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Veröffentlicht am 23.02.2024

Wenn Entscheidungen weitreichende Folgen haben

Leuchtfeuer
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In ihrem Roman „Leuchtfeuer“ erzählt die US-Amerikanerin Dani Shapiro von dem Unfall der 17-jährigen Sarah und dem 15-jährigen Theo Wilf, der ihr Leben im Sommer des Jahr 1985 nachwirkend verändert. Das ...

In ihrem Roman „Leuchtfeuer“ erzählt die US-Amerikanerin Dani Shapiro von dem Unfall der 17-jährigen Sarah und dem 15-jährigen Theo Wilf, der ihr Leben im Sommer des Jahr 1985 nachwirkend verändert. Das Unglück geschieht vor dem Haus der Eltern in der Vorstadt von New York City. Der Vater ist Arzt und eilt zu Hilfe, wobei er spontan handelt, was vermutlich unbedachte Konsequenzen nach sich zieht. Die Familie versucht zum Alltag zurückzukehren, doch jeder von ihnen weiß um seine Schuld, die nie vergehen wird.

Die Geschichte ist nicht chronologisch erzählt, sondern wechselt zwischen den Jahren 1985, 2010, 1999, 2020 und 2014. Am Ende des Buchs gibt es ein Kapitel im Jahr 1970, als die Familie Wilf in ihr Haus in der Vorstadt einzieht. Erst viele Jahre später bekommen sie mit der Familie Shenkman neue Nachbarn im gegenüberliegenden Haus. Sie ahnen beim Einzug noch nicht, wie sich ihre Lebenswege eines Tages kreuzen werden, denn als bei der Nachbarin am Ende des Jahrs 1999 die Wehen einsetzen, eilt Dr. Wilf ihr zur Hilfe. Er wird für den Sohn Waldo zum Geburtshelfer. Zu ihm wird er einige Jahre später eine besondere Beziehung entwickeln. Etwa ein Jahrzehnt später wird das Schicksal die beiden Nachbarsfamilien noch weiter miteinander verknüpfen.

Keines der Mitglieder der Familie Wilf kann den Unfall vergessen, obwohl die Eltern von Sarah und Theo versuchen, ihren Kindern eine gute Zukunft zu ermöglichen. Sarah studiert Film und Englisch und hat als Produzentin Erfolg. Sie heiratet und bekommt Zwillinge, doch innerlich ist sie nicht ausgeglichen. Sie drängt dazu, körperlichen Schmerz zu erfahren und verbirgt ihr Verlangen vor ihrer Familie. Theo bricht als Jugendlicher aus dem behüteten Elternhaus aus, verschwindet heimlich und begibt sich auf die Suche nach dem, was ihn erfüllen könnte. Seine Eltern freuen sich darüber, dass er sich nach einer Selbstfindungsphase als Koch selbständig macht.

Die Eltern von Waldo sind erfolgreich in ihren Berufen. Waldos Vater bietet seinem Sohn all das, was er sich als Kind gewünscht hat. Er kann nicht verstehen, dass Waldo in Bezug auf Beziehungen viel empfindsamer ist als er selbst und ein großes Faible für Astronomie entwickelt. Waldo weiß alles über den Weltraum, Planeten und Sterne. Er besitzt eine Observatoriums-App. Die Beschäftigung mit der Software schafft für ihn einen gedanklichen Rückzugsort vor den Ansprüchen, die seine Eltern und die Schule an ihn stellen.

Das Springen zwischen den verschiedenen Handlungszeitpunkten gestaltet den Roman interessant. Was unmittelbar nach dem Unfall passierte, hält die Autorin noch viele Seiten lang zurück. Es geschieht noch eine weiteres tragisches Ereignis, bei dem Dani Shapiro ebenfalls die Szene stückchenweise abwickelt, was nochmals zu einer Steigerung der latent vorhandenen Spannung führte. Die Erzählung berührt deshalb besonders, weil sie von Familien erzählt, wie es sie überall geben könnte und in die man sich als Lesende(r) gut einfühlen kann.

