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Veröffentlicht am 15.05.2017

Glaubhafte, ergreifende Freundschaftsgeschichte

Du & Ich – Best friends for never
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Der Roman „Du & Ich – Best friends for never“ von Hilary T. Smith sagt bereits im Titel aus, worum es in diesem Jugendbuch ab 14 Jahren geht. Die Geschichte handelt vom Zerbrechen der Freundschaft zwischen ...


Der Roman „Du & Ich – Best friends for never“ von Hilary T. Smith sagt bereits im Titel aus, worum es in diesem Jugendbuch ab 14 Jahren geht. Die Geschichte handelt vom Zerbrechen der Freundschaft zwischen Annabeth und Noe. Beide sind zu Beginn des neuen, ihres letzten Schuljahrs an der Highschool seit drei Jahren befreundet und reden über große Pläne für das gemeinsame Studium an der Northern University. Doch die Freundschaft droht, wie der Luftballon auf dem Cover, schon sehr bald zu zerplatzen nachdem Noe sich in den gleichaltrigen Stephen verliebt hat.

Als Annabeth in ihrem ersten Jahr auf der Highschool auf Noe trifft ist sie 13 Jahre alt. Kurze Zeit vorher hat sie von ihrer Cousine auf wenig einfühlsame Weise erfahren, in welcher Situation ihre Mutter mit ihr schwanger geworden ist. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt und niemand ihrer Familie spricht von ihm. Seitdem fühlt sie sich anderen Jugendlichen nicht gleichwertig. Vom Charakter her ist sie eher schüchtern und unsicher. Als Noe auf sie aufmerksam wird, folgt sie nur allzu gerne deren Wünschen durch kleine Gefälligkeiten, um dadurch die Freundschaft zu intensivieren. Teilweise ändert Annebeth auch ihr Verhalten, die Hinwendung zu vegetarischem Essen ist eine der größten und bedeutsamsten. Und aktuell hat sie sich mit nunmehr 16 Jahren dem Turnsport verschrieben, dem Noe bereits seit langem erfolgreich nachgeht. Doch Noe erobert sich im Laufe der dreijährigen Freundschaft nicht nur einen festen Platz im Leben von Annabeth sondern auch einen sehr großen, der nun durch Noes Beziehung zu Stephen einen ersten Einschnitt erfährt.

Annabeth ist zu dem Zeitpunkt als sie Noe kennen lernt bereits selbst eine Persönlichkeit, aber sie ist sich dessen nicht bewusst. Es gibt einige Dinge, die sie besonders mag wie beispielsweise ihre Liebe zur Natur. Auch Treue gehört zu ihren Charaktereigenschaften. Davon profitiert ihre Freundin. Noe genießt die ihr geschenkte Aufmerksamkeit. Dadurch, dass Noe nun mehr Zeit mit Stephen verbringt, zieht Annabeth sich zurück und beobachtet das Verhalten ihrer Freundin und macht sich Gedanken über ihre Freundschaft, die manchmal eher einseitig aussieht. Noe ist nicht immer aufrichtig zu ihrer Freundin. Sie leidet seit langer Zeit an einer Essstörung und arglos hat Annabeth ihr sogar geholfen diese zu verbergen.

Ihre Freundschaft hat aber auch Gutes für Annabeth gebracht, denn Noe hat sie aus einer gewissen Lethargie geholt, sie motiviert und angetrieben und sie vom Grübeln abgehalten. Nun fühlt sie sich allein gelassen und sucht nach einer Möglichkeit die Lücke zu füllen. Von einem wenig älteren Jungen lässt sie sich verführen und in eine ungewollte Lage bringen. Eher unbewusst hat sie nach Liebe und Aufmerksamkeit gesucht und muss nun feststellen, dass sie sich reichlich naiv hat ausnutzen lassen. Doch diese Einsicht führt sie auch dazu über ihre eigenen Grenzen hinaus zu gehen. Nicht nur sie selbst ist dabei, ihre Einstellungen zu ändern und andere Meinungen zuzulassen.

