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Veröffentlicht am 10.11.2016

Leicht, locker, amüsant und aufgrund des Familiengeheimnisses auch spannend

Der Duft von Eisblumen
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Es ist „Der Duft von Eisblumen“ den Rebekka Winter im gleichnamigen Buch von Heike Eva Schmidt, die diesen Roman als Veronika May geschrieben hat, kennenlernt. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg den ...

Es ist „Der Duft von Eisblumen“ den Rebekka Winter im gleichnamigen Buch von Heike Eva Schmidt, die diesen Roman als Veronika May geschrieben hat, kennenlernt. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg den Rebekka gehen muss und der von ihr verlangt, dass sie den Büroalltag verlässt und sich für die Schönheiten der Natur öffnet. Die Kapitelüberschriften sind Pflanzennamen, deren Bedeutung man im Anhang nachlesen kann und so den Bezug zum jeweiligen Erzählabschnitt erhält.

Rebekka arbeitet in einer Werbeagentur und ist dort zuständig für das Finanzbudget jeder Kampagne des Unternehmens. Sie ist die einzige Frau im Vorstand und bisher glaubte sie, dass sie sich diesen Posten durch ihr Können und ihren Fleiß erarbeitet hätte. Gesellschaftliches Leben kennt sie kaum. Ihr Freund, ein früherer Arbeitskollege, hat sie betrogen und verlassen. Sie hat eine unsichtbare Mauer um sich errichtet, die alles Unerwünschte, alle negativen Gedanken und Gefühle fernhalten soll. Als sie eines Tages Kenntnis davon erhält, dass ihre Position lediglich der Frauenquote geschuldet ist, fährt sie wutgeladen auf dem Heimweg im Stau der Rushhour dem vor ihr stehenden Auto auf die Stoßstange. Die ihr als Strafe aufgetragenen Sozialstunden soll sie bei der betagten Dorothea von Katten in deren Villa ableisten. Für beide Seiten ist das nicht einfach, weil sie sich mit ihren Vorstellungen zu vielen Themen in ihren Meinungen uneins sind. Doch Frau von Katten verbirgt hinter ihrer manchmal rauen Art ein Familiengeheimnis, dem Rebekka sich mit und mit nähert.

Routine hat sich in Rebekkas Leben eingerichtet. Nachdem ihr Freund sich von ihr getrennt hat, braucht sie sich mit niemandem mehr abzustimmen. Allein die mahnenden Worte ihrer Mutter aus der Vergangenheit klingen weiter in ihrem Verstand. Sie ist selbstbewusst, aber dennoch unsicher, weil sie für ihre Tätigkeiten eher selten gelobt wird. Den Unfall provoziert sie vorsätzlich, auch wenn sie sich in dem Moment nicht der Konsequenzen im vollen Maße bewusst ist. Mit Frau von Katten trifft sie auf einen durch die Lebensjahre gereiften Charakter, der seine Erfahrungen gerne weitergibt. Jedoch ist Rebekka zunächst nicht bereit, Ratschläge entgegenzunehmen. Vieles was der Leser im Laufe der Zeit dadurch erfährt, dass Veronika May auf eine zweite Erzählebene wechselt, in der Frau von Katten auf ihre Jugend zurückblickt, lässt das Bild einer Frau entstehen, deren Leben zunächst fremdbestimmt war und die stets nach einer Möglichkeit gesucht hat sich selbst zu verwirklichen. Dazu musste sie Kompromisse eingehen.

Kommt mir Rebekka am Anfang reichlich arglos vor, wie sie ihre Stellung im Unternehmen einschätzt und wie impulsiv sie im Stau reagiert hat, so entwickelte sie sich im Ablauf der Geschichte weiter. Nicht nur die beiden Protagonistinnen sondern auch die Nebenfiguren hat die Autorin mit Ecken und Kanten ausgestattet. In ihren Begegnungen müssen sich daher die handelnden Personen aufeinander einlassen und lernen, den Gesprächspartner zu respektieren und dessen Meinung zu akzeptieren. Viele Charaktere konnten mir sympathisch werden.

