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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2019

Vielschichtig und atmosphärisch dicht

Sadie
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Für die neunzehnjährige Sadie ist ihre kleine Schwester Mattie alles auf der Welt. Als diese ermordet aufgefunden wird, verschwindet Sadie. In einem Podcast folgt West McCray Sadies Spuren, sie will die ...

Für die neunzehnjährige Sadie ist ihre kleine Schwester Mattie alles auf der Welt. Als diese ermordet aufgefunden wird, verschwindet Sadie. In einem Podcast folgt West McCray Sadies Spuren, sie will die junge Frau finden und dabei auch den Grund für ihr Verschwinden herausfinden. Währenddessen erzählt die Geschichte, wie Sadie sich aufmacht, Matties Mörder zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen.

Einerseits als Podcast, andererseits als Rückblick erzählt die Autorin Courtney Summers Sadies Geschichte, die eng verflochten ist mit der ihrer kleineren Schwester. Schichtweise wird dabei die Familiengeschichte der beiden Mädchen freigelegt, immer wieder neue Aspekte lassen eine Erzählung entstehen, die letztendlich vor allem Sadie im Blick hat. Diese originelle Erzählweise ergänzt sich wunderbar in sich selbst. Immer mehr spitzt sich die Aussage des Buches zu, bis hin zum Ende, das passend gewählt ist. Mit Sadie einerseits, aber auch mit den Hörern des Podcasts und mit dem Journalisten, der diesen betreibt, fiebert der Leser mit, in welche Richtung die Geschichte ihren Verlauf nimmt. Dabei schafft es die Autorin, mit wenigen, dafür aber präzisen Worten die Atmosphäre der Verzweiflung heraufzubeschwören, in denen alle Beteiligten sich bewegen, allen voran aber die Hauptfigur. Quasi nebenbei werden andere wichtige Themen gestreift, deren Eindringlichkeit gleichzeitig gesellschaftskritisch werden, z.B. Drogensucht, Familien am Abgrund, sexueller Missbrauch. Um nicht zu spoilern, belasse ich die Aufzählung unvollständig. Die Protagonisten sind sehr liebevoll entworfen, der Autorin gelingt es, jede Schuldzuweisung zu unterlassen und jede Figur für sich wirken zu lassen. Vor allem dadurch entsteht eine so vielschichtige und atmosphärisch dichte Geschichte, die den Leser schnell in seinen Bann zieht und noch lange nachwirkt.

Als Jugendbuch bestens geeignet, ist dieses Buch unbedingt empfehlenswert auch für Erwachsene. Ich vergebe sehr überzeugte fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 08.05.2019

Geheimnisvolle Welt voller Gefahren und Intrigen

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
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Miles Singer arbeitet als Arzt an einem Krankenhaus mit Soldaten, die gerade aus dem Krieg zurückkehren. Er ist erfolgreich und beliebt, doch er hat etwas zu verbergen: Er hat die Aura einer Hexe. Um seinen ...

Miles Singer arbeitet als Arzt an einem Krankenhaus mit Soldaten, die gerade aus dem Krieg zurückkehren. Er ist erfolgreich und beliebt, doch er hat etwas zu verbergen: Er hat die Aura einer Hexe. Um seinen geliebten Beruf als Arzt ausüben zu können, hat er sich von seiner Familie losgesagt, denn dort müsste er als Gehilfe seiner Schwester tätig sein, ohne selbst sein Schicksal bestimmen zu können. Eines Abends wird ein Verletzter ins Krankenhaus gebracht, der im Sterben Miles‘ magische Fähigkeiten erkennt. Er behauptet, vergiftet worden zu sein. Kurz danach wird Miles von seiner Vergangenheit ereilt – er wird erkannt von seiner Schwester, die ihn in den Schoß der Familie zurückbringen will. Doch da ist auch der Amartine, der ihm zur Seite stehen will, um den Mord an dem Verletzten aufzudecken…

Es ist eine ganz andere, komplexe Welt, die die Autorin C.L. Polk in ihrem Fantasyroman vor dem Leser entstehen lässt. Es dauert eine Weile, bis die Rahmenbedingungen dieser Welt klar sind. Es gibt jede Menge Geheimnisse und Intrigen aufzudecken, bis Miles klar sieht, welche Aufgabe ihn erwartet und wo er Gleichgesinnte finden kann. Doch es ist eine Freude, die Personen und Gegebenheiten um Miles herum zu erkunden, die Autorin hat dies sehr spannend in Szene gesetzt, so dass man sehr schnell in der Erzählung versinkt. Das Buch enthält Elemente eines Kriminalromans, die bestens in den Plot eingebunden sind. Manches allerdings bleibt immer noch unklar, kein Wunder, denn es wird eine Fortsetzung geben, und so endet das Buch auch mit einem ziemlich gemeinen Cliffhanger.

Dieser Fantasy-Roman eröffnet eine Welt voller Geheimnisse und Gefahren, die zu erkunden viel Spaß macht, aber auch voller Spannung ist. Sehr gerne empfehle ich sie weiter.

Veröffentlicht am 08.05.2019

Spannender Plot, schwierige Umsetzung

Eisige Tage
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Bei eisiger Kälte wird in Leipzig in einem Auto die Leiche eines Anwalts entdeckt. Die beiden Kommissare Hanna Seiler und Milo Novic graben bei ihren Ermittlungen bald in einem Sumpf krimineller Verstrickungen: ...

