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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2019

Kommt nicht an "Still Missing" heran

Ich beobachte dich
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Die Autorin Chevy Stevens steht seit ihrem grandiosen Thriller "Still Missing" auf der Liste meiner Lieblingsautorinnen. Allerdings kann ich nach der Lektüre von "Ich beobachte dich" leider nur sagen, ...

Die Autorin Chevy Stevens steht seit ihrem grandiosen Thriller "Still Missing" auf der Liste meiner Lieblingsautorinnen. Allerdings kann ich nach der Lektüre von "Ich beobachte dich" leider nur sagen, dass dieses Werk mir nicht annähernd so gut gefallen hat wie "Still Missing".

Eventuell liegt das an den Protagonisten, mit denen ich nicht wirklich warm geworden bin. Da ist zum einen Lindsey, die Frau, die stark genug war, vor ihren gewalttätigen Ehemann zu fliehen und ihre Tochter mitzunehmen. Ich kann zwar auf einer gewissen Ebene nachvollziehen, dass sie sich nach wie vor vor Andrew fürchtet, aber die sich immer wiederholenden Anschuldigungen und Ängste, die sie auch in diversen Gesprächen mit anderen Charakteren äußert, wirken nach einiger Zeit leider ermüdend und sorgen für Längen in der Geschichte. Zum hundertsten Mal zu hören, was Andrew doch für ein Monster ist, sorgte bei mir nicht für die Unterstreichung von Lindseys Angst, sondern ging mir ab einem gewissen Punkt eher auf die Nerven. Die Beziehung zwischen Lindsey und Greg kam mir auch extrem konstruiert vor, genau wie die dann irgendwie vorhersehbare Trennung...

Und dann ist da Sophie, die sich wieder und wieder den Wünschen ihrer Mutter widersetzt, Informationen über ihren Aufenthaltsort und das Leben mit ihrer Mutter mit anderen Menschen teilt, obwohl sie doch ab einem bestimmten Punkt innerhalb des Buches auch schreckliche Angst vor ihrem Vater hat. Ja, ich weiß, sie ist ein Teenager, aber trotzdem...

Die Geschichte klang anhand des Klappentextes für mich spannender, als es die Lektüre dann letztlich war. Daher kann ich leider auch nur drei von fünf Sternen vergeben.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Erschreckend schonungslos und extrem spannend

Dry
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Zum Inhalt

Amerika, Kalifornien. Im Sonnenstaat der Vereinigten Staaten haben die Wassersparmaßnahmen versagt – von jetzt auf gleich, ohne Ankündigung, bricht die Versorgung mit Trinkwasser zusammen. ...

Zum Inhalt

Amerika, Kalifornien. Im Sonnenstaat der Vereinigten Staaten haben die Wassersparmaßnahmen versagt – von jetzt auf gleich, ohne Ankündigung, bricht die Versorgung mit Trinkwasser zusammen. Aus den Leitungen kommt kein Wasser mehr und auch in den Supermärkten ist nach einer panikartigen Einkaufwelle als Reaktion auf den sogenannten Tap-Out, kein Trinkwasser mehr zu bekommen. Wie weit gehen Menschen, wenn sie mit dem Tod durch Verdursten konfrontiert werden? Wie lange dauert es, bis Menschen ihr zivilisiertes Verhalten abstreifen und sich gegeneinander wenden, um ihr eigenes Überleben zu sichern? Die junge Alyssa, ihr Bruder Jarrod und der Nachbarsjunge Kelton werden genau das herausfinden, während Neal Shusterman ein erschreckend realistisches Szenario beschreibt, in dem sie die Hauptrolle spielen.

