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Veröffentlicht am 15.09.2016

Wie weit darf man gehen, um das Gute zu unterstützen?

Layers
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Das Cover des Buchs „Layers“ von Ursula Poznanski zieht den Blick des Betrachters auf sich, vor allem der Ausschnitt in der Mitte ist es wert, dort näher hinzuschauen. Dadurch, dass die Broschur zweimal ...

Das Cover des Buchs „Layers“ von Ursula Poznanski zieht den Blick des Betrachters auf sich, vor allem der Ausschnitt in der Mitte ist es wert, dort näher hinzuschauen. Dadurch, dass die Broschur zweimal ausgeklappt werden kann entsteht ein mehrschichtiges Titelbild. Synonym steht es für die Geschichte im Buch, bei der der 17jährige Dorian auf der Suche nach der Wahrheit ist. Denn von Beginn an kann er nicht glauben, dass er Emil, der zwar älter aber genauso obdachlos ist wie er, in einer Nische einer Unterführung der U-Bahn erstochen haben soll. Genau das aber behauptet Nico, der plötzlich nach der Tat vor ihm steht. Dorian aber erinnert sich an nichts mehr und hat nun selbstverständlich vor einer Verhaftung Angst. Soll er Nico glauben? Emil liegt in einer Blutlache vor ihm. Das bestätigt doch Nicos Worte. Aber jemanden zu töten würde ihm nicht im Traum einfallen, oder doch? Die Wahrheit ist vielschichtig, Schein oder Realität wird in diesem Roman zum Thema. Kann ich wirklich immer glauben, was ich sehe?

Nico bietet Dorian in der Folge eine Unterkunft an. Sein Arbeitgeber Bornheim unterhält eine Villa in der er obdachlosen Jugendlichen nicht nur ein Zimmer, sondern auch Unterricht anbietet. Als Gegenleistung bittet er nur darum, Werbeflyer an günstigen Stehpunkten in der Stadt zu verteilen. Dorian ist darin sehr geschickt und hält sich an speziell dafür erstellte Regeln, so dass ihm bald schon eine anspruchsvollere Aufgabe zugeteilt wird. Er soll Werbegeschenke an ganz bestimmte, von Bornheim ausgesuchte Menschen verteilen. Dabei soll die Übergabe nach einem bestimmten Ablauf erfolgen. Eines Tages verweigert der Empfänger die Annahme und Dorian wird nicht wieder abgeholt und zur Villa zurückgebracht. Er weiß weder wo genau die Villa liegt noch hat er eine Möglichkeit zur Kommunikation. Nach einigem Hadern mit sich und seinem Gewissen entscheidet er sich dafür, das Geschenk zu öffnen. Und plötzlich wird er zum Gejagten. Doch aus der Stadt flüchten kommt für ihn nicht in Frage, denn da ist einerseits Stella, in die er sich verliebt hat, und andererseits möchte er wissen, welchen Sinn die Werbegeschenke haben.

Das Thema ist nicht mehr ganz neu, aber überaus aktuell, denn es geht darum, welche Auswirkungen es hat, wenn Daten über uns benutzt werden. Denn nicht immer dienen sie rein informatorischen Zwecken. Werden sie ausgewertet und für die Erreichung eigener Ziele eingesetzt, können sie auch manipulatorisch wirken, selbst wenn sie die Wahrheit wiedergeben. Ursula Poznanski spielt in diesem Buch mit Zukunftsvisionen. Das macht sie ganz geschickt, reizt ihre Fantasie nach meinem Geschmack aber zu sehr aus. Dadurch zieht sich die Geschichte in die Länge. Ich bin kein großer Freund von Verfolgungsjagden und darum gefiel es mir nicht so gut, dass Dorian sich lange auf der Flucht befindet. Glücklicherweise gibt es eine Art Countdown, der ein Ende in Aussicht stellt und mich dazu bewegte schnell weiterzulesen. Zum Ende hin kommt es dann zu einem furiosen Finale.

Die Erzählung bleibt stets an der Seite von Dorian. Er ist ein Protagonist, der dem Leser schnell sympathisch wird. Mit ihm hofft er darauf, dass das spezielle Angebot für obdachlose Jugendliche von Bornheim ihm eine Zukunftsperspektive bieten kann. Aber Dorian wirkt an einigen Stellen auch etwas einfältig, vor allem wenn es um seine Liebe zu Stella geht. Natürlich bildet sie eine passende Begründung dafür, Dorian zu verschiedenen Aktivitäten zu verleiten. Einige Charaktere bleiben undurchsichtig, was die Spannung steigert, weil man gern wissen möchte, wem Dorian denn nun überhaupt noch vertrauen kann.

