Platzhalter für Profilbild

Gisel

Lesejury Star
offline

Gisel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gisel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2019

Gelungener Regionalkrimi mit tragischen Verwicklungen

Kluntjesmord in Carolinensiel. Ostfrieslandkrimi
0

Als ein Beamter des Finanzamts verschwindet, macht sich das Team um die Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens von der Kripo Wittmund auf die Suche nach dem Täter. Bald kommt heraus, dass ein ehemaliger ...

Als ein Beamter des Finanzamts verschwindet, macht sich das Team um die Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens von der Kripo Wittmund auf die Suche nach dem Täter. Bald kommt heraus, dass ein ehemaliger Kollege von ihm auch verschwunden ist. Beide Beamte waren dafür bekannt, eine harte Linie zu fahren, ohne Rücksicht auf die Lebenssituation derer, die sie geprüft haben. Wird es den Ermittlern gelingen, die Vermissten rechtzeitig zu finden?

In diesem bereits 7. Krimi um die Kommissare Bert und Nina lässt der Autor Rolf Uliczka eine Geschichte entstehen, die sehr berührt. Aus den Taten der beiden Betriebsprüfer entwickelt sich die Tragik dieses Falls. Das Verbrechen selbst wird nicht direkt geschildert, wirft aber dennoch das Kopfkino des Lesers an. Der Schwerpunkt soll auch eher beim Geschehen bleiben und bei der Kulisse dazu, nämlich dem Waterland als Schauplatz dieses Ostfrieslandkrimis. Der Spannungsbogen ist straff gezogen, die Auflösung am Schluss bringt letztendlich alles auf einen guten Punkt.

Der Krimi ist zwar Teil einer Reihe, und in der chronologischen Reihenfolge der Bände lässt sich der Hintergrund zu den Ermittlern und ihrem Umfeld am besten erfassen. Dennoch kann dieses Buch auch ganz für sich gelesen werden, denn der Fall ist in sich abgeschlossen und enthält alle wichtigen Informationen, auch zu den Ermittlern der Kripo Wittmund.

Als Regionalkrimi nutzt diese Reihe den regionalen Hintergrund auf elegante Weise, das gibt den jeweiligen Büchern eine besondere Note. Das ist auch diesmal wieder hervorragend gelungen, dazu gab es noch einen spannenden Fall mit tragischen Verwicklungen. Unbedingt empfehlenswert!

Veröffentlicht am 24.05.2019

Die Essenz des Lebens

Liebende
0

Blauperlenauge und Schwarzperlenauge werden gemeinsam am Dach eines buddhistischen Tempels angebracht, dort sollen sie gemeinsam Freude in einsame Herzen tragen und den Menschen Trost spenden. Doch als ...

Blauperlenauge und Schwarzperlenauge werden gemeinsam am Dach eines buddhistischen Tempels angebracht, dort sollen sie gemeinsam Freude in einsame Herzen tragen und den Menschen Trost spenden. Doch als Blauperlenauge entdeckt, dass ihm dieses Leben zu eng geworden ist, bricht er auf zu neuen Ufern. Er möchte frei sein, die Welt entdecken, die Liebe erfahren. Es dauert eine Weile, er erlebt einige Abenteuer, bis er die Essenz seines Lebens und die wahre Liebe findet.

Diese Fabel über das Leben und die Liebe beschreibt das Leben als ein Mosaik aus Begegnungen und Abschieden, als ein immerwährender Prozess, der immer weiter dabei ist, sich zu vervollkommnen. Sehr poetisch ist die Sprache dieser Geschichte, sie braucht eine lange Reise, aber nur wenige Worte, um alles auf den Punkt zu bringen:
„Befrei dich von mir, und suche mich. Indem du dich von deinen Schuppen befreit hast, hast du dich von dir selbst befreit und dich dabei gefunden.“ So spricht Schwarzperlenauge zu Blauperlenauge am Ende der Reise.

Die Geschichte regt an, über das eigene Leben nachzudenken, wo die eigene Reise begann und an welchem Punkt sie sich befindet. Kein Buch zum Einfach-weg-lesen, aber eines, das eine Weile noch nachklingt.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Fremdenhass

Der Patriot
0

Die schwedischen Nachrichtenredaktionen müssen um ihre Journalisten befürchten, denn ein rechtsextremer Serienkiller tötet jene, die sich für die Belange von Flüchtlingen einsetzen. Die Nachrichtenredakteurin ...

Die schwedischen Nachrichtenredaktionen müssen um ihre Journalisten befürchten, denn ein rechtsextremer Serienkiller tötet jene, die sich für die Belange von Flüchtlingen einsetzen. Die Nachrichtenredakteurin Madeleine Winter plant trotzdem gezielt ihre nächsten Schritte auf der Karriereleiter. Wie schnell wird es gelingen, dem Morden Einhalt zu gebieten?