Der Roman wird von Annabeth in der Ich-Form erzählt und so konnte ich ihren Gedanken nicht nur zu ihrer Freundin sondern auch zu ihrer Mutter, die eine wichtige Bezugsperson in ihrem Leben ist, folgen. Sehr gut konnte ich dadurch die Veränderungen wahrnehmen, die sich aus ihren Erfahrungen ergibt. Ihr Wandel ist durchgehend positiv und ich glaube, dass sie ihren weiteren Weg auch ohne Noe meistern wird. Ich hoffe auf eine Fortsetzung der Geschichte.

Die Autorin hat eine glaubhafte, ergreifende Freundschaftsgeschichte geschrieben. Sie greift wichtige Themen in diesem Roman auf mit denen Jugendliche sich häufig auseinandersetzen wie Mobbing, Essstörungen, Liebeskummer und Depression. Auch wenn sie vielleicht nicht immer eine ausgereifte Lösung für alle Probleme findet, zeigt sie einen Weg auf damit umzugehen. Mir hat das Buch gut gefallen und darum empfehle ich es gerne nicht nur an junge Leser weiter. (4,5 Sterne)

Veröffentlicht am 11.05.2017

Ein Junge auf der Suche nach dem verlorenen Frieden

Mein Freund Pax
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Im Buch „Mein Freund Pax“ schreibt die US-Amerikanerin Sara Pennypacker über die Freundschaft eines ungewöhnlichen Paars. Der zwölfjährige Peter hat vor fünf Jahren einen sehr jungen Fuchs im Bau seiner ...

Im Buch „Mein Freund Pax“ schreibt die US-Amerikanerin Sara Pennypacker über die Freundschaft eines ungewöhnlichen Paars. Der zwölfjährige Peter hat vor fünf Jahren einen sehr jungen Fuchs im Bau seiner getöteten Mutter gefunden und aufgezogen. Er hat ihm den Namen Pax gegeben, nach einer Marke für Rücksäcke wie Peter im Roman erklärt. Die beiden sind nahezu unzertrennlich. Jetzt aber rückt ein Krieg immer näher und sein Vater meldet sich zum Dienst an der Front. Peter muss für ein halbes Jahr zu seinem Großvater, der 300 Kilometer entfernt wohnt. Pax kann dahin nicht mit, daher wird Peter von seinem Vater angewiesen ihn an einer Straße auszusetzen, im für den Fuchs unbekannten Gelände. Sehr bald merkt Peter, dass das nicht richtig war, packt einige Sachen zusammen und begibt sich auf die Suche. Allerdings hat er nicht über die Gefahren seines Abenteuers nachgedacht und bald schon wird seine weitere Reise durch eine Verletzung behindert, während Pax in der ungewohnten Freiheit ums Überleben kämpft.

Peter ist ein sympathischer Charakter. Er wird zwar schnell wütend, doch eher ungewollt. Seine Sorge um den Fuchs lässt ihn fürsorglich wirken. Bei der Wahl des Namens für seinen tierischen Freund hat er nicht an Frieden gedacht, aber die gesamte Erzählung steht unter diesem Oberbegriff. Obwohl der Roman in der Gegenwart spielt, legt die Autorin bewusst nicht fest, um welchen Krieg es sich handelt. Durch die Meldung des Vaters zum Kriegsdienst wird Peter direkt damit konfrontiert. Seine Suche nach Pax wird schließlich zu einer Suche nach Frieden, während er die Auswirkungen der Kämpfe auf die Natur erlebt, mehr über die Grausamkeiten der Handlungen erfährt und die Folgen der Erlebnisse im Einsatz von der hilfsbereiten, aber zurückgezogen lebenden Vola erzählt bekommt. Die Geschichte ist auch eine Auseinandersetzung mit der Frage nach der Schuld, die man durch eigenes Verhalten verursachen kann.

