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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.12.2018

Eindrücklich erzählt

Loyalitäten
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Théos Eltern sind geschieden, er wohnt wochenweise abwechselnd mal bei der Mutter, mal beim Vater. Belastend für ihn ist es, dass die Eltern kein Wort mehr miteinander wechseln, ja den ehemaligen Partner ...

Théos Eltern sind geschieden, er wohnt wochenweise abwechselnd mal bei der Mutter, mal beim Vater. Belastend für ihn ist es, dass die Eltern kein Wort mehr miteinander wechseln, ja den ehemaligen Partner in Théos Anwesenheit totschweigen. Er bleibt allein mit seinen Fragen und Ängsten, so dass er mit zwölf zu trinken beginnt. Einer Lehrerin fällt zwar auf, dass ihn etwas bedrückt, doch außer seinem Freund Mathis lässt er niemand an sich heran.

Einen bedrückenden Roman hat die Autorin Delphine Vigan geschrieben. Théo ist ein Scheidungskind, das mehr erwachsen wirkt als seine Eltern selbst. Doch erlegt er es sich selbst auf, keinen der beiden zu verraten, eher noch zerstört er sich selbst. Ergreifend ist seine Geschichte, wenn auch nicht wirklich neu. Durch die Eindringlichkeit im Schreibstil der Autorin gerät die Erzählung jedoch besonders realistisch, es ist keine leichte Lektüre, die man mal schnell nebenher liest. Das Buch hat mich sehr nachdenklich hinterlassen.

Veröffentlicht am 14.12.2018

Unkonventionell und richtig gut

Der Tod ist schwer zu überleben
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Der Tod, auch Thanatos genannt, ist auf der Suche nach einem Nachfolger. Seine erste Wahl, Martin, kann sich nun doch wieder am Leben erfreuen. Doch diesmal gibt es nicht nur einen Kandidaten, sondern ...

Der Tod, auch Thanatos genannt, ist auf der Suche nach einem Nachfolger. Seine erste Wahl, Martin, kann sich nun doch wieder am Leben erfreuen. Doch diesmal gibt es nicht nur einen Kandidaten, sondern gleich mehrere. Keiner allerdings scheint wirklich dafür geeignet zu sein. Währenddessen gerät das Gleichgewicht zwischen Leben und Tod immer mehr in Schieflage, bis klar ist, so kann es nicht weiter gehen…

Dieses Buch ist die Fortsetzung von Sebastian Niedlichs erstem Roman um Martin und den Tod, „Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens“, kann aber auch für sich allein gelesen werden, denn die Geschichte ist in sich abgeschlossen.

Durch Martins Geschichte gerät das Buch zu einer Auseinandersetzung um das Thema Tod. Das ist sehr gut gelungen, in einer einzigartigen Mischung aus ernsthaften Gedanken und viel (schwarzem) Humor. Dabei schlägt das Buch eine Richtung ein, die eher unkonventionell ist. Da gerät manches zum Running Gag und/oder wird mit viel Situationskomik richtig witzig, ohne aber das Ernsthafte dahinter außer Acht zu lassen. Besonders zu empfehlen sind hier die Dialoge zwischen Martin und dem Tod, wenn dann auch mal zwei völlig verschiedene Welten aufeinanderprallen. Da wird es manchmal sogar philosophisch.

Schon das Cover des Buches lädt dazu ein, das Buch näher zu betrachten. Wer sich für schwarzen Humor begeistert, wird schwuppdiwupp auch schon gleich in der Geschichte landen – die einfach nur empfehlenswert ist! Ich werde mir auf jeden Fall noch den Vorgänger besorgen, und sollte es eine Fortsetzung geben, bin ich auf jeden Fall dabei!

Veröffentlicht am 13.12.2018

Aufregung in der Weihnachtszeit

Die Melodie des Mörders
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Pfarrer Jasper ist mitten bei den Proben für das Krippenspiel, als sein Organist vor der Orgel ermordet wird. Zusammen mit dem Tanzlehrer Colin macht er sich auf die Suche nach dem Täter. Was hat dieser ...

Pfarrer Jasper ist mitten bei den Proben für das Krippenspiel, als sein Organist vor der Orgel ermordet wird. Zusammen mit dem Tanzlehrer Colin macht er sich auf die Suche nach dem Täter. Was hat dieser Mord mit dem Selbstmord einer jungen Frau vor 23 Jahren zu tun? Und welche Rolle spielen die Künstlerkommune von damals und die kürzlich stattgefundene Tombola, die einige Wochen vor dem Krippenspiel stattfand?

Bereits zum vierten Mal lässt Autorin Miriam Rademacher ihr Detektiv-Quartett mit Colin, Jasper, Lucy und Norma rätseln, was hinter einem Mordfall steckt. Diesmal wird sogar ein Quintett daraus, denn ihnen schließt sich die kleine Mady an. Doch das Schöne ist, man kann jederzeit in die Geschichte einsteigen, jeder Band ist in sich abgeschlossen und kann für sich gelesen werden.

Für mich war dies der zweite Band um die taffen, aber auch ein bisschen kauzigen Hobby-Detektive, die eindeutig besser ermitteln können als die Polizei vor Ort. Erneut durfte ich mich am Sprachwitz der Autorin und an der Situationskomik vieler Ereignisse wie auch am Reigen der Weihnachtslieder erfreuen, die jedes Kapitel überschreiben, und dabei eifrig nach versteckten Hinweisen suchen, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Wobei die liebevolle Atmosphäre (so richtig das, was man sich als „cosy“ vorstellt) unbedingt zu erwähnen sei. Und genau passend in die (Vor-)Weihnachtszeit, aber nicht nur!

