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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

11 Erzählungen mit losen Verbindungspunkten

Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück
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In elf unterschiedlich langen Erzählungen führt Judith Kuckart den Leser nach Stuttgart, Berlin, Dresden, nach Sylt und ja, auch nach Belgien. Denn hier hat einer der Protagonisten sein Glück in der Kindheit ...

In elf unterschiedlich langen Erzählungen führt Judith Kuckart den Leser nach Stuttgart, Berlin, Dresden, nach Sylt und ja, auch nach Belgien. Denn hier hat einer der Protagonisten sein Glück in der Kindheit gefunden, auf einem Kettenkarussel. So wie er sich dort im Kreis gedreht hat, so drehen sich die Geschichten in diesem Buch, das Rad des Lebens dreht sich immer weiter. Dass es denn doch am Ende stehen bleibt, erfahren einige der Mitwirkenden selbst oder aber im Verlust einer bekannten, manchmal nahestehenden Person. Doch nicht nur der Tod ist Thema im Buch. 'Jeder ist seines Glückes Schmid' könnte auch für einige Charaktere gelten. Liebe, Schuld, Zufall und Absicht gehen Hand in Hand.

Die Erzählungen stehen lose nebeneinander, scheinbar ohne Zusammenhang. Aber der achtsame Leser wird immer wieder auf bekannte Namen stoßen. Es sind Nachbarn, Verwandte, Freunde, Bekanntschaften, über die die handelnden Personen in den verschiedenen Schilderungen nachdenken, reden oder die sich begegnen. Die Geschichten sind chronologisch, überschneiden sich oder gehen in der Zeit einen Schritt zurück. Sie sind wie die Rauten auf dem Cover des Buchs und fordern die Aufmerksamkeit vom Leser, denn alle Verbindungen wollen gefunden werden, auch in kleinen Andeutungen und flüchtigen Gedanken.

Der Schreibstil der Autorin ist distanziert, ihre Charaktere zeichnet sie mit wenigen Strichen. Es sind Menschen wie jedermann, Mittelschichtbürger. Obwohl einige Mitwirkende noch nach ihrem Platz im Leben suchen, sind andere dort bereits angekommen. Und immer wieder überrascht Judith Kuckart mit einem unerwarteten Ereignis. Sie schreibt beispielsweise über den gerade erst Studenten Leonhard, der morgens überraschenderweise eine schlafende Frau im Flur des Elternhauses vorfindet und nach diesem Erlebnis auszieht in seine eigene Wohnung. Eine nicht vorhergesehene Trennung im Urlaub, eine plötzliche schwere Krankheit und ein Unfall sind weitere Geschehnisse die den Protagonisten der Geschichten zustoßen. Heitere Momente erleben die Beschriebenen meist nur in Erinnerungen.

Das Buch ist keine locker leichte Kost. Einige Szenen wirken verstörend. Dennoch hat es mir Freude gemacht, die einzelnen Erzählungen in Gedanken in eine Reihenfolge zu bringen und Querverbindungen zu ziehen, bis die lockeren Verknüpfungspunkte der elf Erzählungen gefunden waren.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsam ohne tiefgründig zu werden

Black Blade
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„Black Blade – Das eisige Feuer der Magie“ von Jennifer Estep ist eine Urban Fantasy, die in einer Touristenstadt Cloudburst Falls in den USA spielt. Die junge Frau auf dem Cover schaut zwar offen, aber ...

„Black Blade – Das eisige Feuer der Magie“ von Jennifer Estep ist eine Urban Fantasy, die in einer Touristenstadt Cloudburst Falls in den USA spielt. Die junge Frau auf dem Cover schaut zwar offen, aber auch ein wenig ängstlich. So wie sie ist Lila Merriwheather, die Protagonistin des Buches, 17 Jahre alt und Waise. Auf sich allein gestellt , versteckt sie sich im Keller der örtlichen Bibliothek, in der sie sich einen abgelegenen Raum mit dem Wenigen, dass sie besitzt, eingerichtet hat.

