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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2018

Überzeugend und einfühlsam

Flucht in die Schären
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Die Staatsanwältin Nora Linde möchte unbedingt den Anführer der Drogenszene Andreis Kovač hinter Gitter bringen. Doch erst als Kovacs Ehefrau vor ihm auf der Flucht ist, weil er sie fast zu Tode geprügelt ...

Die Staatsanwältin Nora Linde möchte unbedingt den Anführer der Drogenszene Andreis Kovač hinter Gitter bringen. Doch erst als Kovacs Ehefrau vor ihm auf der Flucht ist, weil er sie fast zu Tode geprügelt hat, scheint Nora Erfolg zu haben. Doch Kovač geht buchstäblich über Tote, um seine Frau und sein Kind wieder nach Hause zu holen.

Sehr überzeugend und gleichzeitig einfühlsam erzählt die Autorin Viveca Sten die Geschichte einer Frau, die aus einer gewalttätigen Ehe fliehen muss. Aus verschiedenen Sichtweisen setzen sich die Facetten des Kriminalfalls zusammen, wobei auch der Täter den nötigen Raum erhält. Der Spannungspegel ist von Anfang an durchgängig hoch gehalten, manchmal sogar mit Spitzen, die den Leser zum nervösen Nägelknabbern verleiten.

Wieder einmal ein fesselnder Thriller aus der Feder der Autorin, ein absolutes Muss für alle, die dieser Reihe bereits verfallen sind. Das Buch lässt sich gut lesen ohne die Hintergründe über die Ermittler Thomas Andreasson und Nora Linde zu kennen. Es ist aber auch spannend, die Entwicklungen der beiden über die verschiedenen Bände hinweg zu verfolgen.

Mich hat das Buch sehr berührt, deswegen spreche ich eine eindeutige Leseempfehlung dafür aus.

Veröffentlicht am 09.11.2018

Eine ungewöhnliche Schicksalsgemeinschaft

Ein unvergänglicher Sommer
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Ein kleiner Auffahrunfall auf vereister Fahrbahn, nichts Größeres scheint es, als Richard bei der Rückkehr vom Tierarzt nach Hause fahren möchte. Doch als die Fahrerin kurze Zeit später vor seiner Wohnung ...

Ein kleiner Auffahrunfall auf vereister Fahrbahn, nichts Größeres scheint es, als Richard bei der Rückkehr vom Tierarzt nach Hause fahren möchte. Doch als die Fahrerin kurze Zeit später vor seiner Wohnung auftaucht, stellt sich heraus, dass in ihrem Kofferraum eine Tote liegt. Sie hat sich das Auto ihrer Arbeitgeberin nur kurz ausleihen wollen – doch da sie eine illegale Einwanderin ist, darf die Polizei nicht eingeschaltet werden. Was tun mit der Leiche? Richard ruft seine Kollegin und chilenische Untermieterin Lucia hinzu, und gemeinsam überlegen sie, was am besten zu tun sei.

Ausgehend von dieser slapstickartigen Einlage spinnt Autorin Isabel Allende einen Roman zusammen, der in die Rahmenhandlung des Kriminalromans sehr viele Themen humorvoll und tiefsinnig einbettet. Um sich die Zeit zu vertreiben, während sie warten müssen, erzählen sich die drei Akteure ihre Lebensgeschichten. Sie handeln von Flucht und Vertreibung, von Verlust, von Liebe, von traumatischen Ereignissen und schönen Augenblicken im Leben. Ganz nebenbei bringt die Autorin Sozialkritik mit ein, sehr moderat, aber gleichzeitig sehr bestimmt, sie schildert die Zustände in Lucias chilenischer Heimat genauso wie die in Guatemala, dem Anfangspunkt von Evelyns Flucht. Aber auch Richards Leben ist nicht so gleichmäßig verlaufen wie erwartet. Sehr einfühlsam und mit viel Sympathie für ihre Protagonisten erzählt der Roman die Erlebnisse dieser drei Menschen und all derer, die in ihrem Leben eine Rolle gespielt haben. Die Schwere der Vergangenheit wird immer wieder von den humorvollen Geschehnissen der Gegenwart unterbrochen, so dass der Leser von den dramatischen Ereignissen aus der Vergangenheit auch nicht erschlagen wird. Und dabei bahnt sich nach und nach eine Veränderung an, die niemand erwartet hatte.

Mit diesem Roman zeigt Isabel Allende erneut ihre Fabulierkunst, sehr schnell kann sie den Leser in den Sog der Geschichte hineinziehen. Etwas unglücklich gewählt finde ich den deutschen Titel, ist es doch klirrend kalt am Ausgangspunkt der Ereignisse. Hier passt der Originaltitel eindeutig besser.

Mich hat das Buch sehr schnell fasziniert, deshalb vergebe ich sehr gerne alle fünf möglichen Sterne und spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 09.11.2018

Ermittlerteam unter großem Druck

Todeskäfig (Ein Sayer-Altair-Thriller 1)
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Als ein totes Mädchen in einem Käfig aufgefunden wird, erhält FBI Special Agent Sayer Altair die Leitung über die Ermittlungen zugeteilt. Das Mädchen ist die vermisste Tochter eines Senators, der sich ...