Die große Frage, wie weit man Mittel zum Zweck einsetzen darf, um dem Guten auf die Sprünge zu helfen, wird letztendlich nicht eindeutig beantwortet. Jedoch bietet sich hier ein Denkanstoß und Diskussionsbedarf. Inwieweit sich unsere Realität durch Manipulationen zukünftig ändern lassen wird, bleibt eine spannende Vorstellung. Gerne gebe ich für dieses Buch eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Köln entdecken - Altbekanntes und Unbekanntes

DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Köln
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Weil ich nur ungefähr 60 km von Köln entfernt wohne, war ich schon einige Male in Köln, auch mit Freunden und Bekannten. Kölner Dom, römisch-germanisches Museum, Museum Ludwig und Deutzer Brücke sind dabei ...

Weil ich nur ungefähr 60 km von Köln entfernt wohne, war ich schon einige Male in Köln, auch mit Freunden und Bekannten. Kölner Dom, römisch-germanisches Museum, Museum Ludwig und Deutzer Brücke sind dabei die von uns am häufigsten besuchten Orte in der Stadt. Und im Anschluss daran in der Altstadt ein Kölsch trinken ist ein schöner Abschluss jeden Besuchs. Mit dem Dumont Reise-Taschenbuch Köln wollte ich gern die Stadt noch etwas besser kennenlernen.

Das Buchcover zeigt die abendliche Kulisse von Dom und Deutzer Brücke von der „Schäl Sick“, also von der schielenden oder auch falschen Seite, in diesem Fall rechts vom Rhein, aus gesehen. Dieses Panorama ist mir gut von meinen Besuchen in Köln her bekannt. Auf der Innenseite der vorderen Klappe findet sich ein Übersichtsplan von Köln auf dem die 10 Highlights der Autoren aufgezeichnet sind. Alle drei Autoren leben seit ihrem Studium in der Stadt beziehungsweise im nahen Bonn. Auf den ersten Seiten gibt es eine übersichtliche Auflistung der verschiedenen Stadtteile mit Unterkapiteln und den Seiten, auf denen die ausführliche Beschreibung hierzu zu finden ist.

Die Autoren bieten auf fünf Seiten die Antworten zu den wichtigsten Fragen, die Kölnbesucher vermutlich haben wie beispielsweise wo man am besten shoppen kann, welche Museen es sich lohnt anzusehen und wo es das beste Kölsch der Stadt gibt. Hier kann man sich auf wenigen Seiten einen sehr guten Überblick verschaffen. Im Anschluss daran nennen die Autoren ihre acht Lieblingsorte in Köln. Davon kenne ich tatsächlich erst die Hälfte, darum habe ich mir vorgenommen, auch die anderen in der nächsten Zeit aufzusuchen, denn die Orte, die mir bereits davon bekannt sind finde ich persönlich auch sehr schön. Im Folgenden findet sich im Buch ein Schnellüberblick, wo welcher beschriebene Stadtteil auf einer Karte liegt. Die nächsten Seiten beschäftigen sich mit Informationen zu Themen wie zum Beispiel Wetter, Buchtipps, Verkehrsmittel, Hotels und Restaurants, Einkaufsgelegenheiten, Ausgehmöglichkeiten und Ausstellungen sowie Reisetipps, die jeder Tourist benötigt. Das Buch beschreibt auf den weiteren knapp 50 Seiten die Historie der Stadt und die rheinische Lebensart.

Die Beschreibungen der jeweiligen Stadtteile werden eingeleitet von einem zweiseitigen übersichtlichen Blick auf „das Beste“ mit beigeordneten Seitenzahlen, so dass der interessierte Leser direkt zu einem bestimmten Ort das nachlesen kann, was ihn am Meisten interessiert. Die Ausführungen zu den Kapiteln werden immer wieder mit farblich unterlegten Infos, Tipps und Karten unterbrochen. Auch die Bilder zu den Beschreibungen wirken einladend. Etwas Besonderes gibt es zwischendurch noch mit der zweiseitigen „Entdeckungstour“, die zu einer oder mehreren Sehenswürdigkeiten führt. Ein Register von A bis Z bildet den Abschluss des Buchs.

