ist auffällig, ...

In ihrem zweiten Roman „Unter den hundertjährigen Linden“ lässt die Französin Valérie Perrin die fiktive Protagonistin Violette Toussaint von ihrem Leben erzählen. Im Vergleich zu ihrem Debüt ist auffällig, dass ebenfalls eine Frau mit Koffer auf dem Cover zu sehen ist, doch die beiden Geschichten sind gänzlich verschieden und so hat auch die Umschlaggestaltung eine andere Bedeutung und steht hier für den Neuanfang, den die Protagonistin nach einem Schicksalsschlag wagt.

Violette ist seit etwa 20 Jahren Friedhofswärterin in dem kleinen Ort Brancion-en-Chalon in der Region Bourgogne-France-Comté und liebt ihre Tätigkeit auf dem Friedhof, der beschattet wird von den an den Wegen stehenden hundertjährigen Linden. Ich hatte zu Beginn des Romans den Eindruck, dass sie mit ihrem Leben zufrieden ist. Doch bereits auf den ersten Seiten deutet Violette an, dass es eine Zeit in ihrem Leben gab, in der sie sehr unglücklich war, was bei mir die Frage nach dem Grund dafür aufwarf. Aufgewachsen ist sie bei Pflegefamilien und im Heim. Später hatte sie gemeinsam mit ihrem Ehemann jahrelang eine Stelle als Schrankenwärterin in der Region Grand Est inne. Die Tätigkeit als Friedhofswärterin hat sie von ihrem verschwundenen Mann Philippe Toussaint übernommen. Durch die Erwähnung des Weggangs von Philippe wurde meine Neugier darauf geweckt zu erfahren, warum und wohin er gegangen ist und ob er überhaupt noch lebt.

Eines Tages erscheint ein Kommissar aus Marseille bei Violette. Aber Julien Seuls Anliegen ist es nicht, eine Straftat aufzuklären, sondern die Asche seiner Mutter im Grab ihres Geliebten, den Julien nicht kennt, beizusetzen. Im Tagebuch seiner Mutter erfährt er von ihrer Liebe.

Valérie Perrin versteht es auch in ihrem zweiten Roman leise Töne anzuschlagen und dabei Lebensgeschichten berührend zu erzählen. Violette, die in ihrer Kindheit die Liebe ihrer Eltern vermisst hat, bindet sich schon früh an Philippe. Um die Beziehung aufrecht zu erhalten ist sie bereit, seine Eigenheiten zu akzeptieren. Er scheut vor Arbeit zurück, lieber tourt er stunden- und tagelang mit seinem Motorrad. Für Violette ist es wichtig, ein Zuhause zu haben. Sie liebt Lesen und gute Musik. Nach einem Schicksalsschlag verändert sie sich. Statt ihre Wut zuzulassen, beginnt sie Fragen zu stellen und begibt sich auf neue Wege. Als Friedhofswärterin erscheint sie als Frau mit zwei Gesichtern. Nach außen hin ist sie ihrem Beruf verpflichtet diskret, distanziert und dunkel gekleidet, doch wenn sie im Haus allein ist, genießt sie helle Farben und das Licht. Sie beeindruckte mich als Leser mit ihrem Wissen über die Verstorbenen auf „ihrem“ Friedhof und vielen Bewohnern des Orts.

Nur zögerlich erzählt Valérie ihr Leben im Rückblick, denn sie hat die Vergangenheit ruhen lassen. Aber durch die Begegnung mit Julien wird ihr bewusst, dass sie immer noch verheiratet ist und zunehmend kommen die Erinnerungen zurück. Das Tagebuch von Juliens Mutter gibt den Anstoß zur Erzählung einer langen weiteren Geschichte, die die Autorin in den Roman einflechtet. Sie konnte mich aber nicht näher ergreifen, vielleicht weil sie mich immer wieder von den Geschehnissen rund um Valérie wegführte und es dadurch zu Längen kommt.

In ihrem Roman „Unter den hundertjährigen Linden“ schreibt Valérie Perrin über Liebe und Trauer, Verlust und Lebensfreude und zeigt auf, wie nah diese im Leben beieinanderliegen. Ihre Protagonistin Violette hat einige schwere Zeiten auf ihre eigene Art und Weise gemeistert und sich einen für sie passenden Rahmen gesucht in dem sie glücklich ist. Gerne empfehle ich das Buch an Leser weiter, die eine Hoffnung im Herzen auf schöne Zeiten mit sich tragen.

