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Gisel

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Familienkonstellationen

Elternhaus
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Sanne, Gitti und Petra sind Schwestern. Längst leben sie ihr eigenes Leben - Sanne in der Nähe des Elternhauses, sie erkennt, wie den Eltern der Alltag im Haus immer beschwerlicher wird. Deshalb beschließt ...

Sanne, Gitti und Petra sind Schwestern. Längst leben sie ihr eigenes Leben - Sanne in der Nähe des Elternhauses, sie erkennt, wie den Eltern der Alltag im Haus immer beschwerlicher wird. Deshalb beschließt sie, dass die Eltern umziehen müssen in eine altersgerechte Wohnung. Die beiden anderen Schwestern fühlen sich von diesem Vorhaben etwas überfahren, vor allem Petra, die nur noch losen Kontakt zu den Eltern und den Schwestern hatte. Das angespannte Schwesternverhältnis wird zudem überschattet von der Frage, was ihnen das Elternhaus bedeutet.

Die Geschichte wird aus der Sichtweise der drei Schwestern erzählt, so dass der Leser die Gedanken von Sanne, Gitti und Petra gut nachvollziehen kann, gerade auch auf dem Hintergrund ihrer Erlebnisse im Elternhaus während ihrer Kinder- und Jugendzeit. Der Umzug der Eltern und der anstehende Verkauf des Elternhauses hinterfragt bisherige Strukturen und setzt neue Möglichkeiten frei. So unterschiedlich die Schwestern sind, so unterschiedlich sind auch diese neuen Möglichkeiten. Das ist spannend erzählt, jede der Schwestern wirkt äußerst authentisch. Ratlos hinterlassen hat mich nur der Schluss der Erzählung, ich habe tatsächlich nachgucken müssen, ob sich doch noch irgendwo einige Seiten des Buches verbergen.

Dieses Buch beleuchtet feinfühlig die dargestellten Familienkonstellationen und regt damit zu eigenen Gedanken an. Sehr gerne empfehle ich das Buch deshalb weiter. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Ein Roman voller Naturgewalt

So weit der Fluss uns trägt
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Im Jahr 1948 lebt die 17jährige Victoria mit ihrer Familie in dem kleinen Städtchen Iola. Schon früh ist ihre Mutter gestorben und sie musste deren Aufgaben übernehmen. Eines Tages lernt Victoria einen ...

Im Jahr 1948 lebt die 17jährige Victoria mit ihrer Familie in dem kleinen Städtchen Iola. Schon früh ist ihre Mutter gestorben und sie musste deren Aufgaben übernehmen. Eines Tages lernt Victoria einen geheimnisvollen Fremden kennen, der ihr nicht mehr aus dem Sinn geht. Als sie schwanger wird, muss sie in die Wildnis der Berge Colorados fliehen und dort um ihr Überleben kämpfen.

Die Geschichte ist eingebettet in die raue Natur Colorados, die als mächtige Kulisse für diese Erzählung dient. Jahre später wird das Städtchen geflutet, der Gunnison River zu einem See aufgestaut. Victoria erlebt ihre Kindheit und Jugend im Rhythmus der Natur, mit den Pfirsichplantagen der Familie, die das Leben auf der Farm bestimmen. Trotz des frühen Todes ihrer Mutter scheint ihr Weg vorgeschrieben zu sein. Doch als sie sich verliebt, bricht sie aus dieser Gesetzmäßigkeit aus. Und doch wird die sie umgebende Natur auch weiterhin ihr Leben bestimmen. Mit kraftvollen Worten beschreibt die Autorin Shelley Read sowohl die imposante Natur der Colorados wie auch Victorias überraschenden Weg in ein Leben, das sie gezwungen ist, für die Liebe ihres Lebens selbst zu gestalten. Es ist ein unüblicher Weg in der geschlossenen Gemeinschaft von Iola und doch der einzig richtige für eine Jugendliche, die zu ihrer großen Liebe steht, gegen den Widerstand ihrer Umgebung. Ganz nebenbei streift Victorias Leben Themen wie die Rolle der Frau, die Bedeutung der Familie wie auch ungewollte Schwangerschaft sowie den Rassismus einer Gesellschaft, wie sie sich im Gefüge der Gemeinschaft Iolas spiegeln. Man spürt, welche Bedeutung dieses Buch für die Autorin hat, wie sie diese in ihre Geschichte hineingeschrieben hat. Die kraftvolle Natur Colorados lässt die junge, noch kindliche Torie zu einer kraftvollen Victoria heranwachsen.