Peters Suche ist zunächst das vom Vater angeordnete Ende einer langen Freundschaft und wird schließlich zu einem Weg für Peter an den Erlebnissen zu reifen. Durch seine Erfahrungen und die Antworten auf Fragen, die er stellt, beginnt er verschiedene Dinge zu begreifen. Auch das Verhalten seines Vaters ordnet er neu ein.

Jedes zweite Kapitel widmet Sara Pennypacker dem Rotfuchs Pax. Er hat noch nie gejagt und daher auch noch nie frisch Erlegtes gefressen. Doch seine Instinkte lassen ihn nicht im Stich. Glaubhaft schildert die Autorin, wie Pax die Bekanntschaft zu seines Gleichen findet ohne dabei seine Hoffnung, Peter wieder zu finden, aufzugeben. Der Text wird ergänzt von passenden schwarz weißen Zeichnungen des kanadischen Illustrators Jon Klassen.

Sara Pennypackers Roman ist geeignet für Kinder ab 10 Jahren, aber ihre Geschichte spricht auch ältere Leser und Erwachsene an. Vor dem Hintergrund einer besonderen Freundschaftsbeziehung kommen die Gräuel des Kriegs in vielen Facetten zum Ausdruck. Ich empfehle Eltern, das Buch zu lesen und es mit jüngeren Kindern zu diskutieren. Lesenswert ist es auf jeden Fall!

Veröffentlicht am 09.05.2017

Eine besondere Geschichte über Partnerschaft im Alter

Unsere Seelen bei Nacht
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„Unsere Seelen bei Nacht“ ist der letzte Roman des verstorbenen US-Amerikaners Kent Haruf. Der Autor wurde nur 71 Jahre alt und auch die beiden Protagonisten seines Buchs sind etwa in diesem Alter. Die ...

„Unsere Seelen bei Nacht“ ist der letzte Roman des verstorbenen US-Amerikaners Kent Haruf. Der Autor wurde nur 71 Jahre alt und auch die beiden Protagonisten seines Buchs sind etwa in diesem Alter. Die Geschichte spielt wie alle seine Romane in der von ihm erdichteten Kleinstadt Holt im US-Bundesstaat Colorado, in dem er als Kind gelebt hat.

Addie ist Witwe und lebt in ihrem Einfamilienhaus allein. Ihr Sohn lebt mit Frau und Kind in der Hauptstadt Denver. Vor allem nachts fühlt sie sich einsam. Nachdem sie lange über ihre Idee, der Einsamkeit zu entkommen, nachgedacht hat, klingelt sie bei ihrem ebenfalls verwitwetem Nachbarn Louis. Sie fragt ihn, ob er sich vorstellen kann, die Nächte neben ihr zu liegen. Auf rein platonischer Ebene möchte sie mit ihm zusammen sein. Nach einer kurzen Bedenkzeit ist Louis einverstanden und gemeinsam entdecken sie, wie schön es ist, Zeit miteinander zu verbringen und sich im Gespräch auszutauschen. Auch der längere Aufenthalt von Addies sechsjährigem Enkel ist nach ersten Befürchtungen kein Problem für die beiden. Von den Bewohnern der Kleinstadt wird ihre Beziehung misstrauisch beobachtet, doch das haben beide nicht anders erwartet. Eine größere Sorge sind ihre Kinder, vor allem Addies Sohn Gene stellt sich gegen die gemeinsamen Pläne von Addie und Louis.

Kent Haruf hat seine Erzählung in einen schlichten Rahmen gepackt. Die Zahl der handelnden Personen ist überschaubar. Die Dialoge werden indirekt geführt. Nach einigen Seiten hatte ich mich daran gewöhnt und konnte problemlos die jeweiligen Sätze der entsprechenden Person zuordnen ohne dass diese erwähnt wird. Gleich zu Beginn kommt der Autor zum Hauptthema des Romans, der Einsamkeit im Alter. Da er selbst beim Schreiben des Buchs bereits älter als 70 Jahre war, bringt er in seine Schilderungen sicher auch eigene Erfahrungen und solche aus seinem Freundschafts- und Bekanntenkreis ein. Das macht die Erzählung authentisch.