Cloudburst Falls wird sowohl von Menschen bevölkert wie auch von Magiern, die zu Familien zusammengeschlossen sind. Diese Familien sind unterschiedlich mächtig und haben die Stadt in Territorien aufgeteilt. In ihrem eigenen Gebiet sorgen sie für den Schutz der Menschen vor den Monstern, die auf der Suche nach menschlicher Nahrung immer wieder die Stadt aufsuchen. Auch die magisch Begabten schmecken ihnen gut. Die magischen Fähigkeiten sind sehr unterschiedlich verteilt. Lila besitzt gleich drei verschiedene Begabungen, wobei ihre Fähigkeit, Transferenz auszuüben, selten ist. Wenn sie Transferenz einsetzt, kann sie die auf sie ausgeübten Kräfte anderer Magier übernehmen und zu ihren eigenen Zwecken nutzen. Wenn die Magie sich in ihr entfaltet, fließen eisige Schauer durch ihren Körper.

Drei Gegenstände hat sie von ihrer Mutter geerbt, darunter ein Schwert, dessen Klinge aus Bluteisen ist, schwarz glänzt und ganz besonders effektiv eingesetzt werden kann. Tagsüber geht sie ganz gewöhnlich zur Schule, zum Überleben erledigt sie Auftragsdiebstähle für den Besitzer einer Gebrauchtwarenhandlung, der ihr einziger Vertrauter ist. In seinem Geschäft wird sie eines Tages in einen Kampf einbezogen und rettet Devon, den Sohn eines der mächtigsten Familien der Stadt. Devon gibt sich nicht so überlegen wie andere Angehörige der Familien und verbirgt auf diese Weise auch ein Geheimnis. Bei dem Angriff kommt seine Leibwächterin ums Leben. Das Familienoberhaupt bedrängt Lila dazu als neue Leibwächterin an der Seite von Devon zu stehen. Wird das der sichere Tod für Lila bedeuten?

„Black Blade“ ist das erste Buch das ich von Jennifer Estep gelesen habe. Den Beginn fand ich relativ unspektakulär. Eine junge verwaiste Frau, die sich vor einer Welt versteckt in der Monster und Magie existieren. Damit konnte ich zunächst wenig anfangen. Erst im Laufe der gelesenen Seiten zeigte die Story die Hintergründe im Machtkampf der Familien auf und breitete die ganzen Auswirkungen der Anwendung der unterschiedlichen magischen Fähigkeiten aus. Denn nur durch die geschickte Handhabung der eigenen Begabungen ist eine Verteidigung im Kampf möglich.

Die Ungeschicktheit ihrer Gegner weiß Lila immer für sich zu nutzen. Sie ist flink, selbstbewusst und überspielt Unsicherheiten gerne mit Sarkasmus. Lila erzählt in der Ich-Form, so dass der Leser an allerhand Gedanken teilhaben kann die sie sich über ihre Zukunftsgestaltung macht. Beim Tod ihrer Mutter war sie in der Nähe und hat den schmerzlichen Moment noch nicht vollständig verarbeitet. Bei der Erinnerung daran, tritt in ihre Gedankenwelt stets der Wunsch danach, sich der Macht der Familien entgegenzustellen. Doch selbst die höhergestellten Menschen der Stadt wenden sich vom Unrecht ab, in Erwartung eines Zugriffs des organisierten Verbrechens auf sie selbst, wenn sie dagegen ankämpfen. Lila hat sich daher in ihrem Alltagsleben immer an alle menschlichen Regeln und Gesetze gehalten, auch um nicht aufzufallen und dem Jugendamt zugewiesen zu werden.

Devon ist im Schoß einer mächtigen Familie aufgewachsen. Doch auch hier entscheidet der Einsatz der magischen Mächte darüber, ob die Familie ihre Stellung halten kann. Als einziges Kind seiner Eltern ist er für den Erhalt der Linie verantwortlich und genießt einen besonderen Schutz. Immer wieder lehnt er sich jedoch gegen seine ständige Bewachung auf. Die Beziehung zwischen Lila und Devon ist einfühlsam, romantisch und realistisch gestaltet. Obwohl beide, wie üblich in ihrer Welt, nicht nur bildlich gesprochen eiskalt über Leichen gehen, wurden mir beide immer sympathischer. Im Laufe der Erzählung wartet die Autorin mit einigen besonderen Lebewesen auf, allen voran den Pixies, die den Magiern dienen. Außer einem kleinen logischen Fehler gab es, aus meiner Sicht, an einigen Stellen etwas dürftige Erklärungen und Ausführungen zu Hintergründen in der Familiengeschichte und zu Monstern.

