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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.07.2018

Eine Frau zwischen Pflicht und Liebe

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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Agneta hat sich ihr Leben als Studentin der Malerei gut eingerichtet in Stockholm, entgegen der Erwartungen ihrer Eltern auf Gut Löwenhof, denen sie zu feministisch geworden ist. Doch als ihr Vater und ...

Agneta hat sich ihr Leben als Studentin der Malerei gut eingerichtet in Stockholm, entgegen der Erwartungen ihrer Eltern auf Gut Löwenhof, denen sie zu feministisch geworden ist. Doch als ihr Vater und ihr Bruder bei einem Brand getötet werden, tritt sie ihr Erbe als Gutsherrin vom Löwenhof an. Zunächst geht es darum, das Gestüt weiterhin am Laufen zu halten. Während ihre Mutter sie immer wieder zur Heirat drängt, hofft sie auf die große Liebe ihres Lebens. Muss sie sich zwischen Liebe und Pflicht entscheiden, wird es für sie keine Möglichkeit geben, beides zu vereinen?

Mit der auf drei Bände angelegten Trilogie um die starken Frauen vom Löwenhof hat Autorin Corina Bomann eine große Geschichte begonnen um ein südschwedisches Landgut und die Geschichte der Familie Lejongård. Die Erzählung um Agneta handelt in den Jahren vor und während dem Ersten Weltkrieg. Die Suffragetten behaupten sich in Stockholm, doch auf dem Land sind es nach wie vor die Männer, die die Richtung vorgeben. Agneta ist stark, sie wächst mit der Aufgabe, die sie doch gar nicht übernehmen wollte, und es gelingt ihr, den guten Ruf des Löwenhofs zu erhalten. Wortgewaltig und mit viel Dramatik erlebt der Leser die Suche nach Agnetas Glück. Der flüssige Schreibstil lässt die gut 700 Seiten des Buches schnell dahinschmelzen beim Lesen. Spannend und authentisch wirkt es, wenn die Autorin das Leben im damaligen Schweden beschreibt.

Wieder einmal ist Corina Bomann eine Geschichte um das Leben einer Frau gelungen, das sie in einen passenden historischen Hintergrund bettet. Wie so viele ihrer Bücher finde ich den Plot recht vorhersehbar, andererseits aber auch sehr spannend geschrieben. Wer eines ihrer Bücher kennt, weiß, was ihn dabei erwartet: bewährte Qualität in einer gut recherchierten Geschichte. Die historischen Hintergründe sind gut wiedergegeben, die Familie Lejongård ist hervorragend darin eingebettet. Insgesamt also ein spannender Roman mit einer passenden Geschichte, dem ich gerne vier von fünf Sternen geben möchte.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Turbulent mit viel derbem Humor

Bülent Rambichler und die fliegende Sau
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Im fränkischen Strunzheim wird die Fleischereifachverkäuferin Kerstin tot und völlig nackt aufgefunden. Erkan Rambichler ist sich schnell klar, dass hier sein Sohn ermitteln muss, ist er doch schließlich ...

Im fränkischen Strunzheim wird die Fleischereifachverkäuferin Kerstin tot und völlig nackt aufgefunden. Erkan Rambichler ist sich schnell klar, dass hier sein Sohn ermitteln muss, ist er doch schließlich bei der Mordkommission Nürnberg tätig. Dafür setzt er alle Hebel in Bewegung, auch wenn er dafür die Wahrheit etwas krummbiegen muss. Dass der Sohn diese Ermittlung gar nicht möchte, ist völlig nebensächlich, und so fliegt er ein, der Bülent, zusammen mit seiner Assistentin Astrid. Eine Ermittlung wird in Gang gesetzt, wie sie so nur in Strunzheim im Fränkischen stattfinden kann.

Mit viel Augenzwinkern und noch mehr Lokalkolorit hat die Autorin Anja Bogner einen Krimi um diesen Ermittler wider Willen geschrieben. Die Geschichte nimmt sich selbst und auch seine Protagonisten nicht immer ganz ernst. Man kennt sich in Strunzheim, da fährt man auch schon mal seit Jahrzehnten ohne Führerschein (wissen alle im Dorf), spricht voneinander in lieblichen Spitznamen (die Tote ist die „Gelbwurscht-Pflunzn“, der ewig betrunkene Franz der „Suff“). Dazu passen auch die beiden Ermittler, der türkischfränkische Bülent mit dem Spleen um seine Körperpflege und die vegane Assistentin mit den Yoga-Allüren, von denen der eine so gar keinen Ehrgeiz und die andere dafür umso mehr zeigt. Es gibt kein Klischee, das nicht bis zum Anschlag ausgereizt wurde, kein Lacher, der hier verschenkt wurde. Und es geht eigentlich auch gar nicht so sehr um die Tote, sondern um das Biotop Strunzheim mit all seinen urigen Individuen.

