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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2018

Actionreicher Politthriller

Vier Tage in Kabul
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Die schwedische Kriminalkommissarin Amanda Lund ist für ein Jahr in Afghanistan stationiert mit der Aufgabe, afghanische Sicherheitskräfte auszubilden. Da erhält sie einen heiklen Auftrag: Ein schwedisches ...

Die schwedische Kriminalkommissarin Amanda Lund ist für ein Jahr in Afghanistan stationiert mit der Aufgabe, afghanische Sicherheitskräfte auszubilden. Da erhält sie einen heiklen Auftrag: Ein schwedisches Diplomatenpaar ist verschwunden, vermutlich entführt; Amanda soll helfen sie zu befreien. Währenddessen wird in Stockholm ein junger Mann tot aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass er etwas mit den Geschehnissen in Kabul zu tun hatte. Bill Ekman koordiniert Amandas Einsatz und ist auch für den Mord an dem jungen Mann zuständig. Die Spuren führen in höchste Kreise, es soll so wenig wie möglich an die Öffentlichkeit geraten.

Die Autorin Anna Tell ist selbst Kriminalkommissarin und Politologin und war auch bereits im Ausland im Einsatz. Sie kann deshalb sehr gut auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Ihre Protagonistin ist eine taffe Frau, die einerseits sehr kompetent auftritt und den Überblick bewahrt, andererseits aber auch sehr empathisch auf die Menschen in ihrem Umfeld reagiert. Das hilft ihr besonders dann, wenn sie selbst in Lebensgefahr gerät, und das geschieht nicht nur einmal.

Das Buch ist besonders reich an Action und temporeich geschrieben. Etwas schwer getan habe ich mich mit der großen Anzahl an Personen und wie diese in den verschiedenen Handlungssträngen miteinander verbunden sind. Sehr geschickt arbeitet die Autorin auf die Auflösung hin, man ahnt, dass es eine brisante Information sein wird, doch die Spannung drumherum wird bis zum Schluss gehalten. Dabei verweist die Autorin im Nachwort darauf, dass sie einen Roman geschrieben hat, die Geschehnisse sind insofern fiktiv. Leider wird dabei nicht klar, wie sehr sie sich auf die Gegebenheiten in Kabul selbst stützt.

Ein Buch für alle, die actionreiche Politthriller lieben und sich auch vor blutigen Szenen nicht fürchten.

Veröffentlicht am 17.11.2018

Fieberhafte Suche nach der Wahrheit

Die Elemente des Todes
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Hauptkommissar Kiefer Larsen kehrt nach einem Amerika-Aufenthalt zurück nach Bremen. Und schon ist er mittendrin in einem Fall, der eine Weile unlösbar erscheint: Eine Serie brutaler Morde erschüttert ...

Hauptkommissar Kiefer Larsen kehrt nach einem Amerika-Aufenthalt zurück nach Bremen. Und schon ist er mittendrin in einem Fall, der eine Weile unlösbar erscheint: Eine Serie brutaler Morde erschüttert Norddeutschland. Keine der Spuren ist eindeutig, kein Beweis hilft wirklich weiter. Und noch scheint das Ende nicht in Sicht…

Die Autoren Axel Petermann und Claus Cornelius Fischer haben einen True-Crime-Thriller geschrieben, der sowohl die Sichtweise der Polizei wie auch der Täter beschreibt. So gelingt ein guter Einblick in deren menschliche Abgründe, wobei mir die Taten doch ein bisschen zu ausführlich geschildert sind. Die fieberhafte Suche der Polizei, hier vor allem von Kiefer Larsen, nach der Wahrheit ist sehr realistisch nachempfunden. Dass die Erzählung auf reellen Geschehnissen beruht, lässt einem beim Lesen immer wieder kalte Schauer über den Rücken fahren, denn so detailliert der Leser Einblick in die Gedanken der Täter erhält, so wenig kann man diese wirklich nachvollziehen.

Sehr schade fand ich, dass die Erzählung immer wieder in der Zeitschiene vor und zurück sprang. Das hat mich sehr aus dem Lesefluss gerissen, immer wieder musste ich mich orientieren, was wann genau geschah und wie es mit allem anderen in Zusammenhang stand. Manche Stellen erscheinen zudem etwas langatmig, hier hätte man durchaus kürzen können.

Insgesamt hat das Buch mir einige spannende Lesestunden geschenkt, deshalb vergebe ich vier von fünf Sternen. Für Leser von True-Crime-Geschichten ist das Buch sehr gut zu empfehlen, wobei man sich durchaus der Brutalität der Geschehnisse bewusst sein muss.

Veröffentlicht am 14.11.2018

In den Fängen des organisierten Verbrechens

Sektenmord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi
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Die achtzehnjährigen Zwillinge Simon und Daniel Spiekermann müssen aus ihrer Heimat fliehen, weil sie unfreiwillig einen Mord unter Bandenmitgliedern beobachtet haben. Sie schlüpfen unter auf dem Bauernhof ...