Insgesamt gesehen fand ich den ersten Band von „Black Blade“ gut, unterhaltsam ohne tiefgründig zu werden und nach einem ruhigen Beginn auch spannend. Wer das Buch lesen möchte, sollte allerdings keine Bedenken in Bezug auf Gewaltanwendung in Fantasyromanen haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein (Lese-) Geschmackserlebnis ganz eigener Art

Kräuter der Provinz
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In ihrem Roman 'Kräuter der Provinz' serviert Petra Durst-Benning ein (Lese-) Geschmackserlebnis der ganz eigenen Art. Der Roman spielt in der Gegenwart. Aus dem beschaulichen Ort Maierhofen im schwäbischen ...

In ihrem Roman 'Kräuter der Provinz' serviert Petra Durst-Benning ein (Lese-) Geschmackserlebnis der ganz eigenen Art. Der Roman spielt in der Gegenwart. Aus dem beschaulichen Ort Maierhofen im schwäbischen Allgäu sind schon viele junge Leute weggezogen. Einige sind geblieben, wenn auch meist dadurch, dass sie sich ihren Eltern gegenüber verpflichtet fühlen. Im Ort gibt es immer weniger florierende Geschäfte. 'Wo soll das nur hinführen?' fragt sich Therese, die Bürgermeisterin und Inhaberin des Gasthofs 'Zur Goldenen Rose'. Gerade hat sie von ihrer schweren Krankheit erfahren, eine Operation ist unumgänglich. Gerne würde sie dem Ort eine Zukunft geben, ob mit oder auch ohne sie selbst. Durch Zufall erfährt sie, dass ihre in Frankfurt lebende Cousine Greta einen Werbepreis erhalten hat. Therese glaubt, dass Greta das Image des Orts mit ihrem Know How verbessern und damit mehr Touristen anlocken könnte. Leider fehlt ihr das Geld, um ihre Cousine zu engagieren. Doch sie hat weder mit den Maierhofenern gerechnet noch mit Greta, die dem Charme des Orts ihrer Kindheit bis heute nachhängt. Und da ist plötzlich die zündende Idee: Maierhofen soll ein Genießerdorf werden!

Schon das Buch in der Hand zu halten gibt ein gutes Gefühl, denn der Kartonumschlag hat eine Rippenstruktur. Der farbliche Hintergrund des Covers steht synonym für das sonnige Gemüt der Maierhofener und strahlt ein Gefühl der Hoffnung aus. Diejenigen die den Roman lesen, werden wissen, was alles erreicht werden kann, wenn man zusammenhält und gemeinsam etwas aufbaut. Dadurch erhält jeder der Dorfbewohner einen kleinen Teil der erreichten Aufmerksamkeit und ein wenig Selbstbestätigung, für viele ist das existenziell. Die Charaktere in diesem Roman dürfen ihre Träume leben. Die Autorin vergisst aber auch nicht die Schattenseiten von öffentlicher Bekanntheit und Ruhm zu beleuchten und einzubauen. Das gerade macht die Geschichte so realistisch. Bei allem Überschwang für eine Idee bringt sie auch Bedenken ein, dass der Erfolg ausbleiben kann. Und ebenso wird nicht verschwiegen, dass Erfolg mit Mühen verbunden ist. Auch dieser Fakt kann zur Stolperfalle werden.

Wer die facebook oder Webseite der Autorin besucht und in ihren Posts liest wird feststellen, wie viel Herzblut die Autorin in Themen gelegt hat die ihr am Herzen liegen wie zum Beispiel regional einkaufen oder vegane Produkte. Obwohl sie wie oben erwähnt in ihrem Buch auch die Ängste auf dem Weg der Verwirklichung der eigenen Träume sieht, besticht die Erzählung durch einen durchgehend locker beschwingten Schreibstil. Sie versteht es die Gegend so zu beschreiben, dass man glaubt, sie vor sich zu sehen und die entsprechenden feinen Gerüche der regionalen Produkte wahrzunehmen. Auch die Chance, die unsere heutigen Kommunikationsmöglichkeiten zum Marketing bieten, bindet Petra Durst-Benning in ihren Roman ein.