Meine Meinung

Neal Shusterman war mir auch schon vor „Dry“ als Autor ein Begriff. Ich liebe die Scythe-Trilogie (und warte sehnsüchtig auf den dritten Band, der noch in diesem Jahr erscheinen soll), wie auch die „Vollendet“-Reihe. Daher war ich sehr gespannt darauf, inwieweit sich „Dry“ aufgrund der gemeinsamen Autorenschaft von Vater und Sohn von den bisherigen Einzelwerken von Neal Shusterman unterscheiden würde. Nach der Lektüre kann ich definitiv sagen, dass mir das gemeinsame Werk der beiden genauso gut gefallen hat wie die Einzelwerke. Nach wie vor schafft es Neal Shusterman, durch den andauernden Perspektivenwechsel, sehr schnell einen Spannungsbogen aufzubauen und dafür zu sorgen, dass man zumindest die Möglichkeit hat, sich mit jedem Charakter zu identifizieren. Oder eine abgrundtiefe Abneigung gegen ihn zu entwickeln. Die Geschichte ist auch immer wieder mit Berichten anderer, vom Tap-Out betroffener Menschen, durchzogen, wodurch die sich sehr schnell steigernde Verzweiflung noch greifbarer wird.

Das Autorenduo hat einen flüssigen und eingängigen Schreibstil, durch den man sehr leicht in die Geschichte eintauchen kann. Das Szenario, dass sie hier vorstellen, ist aufgrund der Tatsache, dass man sich tatsächlich vorstellen könnte, dass so etwas passiert, extrem erschreckend. In einer schonungslosen Art und Weise wird dem Leser ein Einblick in den Verfall der zivilisierten Ordnung ermöglicht, die unter normalen Bedingungen existiert. Dadurch, dass ein Mangel an Trinkwasser viel schneller tödlich endet als z.B. ein Mangel an Nahrung, eskalieren die Ereignisse sehr zügig, in der Geschichte kommen daher auch meiner Meinung nach keine Längen vor.

Mir hat „Dry“ sehr gut gefallen und ich vergebe daher auch fünf von fünf Sternen für diesen Roman. Spannend, aufwühlend, schonungslos und absolut lesenswert, so würde ich diesen Roman beschreiben.

Veröffentlicht am 18.05.2019

Zu viel Potential verschenkt

Golden Darkness. Stadt aus Licht & Schatten
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Zum Inhalt

Sarah Rees Brennan erzählt in „Golden Darkness“ die Geschichte einer geteilten Stadt – New York in der Zukunft, aufgeteilt in die Licht- und Dunkelstadt. In der Dunkelstadt herrscht ein Mangel ...

Zum Inhalt

Sarah Rees Brennan erzählt in „Golden Darkness“ die Geschichte einer geteilten Stadt – New York in der Zukunft, aufgeteilt in die Licht- und Dunkelstadt. In der Dunkelstadt herrscht ein Mangel an Nahrung, gesundheitlicher Versorgung… eigentlich an allem. In der Lichtstadt lebt es sich bequem und teilweise in extremen Luxus. Dunkle Magier oder Menschen, die mit solchen verwandt sind, leben in der Dunkelstadt, während die Lichtmagier und ihre Angehörigen in der Lichtstadt leben. Lucie und ihr Vater haben ihr Leben in der Dunkelstadt hinter sich gelassen, aber auch dort ist die Sicherheit vielleicht fragiler, als es bisher den Anschein hatte.

Meine Meinung

Die Geschichte hatte unglaublich viel Potential, nur leider wurde meiner Meinung nach viel zu viel davon verschenkt bzw. nicht genutzt. Nachdem mich der Klappentext einfach sehr, sehr neugierig auf die Geschichte einer derart geteilten Stadt gemacht hatte, war ich leider umso enttäuschter von der Umsetzung durch Sarah Rees Brennan.

Da sind zum einen die Charaktere, die zum Teil viel zu oberflächlich behandelt werden und daher für mich nicht wirklich greifbar wurden. Ethan zum Beispiel wird zwar als eine Art Sinnbild des Guten dargestellt, aber eigentlich erfährt man nicht viel mehr über ihn, als dass er sich Lucie gegenüber immer anständig verhalten hat und sie liebt. In einem angestrengt wirkenden Versuch offenbart die Autorin ab und an ein durch ihn gehütetes Geheimnis, um einen Spannungsbogen zu erzeugen, aber das hat für mich nur bedingt funktioniert.