Addie und Laurence kennen sich bereits seit langen Jahren, hatten aber nur gelegentlichen kurzen Kontakt zueinander. Ich fand es eine mutige Art von Addie, sich mit ihrem Wunsch ohne Umschweife an Laurence zu wenden. All die folgenden gemeinsamen Stunden sind realistisch beschrieben und gut vorstellbar. Die beiden Protagonisten nähern sich vorsichtig einander an und gehen auch im weiteren Verlauf fürsorglich miteinander um. Das tut beim Lesen richtig gut.

Das Misstrauen der Kinder in Bezug auf das Verhältnis ihrer Eltern war von Beginn an vorhanden. Verständlich ist eine gewisse Sorge um das Wohl des Elternteils, aber letztlich versteckt sich bei Gene dahinter vor allem die Angst vor dem Verlust des Erbes. Das Ende der Geschichte hat für mich nicht zum Charakter der Addie gepasst, die sich einen eigenen Weg aus der Einsamkeit gesucht und gefunden hat. Von ihr hätte ich mehr Selbstbewusstsein gewünscht.

Das Buch lässt sich in wenigen Stunden lesen. Obwohl nichts Aufsehenerregendes geschieht, war es schön, diese besondere Geschichte über Zuneigung und Beisammensein im Alter zu lesen, wenn mir auch das Ende nicht so ganz gefallen hat. Dennoch empfehle ich den Roman an einfühlsame Leser gerne weiter

Veröffentlicht am 04.05.2017

Kreativer Mix magischer Elemente und Science Fiction

Alle Vögel unter dem Himmel
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Die US-Amerikanerin Charlie Jane Anders hat schon vieles in mancherlei Form geschrieben, aber „Alle Vögel unter dem Himmel“ ist ihr erster Roman. Er enthält Elemente der Magie und der Science Fiction. ...

Die US-Amerikanerin Charlie Jane Anders hat schon vieles in mancherlei Form geschrieben, aber „Alle Vögel unter dem Himmel“ ist ihr erster Roman. Er enthält Elemente der Magie und der Science Fiction. Vögel sind es, die einem der Protagonisten, nämlich der sechsjährigen Patricia Delfine sagen, dass sie eine Hexe ist. In der Gegenwart, in der Patricia lebt, werden angesichts einer düsteren Version der Zukunft bald keine Lebewesen mehr die Erde bewohnen und auch kein Sternenhimmel mehr, wie auf dem Cover, zu sehen sein.

Patricia bemerkt bereits als Kind, dass sie mit Vögeln reden kann. Doch nach nur einem einzigen Erlebnis versagt diese Fähigkeit wieder. Zunächst bleibt unklar, ob sie vielleicht nur davon geträumt hat. Ein weiterer Protagonist ist Laurence Armstead, der als Jugendlicher eine Uhr bastelt, mit der man zwei Sekunden in die Zukunft reisen kann. Etwa zu diesem Zeitpunkt treffen die beiden Hauptfiguren zum ersten Mal in der Schule aufeinander. Bis hierhin war die Erzählung für mich zwar mysteriös, aber dennoch hätte sie sich zu einer ganz normalen Liebesgeschichte zwischen Patricia und Laurence entwickeln können. Doch weit gefehlt.

Eines Tages erhält die Schule mit Theodolphus Rose einen neuen Vertrauenslehrer, der den Posten nur als Tarnung angenommen hat, denn er ist Mitglied eines Ordens der Assassinen. Seit Jahren hat er sich vorgenommen, Patricia und Laurence zu töten, denn er glaubt, dass die beiden an dem zukünftigen Krieg zwischen Magie und Wissenschaft die Schuld tragen werden. Er versucht die beiden gegeneinander auszutricksen. Doch sein Spiel geht nicht auf. Stattdessen schlagen Patricia und Laurence unterschiedliche Wege ein und verlieren sich aus den Augen. Als sie einander wieder begegnen ist die Hexenkraft von Patricia gereift und Laurence hat erste Erfolge auf technischem Gebiet. Auf der Erde kommt es an verschiedenen Orten zu diversen Katastrophen. Es stellt sich die Frage, ob die Fähigkeiten der beiden den drohenden Untergang verhindern können. Oder werden ihre Kenntnisse zur Zerstörung der Erde beitragen? Ihre Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt.