Eindeutig allen Krimifreunden zu empfehlen, die es nicht allzu blutig brauchen, dafür aber viel Wert legen auf die Personen des Buches sowie die weiteren Umstände der Geschichte. Von mir gibt es auf jeden Fall wieder alle fünf möglichen Sterne!

Veröffentlicht am 13.12.2018

Auf der Suche nach sich selbst

Island oder Wo die Götter Flipflops tragen
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Der Vater unheilbar erkrankt und von der eigenen Schwester aus dem Krankenhaus entführt, die Mutter viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, die kleine Schwester kotet wieder ein – für den 16jährigen ...

Der Vater unheilbar erkrankt und von der eigenen Schwester aus dem Krankenhaus entführt, die Mutter viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, die kleine Schwester kotet wieder ein – für den 16jährigen Medi ist das Leben kein Zuckerschlecken. Da spricht ihn eine Werbung für Island so sehr an, dass er sich spontan zu einem Aufenthalt dort entscheidet. Am Ort seiner Träume trifft er auf der Suche nach seiner richtigen „Frequenz“ Jesus, mit dem er immer wieder Zwiegespräche führt. Aber auch Island lernt er kennen, mit seinen vielen einzigartigen Attraktionen, und Menschen, die für ihn da sind. Wird ihm der ersehnte Fingerzeig erscheinen, wie sein Leben wieder zur Normalität zurückfinden kann?

Das Leben prasselt wirklich hart auf Medi ein, und so ist es verständlich, dass er Zeit für sich braucht. Er findet sie tatsächlich in Island, er findet dort auch die innere Ruhe, die er braucht, um mit den Widernissen des Lebens umgehen zu können. Leider ist er mir während der ganzen Zeit nicht wirklich sympathisch geworden. Das offen gehaltene Ende des Buches hat mir da noch weniger gefallen, und so hat mich das Buch doch recht ratlos hinterlassen: Was genau will es mir sagen? Schade, denn eigentlich ist das Thema der Geschichte nicht schlecht gewählt, und der Autor kann sehr fließend schreiben…

Ein bisschen regt das Buch zum Nachdenken auf: Wo soll es hingehen im Leben, wie gehe ich mit Schwierigkeiten um? Doch bei all dem dominieren m.E. die eigentlich tragische Situation von Medi wie auch sein zunehmend egozentrisches Verhalten in der Geschichte. Das, habe ich festgestellt, ist leider nichts für mich. Möge es andere Leser geben, die mit diesem Buch mehr anfangen können…

Veröffentlicht am 12.12.2018

Düster und perspektivlos

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Moskau, im Herbst 2016: Ilja kommt nach sieben Jahren Knast nach Hause. Doch sein Leben ist mehr auf den Kopf gestellt als er es sich gedacht hatte: Kurz vor seiner Entlassung ist überraschend seine Mutter ...

Moskau, im Herbst 2016: Ilja kommt nach sieben Jahren Knast nach Hause. Doch sein Leben ist mehr auf den Kopf gestellt als er es sich gedacht hatte: Kurz vor seiner Entlassung ist überraschend seine Mutter gestorben, die Wohnung verwaist, nun ist er allein auf sich gestellt. Ilja möchte den Fahnder treffen, der ihn seinerzeit zu Unrecht ins Gefängnis gebracht hatte. Im Affekt ersticht er Petja, um danach dessen Handy an sich zu nehmen. Und plötzlich findet Ilja sich wieder in den Nachrichten, die er auf dem Smartphone findet, stöbert Petjas Geschichte auf, um dann an dessen Stelle zu antworten.

Völlig perspektivlos ist Iljas Geschichte, denn die sieben Jahre Haft haben sein Leben so verändert, dass es für ihn keine Zukunft mehr geben kann. Seine Mutter, die einzige Verwandte, ist tot, seine Freundin hat sich längst von ihm abgewandt, seine Freunde haben sich ein eigenes Leben aufgebaut. Es bleibt die Flucht in den Alkohol – und das Interesse daran, Petjas Leben zu erkunden in seinen Aufzeichnungen auf dem Handy.

Die Grundidee zu diesem Buch ist ausgefallen, und so hat mir der Klappentext zu dem Buch sehr zugesagt. Doch der schwierige Schreibstil des Autoren wie auch die Perspektivlosigkeit des Protagonisten haben mir die Lektüre eher schwer gemacht. Manche Passagen geraten doch sehr langatmig, es überwiegt eine eher düstere Atmosphäre. Immer weniger konnte ich mich mit Ilja identifizieren, da halfen auch die vielen Innenansichten aus seinem Seelenleben nicht mehr weiter. Die Geschichte spiegelt sehr die russische Schwermut, so sehr, dass fast die Gesellschaftskritik des Buches dabei untergeht.

Mich hat die Geschichte nicht wirklich überzeugen können, zu düster ist die Atmosphäre und hinterlässt ein Gefühl der Perspektivlosigkeit, die fast nicht mehr zu ertragen ist. Meiner Meinung nach kann man das Buch lesen, man muss das aber nicht.