Das Buch bietet beste Unterhaltung, während es ganz nebenbei ein wenig nachdenklich stimmt. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich wünsche ihm noch viele weitere Leser.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Durchgehend spannend und gelungen konstruiert

Das böse Kind
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„Das böse Kind“ von Sabine Kornbichler ist der dritte Band der Kristina Mahlo-Reihe. Die ersten beiden Bände habe ich nicht gelesen, dennoch hat es die Autorin verstanden, mir die fehlenden Informationen ...

„Das böse Kind“ von Sabine Kornbichler ist der dritte Band der Kristina Mahlo-Reihe. Die ersten beiden Bände habe ich nicht gelesen, dennoch hat es die Autorin verstanden, mir die fehlenden Informationen zu früheren Geschehnissen an entsprechender Stelle zu vermitteln. Gleichzeitig bleibt aber genug Anreiz bestehen, den ersten und zweiten Band noch nachträglich zu lesen.

Die Nachlassverwalterin Kristina Mahlo, kurz Kris genannt, hat mit dem Detektiv Martin eine Beziehung angefangen, nachdem ihr Freund Simon eine Auszeit gefordert hat. Während sie sich über ihre Gefühle zu beiden Männern erst noch klar werden muss, erhält sie vom Gericht die Anfrage, den Nachlass einer jungen Frau zu verwalten. Michaela Breuer hat sich im Laufe eines Gesprächs mit ihrem WG-Mitbewohner auf dem Fuß umgedreht, ist auf die Straße gerannt und dort tödlich verunglückt. Durch eine Freundin von Michaela erfährt Kris, dass diese sich verfolgt fühlte und eine bestimmte Sache sie in Panik versetzen konnte. Aufgrund ihrer Schilderung erinnert Kris sich an einen Nachlass, den sie vor längerer Zeit bearbeitet hat. Die Verstorbene führte Tagebuch. Kris erkennt Parallelen in den Aufzeichnungen, die sie unberechtigter Weise aufgehoben hat, zum aktuellen Fall. Die Verbindungen lassen ihr keine Ruhe, sie muss der Sache auf den Grund gehen, auch wenn alle Freunde und Bekannte sie aufgrund der zurückliegenden Erfahrungen davon abhalten wollen ….

Wer die ersten beiden Bände der Reihe gelesen hat, wird auch in diesem Buch wieder auf viele alte Bekannte treffen. Ich habe mich gefreut, diese rundum interessanten Charaktere kennenzulernen, denn jeder von ihnen hat seine eigenen Sorgen und Probleme, die realistisch und verständlich sind. Kris ist eine Person mit Ecken und Kanten und wurde mir im Laufe der Geschichte zunehmend sympathisch. Entgegen des Ratschlags ihrer Freunde vertieft sie sich immer mehr in die Hintergründe des Falls.

Gleichzeitig beschäftigt sie aber auch ihr Privatleben. In ihrer eigenen Beziehung steht eine Entscheidung aus und im Verhältnis ihrer Eltern zueinander und bei ihren besten Freunden gibt es Veränderungen. Hier wird das Feingefühl von Kris gefordert, die sich ein harmonisches Miteinander wünscht. Im Umfeld der Ermittlungen in dem ihr vorliegenden Fall trifft sie dagegen auf Unverständnis im Verhältnis der Familienmitglieder füreinander.

Der Krimi ist in der Ich-Form von Kris erzählt, so dass ihre Gedankengänge dem Leser offensichtlich werden. Der anhaltend spannende Krimi profitiert von der Erzählperspektive vor allem in beklemmenden Situationen in die Kris sich begibt und die dadurch hervorgerufen werden, dass nicht jeder ihr Vorgehen gutheißt. Das unterschwellig gefühlte Unbehagen der Protagonistin kann der Leser leicht nachspüren.

Der Krimi lässt sich leicht und flüssig lesen. Die Zusammenhänge sind schlüssig, die Handlung gelungen konstruiert. Sabine Kornbichler baut verschiedene Charaktere als Täter auf, die endgültige Fallklärung zeigt sich spät und wartet zum Ende nochmals mit einer Überraschung auf. Die Betitelung des Buchs lässt sich erst am Schluss richtig einordnen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Durchgehend spannend

Ich sehe was, und das ist tot
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Das blutige Messer auf dem Cover führt den Leser des Buchs „Ich sehe was, und das ist tot“ von Karen Sander mitten hinein in die Handlung. Das Titelbild deutet aber auch an, dass der Thriller nichts für ...