Die Geschichte ist ein Mix aus unterschiedlichen Genres. Hierbei hat Charlie Jane Anders eigenes Wissen und Erfahrungen aus unterschiedlichen Bereichen eingebracht. Beschreibungen von wissenschaftlichen und technischen Sachen sind leicht verständlich. Zu Beginn schreibt die Autorin auffassungsmäßig auf der Ebene der sechsjährigen Patricia. Der sprachliche Ausdruck wächst mit dem Alter der Protagonisten. Der Roman besteht aus mehreren Buchteilen, dazwischen liegen Zeitsprünge. Sowohl Patricia und Laurence füllen Lücken in ihrer Vergangenheit immer wieder durch Rückblicke zur Erweiterung des Wissens des Lesers auf.

Charlie Jane Anders schreibt mit flinker Feder, manches wirkt wie beiläufig eingebracht, birgt aber so neuartige Ideen, dass es mich immer wieder aufs Neue fasziniert hat. Hin und wieder verliert sie sich etwas in liebevoll gestalteten Details. Gerade bei den fantastischen Elementen des Romans werden ihre Beschreibungen nahezu poetisch. Sie erklärt viele Sachen und lässt ihre Charaktere sich gerne selbst in Frage stellen. Patricia und Laurence lassen sich als Freaks beschreiben. Aufgrund ihrer Marotten stehen sie bei ihren Mitschülern in keinem guten Licht und werden gemobbt. Ihr Verhältnis zueinander ist umstritten. Beide habe ich für manche Dinge bemitleidet, andererseits auch bewundert. Ich war mir unsicher, ob ich ihnen meine Sympathie schenken sollte.

Dieser Roman ist anders wie die bisherigen Fantasy und Science Fiction Bücher die ich bisher gelesen habe. Charlie Jane Anders schreibt kreativ und beeindruckt mit Erklärungen für Magie, so dass man glauben könnte, sie gehöre ganz realistisch zu unserer Welt. Die technischen Entwicklungen klingen nahezu machbar und so ergibt sich ein dystopischer Roman, der verstörend ist, weil er auf seine eigene Art vorstellbar erscheint. Gerne gebe ich hierzu eine Leseempfehlung für Fans von Fantasy und Science Fiction Büchern.

Veröffentlicht am 01.05.2017

Ein Jugendbuch über Freundschaft, Vertrauen, Akzeptanz und Selbstfindung

Meine Mutter, sein Exmann und ich
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In seinem Jugendbuch „Meine Mutter, sein Exmann und ich“ nutzt T.A. Wegberg das Thema Transgender als Hintergrund für die aktuellen Probleme des 15-jährigen Joschka. Wie der Titel es bereits verdeutlicht, ...

In seinem Jugendbuch „Meine Mutter, sein Exmann und ich“ nutzt T.A. Wegberg das Thema Transgender als Hintergrund für die aktuellen Probleme des 15-jährigen Joschka. Wie der Titel es bereits verdeutlicht, hat nicht Joschka Probleme mit seiner Geschlechtsidentität, sondern er hat Frust darüber, dass seine Mutter ihren Körper entsprechend ihrer männlichen Gefühle anpassen möchte. Lebenswege sind verschieden und manchmal ist es schwierig den richtigen zu finden. Joschkas Gedanken kreisen darum Wege zu finden, beispielsweise um seinen Traumberuf zu realisieren und vor allem aber, seine Freunde nicht durch die Selbstverwirklichung seiner Mutter zu verlieren. Sehr gut wird das durch das Cover visualisiert.

