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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Für alle, die Poetry mögen

Wir können alles sein, Baby
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Bewusst habe ich mich dazu entschieden, die neuen Texte von Julia Engelmann zu hören statt zu lesen, denn nur so lässt sich dem Gefühl mit dem sie ihre Poetry schreibt näherkommen. In 25 teils kurzen, ...

Bewusst habe ich mich dazu entschieden, die neuen Texte von Julia Engelmann zu hören statt zu lesen, denn nur so lässt sich dem Gefühl mit dem sie ihre Poetry schreibt näherkommen. In 25 teils kurzen, teil längeren Texten nimmt sie den Hörer mit in ihre Welt. Sie teilt ihre Freude, ihre Ängste und Sorgen, verweist auf ihr Können und Nicht-Können, alles was sie in ihrem jungen Leben bewegt. Es sind Alltagsgeschichten und doch etwas Besonderes. Sie fordert auf zu leben und zwar so, dass es Spaß macht. Ich mag es, wenn sie auf Zeilen aus Klassikern eingeht oder diese einbaut und schließlich mit englischen Begriffen, die heute Eingang in unsere deutsche Sprache gefunden, verbindet.

Mit ihrer Stimme vermittelt sie ihr eigenes Empfinden: wenn sie über etwas grübelt verlangsamt sie ihre Sprache, wenn sie sich freut, lässt sie das Glück daraus hervortreten. Mit Modulation und Betonung macht sie die poetischen Texte zu etwas Unvergleichbarem, das im Gedächtnis bleibt.

Julia Engelmann hat wie bereits bei ihrem ersten Hörbuch wieder zur Gestaltung der CD mit ihren Strichmännchen beitragen. Diese nehmen den Titel auf und zeigen sich in bester Laune. Ich werde mir sicher die Texte noch oft anhören, denn sie konnte mich damit berühren. Für alle, die Poetry mögen, gebe ich daher gerne eine Empfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die abenteuerliche letzte Fahrt des Simplon Orient Express

Welt in Flammen
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'Welt in Flammen' von Benjamin Monferat alias Stephan M. Rother ist ein großer Abenteuerroman. Liebe, Hass, Intrigen, Mord sind nur einige der Zutaten für das seitenstarke Werk, das den Leser an Bord des ...

'Welt in Flammen' von Benjamin Monferat alias Stephan M. Rother ist ein großer Abenteuerroman. Liebe, Hass, Intrigen, Mord sind nur einige der Zutaten für das seitenstarke Werk, das den Leser an Bord des Simplon Orient Express auf seine letzte Fahrt von Paris aus Richtung Istanbul mitnimmt.

Eine bunte Mischung Persönlichkeiten befindet sich an Bord des täglich verkehrenden Zugs, als dieser sich planmäßig am 25. Mai 1940 in Bewegung setzt. Da ist beispielsweise ein Abkömmling des russischen Zaren Nikolai II, Großfürst Constantin, der mit seiner Familie im Exil in Paris lebte und von dem vermutet wird, dass er etwas sehr Wertvolles bei sich trägt. Carol von Carpathien ist ebenfalls im Zug auf dem Weg in seine Heimat um sich dort wieder an die Spitze seines Volkes zu stellen, während seine Pariser Geliebte einen Weg findet ihm zu folgen, ohne das er davon etwas ahnt. Ein amerikanischer Ölmillionär hat die Fahrt seiner jungen Frau geschenkt und eine Stummfilmschauspielerin, ebenfalls aus Amerika, ist auf dem Weg in die Türkei um einem der wenigen Engagements nachzukommen, die ihr noch angeboten werden. Daneben gibt es diverse Vertreter europäischer Länder, die für oder gegen den Krieg im Einsatz sind. Doch noch bevor der Orient Expresses sich in Bewegung setzt, erfährt der Leser im Prolog von einer ganz besonders zu schützenden Sache, die auf diese Fahrt mitgenommen wird, für die ein französischer Widerstandskämpfer sogar sein Leben aufs Spiel gesetzt hat.