Der Roman ist einem leichten und lockeren Schreibstil einfühlsam erzählt mit amüsanten Szenen. Das Familiengeheimnis gab der Geschichte zusätzlich eine Portion Spannung. „Der Duft von Eisblumen“ hat mir einige schöne Lesestunden gegeben und daher empfehle ich es gerne weiter.

Veröffentlicht am 06.11.2016

Eine Kindheit im Bundeskanzleramt

Raumpatrouille
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„Raumpatrouille“ ist in schriftstellerischer Hinsicht das Debüt des Schauspielers Matthias Brandt. Titelgebend für das Buch ist ein Rollenspiel, dem sich der Protagonist gerne hingibt. In den Erzählungen, ...

„Raumpatrouille“ ist in schriftstellerischer Hinsicht das Debüt des Schauspielers Matthias Brandt. Titelgebend für das Buch ist ein Rollenspiel, dem sich der Protagonist gerne hingibt. In den Erzählungen, die in diesem Buch versammelt sind, nahm mich der Autor mit in die 1960er und 1970er Jahre. Inhaltlich bieten die Geschichten Erinnerungen an eine Kindheit. Was davon er selbst erlebt hat, bleibt dem Willen des Autors nach offen. In seinen Schilderungen erzählt er von einem Jungen, der im Bundeskanzleramt in Bonn aufwächst, so wie er selbst als Sohn von Willy Brandt.

Matthias Brandt erlaubte mir als Leser einen neugierigen Blick auf das ganz normale Leben eines Jungen in einer prominenten Familie. Trotz des ihn und seine Eltern umgebenden Sicherheitspersonals vermag er dessen Anwesenheit auszublenden oder es sogar in sein Spiel mit einzubeziehen. Große Politikernamen sind für ihn nur Kollegen seines Vaters. Aufgrund seiner Sonderstellung versucht er sich in der Öffentlichkeit möglichst unauffällig zu verhalten und einfach nur ein kleiner Junge in einer großen Welt zu sein.

Der Autor schreibt in einer leicht lesbaren Sprache mit humorvollem Unterton und immer mit viel Einfühlungsvermögen. Er schildert seine damaligen Berufsträume und die Wege die er als Kind beschreitet, diese umzusetzen. Film und Fernsehen haben dabei seine Vorstellungswelt mit geprägt, an vieles davon konnte ich mich auch erinnern. Die Geschichten des Buchs erzählt er in Ich-Form. Immer wieder wirft er Fragen auf, die ihn an den Rand seines Wissens bringen und ihm dabei helfen, sich seinen Kosmos zu erschließen.

Viel zu schnell waren die Kapitel gelesen. Wer sich wie ich gerne mit dem Autor an die damalige Zeit rückerinnern möchte, dem kann ich dieses Buch empfehlen.

Veröffentlicht am 02.11.2016

Perfides Spiel mit den Gefühlen der Protagonisten und des Lesers

Wonderland
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Die 20-jährige Elizabeth befindet sich mit ihren beiden besten Freundinnen, von denen sie Liz genannt wird, im Urlaub in Thailand. In einem Hostel befreunden sie sich mit mehreren jungen Männern in ihrem ...

Die 20-jährige Elizabeth befindet sich mit ihren beiden besten Freundinnen, von denen sie Liz genannt wird, im Urlaub in Thailand. In einem Hostel befreunden sie sich mit mehreren jungen Männern in ihrem Alter. Jacob ist einer von ihnen. Er organisiert eine Strandparty auf dem Grundstück eines Verwandten. Liz hat dabei ein seltsames Gefühl im Bauch. Am nächsten Morgen finden sich alle sechs in einem Betonloch wieder, von Mauern umgeben unterbrochen von einem großen Metalltor mit Schiebeschubladen. Schon bald wird ihnen klar, dass sie sich in einem Reality Game befinden. Ihre Herausforderung: Sie sollen selbst entscheiden, wen sie als Nächstes dem Tod aussetzen. Wer spielt da mit ihnen? Hat Jacob sie in diese Falle gelockt? Und wenn ja, warum? Sollte man ihn daher nicht als erstes als Opfer auswählen?