Joschkas Eltern sind schon längere Zeit geschieden. Als er und seine Zwillingsschwester Liska zehn Jahre alt sind, spricht ihre Mutter offen an, dass sie mit einer Therapie und einer Hormonbehandlung beginnen möchte um ihre körperliche Umwandlung zu einem Mann zu beginnen. Fünf Jahre später steht die abschließende Operation an und Joschka hat sich immer noch nicht damit arrangiert. Er nennt seine Mutter weiter „Mama“ statt bei seinem neu gewählten Vornamen Frederik und sorgt dafür, dass seine Freunde ihn nicht zu sehen bekommen. Liska dagegen hat keine Probleme damit.

Schließlich zieht Joschka zu seinem Vater, der inzwischen wieder verheiratet ist und mit seiner zweiten Frau einen weiteren Sohn hat, obwohl er dabei einen sehr viel weiteren Weg zur Schule in Kauf nimmt. Mit dem nach den Sommerferien beginnenden Schuljahr erhält er mit Alexander einen neuen Klassenkameraden der an einer Krankheit leidet, die dieser zu verbergen sucht. Erst durch die Annäherung an Alexander und der wachsenden Liebe zu seiner Mitschülerin Emma beginnen sich seine Prioritäten in Sachen Freunde zu verschieben und so langsam wächst sein Verständnis für den Wunsch seiner Mutter ein Mann zu sein.

Der Roman ist gedacht ab einem Alter von ungefähr 14 Jahren. Der Autor schreibt aus der Sicht von Joschka und konfrontiert den Leser mit den Problemen eines 15-jährigen Jungen, der sich darüber sorgt, dass er wegen der Geschlechtsumwandlung von Frederik ausgelacht und aus dem Freundeskreis ausgeschlossen wird. Joschka verfügt über keine besonderen Fähigkeiten wie sportliche oder technische Begabung mit denen er bei seinen Freunden punkten könnte. Er verhält sich gerne konform, um akzeptiert zu werden.

Sehr schön fand ich den Kontrast, den T.A. Wegberg mit Liska setzt. Von Beginn an spricht sie mit ihren Freundinnen über die Geschlechtsumwandlung und so entsteht hier kein Geheimnis, das zu irgendwelchen Missverständnissen führen kann. Liska freut sich über den Besuch von Freunden und ihr neuer Vater hat die Möglichkeit sich als Persönlichkeit zu zeigen und so akzeptiert zu werden. Joschka hat nun diesen Zeitpunkt verpasst. Und genau das baut eine gewisse Spannung im Roman auf, die mich schnell weiter lesen ließ, denn ich glaubte, dass irgendwann doch endlich einer von Joschkas Freunden auf Frederik treffen würde. Ich wartete ungeduldig darauf, wie Joschka dann reagieren würde.

Joschka erzählt in der Ich-Form und auf diese Weise wusste ich auch, was er in welcher Situation denkt. Er sucht ständig den Vergleich mit Jungen in seinem Alter. Die Probleme seiner Mutter hat er zwar registriert, aber ausgeblendet. Sein Vater und seine Stiefmutter verschließen sich seinen Problemen. Sie verlangen von ihm, dass er Verantwortung übernimmt. Aber immer wieder scheitert er daran. Das trägt nicht dazu bei, sein Selbstbewusstsein zu steigern und so lobt er sich selbst für all das, was ihm gelingt. Seine Freundschaft zu Alexander zeigt ihm, wie es ist, vor einem Geheimnis zu stehen. Als er merkt, dass er damit umgehen kann und nun auch jemanden hat, den er ins Vertrauen ziehen kann, wird es deutlich einfacher für ihn sich gegenüber anderen zu öffnen. Jugendliche Leser des Romans werden hier allerdings genau wie Joschka keine abschließenden Antworten zum Thema Transgender finden.

„Meine Mutter, sein Exmann und ist“ ist ein Buch über Freundschaft, Vertrauen, Akzeptanz und Selbstfindung und darüber, dass es nicht auf das Äußere, sondern auf die Persönlichkeit ankommt. Der Schreibstil ist locker und amüsant. Daher vergebe ich gerne eine Leseempfehlung.