Und Lucie selbst ging mir ab dem ersten Viertel des Buches eigentlich nur noch auf die Nerven. Ständig stellt sie sich selbst in Frage, die Autorin lässt die Leser lang und breit an den Überlegungen, Vorwürfen und Schlüssen teilhaben, die Lucie selbst über ihr Verhalten hin und her wälzt. Das ist zum einen ermüdend, zum anderen konnte ich die wirren Gedankengänge von Lucie auch nicht immer nachvollziehen. In den Anmerkungen der Autorin führt sie aus, dass sie Lucie als starken Charaktere darstellen wollte – was für mich definitiv danebengegangen ist. Nur weil ein Charakter in der Lage ist, mit einem Schwert umzugehen, ist er noch lange nicht stark. Anstatt dem Leser durch Verhalten und Szenen zu zeigen, was in den Charakteren vor sich geht, erzählt sie uns indirekt durch Lucie immer haarklein, verpackt in Selbstvorwürfe und Rechtfertigungen, was los ist.

Der Charakter, der noch am interessantesten gewesen wäre und wirklich Potential gehabt hätte – nämlich Carwyn, der Doppelgänger von Ethan – wird kaum beleuchtet. Bis zu einem gewissen Punkt ist er ein kompletter Stereotyp von „dem Bösen dunklen Magier“.
Es wäre durchaus möglich gewesen, mit dieser Charakterkonstellation in Grauzonen und Überraschungen zu arbeiten, aber die „überraschende“ Auflösung am Ende war für mich dann doch viel zu vorhersehbar und in gleichem Maße irgendwie unpassend. Es war, als würde die Autorin die Geschichte schnell zu Ende bringen wollen, nachdem ein zu großer Anteil des Buches für die Gedanken von Lucie draufgegangen sind.

Im Nachgang an die Lektüre kann ich sagen, dass das, was mir am besten an diesem Roman gefallen hat, das wirklich schöne Cover ist, das auch unter dem Schutzumschlag nochmals auf dem Hardcovereinband des Buches abgebildet ist.

Auch die Grundidee hat mir gut gefallen und generell verfügt die Autorin über einen angenehmen und flüssig zu lesenden Schreibstil. Von mir erhält „Golden Darkness“ aufgrund meiner Kritikpunkte leider nur zwei von fünf Sternen – eine Leseempfehlung kann ich auch nicht wirklich aussprechen, dafür hat sich die Lektüre für mich zu sehr gezogen.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Perfekte Mischung aus Tragik und Humor

Verdammt perfekt und furchtbar glücklich
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Ein Zitat von The Guardian vergleicht der Roman „Verdammt perfekt & furchtbar glücklich“ von Anneliese MacKintosh mit Jane Austens Roman „Emma“. Obwohl ich mich diesem Zitat nicht unbedingt anschließen ...