Bei eisiger Kälte wird in Leipzig in einem Auto die Leiche eines Anwalts entdeckt. Die beiden Kommissare Hanna Seiler und Milo Novic graben bei ihren Ermittlungen bald in einem Sumpf krimineller Verstrickungen: Im Besitz des Toten findet man unter anderem das Foto einer Minderjährigen, die seit einer Woche vermisst wird. Währenddessen sucht Elise die Liebe, die ihr in ihrem gutsituierten, aber lieblosen Heim fehlt. Ihr neuer Freund scheint genau der Richtige zu sein. Was aber hat die Russenmafia in Leipzig mit dem Verschwinden minderjähriger Mädchen zu tun?

Mit „Eisige Tage“ behandelt der Autor Alex Pohl das emotional hoch belastete Thema Kinderprostitution - ein skrupelloses, menschenverachtendes Verbrechen. Ungeschönt beschreibt der Autor die Ereignisse, die junge Ausreißerinnen in große Gefahr bringen. Die Brutalität des Geschehens schimmert jederzeit durch. Die Russenmafia wird als weiteres Thema mit hineingearbeitet, auch hier blitzt die Gefahr jederzeit durch. Dennoch bleiben die Puzzlestücke des Kriminalfalls lange wie verwischt, es ist schwierig für den Leser mitzuraten und die passenden Stücke zu finden. So fiel es mir nicht leicht, die Handlungen der Protagonisten vorauszusehen und nachzuvollziehen, überhaupt tat ich mich schwer mit den jeweiligen Protagonisten. Die beiden Ermittler bleiben dabei sehr blass, ihre private Situation wird nur angerissen – zuviel, um darüber hinwegzusehen, zu wenig, um sich als Leser ein aussagefähiges Bild davon zu machen. Die zeitlichen und räumlichen Sprünge der Erzählung erschwerten es mir zusätzlich, mit dem Schreibstil des Autors zurechtzukommen. Ich brauchte lange, um mich in der Geschichte zurechtzufinden.

So beklemmend die Erzählung deshalb ist, so anstrengend fand ich das Buch zu lesen. Leider kann ich deshalb nur 3 von 5 Sternen vergeben. Es wird sicher Leser geben, denen der Schreibstil des Autors besser zusagt.

Veröffentlicht am 08.05.2019

Auf verdeckter Mission

Lavendel-Tod
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Molly Preston soll auf verdeckter Mission herausfinden, welche krummen Machenschaften bei einer Bank in Südfrankreich betrieben werden. Sie hat dafür die Stelle eines Praktikums angenommen, in der Rolle ...

Molly Preston soll auf verdeckter Mission herausfinden, welche krummen Machenschaften bei einer Bank in Südfrankreich betrieben werden. Sie hat dafür die Stelle eines Praktikums angenommen, in der Rolle der Studentin Marie Bonnieux, wobei sie bei der Renovierung einer kleinen Kapelle mithilft. Als ein Mord geschieht, ist sie plötzlich mittendrin in einem ungelösten Kriminalfall von 1912, als bei einem Banküberfall eine größere Menge Geld geraubt wurde, die man aber nie fand…

Dieses Buch ist die überarbeitete Version von „Lavendel-Coup“, das bereits 2015 erschien. Die Autorin Carine Bernard hat eine Vorliebe für Frankreich, und das merkt man diesem Buch schnell an, wenn sie die Gegend und die Menschen der Provence beschreibt. Molly Prestons verdeckte Mission scheint auch nur auf den ersten Blick harmlos zu sein, bald schon gerät sie in Gefahr, und so kann der Leser mit ihr auf höchstem Niveau ermitteln und Zusammenhänge erschließen.

Dieser eher unblutige Krimi lässt eine spannende Geschichte entstehen, die in die Region der Provence gut eingebettet ist. Als angenehmer Nebeneffekt kommen leichte Urlaubsgefühle auf… Sehr gerne empfehle ich dieses Buch weiter und vergebe vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Bestes Kopfkino

Schoofseggl
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Der ehemalige Anwalt Franz Walser hat sich auf Geldwäsche spezialisiert. Als das Land Baden-Württemberg eine CD mit Daten von Steuersündern aufkauft, hat er erst mal alle Hände voll zu tun mit seinen Auftraggebern. ...

Der ehemalige Anwalt Franz Walser hat sich auf Geldwäsche spezialisiert. Als das Land Baden-Württemberg eine CD mit Daten von Steuersündern aufkauft, hat er erst mal alle Hände voll zu tun mit seinen Auftraggebern. Bald wird klar, dass es noch eine zweite CD gibt. Datendieb Olli wird daraufhin von Bordellbesitzer Kneller gezwungen, die Steuersünder zu erpressen. Ob es wohl eine Möglichkeit für ihn gibt, aus dieser Geschichte wieder rauszukommen?

Der Autor Axel Ulrich verbindet die Themen Schwarzgeld, Zwangsprostitution und Erpressung zu einem kunterbunten, mal dramatischen, mal eher witzigen Strauß zusammen und serviert eine Geschichte, wie sie im Schwäbischen tatsächlich vorkommen könnte. Die Charaktere sind sehr authentisch entworfen, man kann sie sich so richtig vorstellen. Da wimmelt es von Cleverle, Käpsele und vor allem vor Schoofseggl. Man liest sich schnell fest an dieser Geschichte, der feine, hintersinnige, ja teilweise bissige Humor packt einen von der ersten Zeile an. Die schwäbischen Wörter und Wendungen sind gut in den Text gestreut und erklären sich entweder gleich von selbst oder werden vom Autor gut in der Geschichte aufgegriffen, das Buch dürfte sich auch gut für Nicht-Schwaben lesen lassen.

Diesen fesselnden Krimi mit viel Regionalkolorit und seinen hintersinnig aufgearbeiteten Themen möchte ich sehr gerne weiter empfehlen und vergebe alle fünf möglichen Sterne.