Beklemmend
Die MauerWährend Großbritannien mit einer Mauer vor Eindringlingen geschützt wird, tritt Joseph Kavanagh seinen zweijährigen Dienst dort an. Es ist keine leichte Aufgabe, dort Wache zu halten, es kann sogar lebensgefährlich ...
Während Großbritannien mit einer Mauer vor Eindringlingen geschützt wird, tritt Joseph Kavanagh seinen zweijährigen Dienst dort an. Es ist keine leichte Aufgabe, dort Wache zu halten, es kann sogar lebensgefährlich werden. Denn wenn die Anderen es schaffen, über die Mauer zu kommen, riskieren alle Wachhabenden den Tod oder die Verbannung.
Mit dieser düsteren und beklemmenden Zukunftsvision greift der Autor John Lanchester viele gesellschaftskritischen Themen auf und projiziert diese auf eine Zeit, in der die Welt bereits sehr menschenfeindlich geworden ist. Die Jungen werfen den Älteren vor, ihnen eine Welt zu hinterlassen, die fast nicht mehr lebenswert ist, die Älteren vergehen in Schuldgefühlen, die nicht mehr zu ändern sind. Der Generationenvertrag scheint gebrochen, wie überhaupt eine Zukunft kaum noch möglich erscheint. Der Dienst an der Mauer ist für jeden verpflichtend, so gefährlich er auch ist, und es herrscht unbedingter Gehorsam.
So aktuell die aufgegriffenen Themen dieses Buches sind, so schwer habe ich mich dennoch beim Lesen getan. Langatmig wirken viele Passagen, der Ich-Erzähler zeigt dabei einen fast schon naiven sachlichen Ton und verliert sich in vielerlei Detailbeschreibungen. Er scheint kaum irgendwelche Emotionen zu empfinden, genau das aber macht es schwer, sich als Leser in ihn hineinzufühlen. So wirken alle Protagonisten eher hölzern, selbst in Gefahrensituationen fällt es schwer mitzufühlen. Das mag so gewollt sein, um dem Thema mehr Dringlichkeit zu geben, ist aber ziemlich zäh beim Lesen.
So sehr ich die Grundidee des Buches schätze, so wenig hat mir die Umsetzung der Geschichte gefallen, so dass ich leider nur drei von fünf Sternen vergeben kann. Eine echte Empfehlung mag ich nicht aussprechen.