Mein Buch ist auf dem Stand von 2014. Damit ich mancherorts nicht vor verschlossenen Türen stehe, weil es die Lokalität längst nicht mehr gibt, hat der Verlag auf Seite 1 einen QR-Code eingefügt, der den Leser zu einer Seite mit Updates im Internet führt. Diese Seite wird ständig aktualisiert und ist nach den Seiten im Reiseführer sortiert, so dass eine schnelle Zuordnung möglich ist. Dazu gibt es weitere Tipps der Autoren zu Köln und Hinweise zu aktuellen Ausstellungen. Sollten darüber hinaus noch Fragen bestehen, erhält der Interessierte die Möglichkeit sich mittels E-Mail an den Verlag oder einen der Autoren zu wenden.

Orte, die ich bereits kenne, werden im Buch meiner Meinung nach korrekt beschrieben, oft um ein Foto ergänzt. Zu Sehenswürdigkeiten findet sich, wenn vorhanden, die Internetseite, Öffnungszeiten und eventuelle Eintrittspreise.

Sehr hilfreich war mir die beiliegende Karte zum Herausnehmen, die nicht nur einen Stadtplan mit Straßenverzeichnis bietet, sondern auf der Rückseite das Zentrum Kölns in einer größeren Perspektive, einen Übersichtsplan über den Großraum Köln sowie einen Plan vom Schienennetz Kölns. Die U-Bahn-Stationen sind ebenfalls auf den Stadtplänen eingezeichnet.

An einem leider nicht ganz so sonnigen Tag bin ich in die Westliche Neustadt gefahren. Der ununterbrochen anhaltende Regen hat dann meinen Besuch auch stark abgekürzt. Aber dennoch habe ich es mir nicht nehmen lassen, den Friedhof Melaten zu erkundigen, den ich vorher noch nie besucht hatte. Ein kleiner Plan im Buch zeigt einen Wegeplan, der Begleittext nennt einige Gräber bekannter Persönlichkeiten, die ich aufgrund dessen auch gefunden habe. Der Friedhof ist ein beschaulicher Ort und einen Spaziergang wert, wenn man sich mit der speziellen hier vorzufindenden Kultur auseinander setzen möchte.

Doch nicht nur für diesen Besuch konnte mir der Reiseführer weiterhelfen, sondern ich habe auch noch einige Tipps für zukünftige Ausflüge gefunden. Beispielsweise möchte ich bei gutem Wetter ein bestimmtes Strandbad besuchen oder auch einmal die „Goldene Kammer“.
Der Reiseführer wiegt kaum mehr als 400 Gramm und ist daher gut mitzuführen. Das Format von 11,8 cm x 18,5 cm x 1,7 cm passt in eine Handtasche. Die herausnehmbare Karte ist auch unterwegs leicht auszuklappen und stört auch in der U-Bahn beim Studieren nicht den Sitznachbarn. Die Schrift auf dem Plan ist ziemlich klein, auf der Zentrumskarte aber etwas größer und daher besser lesbar.

Ich finde den Reiseführer sehr hilfreich und werde ihn sicher noch häufiger benutzen. Allen, die demnächst einen Besuch in die Domstadt machen werden, ob für längere Zeit oder zu einem Tagesausflug, kann ich diesen Reiseführer empfehlen. Er ist aber auch dazu geeignet, sich mit der Geschichte Kölns bekannt zu machen und lesend die Kultur der Stadt kennenzulernen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Durchgehend spannend

Die Betrogene
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Im Buch „Die Betrogene“ von Charlotte Link ist dem Klappentext zufolge Kate Linville, Ende 30 und Beamtin der Metropolitan Police, die Titelfigur. Wie sich im Verlauf der Handlung herausstellt, ist sie ...

Im Buch „Die Betrogene“ von Charlotte Link ist dem Klappentext zufolge Kate Linville, Ende 30 und Beamtin der Metropolitan Police, die Titelfigur. Wie sich im Verlauf der Handlung herausstellt, ist sie jedoch nicht die einzige. Kate ist die Protagonistin des ersten Handlungsstrangs dieses Thrillers. Das Cover des Buchs führt zu einer parallelen Handlung. Auf der Vorderseite ist ein abgelegenes Gehöft mit Haus und Scheune zu sehen. Dunkle Wolken am Himmel künden Unheil an. In eine solch abgelegene Gegend zieht sich der Drehbuchautor Jonas Crane mit seiner Familie zurück, um Abstand zu seinem stressigen Alltag zu gewinnen. Die Autorin verbindet beide Erzähllinien zu einer komplexen, anhaltend spannenden Story.

