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Gisel

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Veröffentlicht am 21.08.2018

Wünsche und Sehnsüchte und die Realität

Kampfsterne
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In einer Siedlung am Rande der Stadt, in den Achtzigerjahren in Deutschland. Hier wird das bürgerliche Leben gelebt, mit Ballett- und Musikunterricht bis hin zum Intelligenztest für die Kinder. Drei Paare ...

In einer Siedlung am Rande der Stadt, in den Achtzigerjahren in Deutschland. Hier wird das bürgerliche Leben gelebt, mit Ballett- und Musikunterricht bis hin zum Intelligenztest für die Kinder. Drei Paare wohnen hier mit ihren Kindern, ihr Leben ist miteinander verflochten. Wie geht es dabei den Eltern, wie geht es den Kindern? Welche Sorgen, welche Ängste, welche Freuden hegen sie?

In dieser Siedlung, die den Traum all der Paare darstellt, mit allem jetzigem Komfort und Wünschen an die Zukunft, suchen die Erwachsenen und die Kinder nach ihrem Glück. Es sollte doch so einfach sein, dies zu realisieren! Trotzdem fühlen sich alle unfrei, suchen nach einer anderen Möglichkeit, ihr Leben zu gestalten. Und inmitten all der Wünsche spürt der Leser all die Sehnsüchte, die sich nicht erfüllen wollten, das Unglück, das sich in dieses heimlich gewollte Glück hineinstiehlt. Die Verlogenheit der Eltern der Kinder gegenüber, die Verlogenheit nach außen gegenüber den anderen. Einfach zu lesen ist das nicht, denn je mehr der Leser in die Tiefe der Geschichte einsteigt, umso tiefer wird auch das Gefühl der Enttäuschung, das sich in dieser Siedlung breitmacht. Jeder der Familienmitglieder bringt abwechselnd seine eigene Sicht der Dinge ein, sowohl die Eltern als auch die Kinder. So entsteht ein Puzzle, aus dem sich der Leser eine ganz übergeordnete Sicht der Dinge anlesen kann. Manches davon ist etwas überspitzt und erzeugt so eine ganz eigene, düstere Atmosphäre über die Heile-Welt-Anschauung der Achtzigerjahre.

Dieses Buch erzeugt zunächst mal ein Nachdenken, man fragt sich: Ja, und jetzt? Spätestens dann laufen die eigenen Gedanken los, man ahnt, dass vieles davon so hätte sein können. Hat nicht jeder eine Leiche im Keller? Diese Familien haben sie allemal, trotz aller Ideale, mit denen sie mal neu gestartet sind in dieser ach so vorbildlichen Siedlung. Und nun kann jeder selbst überlegen, in welche Richtung die eigenen Gedanken spinnen dürfen… Dafür spreche ich gerne eine Leseempfehlung aus und vergebe vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Fantastische Geschichte voller Magie

The Crown's Game
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Vika und Nikolai sind Magier, doch nur einer kann zum Magier des Zaren ernannt werden, der andere muss sterben. So bestimmt es das uralte Spiel der Krone. Nun wurde es ausgerufen, und Vika und Nikolai ...

Vika und Nikolai sind Magier, doch nur einer kann zum Magier des Zaren ernannt werden, der andere muss sterben. So bestimmt es das uralte Spiel der Krone. Nun wurde es ausgerufen, und Vika und Nikolai wollen beide gewinnen. Ein Spiel mit Magie beginnt, das für einen der Kontrahenten Ruhm und Ehre, dem anderen den Tod bringen wird…

Mit viel Fantasie lässt die Autorin Evelyn Skye eine Welt entstehen im Russland des 19. Jahrhunderts, das wort- und bildreich die Magie heraufbeschwört. Wie auch der Leser selbst in die Geschichte eintaucht, fasziniert von dem Kopfkino, das die Autorin erweckt. Es sind vor allem die einzigartigen Ideen, mit der die Autorin die Magie der beiden Kontrahenten beschreibt, die mir beim Lesen schier den Atem geraubt haben. So scheinen sich auch die Seiten des Buches fast von selbst weiterzublättern, man will wissen, ob es vielleicht doch noch einen Ausweg gibt, denn beide Spieler sind sympathisch von Anfang an. Der Spannungsbogen ist dadurch von Anfang an straff gespannt und hält die Spannung bis zum furiosen Finale. Die Liebesgeschichte im Dreieck hätte vielleicht nicht unbedingt sein müssen, doch auch sie bringt nach einer überraschenden Wendung zusätzlich Spannung in die Erzählung.