Im Buch „Wonderland“ von Christina Stein ändert sich rasch das wunderbare Leben in einer thailändischen Strandvilla zu einem Schrecken ohne Ende. Schon nach wenigen Seiten ist man mitten auf einem Schauplatz des Horrors. Das Buch ist sicher nicht das Erste, das mit den Ängsten von Personen in einem Reality Game spielt. Die Autorin nimmt sogar Bezug auf andere Szenarien in diversen Medien. Aber sie bringt den Leser schnell hinein ins Spiel und hat sich noch eine weitere Verschärfung ausgedacht, sowie einige unerwartete Wendungen.

Christina Stein lässt dem Leser und der Gruppe von Beginn an die Hoffnung, dass wenigstens einer überleben wird. Aber alles erscheint unwirklich und undurchsichtig. Die Spielorganisatoren halten sich nicht immer an ihre Versprechen. Auf kleinstem Raum dazu verdammt, einen zum Tode zu verurteilen, liegen bei den Freunden die Nerven blank. Das Denken der Einzelnen dreht sich natürlich um den bevorstehenden möglichen Tod, aber auch um verpasste Chancen in der Vergangenheit. Eine gerechte Lösung gibt es nicht und so versucht jeder auf seine Art mit der Situation umzugehen. Jede Aussage wird auf die Goldwaage gelegt und gewertet. Liz fühlt sich schließlich von ihren Freunden hintergangen.

Das Spiel als solches ist recht einfach, eigentlich warten die Freunde nur auf die Auswahl des nächsten Opfers. Dennoch reißt der Spannungsbogen nicht ab, weil das Spiel plötzlich andere Ausmaße als voraussehbar war annimmt. Die Autorin beschreibt die Geschehnisse überaus realistisch. Zum tieferen Verständnis beim Leser trägt sie bei, indem sie auch die Hintergründe und Motive der Spielleiter in die Geschichte einflechtet.

Der Thriller wird hauptsächlich im Wechsel von ein oder zwei Kapiteln aus der Sicht von Liz und Jacob erzählt. Bei einer Ich-Form der Schilderungen gehe ich immer davon aus, dass der Erzähler, egal was kommt, am Ende noch lebt. Ob das hier auch der Fall war, verrate ich nicht. Auf jeden Fall konnte ich auf diese Weise intensiv an der Gefühlswelt der beiden teilhaben und noch mehr in das Geschehen eintauchen. Die Protagonisten haben ihre Ecken und Kanten, doch Sowohl Liz als auch Jacob konnten auf ihre Art meine Sympathie gewinnen. Das Buch liest sich flüssig und überaus spannend. Aufgrund der dargestellten Greuel ist eine Altersempfehlung ab 16 Jahren angemessen.

„Wonderland“ ist ein perfides Spiel mit den Gefühlen der befreundeten Gruppe und ebenso mit denen des Lesers. Schon nach kurzer Zeit hat mich die Geschichte eingesogen und bis zum Schluss nicht losgelassen. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.11.2016

Wenn Freundschaft, Anerkennung und Pflicht kollidieren und eine Nacht alles verändern kann

The Girls
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Josephine ist eins der „Girls“ im gleichnamigen Buch von Rebecca Thornton. Gemeinsam mit ihrer Freundin Freya besucht sie ein elitäres Mädcheninternat in London. In der Schule wird sie im letzten Jahr ...


Josephine ist eins der „Girls“ im gleichnamigen Buch von Rebecca Thornton. Gemeinsam mit ihrer Freundin Freya besucht sie ein elitäres Mädcheninternat in London. In der Schule wird sie im letzten Jahr zur Schulsprecherin gewählt. Doch Rang und Namen, die von vielen beneidet werden, bedeuten für Josephine auch Verpflichtung. Ihre Mutter ist krank, ihr Vater die rechte Hand des Premierministers, darum möchte sie durch gute Noten und verantwortungsvollem Handeln der Mutter eine Freude bereiten und die Erwartungen ihres Vaters erfüllen. Gemeinsam mit Freya möchte sie noch eine Nacht durchfeiern, bevor der Schulstress beide vereinnahmt. Doch in dieser herbeigesehnten Nacht geschieht etwas Unerwartetes. Josephine möchte danach mit niemandem darüber reden, während Freya das Gespräch sucht und deswegen von ihrer Freundin unter Druck gesetzt wird. Ein Riss in der Freundschaft entsteht.