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Veröffentlicht am 07.01.2020

Welchen Preis sind wir bereit für einen Arbeitsplatz zu zahlen?

Der Store
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Rob Hart nahm mich in seinem Roman „Der Store“ mit in eine nicht allzu weit entfernte Zukunft. Die Geschichte nimmt die drei Protagonisten Gibson, Paxton und Zinnia in den Mittelpunkt. Gibson Wells ist ...

Rob Hart nahm mich in seinem Roman „Der Store“ mit in eine nicht allzu weit entfernte Zukunft. Die Geschichte nimmt die drei Protagonisten Gibson, Paxton und Zinnia in den Mittelpunkt. Gibson Wells ist der reichste Mensch Amerikas, er hat vor einigen Jahren ein Unternehmen für elektronischen Einzelhandel und Cloud-Computing, „Cloud“ genannt, gegründet. Mittels Drohnenlieferung hat er das Verkehrsproblem gelöst hat und sich dadurch in eine entscheidende Vorrangstellung am Markt bringen können. Das Unternehmen ist zunehmend gewachsen. Die Niederlassungen, oft angesiedelt in verlassenen Städten, verfügen über eigenen Wohnraum für die Arbeitnehmer und über Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten. Das Jobangebot ist umfangreich, doch wer hier beschäftigt ist, muss sich an die vorgeschriebenen Regeln halten und wird einem ständigen Bewertungssystem unterworfen. Wer sich nicht konform verhält, wird gekündigt.

Paxton und Zinnia lernen sich bei einem Einstellungstest kennen. Sie haben sich aus ganz unterschiedlichen Gründen beworben. Ein Arbeitsplatz wird ihnen vom System aufgrund ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse zugeordnet, so dass Paxton bei der Security Beschäftigung findet und Zinnia als Packerin. Doch eigentlich ist Zinnia aus einem ganz anderen Grund hier. Sehr detailliert beschreibt der Autor das Bewerbungsverfahren, die Aufnahme der neuen Arbeitnehmer, die Unterbringung, die Arbeitsaufgaben und die kurze Freizeit. Bis auf wenige Ausnahmen ist jeder Tag ein Arbeitstag.

Gibsons Perspektive werden von Rob Hart als Blogeinträge dargestellt, so dass Gibson in der Ich-Form erzählt. Er findet, dass er Großes geleistet hat und ist sehr stolz darauf. Angeblich nimmt er Kritik sehr ernst, weiß aber auch jegliche Einwände von anderen gleich zu beschwichtigen. Erstaunt war ich über einige seiner Ansichten wie beispielsweise, dass die Sicherheit eines Arbeitsplatzes zur Nachlässigkeit der Arbeitnehmer führt. Steht sein Ruf auf dem Prüfstand, ist es für ihn meist nur eine Frage des Geldes, um politisch hoch zu greifen und sich im Anschein der wirtschaftlichen Entwicklung weitere Vorteile für sein Unternehmen zu sichern. Vor allem diese Kapitel des Buchs brachten mich zum Nachdenken und sicher haben die heutigen Globalplayer durchaus das Potential sich ähnlich wie „Cloud“ zu entwickeln.

Zinnia und Gibson verabreden sich in ihrer Freizeit und kommen sich langsam näher. Beide haben in der abgeschlossenen Umgebung des Unternehmens, das einen eigenen Kosmos bildet, ihre persönlichen Probleme, die auch bei einem so durchdachten System wie „Cloud“ es sein möchte, nicht verhinderte werden können. Durch ihre eigene Arbeit und im Gespräch mit Kollegen werden sie auf immer mehr Nachteile ihrer Zugehörigkeit zum Unternehmen „Cloud“ aufmerksam. Durch die unterschiedlichen Perspektiven der drei Protagonisten setzt Rob Hart bewusst die Sicht der Arbeitnehmer beispielhaft der des Arbeitgebers gegenüber.