Die achtzehnjährigen Zwillinge Simon und Daniel Spiekermann müssen aus ihrer Heimat fliehen, weil sie unfreiwillig einen Mord unter Bandenmitgliedern beobachtet haben. Sie schlüpfen unter auf dem Bauernhof einer Sekte in Neuharlingersiel, wo niemand nach den Geschehnissen der Vergangenheit fragt. Bald ermitteln die Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens in mehreren Mordfällen…

Dies ist nun schon der fünfte Band um das sympathische Ermittlerpaar Bert und Nina. Für mich ist es der zweite Band, ich habe bereits den Vorgänger aus dieser Reihe kennengelernt. Der Fall ist in sich abgeschlossen, man kann also jederzeit in die Geschehnisse einsteigen, das Vergnügen ist aber größer, wenn man auch die Entwicklungen bei den Ermittlern mit verfolgen kann.

Während ich zwischen den Zeilen die Liebe des Autors für seine Heimat sehr gut herauslesen kann, habe ich mich diesmal mit dem Fall selbst ein bisschen schwer getan. Die Dialoge erschienen mir teilweise etwas schwerfällig, die Protagonisten zu zweidimensional geraten. Wirkliche Sympathie habe ich für das zwielichtige Zwillingspärchen nicht empfinden können, aber auch nicht für ihre Eltern. So konnte mich dieser Fall nicht wirklich berühren, er bleibt für mich etwas farblos.

Da mir jedoch der Fall davor sehr gut in Erinnerung geblieben ist, hoffe ich, dass dies eher ein kleiner Ausreißer ist und der nächste Fall aus der Feder des Autors mich wieder mehr begeistern kann.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Bezaubernd und bittersüß zugleich

Die wundersame Mission des Harry Crane
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Harry verlor seine geliebte Ehefrau durch einen dummen Unfall, während er darauf bestand, sich einen Lottoschein zu kaufen. Ein Jahr später trauert er immer noch und verschwindet in den Wäldern Pennsylvanias. ...

Harry verlor seine geliebte Ehefrau durch einen dummen Unfall, während er darauf bestand, sich einen Lottoschein zu kaufen. Ein Jahr später trauert er immer noch und verschwindet in den Wäldern Pennsylvanias. Dort trifft er das Mädchen Oriana und deren Mutter Amanda, auch sie trauern seit genau einem Jahr um ihren geliebten Vater bzw. Ehemann. Oriana gelingt es, Harry in den Bann eines Märchens zu ziehen, das sie nun beide umsetzen wollen.

Es ist eine ganz ungewöhnliche Art, wie diese drei Menschen ihrer unsäglichen Trauer begegnen. Viele fantastische Elemente spielen dabei in die Geschichte hinein, es wird märchenhaft, oder gibt es doch eine ganz reelle Erklärung für alles, was da passiert? Das mag der Leser für sich selbst entscheiden. So fabuliert der Autor Jon Cohen ein ganz eigenartiges Märchen für Erwachsene, dessen Ausgang sehr lange im Verlauf des Buches überhaupt nicht abzuschätzen ist. Dennoch, es ist eine ganz eigenartige Erzählweise, sie muss dem Leser liegen, damit er sie wirklich schätzen kann. Dabei gewinnen die Protagonisten nach und nach immer mehr Kontur, und keine noch so überraschende Wendung ist völlig unrealistisch. Daraus gewinnt das Buch eine Menge Spannung, die sich immer weiter verdichtet.

Es dauerte deshalb auch bei mir ein bisschen, bis ich so richtig in die Geschichte hineinfand. Dann allerdings konnte sie mich in eine ganz besondere Welt entführen, mit einem ganz eigenen Zauber in einem bittersüßen Märchen. Sehr gerne empfehle ich deshalb diese Geschichte weiter und vergebe vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 10.11.2018

Überzeugend und einfühlsam

Flucht in die Schären
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Die Staatsanwältin Nora Linde möchte unbedingt den Anführer der Drogenszene Andreis Kovač hinter Gitter bringen. Doch erst als Kovacs Ehefrau vor ihm auf der Flucht ist, weil er sie fast zu Tode geprügelt ...

Die Staatsanwältin Nora Linde möchte unbedingt den Anführer der Drogenszene Andreis Kovač hinter Gitter bringen. Doch erst als Kovacs Ehefrau vor ihm auf der Flucht ist, weil er sie fast zu Tode geprügelt hat, scheint Nora Erfolg zu haben. Doch Kovač geht buchstäblich über Tote, um seine Frau und sein Kind wieder nach Hause zu holen.

Sehr überzeugend und gleichzeitig einfühlsam erzählt die Autorin Viveca Sten die Geschichte einer Frau, die aus einer gewalttätigen Ehe fliehen muss. Aus verschiedenen Sichtweisen setzen sich die Facetten des Kriminalfalls zusammen, wobei auch der Täter den nötigen Raum erhält. Der Spannungspegel ist von Anfang an durchgängig hoch gehalten, manchmal sogar mit Spitzen, die den Leser zum nervösen Nägelknabbern verleiten.

Wieder einmal ein fesselnder Thriller aus der Feder der Autorin, ein absolutes Muss für alle, die dieser Reihe bereits verfallen sind. Das Buch lässt sich gut lesen ohne die Hintergründe über die Ermittler Thomas Andreasson und Nora Linde zu kennen. Es ist aber auch spannend, die Entwicklungen der beiden über die verschiedenen Bände hinweg zu verfolgen.

Mich hat das Buch sehr berührt, deswegen spreche ich eine eindeutige Leseempfehlung dafür aus.