Der Leser lernt zunächst eine größere Anzahl handelnder Personen kennen, die die unterschiedlichen Abteile im Zug belegen und sich gelegentlich im Speisenwagen begegnen. Eine hilfreiche Übersicht befindet sich am Ende des Buchs. Dort gibt es ebenfalls eine schematische Zeichnung der Waggons mit einer Belegungszuordnung. Auf der gleichnamigen Webseite zum Buch findet sich dieses Schema wieder. Klickt man auf ein Zugabteil erscheint die Person oder die Personen die dort untergebracht sind mit einer kurzen Charakterisierung und einem Foto. Die Route des Zugs kann hier nachvollzogen werden und es gibt einen kurzen geschichtlichen Hintergrund. Unbedingt mal reinschauen!

Neben den Handlungen im Zug erfährt der Leser im Laufe der Zeit auch einiges aus dem Leben jeden Charakters. In unterschiedlich langen Kapiteln springt die Erzählung von Szene zu Szene, die jeweils einen oder mehrere Mitreisende in den Fokus nimmt. Dazu wird eine gewisse Aufmerksamkeit des Lesers gefordert. Die Kapitel werden mehrfach, aber nicht zu häufig, von Zwischenspielen unterbrochen, die fernab des Zugs spielen. Vor allem zum Ende hin gibt es gewisse Längen in den Schilderungen.

Was mir besonders an diesem Buch gefallen hat, war die Darstellung des historischen Hintergrunds. Ohne lange ausgreifende Schilderungen der damaligen geschichtlichen Lage hat der Autor es verstanden mit wenigen wichtigen Details dem Leser ausreichende Kenntnisse zum Verständnis der Handlungsweisen mitreisender Personen zu vermitteln. Dabei scheut Benjamin Monferat sich nicht, mit den geschichtlichen Daten als Basis seine Fantasie passend dazu spielen zu lassen. Die Charaktere sind typische Vertreter ihres Landes oder der Gruppierung, der sie angehören. Auf diese Weise lässt sich die komplexe Handlung dennoch gut nachvollziehen. Die Entwicklung der Figuren im Laufe der Erzählung sorgt immer wieder für Überraschungen.

Auf dem eingegrenzten Raum des Zugs und in der kurzen Zeit von zwei Tagen ist es erstaunlich welche Spannung sich in den einzelnen Geschichten erzeugen lässt, die über den gesamten Zeitraum anhält und sich zu einem furiosen Ende nochmal steigert. Währenddessen gibt es immer wieder unerwartete Wendungen. Mir hat das Buch gut gefallen und gerne empfehle ich es allen, die sich gerne auf eine abenteuerliche Zugfahrt begeben möchten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Alltägliche Geschichten mit großen Gefühlen fügen sich zu einem Ganzen

Rosaleens Fest
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Während nur noch ganz vereinzelt Blätter an Bäumen und Sträuchern hängen, beginnt Rosaleen, die Protagonistin im Buch „Rosaleens Fest“ von Anne Enright, im Jahr 2005 mit dem Schreiben von Weihnachtskarten. ...

Während nur noch ganz vereinzelt Blätter an Bäumen und Sträuchern hängen, beginnt Rosaleen, die Protagonistin im Buch „Rosaleens Fest“ von Anne Enright, im Jahr 2005 mit dem Schreiben von Weihnachtskarten. Sie ist 76 Jahre alt, ihr Mann längst verstorben und die inzwischen erwachsenen vier Kinder haben vor Jahren schon das Haus verlassen. Die Karten beinhalten wie jedes Jahr eine Einladung zum Fest im elterlichen Haus, der in den letzten Jahren aber nicht alle gefolgt sind. Diesmal ergänzt Rosaleen den Einladungstext um die Mitteilung, dass sie das Haus verkaufen wird. Ob das der Hauptgrund ist aus dem alle vier in diesem Jahr tatsächlich der Einladung folgen?