Dieses Buch hat mich so schnell und effektiv in eine ganz eigene magische Welt entführt, dass ich es unbedingt weiterempfehle und alle fünf möglichen Sterne vergebe.

Veröffentlicht am 20.08.2018

Düster-zauberhafte Märchenwelt

Hazel Wood
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Alice lebt mit ihrer Mutter Ella zusammen, wobei sie in regelmäßigen Abständen ihren Aufenthaltsort verändern. Immer dann, wenn Unheil in ihre Welt einzubrechen droht, ziehen sie weiter. Es muss wohl mit ...

Alice lebt mit ihrer Mutter Ella zusammen, wobei sie in regelmäßigen Abständen ihren Aufenthaltsort verändern. Immer dann, wenn Unheil in ihre Welt einzubrechen droht, ziehen sie weiter. Es muss wohl mit ihrer Großmutter Althea Proserpine zusammenhängen. Althea wohnt in Hazel Wood und ist Schriftstellerin, sie hat allerdings nur ein einziges Buch geschrieben, ein erfolgreiches Märchenbuch, das vergriffen ist. Kurz nachdem Ella die Nachricht erhält, dass Althea gestorben ist, verschwindet Ella selbst. Alice macht sich verzweifelt auf die Suche nach ihr – und dafür muss sie nach Hazel Wood, auch wenn dieser Ort nirgendwo verzeichnet ist. Und bald wird ihr klar, dass alles noch viel komplizierter ist als gedacht…

Ist dieses Buch ein Traum, ein Albtraum, ein Märchen? Was auch immer, es ist einfach überwältigend. Wie die Welten hier ineinander verschwimmen, wie immer weitere Verwicklungen auftauchen und alles immer wieder in ein neues Licht tauchen – das ist zauberhaft und spannend geschrieben. Düster ist ihre Märchenwelt, es kostet ihre Protagonistin viel Kraft, dorthin zu gelangen. Und während Alice sich dorthin kämpft, nimmt der Leser an einem ganz besonderen Tauchbad in diese Märchenwelt teil, erkundet mit der Protagonistin die Regeln dieser Welt. Düster, manchmal unnahbar ist auch die Protagonistin selbst; das macht es manchmal schwer, sich mit ihr zu „verbünden“. Durch die Auflösung wird allerdings vieles nochmal in ein ganz anderes Licht getaucht, es lohnt sich allemal, auch Durststrecken beim Lesen zu überbrücken.

Auffallend ist das Cover des Buches, wunderschön gehalten, und selbst ohne Schutzumschlag bleibt das Buch eine Augenweide. Ein gelungener Eye-Catcher, der in jeder Buchhandlung auffallen wird.

Die Geschichte hat mich sehr schnell in ihren ganz eigenen Sog hineingezogen, und ich verdanke ihr einige spannende Lesestunden. Deshalb kann ich das Buch nur weiter empfehlen und vergebe alle fünf möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Pssst, nicht weitersagen...

Guten Morgen, Genosse Elefant
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Der zwölfjährige Juri lebt allein mit seinem Vater, der als Tierarzt die Tiere im Moskauer Zoo betreut. Da wird dieser überraschend zu einem „Elefanten“ gerufen, der sich als großes Tier in der Partei ...