Das Geheimnis von Zinnia und die Krankheit von Gibson bauen zu Beginn des Romans Spannung auf, die durch die Alltagsroutine leicht verloren geht, dann aber durch eine Entwicklung nochmal ansteigt. Eine unerwartete Wendung zum Ende hin konnte mich überraschen, doch der Schluss wirkt unentschlossen und lässt einiges offen. Lesenswert ist der Roman auf jeden Fall, vor allem, weil er sich damit auseinandersetzt und bewusst macht, welchen Preis wir bereit sind für einen Arbeitsplatz zu zahlen und welche Macht ein Unternehmen durch seine Vorrangstellung erhalten kann, daher empfehle ich das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 29.12.2019

Einfühlsam geschrieben und nachdenklich stimmend

Licht über dem Wedding
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Nicola Karlsson hat mit „Licht über dem Wedding“ einen ausdrucksstarker Roman über die Bewohner des titelgebenden Stadtbezirks in Berlin geschrieben. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Hannah Hoch sowie ...


Nicola Karlsson hat mit „Licht über dem Wedding“ einen ausdrucksstarker Roman über die Bewohner des titelgebenden Stadtbezirks in Berlin geschrieben. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Hannah Hoch sowie Wolf Hermann und seine Tochter Agnes. Sie wohnen im selben Hochhaus, Wolf und Agnes im Erdgeschoss, Hannah mit einer Freundin im zehnten Stock.



Wolf ist ein Mittvierziger, hat sein Studium abgebrochen und sich als ungelernter Tischler mit allen möglichen Jobs über Wasser gehalten bis er immer mehr dem Alkohol verfallen ist. Agnes ist inzwischen 15 Jahre alt. Ihre Mutter hat die Familie vor zehn Jahren verlassen und sich nicht mehr gemeldet. Hannah ist Anfang 20, interessiert sich nicht mehr für ihr Studium, sondern bloggt über Mode. Meistens postet sie sich selbst in der ihr zugesandten Kleidung, die sie vor konträren Hintergründen inszeniert, um den besonderen Chic des Outfits herauszustellen. Erst nach und nach ergibt sich ein Gesamtbild, das die Drei in eine eigenwillige Verknüpfung bringt und sie in ihrer je eigenen Gedankenwelt zeigt, durch die ihre Handlungen geleitet sind.



Agnes wirkt so, wie in einer Welt zwischen Kind und Erwachsenem gefangen. Früh wird sie selbständig, sieht ihr Kinderzimmer als Rückzugsort, dessen Zutritt ihrem Vater stillschweigend verboten ist. Schon mit 13 Jahren hat sie einen festen Freund, der gemeinsam mit seinen Freunden, alle einiges älter als sie, ihre Peergroup bildet. Ich erlebte Agnes in ständiger Abwehrhandlung, immer zu schnellen Schlägen und Tritten bereit, wenn sie sich angegriffen fühlt, meist ausschließlich durch Worte. Sie ist auf der permanenten Suche nach Respekt, nach Freundschaft, nach Vertrauen und fragt sich letztlich, was ihr als Persönlichkeit fehlt, um als Tochter und Freundin mit Liebe angenommen zu werden.



Wolf fühlt sich als Versager. Der zunehmende Alkoholgenuss verursacht bei ihm gelegentliche Bewusstseinsaussetzer. Er weiß, dass er sich selbst damit schadet und sich aktiv Hilfe suchen muss. Seine von ihm gefühlte eigene Schwachheit führt ihn dazu, sich noch mehr dem Alkohol hinzuwenden, um seine Sorgen zu vergessen. Von Anfang an hoffte ich für ihn, dass er einen Weg finden wird, diese Abwärtsspirale zu durchbrechen.



Hannah hielt ich zunächst für durchaus clever, auch wegen der Art und Weise auf die sie Geld verdient. Doch schnell zeigte sich, dass sie ihr eigenen Sorgen hat. Schon als Kind hat sie bemerkt, dass kleine Lügen Bestrafungen verhindern können. Doch leider ist diese Angewohnheit nicht unbemerkt geblieben. Ihr Verhalten hat sie bisher nicht geändert und so begegnen ihren Aussagen nicht nur ihre Freunde, sondern auch ihre Familie mit einer gewissen Skepsis in Bezug auf deren Wahrheitsgehalt. Auch sich selbst gegenüber versucht sie eine Wirklichkeit zu schaffen, die zwar für eine augenblickliche Lösung sorgt, aber nicht für eine dauerhafte.