Als ein totes Mädchen in einem Käfig aufgefunden wird, erhält FBI Special Agent Sayer Altair die Leitung über die Ermittlungen zugeteilt. Das Mädchen ist die vermisste Tochter eines Senators, der sich wenig kooperativ in der Zusammenarbeit mit dem FBI zeigt. Es gibt Tote und Verletzte bei den Ermittlern, ein weiteres Mädchen wird vermisst – der Druck auf das Ermittlerteam ist enorm. Die Agenten müssen schnell den Verdächtigen finden, doch der ist ihnen immer mindestens einen Schritt voraus…

Dramatisch ist gleich der Einstieg in das Buch, und diese Grundspannung wird über das ganze Buch hinweg gehalten. Wobei gerade in der ersten Hälfte des Buches die Personen seltsam hölzern erscheinen, die Situationen sehr klischeehaft geraten sind. Ich war richtig enttäuscht, wie unprofessionell mir die Mitarbeiter des FBI vorkommen, gefangen in ihren Träumen über die eigene erfolgreiche Karriere, während das Schicksal der Mädchen kurzzeitig nebensächlich erscheint. Erst in der letzten Hälfte des Buches hat mich die Geschichte wirklich gepackt, da gerät der Fall so in den Fokus, dass ich wirklich wissen wollte, wie eine Lösung aussehen kann. Wobei die Suche nach dem Täter recht spannend wird, da eine muntere Riege von Verdächtigen durchgearbeitet wird.

Dieses Buch ist der erste Fall für FBI Agentin Sayer Altair. Sehr gut kann ich mir weitere Fälle mit ihr vorstellen, wobei ich mir den Fokus eindeutig weniger im Team, sondern mehr auf den Fall wünsche.

Veröffentlicht am 09.11.2018

Kriminalfall in politisch aufgewühlter Atmosphäre

Die Tote im Wannsee
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Es ist 1968, Kommissar Wolf Heller ermittelt über den Mord an einer Frau, die im Wannsee versenkt wurde. In einem politisch aufgeheizten Berlin ist es gar nicht so einfach, auf dem richtigen Weg zu bleiben, ...

Es ist 1968, Kommissar Wolf Heller ermittelt über den Mord an einer Frau, die im Wannsee versenkt wurde. In einem politisch aufgeheizten Berlin ist es gar nicht so einfach, auf dem richtigen Weg zu bleiben, umso mehr, als Heller ziemlich bald aufgefordert wird, den Fall abzuschließen. Doch er bleibt trotzdem am Ball, denn er spürt, es gibt einige Ungereimtheiten.

Es ist eine ganz besondere Atmosphäre, in die das Autorenteam Martin Lutz, Sven Felix Kellerhoff und Uwe Wilhelm ihre Geschichte über den standhaften Kommissar Heller versetzen. Studentenrevolten, das geteilte Berlin, Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg – das alles brodelt mal mehr, mal weniger an der Oberfläche der Dinge.

Eine solch aufgewühlte Zeit verlangt auch eine große Anzahl an handelnden Personen. Das war eine der Hürden, über die ich in diesem Buch gestolpert bin, denn es fällt nicht ganz leicht, sich hier zurechtzufinden. Schwer getan habe ich mich auch mit den Hintergründen der Geschichte, die ich nicht besonders gut kenne. Dabei wird der Kriminalfall oft zweitrangig während der Erzählung, was den Lesefluss manchmal behindert. Wer dennoch dran bleibt, wird ein gutes Abbild der damaligen Zeit erfahren, auch einen gut konstruierten Plot. Denn die Recherchen zu diesem Buch sind sorgfältig erfolgt. Doch mir scheint, als wollten die Autoren zu viel gleichzeitig in die Geschichte einbauen, so dass manches doch recht unübersichtlich bleibt.

Wirklich überzeugt hat mich das Buch deshalb nicht, so dass ich drei von fünf Punkten vergebe.

Veröffentlicht am 09.11.2018

Hirngrippe

Solange wir uns haben
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Jessicas Leben wird mehr und mehr von Panikattacken beeinträchtigt, so dass sie nicht mehr arbeiten oder Auto fahren kann. Während ihre Teenie-Tochter Miriam dafür kein Verständnis aufbringt und überlegt, ...

Jessicas Leben wird mehr und mehr von Panikattacken beeinträchtigt, so dass sie nicht mehr arbeiten oder Auto fahren kann. Während ihre Teenie-Tochter Miriam dafür kein Verständnis aufbringt und überlegt, zum Vater nach Brasilien zu ziehen, erhält Jessica unerwartet Hilfe von ihrer Nachbarin Hildegard. Doch reicht das, damit die alleinerziehende Mutter ihr Leben wieder in den Griff kriegt?

Jessica tut sich selbst manchmal schwer, ihre Panikattacken ernst zu nehmen, und hofft dass sie schnell wieder verschwinden. Doch das geschieht natürlich nicht einfach so, sie muss sich ihren Ängsten stellen. Das gelingt ihr mal mehr, mal weniger gut, wie das nun so ist im Leben. Wie gut, dass die Nachbarin ihr so unkompliziert unter die Arme greifen kann! Schon allein wenn diese die Panikattacken als „Hirngrippe“ benennt, kann Jessica gleich anders damit umgehen. Und der Leser auch.

Der lockere Schreibstil lässt manches Schwere in dieser Geschichte leichter ertragen, das tut der Protagonistin wie auch der Leserin gut. Und immer wieder stellt sich die Frage: Wer ist hier verrückt? Das macht nachdenklich und bringt viele heitere Momente zum Weiterdenken. Andererseits klingt die Story hinter der Geschichte nicht immer glaubhaft, das schmälert das Leseerlebnis doch etwas. „Überleben ist ein guter Anfang“ hat mich in dieser Hinsicht viel mehr überzeugen können.

So ist der Autorin um dieses ernste Thema ein humorvoller Roman gelungen, der sicherlich auch zum Nachdenken anregt. Deshalb spreche ich auch sehr gerne eine Leseempfehlung aus.