Während Josephine 18 Jahre später als Archäologin an einer Ausgrabungsstätte in Jordanien arbeitet erhält sie eine E-Mail von Freya mit der sie seit Schulzeiten keinen Kontakt mehr hatte. Freya möchte endlich über diese Nacht reden. Doch Josephine versucht dem Anliegen weiter mit Ignoranz zu begegnen.

„The Girls. Freundinnen. Unzertrennlich. Bis zu jener Nacht…“ so der vollständige Titel des Buchs ist das Debüt der Autorin. Mit sehr viel Einfühlungsvermögen versucht sie zu beschreiben, wie eine einzige Nacht das weitere Leben von zwei Freundinnen verändern kann, die sich vorher sehr nahe standen. Der Fokus liegt auf Josephine, die den Roman in der Ich-Form erzählt. So kann der Leser die Gedankenwelt von ihr nachvollziehen. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen und beginnt in Jordanien im Jahr 2014 damit, dass die Protagonistin die E-Mail ihrer Freundin erhält, ein Grund für sie, sich an die Geschehnisse von damals zu erinnern. Jedoch hat sie erfolgreich verdrängt, was in dieser alles verändernden Nacht geschah.

Im Laufe der Erinnerungen Josephines erfährt der Leser mehr und mehr über ihre Eltern und das Leben im Internat. Es wird deutlich, welche Ansprüche an sie als Tochter eines ranghohen Politikers gestellt werden und als Musterschülerin, die sich das Vertrauen der Schulleitung erkämpft hat. Außerdem steht sie unter einem enorm hohen Druck aufgrund der bevorstehenden Prüfungen zur Aufnahme an der Eliteuniversität Oxford. Weder Josephine noch ihre Freundinnen konnten mir sympathisch werden, zu sehr beanspruchten sie Anerkennung und Ansehen für sich. Doch andererseits habe ich sie auch bemitleidet, weil sie wie in einem goldenen Käfig lebten.

Rebecca Thornton beschreibt in einem flüssig zu lesenden Schreibstil die Geschehnisse sehr realistisch und nachvollziehbar. Der Mittelteil zieht sich jedoch ein wenig hin ohne dass Erhellendes ans Tageslicht kommt. Was letztlich in der einen Nacht geschah und erst ganz am Ende des Buches beschrieben wird, fand ich voraussehbar. Dennoch muss man sich der Bedeutung für die Freundschaft von Josephine und Freya bewusst sein. Eine Spannung, die nicht wirklich greifbar ist und über den Geheimnissen der Nacht liegt, ist ständig vorhanden.

„The Girls“ ist ein Roman über die Bedeutung, welche Verletzungen das Verhalten einer Freundin auslösen und welche dauerhaften Nachwirkungen diese Kränkung haben kann. Ein in der Darstellung überzeugendes Debüt, dem ich gerne meine Leseempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 27.10.2016

Rätselhafter Charaktar, Story atmosphärisch dicht

Mr Gwyn
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Der englische Schriftsteller Jasper Gwyn war in den letzten zwölf Jahren überaus erfolgreich mit seinen Büchern. Doch eines Tages empfindet er sein bisheriges Leben als unpassend. In einer Liste, die er ...

Der englische Schriftsteller Jasper Gwyn war in den letzten zwölf Jahren überaus erfolgreich mit seinen Büchern. Doch eines Tages empfindet er sein bisheriges Leben als unpassend. In einer Liste, die er seinem Verleger zuschickt, hält er in 52 Punkten die Dinge fest, die er zukünftig nicht mehr zu tun gedenkt. Darunter befindet sich auch der Vorsatz, keine Bücher mehr zu schreiben und zu veröffentlichen. So beginnt der Roman „Mr. Gwyn“ von Alessandro Baricco.