Dieses Buch hat mich nicht nur bestens unterhalten. Victorias Geschichte hat mich zum Nachdenken gebracht, ihre Kraft wirkt zuversichtlich auch in den dramatischsten Momenten. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Ein ganz besonderes Urlaubsabenteuer

Pfeffer & Minze – Zusammen sind wir einfach genial (Pfeffer & Minze 3)
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Juna Pfeff und Millie Minze sind beste Freundinnen. Kurz bevor Millie mit ihrer Mutter den lange geplanten Campingurlaub in Italien antreten kann, gibt es eine Absage, weil das versprochene Auto nun doch ...

Juna Pfeff und Millie Minze sind beste Freundinnen. Kurz bevor Millie mit ihrer Mutter den lange geplanten Campingurlaub in Italien antreten kann, gibt es eine Absage, weil das versprochene Auto nun doch nicht zur Verfügung steht. Doch Juna hat eine besonders gute Idee: Auf geht‘s zum Campingabenteuer im Stadtpark mit dem Anhänger ihres Vaters! Und weil ihr Vater arbeiten muss, darf sie mit in den Urlaub gehen. Ein besonderes Abenteuer beginnt, mit einem merkwürdigen Zeltnachbarn, einigen gemeinen Kindern in der Nachbarschaft und den Vorbereitungen für einen Hundewettbewerb der Extraklasse.

Dies ist bereits das dritte Abenteuer von Pfeffer & Minze, wie sich die beiden engen Freundinnen nennen. Der Einstieg ist auch ohne weitere Vorkenntnisse möglich. Die beiden Freundinnen leben jeweils bei einem alleinerziehenden Elternteil: Millie bei ihrer Mutter, Juna bei ihrem Vater. Das Geld ist immer knapp, beide Elternteile müssen überlegen, wie sie über die Runden kommen. Deshalb gab es schon länger keinen Urlaub mehr – umso verständlicher ist es, dass Millie dann sehr extrem reagiert, als der geplante Urlaub ausfallen soll. Die Geschichte zeigt realistisch die Lebenswelt der Mädchen, die ihren zehn Jahren entsprechend sehr verständig sind, so unterschiedlich sie auch vom Temperament her sind: Millie ist eher schüchtern, Juna dagegen gibt sich mutig. Die Erzählung zeigt sich überhaupt verständnisvoll all ihren Figuren gegenüber, sogar wenn es um Charaktere geht, die zunächst negativ auffallen. Hier wird nicht in den Kategorien Schwarz und Weiß gedacht, sondern genau die Zwischentöne erwähnt, die das Leben ausmachen. Der humorvolle Ton der Erzählung zaubert dabei immer wieder ein Lachen auf die Lippen, so dass man sich gerne auf ein exklusives Abenteuer mit den beiden sympathischen Mädchen einlässt. Die Geschichte ist im Tagebuchstil geschrieben, man liest also Millies Gedanken und erlebt so hautnah alles in diesem ausgefallenen Urlaub mit. Die beiden Mädchen wachsen sichtlich an ihren Aufgaben, und doch ist hier kein pädagogischer Zeigefinger sichtbar, die Erklärungen sind in sich schlüssig und gut nachvollziehbar.

Dieses Abenteuer empfehle ich sehr gerne weiter allen jungen Menschen ab 10 Jahren vergebe alle 5 möglichen Sterne.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Über Liebe und Verlust

Die unglaubliche Grace Adams
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Grace Adams setzt alles daran, zum Geburtstag ihrer Tochter zu erscheinen, schließlich wird die nur einmal im Leben sechzehn. Doch alles scheint sich gegen die Mutter verschworen zu haben: Ihr Mann hat ...