Bevor Rosaleen erstmals in den Fokus des Lesers tritt, lernt dieser im ersten der beiden Romanteile die Geschwister kennen. Die Erzählung beginnt im Jahr 1980 und er begegnet dort Hanna, der Jüngsten, als Kind. So wird er ganz nebenbei auch mit den übrigen Familienmitgliedern bekannt. Die weiteren Kapitel nehmen in Zeitsprüngen jeweils eins der Geschwister in den Mittelpunkt. Anlass für den Halt bei der jeweiligen Person ist ein für sie bedeutendes Ereignis. Rund um diese Begebenheit erzählt die Autorin im Rückblick oder schildert die Gedankengänge des Charakters, stets im Schreibstil eines allwissenden Erzählers. Dabei schont sie niemanden und vermag es ein ums andere Mal genau die Schwachstelle im Leben der Person zu beschreiben, immer im Bewusstsein, dass ihr Charakter darüber Bescheid weiß. Es ist nicht das Außergewöhnliche, was den Inhalt des Buchs ausmacht, sondern das was uns im täglichen Leben begegnet und von dem wir alle schon gehört haben oder betroffen sind.

Die Geschwister stehen mitten im Leben doch ihre Gedanken wandern immer wieder in ihre Heimat zu ihrer Mutter. Und sie sind sich bewusst, dass sie deren Erwartungen in Bezug auf Familie und Karriere zum größten Teil nicht erfüllt haben. Über die Jahre hinweg hat sich auch der Kontakt untereinander gelöst. Sie teilen ihre Ängste und Gefühle nicht miteinander. Selbst in ihrer neuen Umgebung haben sie keine Menschen denen sie sich vorbehaltslos anvertrauen können, jeder hat den Schein nach außen hin aufrecht zu halten, dass er das von ihm gewünschte Leben führt. Anne Enright bezieht den Leser mit der benutzen Wir-Form an einigen Stellen in ihre Geschichte ein, so dass er sich mitten in der beschriebenen Szene wiederfindet, die auch zu seinem eigenen Leben gehören könnte.

Rosaleen ist der Reibungspunkt für alle vier Geschwister. Sie ist stolz auf ihre Kinder und ihre eigene Erziehung. Aus einem betuchten Haus kommend hat sie unter ihrem Stand geheiratet. Schon früh hat sie über körperliche Wehwehchen geklagt und darüber die Aufmerksamkeit der Geschwister eingefordert. Obwohl die beiden Männer ihr Glück weit entfernt gesucht haben konnten sie sich genau wie die jungen Frauen nicht vollständig von ihrer Mutter lösen. Ein schlechtes Gewissen hat sie immer dabei begleitet, ihren eigenen Vorstellungen beruflicher Ziele nachzugehen.

Andererseits hat Rosaleen über ihre Erziehung scheinbar vergessen, dass ihre Kinder zu selbständig denkenden Menschen mit eigenen Sorgen und Problemen herangewachsen sind. Sie verschließt davor mehr oder weniger bewusst ihre Augen, blendet aus, womit sie sich in ihrem Alter nicht mehr auseinander setzen möchte, das in früheren Jahren aber auch nie gemacht hat. Sie war immer Rosaleen und hat ihre Perspektive nicht gewechselt.

Ein Ereignis am Ende des Buchs bringt alle dazu, gemeinsam zu handeln. Es stimmt den Leser nachdenklich wie Rosaleens Familie als Zweckgemeinschaft funktionieren kann und bringt die Gedankengänge hin zum Vergeben, Vergessen und einem neuen Anfang.

Die Autorin transportiert in ihrem Roman eine große Fülle Emotionen, die sie dank ihrer Beobachtungsgabe und Fähigkeit, das Gesehene, Erlebte und vielleicht Gelesene zu Papier zu bringen, glaubhaft macht. Die alltäglichen Geschichten mit ihren großen Gefühlen haben mich sehr berührt und finden sich in diesem Buch zu einer einzigen großen Erzählung zusammen in die jeder eventuell ein Teil von sich wiederfinden wird. Gerne vergebe ich hierzu eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Märchenhaft anmutende Erzählung mit frischen Ideen und liebenswerten Figuren

Das Fundbüro der Wünsche
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Die 16-jährige Martha Lost lebt seit sie zurück denken kann im Bahnhof Lime Street in Liverpool. Caroline Wallace erzählt ihre ungewöhnliche, fiktive Geschichte in ihrem Debütroman „Das Fundbüro der Wünsche“. ...