Alle drei Protagonisten suchen nach einem Anker, an dem sie sich festhalten können und der ihnen über die Wellen des Lebens hilft. „Licht über dem Wedding“ ist eine unangenehme Geschichte, die in einem Berliner Bezirk spielt, in dem Schwäche nicht sein darf. Sie ist eng verbunden mit Alkohol und Joints, mit unterschiedlichen Ansichten über Besitz, mit Machtspielen und Gewaltanwendung. Der Roman stimmt nachdenklich darüber, wie viel Vater, wie viel Mutter der Mensch braucht und ob eine Lücke im Elternsein ersatzweise zu füllen ist. Gerne empfehle ich den einfühlsam geschriebenen Roman, der Raum für Hoffnung lässt, uneingeschränkt weiter.

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Veröffentlicht am 26.12.2019

Bewegende, nachdenklich stimmende Geschichten

Irgendwann wird es gut
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Im Buch „Irgendwann wird es gut“ versammelt der US-Amerikanische Autor Joey Goebel zehn Kurzgeschichten. Alle Erzählungen spielen Mitte der 1990er in der Kleinstadt Moberly in Kentucky, durchaus vergleichbar ...

Im Buch „Irgendwann wird es gut“ versammelt der US-Amerikanische Autor Joey Goebel zehn Kurzgeschichten. Alle Erzählungen spielen Mitte der 1990er in der Kleinstadt Moberly in Kentucky, durchaus vergleichbar mit vielen anderen Kleinstädten, nicht nur in den USA. Moberly liegt am Ohio River und dort sind an einigen Stellen fantastische Sonnenuntergänge zu beobachten. Dennoch sind viele Bewohner unzufrieden. Sie sind die Protagonisten in den Geschichten und sie sind alle auf ihre eigene Weise einsam.

Einige von ihnen sind einsam, weil sie niemanden haben mit dem sie sich austauschen können, andere haben sich bewusst zurückgezogen, weil sie glauben, Gründe zu haben, nicht mit anderen in Kontakt treten zu wollen. Wieder andere sind zweisam einsam, wobei sich ihre Einsamkeit im Kopf abspielt, weil sie ihre Sorgen und Probleme, ihr Vorstellungen und Wünsche nicht mit anderen teilen möchten. Es sind schmale Korridore auf denen sich die einzelnen Hauptfiguren bewegen und auf denen sie mit Gesten und Worten den Kontakt zur Welt um sie herum aufrechterhalten und teilweise auch versuchen, ihn auszubauen in dem Bemühen, es anderen gleichzutun. Nicht immer enden ihre Anstrengungen mit Erfolg, aber Joey Goebel hält immer eine Türe zur Hoffnung hin offen.

Die Geschichten spielen innerhalb eines Jahres und sind im zeitlichen Ablauf sortiert. Sie sind in sich abgeschlossen, aber in den folgenden Erzählungen treten einige Charaktere als Randfiguren wieder auf oder werden selbst zum Protagonisten. Eigentlich müsste man nach dem Lesen wieder von vorne beginnen, um alle Querverbindungen zu entdecken. Joey Goebel beschreibt Figuren, wie sie in jeder Stadt zu finden sind. Es stattet sie liebevoll mit besonderen Eigenschaften aus, nicht jede von ihnen ist unbedingt sympathisch zu nennen. Einige agieren argwöhnisch und reagieren empfindsam.

Der Autor erzählt mit großem Einfühlungsvermögen. Manche der Protagonisten sind Jugendliche, also in einem Alter in dem Joey Goebel selbst zu der Zeit war, in der seine Erzählungen spielen. Ihre Wünsche und ihre Träume von denen sie glauben, dass sie sie in Moberly nicht verwirklichen können, ihren Umgang mit Klassenkameraden, das Erwachen ihrer Interessen verbunden mit dem damaligen Zeitgeist stellt der Autor mit großer Empathie dar. Aber auch seine übrigen Figuren sind realistisch gestaltet. Als Leser konnte ich sie mir als Teil jeder Kleinstadt gut vorstellen. Ich mochte diese bewegenden, nachdenklich stimmenden Geschichten sehr und empfehle das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 19.12.2019

Abschluss der dystopischen Trilogie - ein Muss für alle Scythe-Fans

Scythe – Das Vermächtnis der Ältesten
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Der Band „Scythe – Das Vermächtnis der Ältesten“ ist der dritte und abschließende Teil der dystopischen Trilogie von Neal Shusterman, die von den titelgebenden Scythe, den Tonisten und den Widerlingen ...