Grace Adams setzt alles daran, zum Geburtstag ihrer Tochter zu erscheinen, schließlich wird die nur einmal im Leben sechzehn. Doch alles scheint sich gegen die Mutter verschworen zu haben: Ihr Mann hat sich von ihr getrennt, ihre Tochter ist zu ihm gezogen und spricht nicht mehr mit ihr, Lotte hat Grace explizit von ihrem Geburtstag ausgeladen. Der Weg zu Lotte scheint von tausenden Hindernissen versperrt zu sein. Und doch weiß Grace genau: Sie will zu Lottes Geburtstag erscheinen, sie will die Grundlagen für ein Miteinander neu erschaffen.

Grace ist eine Frau, die viel erreicht hat, nun aber alles verloren hat und an einem Wendepunkt ihres Lebens steht. Sie hat sich mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter überworfen, hat ihren Job verloren, auf den sie dringend angewiesen ist, und nun steht sie im Stau, obwohl sie schon viel zu spät dran ist zum Geburtstag ihrer Tochter. Das ist aber nur der Anfang all der Hindernisse, die sich Grace in den Weg stellen. In mehreren Zeitebenen lernt der Leser auch die anderen Seiten von Grace kennen, jene, die sie auf der Höhe ihrer Erfolge zeigt wie auch die fürsorgliche Grace, die überglücklich über das geschenkte Glück mit Ehemann und Tochter ist. „Es ist ein Buch über Liebe und Verlust, die Ehe und das Muttersein, über das Älterwerden und über weibliche Wut“, erzählt die Autorin Fran Littlewood in einem Interview über ihre Protagonistin am Ende des Buches. Und so wird Grace zu einer Figur, die ihre Wut auslebt; mir selbst tat sie beim Lesen abwechselnd leid oder ich konnte nicht nachvollziehen, warum sie mit dem Kopf durch die Wand zu rennen scheint. Und doch ist Grace‘ Beschreibung in sich stimmig, es ist ein gewaltiges Anrennen gegen all die Zwänge, die sich ihr in den Weg stellen und sie dabei einengen wollen.

Dieses Buch stellt gekonnt die vielen Rollen der modernen Frau in den Mittelpunkt der Geschichte. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Über Verantwortung und Freiheit

22 Bahnen
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Tildas Leben bewegt sich zwischen ihrem Studium, dem Job an der Supermarktkasse und ihrer Sorge um die kleine Schwester Ida, und manchmal muss sie sich auch um ihre alkoholabhängige Mutter kümmern. Denn ...

Tildas Leben bewegt sich zwischen ihrem Studium, dem Job an der Supermarktkasse und ihrer Sorge um die kleine Schwester Ida, und manchmal muss sie sich auch um ihre alkoholabhängige Mutter kümmern. Denn die kann für ihre Töchter nicht sorgen, sie braucht meistens selbst Hilfe. So leben die drei im traurigsten Haus in der Fröhlichstraße. Das geht so lange mehr oder weniger gut, bis Tilda sich entscheiden muss: Sie erhält die Möglichkeit zu einer Promotion in Berlin. Das aber würde bedeuten, dass sie weggeht von zu Hause. Endlich Freiheit für sie – doch wer sorgt dann für Ida? Und plötzlich ist auch Viktor da, der genauso wie sie immer 22 Bahnen schwimmt; er ist der große Bruder von Ivan, mit dem Tilda früher befreundet war.

Für ihre jungen Jahre hat Tilda sehr viel Verantwortung vom Leben aufgebürdet bekommen. Nun aber scheint ihr endlich das Glück zuzuwinken – darf sie sich dieses Glück zugestehen? Das Buch ist voller ernster Themen, die zum Nachdenken auffordern. Als sehr angenehm empfinde ich den Anteil der Liebesgeschichte, der sich nicht in den Vordergrund drängt, so dass die anderen Themen ihren Anteil an der Geschichte haben dürfen und der Fokus vor allem auf der Entwicklung liegt, die für die Charaktere der Erzählung wichtig sind. Die Figuren sind in sich schlüssig, der eher offene Schluss lässt viel Raum für eigene Gedanken.

Auch wenn das Buch nicht immer einfach zu lesen ist, möchte ich es unbedingt weiter empfehlen, verbreitet es doch die Hoffnung auf Glück auch in einer eher aussichtslosen Lage. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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