Turbulent, chaotisch, mit viel derbem Humor - wer das mag, ist mit diesem Buch sehr gut bedient. Das Buch benutzt viele lokale Ausdrücke, doch keine Sorge, es gibt eine Übersetzung dazu, so dass sich alle in die Seele dieser fränkischen Gemeinde einlesen können. Mir hat die besondere Geschichte um den türkischfränkischen Ermittler wider Willen und seine clevere Assistentin gut gefallen, ich freue mich bereits auf die Fortsetzung dieser Reihe.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Amore, amore, amore...

Nie wieder Amore!
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Moni ist seit kurzem Rentnerin und sollte doch eigentlich ihre Zeit genießen. Doch so ganz glücklich fühlt sie sich nicht. Umso lieber nimmt sie die Gelegenheit wahr, nach Sizilien zu fahren, um dort nach ...

Moni ist seit kurzem Rentnerin und sollte doch eigentlich ihre Zeit genießen. Doch so ganz glücklich fühlt sie sich nicht. Umso lieber nimmt sie die Gelegenheit wahr, nach Sizilien zu fahren, um dort nach der Liebe ihres Lebens zu suchen. Als junge Frau war sie unsterblich in Vincenzo verliebt, doch dieser verschwand plötzlich, und Moni erhielt die Nachricht, dass er verstorben sei. Nun aber soll er quicklebendig auf Sizilien gesichtet worden sein. Mit der Hilfe ihres Enkels Jan und von zwei jungen Frauen, die auf die Spur dieser alten Liebesgeschichte geraten sind, macht Moni sich auf die Suche nach ihrer alten Liebe. Nebenbei helfen Oma und Enkel Lena und Francesca, die auf Taormina eine Sprachschule aufbauen wollen. Dumm nur, dass die Mafia genau dieses Grundstück für andere Pläne auserkoren hat…

Wieder einmal hat Autorin Tessa Hennig eine liebenswert komplexe Mischung aus Liebesgeschichte und Unterhaltungsroman geschrieben, die mit viel Humor und auch ein bisschen Dramatik und vor allem vielen unerwarteten Wendungen aufwartet. Schon das Coverbild lässt erahnen, dass auch die handelnden Personen mit viel Hintergrundwitz entworfen sind (selbst die bösen Mafiosi). Die beiden Handlungsstränge – Monis Suche und der Aufbau der Sprachschule von Francesca und Lena – laufen parallel nebeneinander, verquicken und ergänzen sich gegenseitig. Völlig aussichtslos, wie Davids Kampf gegen Goliath scheint der Versuch, die Sprachschule in Francescas Elternhaus aufzubauen – doch hat nicht David letztendlich die besseren Karten gehabt? Von Wut und Enttäuschung dagegen ist Monis Suche nach Vincenzo geprägt, hat er sie doch schnöde sitzenlassen, wenn er denn tatsächlich noch lebt. Und doch geht nicht alles geradlinig auf in Tessa Hennigs Bücher, das Ende kommt nach einigen turbulenten Ereignissen, Geheimnisse und Überraschungen sind gleich mit dabei, und letztendlich passt alles wie in jedem ihrer Erzählungen. Und klappt man das Buch zu, möchte man sofort selbst nach Sizilien reisen, den Duft der Orangen atmen, den Schmalz der Italiener hören…

Nie wieder Amore?! Da hat die Autorin ein Wörtchen mitzureden. Ich kann das Buch nur unbedingt weiter empfehlen, als Einstimmung für den Urlaub, als Ergänzung, als Ersatz – wie auch immer. Wer auf der Suche nach leichter, beschwingter Urlaubslektüre mit ein bisschen Hintergrund ist, liegt hiermit garantiert richtig.

Veröffentlicht am 26.07.2018

(Irr-)Wege der Liebe

Alles Begehren
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Callum ist glücklich verheiratet, seine Frau mit dem dritten Kind schwanger. Da trifft er die Studentin Kate, und die beiden begehren sich so sehr, dass sie eine Affäre beginnen, die fast ihrer beider ...