Kate Linvilles Vater, ein ehemaliger DCI, wurde auf grausame Weise ermordet. Einige Wochen später kommt Kate wieder nach Scalby um den Nachlass zu regeln. Der Täter wurde bisher nicht gefunden. Es besteht eine Vermutung jemand, den Kates Vater in früheren Zeiten des Mordes überführt hat, die Tat begangen hat. Wenig später wird die Sekretärin einer Grundschule im nahen Hull, ebenso grausam ermordet, von Kate aufgefunden kurz nachdem sie das Gespräch mit ihr gesucht hat. Kate kann es nicht glauben, aber ihr Vater hatte vor einigen Jahren eine Affäre mit ihr, während ihre Mutter eine schwere Zeit aufgrund ihrer Krebserkrankung hatte. Der zuständige Ermittler ordnet die sofortige öffentliche Fahndung nach dem Tatverdächtigen mit Veröffentlichung seines Fotos an. Dieser ist nach der Entlassung aus dem Gefängnis vor einigen Monaten untergetaucht. Doch nun befürchtet er von seiner Umgebung erkannt zu werden und sucht nach einem abgelegenen Versteck.

Die Autorin schafft in ihrem Thriller durchgehend interessante Charaktere, die eingewoben sind in eine von Beginn an spannende Handlung. Im Prolog geht es um eine fünfjährigen Jungen, der sich auf einer ins Weite laufenden Landstraße auf seinem neuen Fahrrad als Rennfahrer fühlt. Doch dann geschieht etwas. Diese Episode sollte der Leser nicht aus seinen Gedanken lassen, denn hierin liegt der Schlüssel für die Morde. Und dieser Schlüssel heißt Rache.

Die Charaktere, die die Autorin hier schafft, sind abwechslungsreich und interessant gestaltet. Kate Linville ist eher unauffällig, Single ohne Kinder, keine festen Freunde. Sie wundert sich selbst, warum sie es bis nach Scotland Yard geschafft hat. Sie fühlt sich vom Leben betrogen. Ihr Vater war ihr einziger Halt im Leben. Bei der Aufklärung seines Tods stellt sie ihr eigenes Anliegen vor jeden offiziellen Vorgang zur Ermittlung und handelt wiederholt auf eigene Faust. Sie muss sich ordentlich anstrengen, um den Leser von ihren Qualitäten zu überzeugen. Die im landläufigen Sinne Betrogene ist Kates Mutter. In ihrer Hintergrundstory verarbeitet die Autorin anscheinend den Krebstod ihrer Schwester.
DCI Caleb Hale aus Scalby, ehemaliger Alkoholiker, ist mit der Aufklärung des Mords an Kates Vater beauftragt. Mit ihm bangt der Leser um einen Rückfall in die Abhängigkeit, weil die Fallermittlungen nicht schnell genug zum gewünschten Ergebnis führen. Mit viel Engagement dabei ist DC Jane Scapin, die sich auch im Fall der verschwundenen Familie Crane hervortut. Allerdings ist ihre Arbeitszeit eingeschränkt, da sie geschieden ist und ein pflegebedürftiges Kind zu Hause auf sie wartet.

Parallel zu den Mordermittlungen erzählt Charlotte Link von der Familie Crane, die nach Jahren der Kinderlosigkeit einen Jungen zur Adoption erhalten hat. Fünf Jahre danach erscheint die leibliche Mutter bei ihnen, um ihr Kind zu sehen. Wird sie Ansprüche an das Ehepaar stellen und wären diese haltbar? Der geplante Urlaub auf dem einsam gelegenen Gehöft scheint eine gute Idee. Bis die Familie unerwünschten Besuch erhält, weil der Tatverdächtige im Mordfall Linville sich vor der Öffentlichkeit verbergen möchte.

An vielen Stellen in diesem Thriller bangt und hofft der Leser mit den Figuren der Geschichte. Obwohl es einige scheinbar brauchbare Ansatzpunkte und auch immer wieder frische Ideen gibt, laufen die Ermittlungen anfangs ins Leere. Der Schauplatz wechselt in unregelmäßiger Reihenfolge zwischen den beiden Handlungssträngen. Einige Kapitel enden mit einem Cliffhanger, der zum schnellen Weiterlesen bewegt. Die Autorin schafft es, den Spannungsbogen durchgehend hoch zu halten und sorgt am Ende für eine überraschende Lösung des Falls.