Ein Zitat von The Guardian vergleicht der Roman „Verdammt perfekt & furchtbar glücklich“ von Anneliese MacKintosh mit Jane Austens Roman „Emma“. Obwohl ich mich diesem Zitat nicht unbedingt anschließen würde, kann ich den Roman definitiv weiterempfehlen, denn mir hat er sehr gut gefallen.
Ottila McGregor, die Protagonistin des Romans, hat an mehr als einer Front ihre persönlichen Kriege zu führen. Gegen den Alkohol, gegen die ungesunde Beziehung mit ihrem Chef, für die mögliche Beziehung zu Thales, auf die sie sich unbedingt einlassen möchte, gegen die Schuldgefühle gegenüber ihrer Schwester… Das klingt jetzt zwar ziemlich deprimierend, aber Anneliese MacKintosh gelingt es durch eine Mischung aus Tragik, Drama, Situationskomik und Humor ein Gesamtpaket zu schnüren, dass den Leser zum einen neugierig auf den weiteren Verlauf der Geschichte macht, zum anderen aber auch ein Auf und Ab auf der Gefühlsachterbahn auslöst, sodass man auch ganz persönlich berührt wird von den Ereignissen im Leben der Ottila McGregor.
Hinzu kommt, dass der Roman ein Sammelsurium aus Textnachrichten, E-Mails, Tagebucheinträgen, Briefchen und Mitschriften aus Therapiesitzungen etc. ist. Durch die verschiedenen Stilmittel wird die Geschichte zusätzlich aufgelockert, andere Charaktere kommen durch diese Kommunikationsmittel direkt zu Wort, was es dem Leser ermöglicht, sich mit der emotionalen Reaktion von Ottila auf diese Informationen auseinanderzusetzen, ohne dass sie immer direkt beschreiben muss, welche Gefühle das in ihr auslöst.
„Verdammt perfekt & furchtbar glücklich“ ist ein emotional anrührender Roman, der mir sehr gut gefallen hat. Wem das Cover ein wenig zu kitschig ist – lasst euch nicht abschrecken, der Inhalt ist nicht übermäßig kitschig. Das Cover wirkt ein wenig altbacken, aber die Geschichte ist sehr modern und trotz aller Tragik und Dramatik in manchen Momenten zum Schreien komisch.
Von mir erhält der Roman daher fünf Sterne und eine definitive Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 01.05.2019

Kein Horror-Roman

Erhebung
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Der Meister des Horrors, Stephen King, der sich sonst eher in epischer Breite in seinen Veröffentlichungen austobt, hat mit „Erhebung“ einen kurzen aber feinen Roman veröffentlicht. Auf etwas über 140 ...

Der Meister des Horrors, Stephen King, der sich sonst eher in epischer Breite in seinen Veröffentlichungen austobt, hat mit „Erhebung“ einen kurzen aber feinen Roman veröffentlicht. Auf etwas über 140 Seiten erzählt er die Geschichte von Scott, der auf wundersame Weise immer mehr an Gewicht verliert, allerdings ist ihm das äußerlich gar nicht anzusehen.
In einer kleinen, ländlichen Gemeinde in der Stadt Castle Rock, in der Scott lebt, kommen Vorurteile gegenüber den neu hinzugezogenen Nachbarn (ein lesbisches Paar) zu Tage, die von der Gemeinschaft zum Teil ausgegrenzt werden. Hätte Scott sich früher aus dieser Sache herausgehalten, so beginnt er nun, da er selbst ein wenig anders ist als die anderen, sich mit dieser Einstellung auseinanderzusetzen.
Meine Meinung
Zum Schreibstil von Stephen King muss ich nicht viele Worte verlieren: Schreiben kann der Mann. Daher fliegen die Seiten auch nur so dahin, wenn man sich durch diesen kurzen Roman durcharbeitet. Mit einer gewissen Schonungslosigkeit weist Stephen King auf Scheinheiligkeiten und Vorurteile in der amerikanischen Kleinstadt Castle Rock hin. Dabei erhebt er allerdings nicht den moralischen Zeigefinger, sondern webt das ganze geschickt in die Handlungen und Erfahrungen rund um Scott ein.
„Erhebung“ war für mich kein typischer Stephen King Roman, darum aber nicht weniger gut. Wer allerdings eine gruselige Horror.Geschichte erwartet, der wird hier enttäuscht. Es geht mehr um das Zwischenmenschliche, um die Entwicklung von Freundschaften und das Brechen mit alten Vorurteilen.
Von mir erhält „Erhebung“ daher vier von fünf Sternen, weil mich das Ende doch ein bisschen enttäuscht hat, da gewisse Fragen offen bleiben.