Dani Shapiro zeigt in ihrem Roman „Leuchtfeuer“, wie Entscheidungen zu ungeahnt weitreichenden Folgen führen können. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für diese faszinierende, bewegende Geschichte, die nachhallt.

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Suche nach einer Verankerung im Leben, die Sinn gibt und das Herz wärmt

Krummes Holz
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„Krummes Holz“ von Julja Linhof ist ein Roman voller dunkler Erinnerungen dreier junger Menschen auf einem alten Gehöft, das irgendwo im Ländlichen im Dreieck zwischen Unna, Werl und Iserlohn liegt. Gleichzeitig ...

„Krummes Holz“ von Julja Linhof ist ein Roman voller dunkler Erinnerungen dreier junger Menschen auf einem alten Gehöft, das irgendwo im Ländlichen im Dreieck zwischen Unna, Werl und Iserlohn liegt. Gleichzeitig haben die Protagonist(inn)en die Hoffnung auf eine aussichtsreichere Zukunft nicht aufgegeben. Der Titel ist gleichnamig mit der Zufahrt zum Hof, nimmt nach Aussage der Autorin aber auch Bezug zu einem berühmten Zitat von Immanuel Kant. Der Philosoph unterstellte dem Menschen, dass dieser wider seines Verstands, nicht immer das Gute tut. In der Geschichte, die in den 1980er Jahren spielt, agieren einige Figuren zum Leidwesen anderer gefühlskalt.

Einer der drei Protagonisten ist der Ich-Erzähler Georg, der so wie sein Vater heißt. Er ist 19 Jahre alt und kehrt in den Sommerferien nach fünf Jahren im weit entfernten Internat auf das Gehöft zurück. Der letzte Hofverwalter, der sudetendeutsche Vater des weiteren Protagonisten Leander, hat ihm den Rufnamen Jirka gegeben, was in seiner Muttersprache gleichbedeutend mit Georg ist und von den anderen Hofbewohner übernommen wurde. Seine Mutter verstarb, als er noch klein war.

Während der Jahre auf dem Internat haben sich Jirkas Vater, seine Schwester Malene und Leander um das Anwesen gekümmert. Leander ist einige Jahre älter und hauptberuflich Krankenpfleger in der nahen Heilanstalt. Nach Abschluss der Schule hat Malene eine auswärtige landwirtschaftliche Ausbildung gemacht, währenddessen sie nur am Wochenende heimkehrte. Dennoch gesteht der Vater ihr den Hof als Erbe nicht zu, aber auch nicht seinem Sohn. Als Jirka heimkehrt, fehlt der Vater unerklärt.

Jirkas Gefühle sind gemischt, als er nach Hause kommt. Nach vielen Jahren ohne persönlichen Kontakt zu denen seinen daheim, ist er sich nicht sicher, welche Stimmung ihn erwartet. Zuhause ist niemand ans Telefon gegangen, als er versucht hat, seinen Besuch anzukündigen. Er wird mit Zurückhaltung empfangen. Malene und Leander auf der einen Seite und Jirka als ungebetener Gast scheinen abzuwarten, wer den ersten Schritt aufeinander zu macht. Zwischen ihnen sind die Erinnerungen an ihre gemeinsamen Jahre auf dem Hof fast greifbar und Ungesagtes zu spüren.

Mit jeder Beobachtung, die Jirka in seinem Umfeld macht, kehren unerwünschte Erinnerungen an seine Kindheit wieder. Der Vater hat nicht nur schwere Arbeit geleistet, sondern auch mit Strenge und Härte durchgegriffen, teils unter Gewaltanwendung, um seine Ansichten durchzusetzen. Jirka suchte Geborgenheit und reagierte auf kleinste Zuneigungsbekundungen. Später versucht er zu deuten, ob es Liebe war und immer noch ist. Nicht nur für Jirka, sondern auch für mich als Leserin war das Miteinander von Leander und Malene schwierig einzuschätzen. Ich fragte mich beim Lesen, ob mehr als Sympathie und Wohlwollen zwischen den beiden liegt. Nach früheren Geschehnissen, die der Protagonist stückchenweise mit dem Lesenden teilt, ist das Verhältnis von Jirka zu Leander angespannt. Von Malene schlägt Jirka Unwillen entgegen. Von Beginn an macht sie ihm deutlich, dass sie nicht bereit ist, ihn auf ihre Kosten zu beherbergen. Nur durch seine Hartnäckigkeit, auf dem Gehöft zu bleiben, kann er Vertrauen gewinnen.