Das Buch ist feinste Meisterarbeit. Mich konnte es von Beginn an überzeugen. Ein Muss für Krimifans! Gerne vergebe ich hierzu eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

11 Erzählungen mit losen Verbindungspunkten

Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück
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In elf unterschiedlich langen Erzählungen führt Judith Kuckart den Leser nach Stuttgart, Berlin, Dresden, nach Sylt und ja, auch nach Belgien. Denn hier hat einer der Protagonisten sein Glück in der Kindheit ...

In elf unterschiedlich langen Erzählungen führt Judith Kuckart den Leser nach Stuttgart, Berlin, Dresden, nach Sylt und ja, auch nach Belgien. Denn hier hat einer der Protagonisten sein Glück in der Kindheit gefunden, auf einem Kettenkarussel. So wie er sich dort im Kreis gedreht hat, so drehen sich die Geschichten in diesem Buch, das Rad des Lebens dreht sich immer weiter. Dass es denn doch am Ende stehen bleibt, erfahren einige der Mitwirkenden selbst oder aber im Verlust einer bekannten, manchmal nahestehenden Person. Doch nicht nur der Tod ist Thema im Buch. 'Jeder ist seines Glückes Schmid' könnte auch für einige Charaktere gelten. Liebe, Schuld, Zufall und Absicht gehen Hand in Hand.

Die Erzählungen stehen lose nebeneinander, scheinbar ohne Zusammenhang. Aber der achtsame Leser wird immer wieder auf bekannte Namen stoßen. Es sind Nachbarn, Verwandte, Freunde, Bekanntschaften, über die die handelnden Personen in den verschiedenen Schilderungen nachdenken, reden oder die sich begegnen. Die Geschichten sind chronologisch, überschneiden sich oder gehen in der Zeit einen Schritt zurück. Sie sind wie die Rauten auf dem Cover des Buchs und fordern die Aufmerksamkeit vom Leser, denn alle Verbindungen wollen gefunden werden, auch in kleinen Andeutungen und flüchtigen Gedanken.

Der Schreibstil der Autorin ist distanziert, ihre Charaktere zeichnet sie mit wenigen Strichen. Es sind Menschen wie jedermann, Mittelschichtbürger. Obwohl einige Mitwirkende noch nach ihrem Platz im Leben suchen, sind andere dort bereits angekommen. Und immer wieder überrascht Judith Kuckart mit einem unerwarteten Ereignis. Sie schreibt beispielsweise über den gerade erst Studenten Leonhard, der morgens überraschenderweise eine schlafende Frau im Flur des Elternhauses vorfindet und nach diesem Erlebnis auszieht in seine eigene Wohnung. Eine nicht vorhergesehene Trennung im Urlaub, eine plötzliche schwere Krankheit und ein Unfall sind weitere Geschehnisse die den Protagonisten der Geschichten zustoßen. Heitere Momente erleben die Beschriebenen meist nur in Erinnerungen.

Das Buch ist keine locker leichte Kost. Einige Szenen wirken verstörend. Dennoch hat es mir Freude gemacht, die einzelnen Erzählungen in Gedanken in eine Reihenfolge zu bringen und Querverbindungen zu ziehen, bis die lockeren Verknüpfungspunkte der elf Erzählungen gefunden waren.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsam ohne tiefgründig zu werden

Black Blade
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„Black Blade – Das eisige Feuer der Magie“ von Jennifer Estep ist eine Urban Fantasy, die in einer Touristenstadt Cloudburst Falls in den USA spielt. Die junge Frau auf dem Cover schaut zwar offen, aber ...

„Black Blade – Das eisige Feuer der Magie“ von Jennifer Estep ist eine Urban Fantasy, die in einer Touristenstadt Cloudburst Falls in den USA spielt. Die junge Frau auf dem Cover schaut zwar offen, aber auch ein wenig ängstlich. So wie sie ist Lila Merriwheather, die Protagonistin des Buches, 17 Jahre alt und Waise. Auf sich allein gestellt , versteckt sie sich im Keller der örtlichen Bibliothek, in der sie sich einen abgelegenen Raum mit dem Wenigen, dass sie besitzt, eingerichtet hat.