Der Band „Scythe – Das Vermächtnis der Ältesten“ ist der dritte und abschließende Teil der dystopischen Trilogie von Neal Shusterman, die von den titelgebenden Scythe, den Tonisten und den Widerlingen erzählt. Die Vorgenannten sind alles Menschen mit besonderen Eigenschaften in einer nicht allzu fernen Zukunft in der es keinen natürlichen Tod mehr gibt und daher zur Vermeidung von Überbevölkerung bestimmte Regeln und eine Quote zum Töten durch die Scythe angewendet werden. Außerdem hat sich inzwischen das Softwaresystem „Thunderhead“ etabliert, das sich selbst ständig verbessert und optimiert.

Nach dem furiosen Finale des zweiten Teils sind wichtige Scythe in den Tiefen des Ozeans verloren und der Thunderhead hat alle Menschen bis auf einen zu Widerlingen ernannt mit denen er nicht in Kontakt tritt. Außerdem sind die Protagonisten des ersten Bands, Citra und Rowan, verschwunden. Wer die ersten beiden Teile nicht gelesen hat, wird eventuell Verständnisschwierigkeiten beim Lesen haben, denn obwohl der Autor auf einige vorausgehende Ereignisse an passenden Stellen kurz eingeht, ist deren Kenntnis von Vorteil.

Ich habe das Glück, ein Buch der ersten Auflage zu besitzen, dass einen Wechselumschlag hat. Auf diese Weise kann ich das Cover an die Aufmachung der vorigen Bände anpassen, die sich seit Erscheinen des ersten Teils geändert hat. Der Untertitel „Das Vermächtnis der Ältesten“ besagt passend zum Inhalt, dass das Hauptthema des abschließenden Buchs die Ergründung dess Geheimnisses der Gründer-Scythe ist. Neal Shusterman spielt dazu mit verschiedenen Erzählsträngen.

Ohne zu viel von der Handlung zu verraten, kann ich hier davon schreiben, dass die Menschheit in der vorliegenden Erzählung nach einer allgemeingültigen Ordnung sucht. Währenddessen herrschen Aufstand und Chaos an vielen Orten und sowohl im Kleinen wie im Großen versuchen sich ganz unterschiedliche Personen als Führer, ob gewollt oder unbeabsichtigt. Der Autor bedient sich dazu mit einigen Anspielungen an Vorbildern in unserer realen Welt und führte mir Augen, welches vielfältige Spektrum an Religionen und Regierungsformen wir besitzen. Einige Dinge überspitzt er so, dass sich dadurch manche Kehrseiten des Ruhms und der Macht besser erkennen lassen.

Die Charaktere der Fiktion entwickeln sich ständig weiter und so manch einer ändert seine Meinung, so dass es immer wieder zu unvorhersehbaren Wendungen kommt, was die Geschichte durchgehend spannend macht. Ich war darüber erfreut, dass sehr viele Figuren der bisherigen Erzählung wieder mitspielten. Die verschiedenen Handlungsstränge laufen zunächst parallel und führen letztlich auf einen gemeinsamen Abschluss hin, der das Geheimnis der Ältesten lüftet.

Bei der Beschreibung der Suche nach der bestmöglichen Art und Weise die Menschheit in eine lebensfähige Zukunft zu führen, zieht Neal Shusterman viele Register. Er überzeugte mich durch kleine Details, die er immer wieder einfließen lässt, genauso wie durch Ideen, für die er eine große Anzahl Personen benötigt, bis hin zu einem Finale, bei dem er in eine ferne Zukunft blickt. Die gesamte Trilogie ist ein Muss für Fans von dystopischer Fantasy.

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