Julja Linhof erzählt im eigenen Sprachstil mit schönen, poetisch anmutenden Umschreibungen in ihrem Debütroman „Krummes Holz“ von der Suche dreier junger Menschen, deren Kindheit von Kaltherzigkeit geprägt war. Sie streben nach einer Verankerung im Leben, die ihnen Sinn gibt und ihr Herz wärmt. Für diesen auf die zwischenmenschlichen Beziehungen fokussierenden Roman vergebe ich sehr gerne eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Unterhaltsame Geschichte mit eigenartigem Protagonisten

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
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Nachdem er einen dubiosen Brief erhalten hat, beschließt der 79-jährige Heinz Labensky spontan, sich auf die Reise vom Seniorenheim in Erfurt, in dem er lebt, nach Warnemünde zu begeben. In ihrem Roman ...

Nachdem er einen dubiosen Brief erhalten hat, beschließt der 79-jährige Heinz Labensky spontan, sich auf die Reise vom Seniorenheim in Erfurt, in dem er lebt, nach Warnemünde zu begeben. In ihrem Roman „Heinz Labensky – und seine Sicht auf die Dinge“ beschreiben Anja und Michael Tsokos die lange Fahrt ihres Protagonisten mit einem Flixbus an sein gewünschtes Ziel. Der titelgebenden Figur bleibt dabei genügend Zeit, sich an sein bisheriges Leben zu erinnern und dieses wechselnden Mitreisenden zu erzählen. Der erhaltene Brief hat Heinz Labensky von der Tochter seiner Jugendliebe Rita Warnitzke erhalten. Darin berichtet sie ihm, dass in einer Berliner Klärgrube die sterblichen Überreste einer Frau gefunden wurden, die eventuell ihre 1975 verschwundene Mutter sein könnte.
Zu Beginn seiner Reise erinnert der Protagonist sich an die Zeit, in der Rita in das bäuerliche Dorf in Brandenburg zog, in dem er zusammen mit seiner Mutter wohnte. Beide werden sie im Ort zu Außenseitern, weil Rita das Kind eines Seitensprungs ihrer verstorbenen Mutter ist und weil Heinz als schulbildungsunfähig mit elf Jahren aus der Grundschule entlassen wird. Als Rita nach ihrem Schulabschluss ein Stipendium an der Kunsthochschule in Berlin wahrnimmt, trennen sich vorläufig ihre Wege, doch einige Jahre später reist Heinz auf der Suche nach ihr nach Berlin und trifft sie dort zufällig in einer Eisbar. Er bleibt in ihrer Nähe, bevor sie eines Tages unangekündigt verschwindet.
Die persönlichen Erinnerungen von Heinz sind eng verbunden mit der Geschichte der DDR. Einige Male hat er als unbedeutende Randfigur den weiteren Verlauf der Historie beeinflusst. Jedes Mal ist er rein zufällig in die Geschehnisse hineingeschlittert. Dabei basieren die jeweiligen Begebenheiten, die Heinz erzählt, auf einem wahren Hintergrund. Das Ehepaar Tsokos lässt den Alltag in der DDR aufleben, indem sie unter anderem damals übliche Bezeichnungen verwenden, Errungenschaften einbinden und kulturelle Ereignisse beschreiben. Ich fand es interessant, dem Protagonisten auf seinem gedanklichen Weg durch die Vergangenheit zu folgen.
Allerdings fand ich, dass die Figur des Heinz nicht ganz zum gesteckten Rahmen des Romans passte. Immer wieder wird betont, dass der Protagonist geistige Schwächen besitzt, auch von sich selbst behauptet er das, doch seine Erinnerungen memoriert er ausschweifend und detailliert. Er kennt die Bedeutung von Abkürzungen aus der Soziokultur und erinnert sich an fremdländische Vor- und Zunamen, während er jedoch beispielsweise die Bedeutung des Begriffs provisorisch nicht kennt. Durchgehend ergab sich beim Lesen für mich dadurch eine unpassendes Bild der Figur zu den Schilderungen. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass die beiden Kinder zu Beginn der Reise seinen exzessiven Ausführungen mit Aufmerksamkeit zuhörten. Die Figur des Heinz kam mir leider nicht nah.
Der Roman „Heinz Labensky – und seine Sicht auf die Dinge“ von Tsokos & Tsokos erzählt einige weniger beachtete, aber wichtige Begebenheiten der 1960er und 1970er Jahre in der DDR aus der ausschmückenden Sicht des Protagonisten, der sich auf die Suche nach dem Verbleib einer Freundin aus seinen Kinder- und jungen Jahren macht. Leider empfand ich den Charakter des Heinz als wenig realistisch. Ansonsten brachten die Geschehnisse mir einige Erinnerungen der Vergangenheit zurück.