Cloudburst Falls wird sowohl von Menschen bevölkert wie auch von Magiern, die zu Familien zusammengeschlossen sind. Diese Familien sind unterschiedlich mächtig und haben die Stadt in Territorien aufgeteilt. In ihrem eigenen Gebiet sorgen sie für den Schutz der Menschen vor den Monstern, die auf der Suche nach menschlicher Nahrung immer wieder die Stadt aufsuchen. Auch die magisch Begabten schmecken ihnen gut. Die magischen Fähigkeiten sind sehr unterschiedlich verteilt. Lila besitzt gleich drei verschiedene Begabungen, wobei ihre Fähigkeit, Transferenz auszuüben, selten ist. Wenn sie Transferenz einsetzt, kann sie die auf sie ausgeübten Kräfte anderer Magier übernehmen und zu ihren eigenen Zwecken nutzen. Wenn die Magie sich in ihr entfaltet, fließen eisige Schauer durch ihren Körper.

Drei Gegenstände hat sie von ihrer Mutter geerbt, darunter ein Schwert, dessen Klinge aus Bluteisen ist, schwarz glänzt und ganz besonders effektiv eingesetzt werden kann. Tagsüber geht sie ganz gewöhnlich zur Schule, zum Überleben erledigt sie Auftragsdiebstähle für den Besitzer einer Gebrauchtwarenhandlung, der ihr einziger Vertrauter ist. In seinem Geschäft wird sie eines Tages in einen Kampf einbezogen und rettet Devon, den Sohn eines der mächtigsten Familien der Stadt. Devon gibt sich nicht so überlegen wie andere Angehörige der Familien und verbirgt auf diese Weise auch ein Geheimnis. Bei dem Angriff kommt seine Leibwächterin ums Leben. Das Familienoberhaupt bedrängt Lila dazu als neue Leibwächterin an der Seite von Devon zu stehen. Wird das der sichere Tod für Lila bedeuten?

„Black Blade“ ist das erste Buch das ich von Jennifer Estep gelesen habe. Den Beginn fand ich relativ unspektakulär. Eine junge verwaiste Frau, die sich vor einer Welt versteckt in der Monster und Magie existieren. Damit konnte ich zunächst wenig anfangen. Erst im Laufe der gelesenen Seiten zeigte die Story die Hintergründe im Machtkampf der Familien auf und breitete die ganzen Auswirkungen der Anwendung der unterschiedlichen magischen Fähigkeiten aus. Denn nur durch die geschickte Handhabung der eigenen Begabungen ist eine Verteidigung im Kampf möglich.

Die Ungeschicktheit ihrer Gegner weiß Lila immer für sich zu nutzen. Sie ist flink, selbstbewusst und überspielt Unsicherheiten gerne mit Sarkasmus. Lila erzählt in der Ich-Form, so dass der Leser an allerhand Gedanken teilhaben kann die sie sich über ihre Zukunftsgestaltung macht. Beim Tod ihrer Mutter war sie in der Nähe und hat den schmerzlichen Moment noch nicht vollständig verarbeitet. Bei der Erinnerung daran, tritt in ihre Gedankenwelt stets der Wunsch danach, sich der Macht der Familien entgegenzustellen. Doch selbst die höhergestellten Menschen der Stadt wenden sich vom Unrecht ab, in Erwartung eines Zugriffs des organisierten Verbrechens auf sie selbst, wenn sie dagegen ankämpfen. Lila hat sich daher in ihrem Alltagsleben immer an alle menschlichen Regeln und Gesetze gehalten, auch um nicht aufzufallen und dem Jugendamt zugewiesen zu werden.

Devon ist im Schoß einer mächtigen Familie aufgewachsen. Doch auch hier entscheidet der Einsatz der magischen Mächte darüber, ob die Familie ihre Stellung halten kann. Als einziges Kind seiner Eltern ist er für den Erhalt der Linie verantwortlich und genießt einen besonderen Schutz. Immer wieder lehnt er sich jedoch gegen seine ständige Bewachung auf. Die Beziehung zwischen Lila und Devon ist einfühlsam, romantisch und realistisch gestaltet. Obwohl beide, wie üblich in ihrer Welt, nicht nur bildlich gesprochen eiskalt über Leichen gehen, wurden mir beide immer sympathischer. Im Laufe der Erzählung wartet die Autorin mit einigen besonderen Lebewesen auf, allen voran den Pixies, die den Magiern dienen. Außer einem kleinen logischen Fehler gab es, aus meiner Sicht, an einigen Stellen etwas dürftige Erklärungen und Ausführungen zu Hintergründen in der Familiengeschichte und zu Monstern.

Insgesamt gesehen fand ich den ersten Band von „Black Blade“ gut, unterhaltsam ohne tiefgründig zu werden und nach einem ruhigen Beginn auch spannend. Wer das Buch lesen möchte, sollte allerdings keine Bedenken in Bezug auf Gewaltanwendung in Fantasyromanen haben.