Callum ist glücklich verheiratet, seine Frau mit dem dritten Kind schwanger. Da trifft er die Studentin Kate, und die beiden begehren sich so sehr, dass sie eine Affäre beginnen, die fast ihrer beider Leben zerstört. Doch nur fast, Callum entscheidet sich letztendlich für seine Frau und seine Familie. – 17 Jahre später, 2002, treffen sich die beiden erneut. Inzwischen ist auch Kate verheiratet und hat eine fünfjährige Tochter, doch sie trauert immer noch Callum hinterher. Die Anziehung zwischen den beiden besteht nach wie vor. Es scheint, als könnten sie noch einmal wählen…

Wege der Liebe beschreibt Ruth Jones wortgewaltig in ihrem Roman – oder sind es Irrwege, die diese Liebe beschreitet? Ist es überhaupt Liebe, ist es Begehren, das die Affäre zwischen Callum und Kate begleitet? Wie zerstörerisch wirkt sich diese auf ihrer beiden Leben aus – und auf das ihrer Ehepartner und Kinder, die aus diesen Ehen entstanden sind? Wie ein gewaltiger Sog zieht dieses Begehren Kate und Callum in ihren Bann, heraus aus ihrem bisherigen Leben, hinein in die Idee einer gemeinsamen Zukunft. Wie ein Wirbelsturm vermischen sich Liebe, Leidenschaft, Begehren. Als Leser findet man sich in diesem Sog wieder, man ahnt, welche Zerstörung das Verhalten der beiden bewirken kann, und dennoch scheint es keinen Ausweg daraus zu geben, der wirklich vernünftig wäre.

In einem Rutsch habe ich das Buch durchgelesen, schnell war ich gefangen genommen von dieser Geschichte, die wie eine Einbahnstraße nur in eine Richtung zu führen schien. In zwei Zeitebenen, die abwechselnd erzählt werden, nimmt die Erzählung ihren Verlauf, verurteilt nicht, lässt den Leser seine eigenen Gefühle durchleben, seine eigenen Gedanken dazu ausführen. Umso näher ist der Leser an den Protagonisten selbst, mitten drin in der Geschichte um ein Begehren mit zerstörerischer Gewalt. Man liest fasziniert weiter, wie ein Voyeur, der sich nicht von diesem Bild losreißen kann.

Für diesen ungewöhnlichen Liebesroman vergebe ich gerne eine unbedingte Leseempfehlung sowie verdiente 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Vertrackt

Opfer
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Kommissar Camille Verhoeven bearbeitet den Fall eines Überfalls auf ein Juweliergeschäft. Dabei wurde eine Frau schwer verletzt, es ist ein Wunder, dass sie überlebt hat. Diese Frau, Anne Forestier, ist ...

Kommissar Camille Verhoeven bearbeitet den Fall eines Überfalls auf ein Juweliergeschäft. Dabei wurde eine Frau schwer verletzt, es ist ein Wunder, dass sie überlebt hat. Diese Frau, Anne Forestier, ist seine Lebensgefährtin, doch niemand von seinen Kollegen weiß es. Anne ist selbst im Krankenhaus in Gefahr, denn sie kann die Täter identifizieren. Wie nur kann Verhoeven den Fall lösen und Anne schützen?

Eine vertrackte Kombination nimmt der Autor Pierre Lemaitre zum Ausgangspunkt für diese Geschichte. Sehr deutlich werden die Ohnmachtsgefühle, die Camille Verhoeven beim Betrachten des Überfalls und der schweren Verletzungen bei seiner Lebensgefährtin überschwemmen. Es ist nachvollziehbar, wie sehr er unter Druck gerät, die Täter zu finden und gleichzeitig Anne zu schützen, man kann den Stress aus dieser Situation durch alle Zeilen hindurch erkennen. Der Autor ist dabei nicht zimperlich, recht genau schildert er den Überfall, den man als Leser kaum verkraften kann. Der manchmal etwas stakkatohafte Schreibstil verstärkt das Alptraumhafte der Geschehnisse. Nur um dann eine völlig überraschende Wendung einzubauen, so dass der Leser am Schluss alles Bisherige nochmal überdenken muss…

Es ist kein einfaches Buch, das man so mal schnell durchlesen kann, dafür empfinde ich die Beschreibungen der Verletzungen zu ausführlich. Die Geschichte selbst ist sehr spannend geschrieben. Der Leser wird zunächst völlig in die Irre getrieben, nur um dann alles nochmal ganz anders zu betrachten – ein richtig gelungener Kniff in der Geschichte. Gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe vier von fünf Sternen.