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Facettenreich geschriebener Krimi mit politischem Hintergrund

Die Spiele
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Kurz bevor 2021 in Shanghai die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2032 stattfindet, wird der fiktive mosambikanische IOC-Funktionär Charles Murandi tot in seinem Hotelzimmer vor Ort aufgefunden. In ...

Kurz bevor 2021 in Shanghai die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2032 stattfindet, wird der fiktive mosambikanische IOC-Funktionär Charles Murandi tot in seinem Hotelzimmer vor Ort aufgefunden. In seinem Kriminalroman „Die Spiele“ beschreibt Stephan Schmidt, der als Stephan Thome bereits einige literarische Romane veröffentlich hat, die beschwerliche Suche nach dem Mörder.

Der deutsche Journalist Thomas Gärtner wird von der chinesischen Kriminalpolizei für die Tat verhaftet wird. Lange bleibt unklar, ob er es wirklich war. Ein Video des Hotels zeigt, wie er aus dem Zimmer des Opfers kommt und dabei Dokumente bei sich trägt. Aber Gärtner war stark angetrunken und leidet unter Gedächtnisverlust. Das Deutsche Konsulat schaltet sich ein und schickt die Konsularbeamtin Lena Hechfellner, die Gärtner seit vielen Jahren kennt. Sie verbirgt etwas, was lange nicht bekannt ist, wodurch auch sie als Mörderin in Frage kommt. Ein weiterer Journalist profitiert durch die Berichterstattung von der Verhaftung Gärtners. Vielleicht hat er deshalb den Funktionär umgebracht oder es war jemand ganz anderes aus dem korrupten Umfeld des Opfers.

Der Kriminalroman beginnt mit einem Prolog, der im Jahr 1994 in Mosambik spielt und mir als Leserin den Vorteil gegenüber einigen Figuren in der Erzählung gab, dass ich nun wusste, dass der Verhaftete und der Ermordete einander kannten. Gleichzeitig weist die Einleitung mit dem Thema der Madgermanes auf ein wenig bekanntes Kapitel der deutschen Geschichte hin. Stephan Schmidt schreibt als allwissender Erzähler und so konnte ich all den feinen Nuancen in den zwischenmenschlichen Aktionen nachspüren. Bewusst lässt er seine Figuren, meistens aus Berechnung, bestimmte Tatsachen zurückhalten. Während sich die Handlung in der Gegenwart über mehrere Tage kontinuierlich weiterentwickelt, schiebt der Autor Kapitel ein, die einige Tage vor dem Mord oder mehrere Jahre in der Vergangenheit spielen und mit und mit dazu beitragen, die Hintergründe aufzuklären, wie es zu der Tat kommen konnte. Sie dienen aber auch dazu, den Charakter der Protagonisten vertieft darzustellen.

Dank guter Recherche und seiner eigenen Erfahrungen gelingt es Stephan Schmidt das mir ungewohnte Verhalten der Chinesen zu anderen Staaten und den Umgang untereinander treffend darzustellen. Während Presse, Konsulat und chinesische Kriminalpolizei sich am Mordfall abarbeiten, lässt der Autor aufgrund der Vergabe der Olympischen Spiele die deutsche Bundeskanzlerin in Begleitung weiterer Politiker in China einfliegen. Obwohl die Figuren alle seiner Fantasie entspringen, sind Ähnlichkeiten zu bekannten Persönlichkeiten erkennbar.