In der folgenden Zeit gönnt Mr. Gwyn sich zunächst einen Urlaub. Nach weiteren Wochen und Monaten, in denen er London erkundet, wobei ihn häufiger ein Unwohlsein begleitet, kommt ihm beim Betrachten von Gemälden eine Idee. Er beschließt fortan Menschen zu porträtieren, allerdings nicht malend sondern schreibend. Sein Ziel dabei ist es, den zu Porträtierenden „nach Hause zu bringen“. Er möchte dabei die Natürlichkeit des Menschen einfangen. Derjenige, der vor ihm posieren wird, soll sich nicht für irgendwen oder irgendwas in Szene setzen, sondern sich so unbefangen wie Daheim geben.

Um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, mietet er ein Atelier, das er auf besondere Art ausleuchtet Die Sessions gedenkt er mit eigens dafür komponierter Musik untermalen zu lassen. Für ein erstes Porträt sucht er ein Modell, das dem Durchschnittsbürger entspricht und findet es in Rebecca, der Sekretärin seines Verlegers. Rebecca entwickelt sich zu seiner treuen Stütze und rechten Hand. Mr. Gwyn widmet sich seiner neuen Tätigkeit, bis eines Tages ein Modell sich nicht an die Vorgaben von ihm hält.

Jasper Gwyn ist ein Mensch, der gern alleine lebt und darum auch seine Marotten nach eigenem Willen ausleben kann. Bereits nach wenigen Seiten des Romans hatte ich als Leser den Eindruck, dass da unter der Oberfläche noch einiges mehr sein muss. Aber der Autor ließ mich nur hier und da mal durch das Schlüsselloch, wie es sinnbildlich auf dem Cover abgebildet ist, einen Blick auf die tatsächliche Persönlichkeit von Mr. Gwyn werfen. Stellt er als in der Öffentlichkeit stehender Schriftsteller das Verfassen von Büchern ein, schien es mir so, dass er an einem anderen Ort problemlos eine Rolle annimmt, die nicht dem Schreibverbot unterliegt.

Neben dieser sehr einzigartigen und geheimnisvollen Person zeichnet Alessandro Baricco auch mit Rebecca einen besonderen Charakter. Auffällig ist sie durch ihren korpulenten Körper, wie der Autor mehrmals betont. Dadurch hat sie Wiedererkennungswert gegenüber den anderen Figuren im Roman trotz ihres ansonsten durchschnittlichen Aussehens. Die Anweisungen ihrer Arbeitgeber führt sie kompetent aus und erwirbt sich damit das Vertrauen und die Hochachtung von Mr. Gwyn. Sie ist ein logisch denkender Mensch, dem es im Laufe der Zeit durch ihre Fähigkeiten gelingt einen Weg zu Jasper Gwyn zu finden.

Das Buch besteht aus zwei Teilen, dem eigentlichen Roman „Mr. Gwyn“ und der Kurzgeschichte „Dreimal im Morgengrauen“. Während ich im ersten Teil ständig darauf hoffte, einmal ein Porträt von Mr. Gwyn lesen zu dürfen, erfüllte mir der zweite Teil diesen Wunsch auf eine ganz eigene Weise. Dieses Buch bildete für mich eine perfekte Ergänzung zum ersten Teil und hob für mich ein wenig den Schleier um einen Blick auf die Vergangenheit von Mr. Gwyn zu werfen.

Wirkte die Idee, Porträts von Menschen zu schreiben und auch die Umsetzung zunächst kurios, so habe ich mich doch gespannt auf diesen Plan eingelassen. Kurze Kapitel und eine eindringliche Sprache zeigten mir schließlich, dass die Ausführung möglich ist. Atmosphärisch dicht mit ruhigen Beschreibungen und einem rätselhaften Charakter hat mir das Buch eine sehr schöne Geschichte mit Tiefgang geboten. Daher empfehle ich es gerne weiter.