Die 16-jährige Martha Lost lebt seit sie zurück denken kann im Bahnhof Lime Street in Liverpool. Caroline Wallace erzählt ihre ungewöhnliche, fiktive Geschichte in ihrem Debütroman „Das Fundbüro der Wünsche“. Martha weiß, dass sie als Baby in einem Koffer im Fundbüro des Bahnhofs gelandet ist, dass von ihrer Pflegemutter geführt wird und in dem sie seit langer Zeit bereits tatkräftig mithilft. Ihre Pflegemutter hat ihr erzählt, dass sie den Bahnhof nicht verlassen soll, denn sie sei wie einer der „Liver Birds“ der Stadt, die mit Ketten auf den Türmen eines Versicherungsgebäudes befestigt sind und einer Legende nach den Untergang von Liverpool bedeuten, sollten sie sich eines Tages befreien können. Ein Foto dieser kupfernen Vögel findet der interessierte Leser auf der Innenseite der vorderen Klappbroschur. Laut ihrer Pflegemutter würde der Weggang von Martha zum Einsturz des Bahnhofs führen.

Die Arbeit im Fundbüro macht ihr Spaß, denn sie begegnet dort vielen freundlichen Gesichtern in ihrer Umgebung. So gibt es George, der in seiner Uniform eines römischen Legionärs jeden Nachmittag mit dem gleichen Zug eintrifft, Elisabeth aus dem Café nebenan und Jenny vom Kiosk am Bahnhofsausgang sowie Stanley, der den Bahnsteig sauber hält. Doch auf die dringendste und wichtigste Frage ihres Lebens hat Martha bisher keine Antwort erhalten. Zu gerne möchte sie wissen, wer sie wirklich ist, wer ihre leiblichen Eltern sind. Das herauszufinden ist nicht einfach, wenn man den Bahnhof nicht verlassen kann. Eines Tages erhält sie anonym ein Buch mit dem Hinweis, dass ihre Mutter in Bezug auf ihre Herkunft lügt. Gemeinsam mit ihren Freunden sucht sie nach einem Weg, Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.

Die Geschichte ist im Jahr 1976 angesiedelt, in einer Zeit in der die Elterngeneration teilweise noch den 2. Weltkrieg bewusst miterlebt hat. Auch im Buch ist ein Vertreter dieser Generation zu finden, der den Leser zu einer interessanten Information über Liverpool führt. Die englische Stadt ist mir hauptsächlich als Geburtsstadt der Beatles bekannt. Carolin Wallace baut neben der Geschichte von Martha noch einen zweiten Erzählstrang auf, in dem es um einen aufgefundenen Koffer eines engen Vertrauten der Band aus Liverpool geht. Dieser Koffer existierte tatsächlich und er passt vom Thema natürlich hervorragend zum Buch und bringt Abwechslung in den Roman. Weitere Auflockerungen erreicht die Autorin dadurch, dass sie hin und wieder kleine Zeitungsreportagen einfügt und die Briefe eines anonymen Schreibers, der Stellung nimmt zu Marthas Fragen, jeweils durch eine andere Schriftart hervorgehoben. Warum der Briefschreiber erst so spät in das nicht immer ganz einfache Leben der Erzählerin eingegriffen hat, war mir leider nicht ganz klar.

Mit der Figur der Martha bringt die Autorin auch etwas Mystik in ihre Geschichte. Die Protagonistin erzählt ihren Part in der Ich-Form. Sie selbst glaubt fest an ihre Fähigkeit, dass sie sich mit aufgefundenen Dingen verbinden kann, indem sie mir ihren Fingern darüber reibt. Auf diese Weise entsteht ein Kino in ihrem Kopf mit Szenen die ihr zeigen wie der Gegenstand verloren gegangen ist. Marthas Pflegemutter bildet zu der kleinen heilen Welt von Martha einen gewaltigen Gegenpart, denn ihre vielen Regeln und Verbote begleiten ihre Erziehung und Martha hat ein Alter erreicht, in dem sie beginnt alles zu hinterfragen. Ihre Auflehnung ist unumgänglich.