Das sehr aktuelle Thema des Umgangs mit Flüchtlingen in unserer Gesellschaft nimmt der Autor Pascal Engman als Aufhänger zu einem Thriller, der die verschiedenen Seiten dieses Themas sehr gekonnt darstellt. Durch die vielen Handlungsfäden ist es anfangs nicht so einfach, sich im Geschehen zu orientieren, doch je mehr die Handlung voranschreitet, umso deutlicher werden die Zusammenhänge. Realitätsnah und dabei manchmal recht blutig werden die Ereignisse geschildert, manchmal war mir das fast schon zu viel. Dennoch rüttelt das Buch auf durch die realitätsnahe Aufarbeitung der Themen Fremdenhass und Terroranschläge. Spannend aufgebaut, trumpft die Erzählung am Schluss noch mit einer unerwarteten Wendung auf.

Eine Geschichte, die durch das geschilderte Geschehen seit Jahren und immer noch topaktuell ist, aufrüttelnd und beklemmend. Für alle mit eher starken Nerven unbedingt empfehlenswert!

Veröffentlicht am 22.05.2019

Völlig überraschend

The Hurting
0

Nells Leben verläuft nicht so, wie sie es gerne hätte: Ihre Schwester hat Krebs, alles dreht sich nur darum, ihr Vater ist Alkoholiker und versinkt im religiösen Glauben, die Mutter ist schon längst aus ...

Nells Leben verläuft nicht so, wie sie es gerne hätte: Ihre Schwester hat Krebs, alles dreht sich nur darum, ihr Vater ist Alkoholiker und versinkt im religiösen Glauben, die Mutter ist schon längst aus ihrem Leben verschwunden. Da taucht Lukas auf, und auch wenn Nell nie an die Liebe auf den ersten Blick geglaubt hat, beginnt sie an Glück zu denken. Lange ahnt sie nicht, dass Lukas ganz andere Pläne hat mit ihr und mit seinem kleinen Bruder, Pläne, die sie und Lille Ulv in Lebensgefahr bringen.

Der rasante Einstieg in das Buch lässt sofort ahnen, dass etwas völlig schief gelaufen ist in Nells Geschichte. Rückblickend rollt sie ihre Erzählung auf, von dem Zeitpunkt an, als sie Lukas zuerst trifft bis hin zu einem furiosen Showdown. Die Autorin Lucy van Smit erzählt aus Nells Perspektive, ergänzt von einem allwissenden Erzähler mit Lukas‘ Sichtweise. So ergibt sich ein straffer Spannungsbogen, der die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Es ist vor allem Nell, mit der sich der Leser identifizieren kann, aber man erfährt auch, was Lukas bewegt und was in seinem Leben geschehen ist. Damit nimmt die Autorin ihre Helden (und mit ihnen den jugendlichen Leser) sehr ernst in all den Fragen, die sie beschäftigen. Die wunderbare Kulisse der norwegischen Wildnis gibt dem Buch eine leicht surrealistische Note. Und erst zum Schluss kommen alle Fäden zusammen und ergeben ein überraschendes Ganzes, das man anfangs nicht ahnen kann.

Dieses Jugendbuch hat mich von der ersten Seite an fesseln können, die Geschichte ist so feinfühlig und völlig überraschend erzählt, dass ich sie unbedingt weiter empfehlen möchte.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Wichtiges Thema

Google Unser
0

Die Digitalisierung unseres Alltags hat bereits große Ausmaße angenommen. Die Unternehmen aus dem Silicon Valley bedienen sich bei der Formulierung ihrer Zukunftsvisionen und ihren Marketingstrategien ...

Die Digitalisierung unseres Alltags hat bereits große Ausmaße angenommen. Die Unternehmen aus dem Silicon Valley bedienen sich bei der Formulierung ihrer Zukunftsvisionen und ihren Marketingstrategien den Traditionen der Religion. Wir sind alle längst zu Gläubigen der neuen Technologien geworden.

Der Autor Christian Hoffmeister greift die Alltäglichkeiten unseres Lebens auf, die uns inzwischen so vertraut sind, wie es noch vor einer Generation überhaupt nicht war: Kaum einer kann sich noch vorstellen, wie ein Alltag ohne Digitalisierung überhaupt möglich war. Im Vergleich zur Religion, die die Menschheit nun schon einige Zeit länger begleitet, legt er dar, wie sehr die neuen Technologien sich an die Muster der Religion anlehnen.

Einige der Ausführungen des Autors sind all jenen bekannt, die sich bereits mit der Kehrseite der neuen Technologien beschäftigen. Über die Datensammelwut von Google und Co. müsste man inzwischen Bescheid wissen. Doch wie sehr diese Firmen in unsere Lebensgestaltung eingreifen möchten, das merkt man nur, wenn man ihnen allzeit kritisch gegenüber tritt. Ein nachdenklicher Umgang mit ihrem alltäglichen Gebrauch ist angebracht. Der immer wieder sehr humorvolle Ton der Argumentierung lockert die Lektüre auf.

Doch so sehr der Autor sich auslässt über die Firmen des „Silicon Valley“, letztendlich verharrt er in der Beschreibung der Situation. Eine echte Schlussfolgerung, wie ich als Leser und Nutzer darüber hinaus tätig werden kann, fehlte mir. Dadurch wirkt das Buch, als wäre es als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet. So stehe ich diesem Sachbuch sehr ambivalent gegenüber: Ein wichtiges Thema spannend aufbereitet – aber mittendrin stecken geblieben.