Im Cover des Buchs spiegelt sich die Vielfalt Chinas wider, eine Welt, die voller Gegensätzlichkeiten zu sein scheint. Korruptes Verhalten als Mittel der Wahl unter Einsatz von Manipulationen, Erpressungen und Drohungen findet sich in der Handlung zuhauf und ändert im Handumdrehen das Machtgefüge. Seit langem praktiziert China eine restriktive Bevölkerungspolitik, die in den letzten Jahren gelockert wurde. Dennoch bleiben, oft aus früheren Zeiten, unerwünschte Kinder, deren Schicksal Stephan Schmidt anhand einer handelnden Figur aufgreift. Gerne hätte ich noch mehr über das alltägliche Leben in Shanghai gelesen.

Der literarische Kriminalroman „Die Spiele“ von Stephan Schmidt ist facettenreich im Spiel um Macht und Anerkennung, das nachvollziehbar beschrieben ist. Die Spannung ergibt sich aus der Anzahl potenzieller Täter und ist bis zum Ende hin latent vorhanden. Keine der Protagonist(inn)en wurde mir sympathisch, weil jede und jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Wer Krimis mit politischem Hintergrund mag, ist bei diesem Buch als Lektüre richtig.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Faszinierende Geschichte eines Kunstwerks

Die Königin
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Im Buch „Die Königin – Nofretetes globale Karriere“ erzählt der Historiker Sebastian Conrad die aufregende Geschichte der Büste der Nofretete, der Hauptgemahlin des Pharaos Echnaton, die im 14. Jahrhundert ...

Im Buch „Die Königin – Nofretetes globale Karriere“ erzählt der Historiker Sebastian Conrad die aufregende Geschichte der Büste der Nofretete, der Hauptgemahlin des Pharaos Echnaton, die im 14. Jahrhundert vor Christus lebte. Das Kunstwerk aus Kalkstein und Gips wurde 1912 gefunden und mit weiteren Exponaten der ägyptischen Fundstätte Tell el Amarna nach Berlin gebracht, wo sie nach dem Herrichten von Räumlichkeiten im Neuen Museum 1924 dem Publikum präsentiert wurde. Nach wechselnden Aufenthalten an anderen Orten ist sie seit 2009 dort wieder ausgestellt. Auch ich habe sie dort bereits bewundert.
Der Autor hinterfragt, wieso die Schönheit der Nofretete einen Zeitraum von weit mehr als über dreitausend Jahre überdauern konnte, wobei Schönheit bekanntlich nicht objektiv ist. Noch dazu entfaltet sich ihre Ausstrahlung an den verschiedensten Orten auf der Welt, der von verschiedenen Gruppierungen weltweit interpretiert wird. Die Büste zeigt beispielhaft, wie die Globalisierung Einfluss auf die kulturellen Normen der Welt nimmt. Sebastian Conrad erzählt vom Fund des Kunstwerks ebenso wie über die Besitzansprüche und die Ausstellung, aber auch vom Leben der Nofretete in ihrer Zeit. Die Ergebnisse seiner Recherchen werden vom Autor fachkundig dargeboten und sind flüssig lesbar.
Das Buch wird durch 32 Tafeln in drei Einschüben und 23 Abbildungen im Text aufgewertet. Außerdem bietet eine Karte auf der Innenseite der vorderen Klappe, auf der Ägypten um 1350 vor Christus abgebildet ist, und eine weitere auf der hinteren Klappe, auf der das heutige Ägypten mit den wichtigsten geschichtlich relevanten Stätten wiedergegeben wird, Orientierung beim Lesen. Auf über achtzig Seiten finden sich am Ende des Buchs Anmerkungen zu den Seiten, ein Quellen und Literaturverzeichnis, Bildnachweis und Personenregister. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für dieses beeindruckende Buch an alle, die an ägyptischer Geschichte interessiert sind.

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