Doch trotz des eingeengten Lebens mit ständiger Angst vor Bestrafung, in dass die Autorin Martha hineingeschrieben hat, bringt die Geschichte jede Menge Charme, die Bedeutung von Freundschaft und den Mut zu Veränderungen mit sich. „Das Fundbüro der Wünsche“ ist eine märchenhaft anmutende Erzählung mit frischen Ideen und vielen liebenswerten, teils skurrilen Figuren, dem ich gerne eine Leseempfehlung gebe.Ich vergebe 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Anhaltende Spannung mit mehreren Höhepunkten

Auf kurze Distanz
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Mit dem Buch „Auf kurze Distanz“ hat Holger Karsten Schmidt einen sehr spannenden Kriminalroman mit dem unverbrauchten Thema der Wettmanipulation geschrieben. Der Kieler Kommissar Klaus Burck wird dazu ...

Mit dem Buch „Auf kurze Distanz“ hat Holger Karsten Schmidt einen sehr spannenden Kriminalroman mit dem unverbrauchten Thema der Wettmanipulation geschrieben. Der Kieler Kommissar Klaus Burck wird dazu ausgewählt, beim LKA Hamburg bei Verdeckten Ermittlungen tätig zu werden. Er ist gerade von seiner Freundin verlassen worden, seine Eltern sind verstorben und er hat neben seinem Job keine weiteren Verpflichtungen. Dadurch entspricht sein Profil hervorragend jemandem, der für eine Zeit undercover ermitteln kann ohne aufzufallen. Doch bevor er gefragt wird, ob er seine neue Aufgabe annehmen wird, lässt sein Kieler Vorgesetzter ihn wegen Unterschlagung von Beweismaterial verhaften - ein Buchauftakt mit Nervenkitzel.

Nachdem er sein Einverständnis erklärt hat, besteht sein Auftrag darin, geschickte Wetteinsätze bei Sportwetten zu setzen. Das Geschäft wird in Hamburg zu weiten Teilen von dem Goric-Clan kontrolliert und das Ziel ist es, Burck dort einzuschleusen, um den Clanchef Aco Goric seine Verbrechen nachzuweisen, vor allem die, die sich aus der Sicherung seiner Vorrangstellung ergeben. Denn es wird vermutet, dass dazu Anweisungen zu Schlägereien bis hin zu Mord gehören oder Goric diese selbst ausführt. Verbindungsmann Frank Dudek vom LKA geht besonnen vor. Er versorgt seinen Mitarbeiter mit Informationen und Verhaltensregeln. Als sich eine Möglichkeit ergibt einen Neffen des Clanchefs näher kennenzulernen, ergreift Burck, der sich nun Klaus Roth nennt, die Gelegenheit.

Der Autor hat sich für seinen Krimi von Experten beraten lassen. Dadurch wirkte die Erzählung für mich authentisch. So könnte es tatsächlich ablaufen. Vor dem Lesen dieses Buches war mir nicht klar, in welchem Maße, mit welchen Geldsummen, im Sportbereich Manipulationen betrieben werden und ich war darüber sehr überrascht und erschrocken. Wetten und gewinnen möchten sicher die meisten Menschen, aber die Figuren, die dies im großen Stil handhaben wie im Buch sind Kriminelle, obwohl Teile der Ausführung zu einer rechtlichen Grauzone in Deutschland gehören.

Die Mitglieder der Familie Goric führen ein unscheinbares Leben im Einfamilienhaus oder in angemieteten Wohnungen. Mit der Zeit verschwimmen für Burck die Grenzen zwischen seinem Selbst und der angenommenen Figur des Klaus Roth. Er erwidert die Sympathien der Familienangehörigen die diese ihm entgegenbringen, obwohl Dudek ihn mehrfach vor dem Schein der Gefühle warnt. Natürlich bleibt die Position des Aco Goric im kriminellen Milieu nicht unumstritten und als andere Konkurrenten diesen Platz einfordern und zu einer erheblichen Bedrohung werden, wird es brenzlig für Burck. Auch der Leser weiß in dem Moment nicht, auf welcher Seite er Burck am liebsten sehen möchte: auf der Seite der Legalität oder auf der Seite des Clans, die für Burck mit strafbarem Verhalten einhergehen würde.

Der Autor baut seine Geschichte geschickt auf. Neben einem ansteigenden und dann anhaltenden Spannungsbogen gibt es nicht nur ein furioses Ende, sondern es kommt bereits davor zu einem ersten Höhepunkt. Mich konnte die Handlung fesseln und gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an alle Krimifans.