Das blutige Messer auf dem Cover führt den Leser des Buchs „Ich sehe was, und das ist tot“ von Karen Sander mitten hinein in die Handlung. Das Titelbild deutet aber auch an, dass der Thriller nichts für schwache Nerven ist. Der Titel unterstützt diesen Eindruck, er könnte ein Ausspruch des ermittelnden Düsseldorfer Kommissars Georg Stadler sein. Für ihn und sein Team sowie der in Liverpool tätigen Psychologin Liz Montario ist es bereits der dritte Fall. Obwohl ich die beiden ersten Bände der Serien nicht gelesen habe, war es möglich, der Handlung ohne Schwierigkeiten zu folgen. Dank der geschickten Andeutungen im Buch auf die beiden vorausgegangenen Bände ist bei mir das Interesse geweckt worden, auch diese beiden Bücher zu lesen.

Der Prolog führt nach Maryland. Dort sieht ein kleines Mädchen in den 1970er Jahren zu, wie zwei unbenannte Männer ihre tote Mutter in einem Fluss versenken. Sehr lange muss der Leser warten um aus dieser Schilderung die Zusammenhänge zu den vorliegenden Morden herstellen zu können.

Ende September 2015 wird in einer leerstehenden Düsseldorfer Papierfabrik eine Blutlache vor einer Wand mit einem aufgesprühten Schrank aufgefunden. Auf dem Graffito entdeckt Kommissar Stadler eine Zeichenkombination. Ein Rasiermesser, ein Rasierspiegel und eine Maske, die in der Nähe liegen, sehen wie Requisiten aus. Stadler überlegt, ob vielleicht vor Ort ein Video gedreht wurde. Doch ob dabei tatsächlich jemand zu Tode gekommen ist, ergibt sich aus den vorliegenden Tatsachen nicht, eine Leiche fehlt. Mit der Idee, dass hier eine Filmszene nachgestellt wurde, sucht er Kontakt zu der Regisseurin Helene Weigand, die ihm aber leider nicht weiterhelfen kann. Der Kommissar schaltet die mit ihm befreundete, zurzeit in Düsseldorf weilende Liz Montario ein. Sie soll die Botschaft des am Tatort vorgefundenen Codes finden. Schon zwei Tage später wird in einem Hotel eine weibliche Leiche gefunden. Der Mord wirkt inszeniert, wieder wird eine Maske gefunden und ein Zeichenfolge. Derweil plant ein Kollege von Stadler eine Intrige gegen Stadler. Dieser ahnt noch nicht die hieraus entstehenden weiteren Auswirkungen auf ihn. Und wieder geschieht ein Mord, der wie in Szene gesetzt aussieht …

Hier stimmt einfach alles. Das Zusammenspiel der Kollegen, aber auch die Darstellung des Hasses und des Neids bei Ermittlungserfolgen. Karen Sander beschreibt ebenso die Gefühle einer der ermittelnden Personen, bei der die erlebten grässlichen Bilder beim Auffinden eines Tatorts nachwirken. Obwohl die Ermittler miteinander befreundet sind, bleibt einiges aus ihrem Privatleben im Verborgenen, man nimmt Rücksicht aufeinander und möchte sich nicht zu sehr einmischen. Dies geschieht zum Vorteil des Lesenden dem dadurch immer auch ein Quäntchen Neugier für den privaten Hintergrund der Ermittler bleibt, denn die Charaktere haben ihre Ecken und Kanten. Die Ermittlungen dauern etwa drei Wochen. In dieser Zeit lernt Stadler, wem aus seinem Umfeld er tatsächlich Vertrauen kann.

Geschickt gibt Karen Sander in ihren Mordszenarien Andeutungen darauf, dass weitere Taten geschehen könnten. So bleibt die Handlung von Beginn an spannend- Sie zieht den Leser mit in das Geschehen ein und lässt ihn gemeinsam mit den Ermittlern rätseln, was der jeweilige Code zu bedeuten hat. Auch das aus den eigenen Reihen jemand Stadler Schaden möchte, ohne zu wissen warum und wohin das führen wird, hält den Spannungsbogen aufrecht. Einige Male scheint die Fallaufklärung sehr nahe zu sein und bringt dann doch nochmal eine weitere ungeahnte Wendung.

Das Buch entwickelt einen Lesesog und konnte mich von Beginn an begeistern. Eindeutig eine Leseempfehlung für Thrillerfans!