Der zwölfjährige Juri lebt allein mit seinem Vater, der als Tierarzt die Tiere im Moskauer Zoo betreut. Da wird dieser überraschend zu einem „Elefanten“ gerufen, der sich als großes Tier in der Partei erweist. Der Vater soll Juri als Vorkoster des großen Stählernen dalassen. Juri ist nach einem Unfall äußerlich unversehrt, aber jeder sieht in ihm einen einfältigen Idioten. Und als solcher darf er auch eine ganz unglaubliche Geschichte darüber erzählen, wie er die Zeit verbracht hat auf Stalins Datscha und dabei die größten Geheimnisse erfahren hat von allen dort Anwesenden.

Um Stalin und sein Gefolge gibt es einige Legenden, vor allem um die letzten Tage der Macht und um seinen Tod. Ist es wirklich Stalin, der aufgebahrt daliegt in seinem Mausoleum? Juri weiß es, wie so vieles andere, war er doch hautnah dabei. Durch den Plauderton von Juris Erzählung wirkt alles seltsam komisch über diese turbulenten Tage in der Datscha, im Zentrum der Macht. Und bietet reichlich Stoff für Satire.

Indem der Autor Christopher Wilson seinen Protagonisten Juri als „anders“ erklärt, hat er die Möglichkeit ergriffen, Wahrheiten subtil aussprechen zu lassen, wie es ein Narr nicht besser könnte. Ironie und Sarkasmus können so nicht beleidigen, dafür aber umso mehr andeuten und Verschleiertes aufdecken. Das beherrscht Juri wie kein anderer, es ist eine Wonne, seinen Worten zu folgen. Denn nichts ist wahr und alles ist anders, wenn ihm jemand zu nahe kommen würde. Also pssst, nicht weitererzählen…

Für diese gelungene Satire mit seinem erfrischend naiv-wissenden Protagonisten vergebe ich gerne eine Leseempfehlung und starke vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Die Vergangenheit ruht nicht

Der Alphabetmörder (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 1)
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Jan Grall und Rabea Wyler sind als Fallanalytiker zu einem spektakulären Fall gerufen: In Jans Heimatort hat ein Täter bereits mehrere Morde begangen, jeder Tote hatte ein Tattoo mit einem Buchstaben des ...

Jan Grall und Rabea Wyler sind als Fallanalytiker zu einem spektakulären Fall gerufen: In Jans Heimatort hat ein Täter bereits mehrere Morde begangen, jeder Tote hatte ein Tattoo mit einem Buchstaben des Alphabets auf der Haut. Als auf Jans Hotelzimmer ein Z gemalt wird, ist ihm klar, dass dieser Fall etwas mit ihm selbst zu tun hat und dass er sich seiner Vergangenheit stellen muss. Wird er zusammen mit den Kriminalern vor Ort den Täter aufhalten können?

Brutal sind die Morde in diesem Buch, rasant ist der Mörder, der den Ermittlern kaum Zeit lässt um zu erkennen, wie alles zusammenhängt. So kommt schnell ein Gefühl der Eile, der Bedrängnis auf, und der Spannungsbogen wird stetig nach oben getrieben. Die Protagonisten sind gut ausgefeilt, man kann sich sehr gut in sie hineinversetzen, trotz aller Eigenheiten, die jeder von ihnen mitbringt. Schon bald ahnt der Leser, dass Jan ein großes Geheimnis aus seiner Jugend umtreibt und dass dieser Fall eng damit verbunden ist. So wird nach und nach Jans Vergangenheit aufgedeckt, bis zum Schluss die Zusammenhänge klar werden. Dabei legt der Autor manche falsche Fährte, so dass der Leser gefordert ist beim Mitraten. Die Auflösung ist äußerst verblüffend, ich habe sehr lange nicht ahnen können, in welche Richtung die Geschichte gehen wird.

Dieses Buch hat mich schnell fesseln können und ich habe bis zum Schluss mitgefiebert, wie der Fall gelöst werden kann. Dafür gebe ich gern vier von fünf Sternen und empfehle das Buch gerne weiter. Eine Weiterführung dieser Reihe finde ich äußerst spannend.