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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2022

Berührend und entspannend

In den Wäldern der Biber
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Als ihre ganze Welt in Frankfurt zusammenbricht und sie nicht weiß, wo sie unterkommen soll, setzt sich Alina kurzentschlossen in einen Zug und fährt zu ihrem Großvater, mit dem sie ca. 20 Jahre keinen ...

Als ihre ganze Welt in Frankfurt zusammenbricht und sie nicht weiß, wo sie unterkommen soll, setzt sich Alina kurzentschlossen in einen Zug und fährt zu ihrem Großvater, mit dem sie ca. 20 Jahre keinen Kontakt hatte. Ihr Großvater lebt in einem kleinen brandenburgischen Dorf, wo sie als Kind immer ihre Ferien verbracht hat.
Was sie dort erwartet krempelt ihr Leben erneut um.


Obwohl Charlotte Puder schon sehr viele Hörbücher gesprochen hat, hatte ich dieses Hörvergnügen noch nicht. Ihre Stimme, ihre Art zu sprechen und besonders das Gefühl in ihrer Stimme machen dieses Hörbuch zum Hörgenuss. Die ersten zwei Stunden habe ich spazierend am Nordseestrand gehört. Obwohl viele Kinder, Wellenreiter und Kitesurfer um mich herum waren, legte sich sofort eine himmlische Ruhe auf mein Gemüt. Das gelingt nicht vielen Sprechern.
Natürlich strahlte bereits die berührende Geschichte eine gewisse Entspannung und Ruhe aus. Alina geht ihren Weg zurück zur Natur und zu ihren Wurzeln. Einfühlsam und leise beschreibt Franziska Fischer Alinas Neuorientierung. Ihre Unsicherheit, auch ein stückweit ihr Zögern und ihre Verzagtheit kommen in jedem Kapitel zu Tage. Stück für Stück kehrt die Erinnerung an ihre naturverbundenen Kindheit und ihr Zusammenleben mit ihren Großeltern zurück.
Aber anstatt lange den verlorenen Jahren nachzutrauern, beginnt sie den Lebensabend ihres Großvaters so angenehm wie möglich zu gestalten.
Ein wunderschöner Roman, der einen träumen lässt und jedem klar macht: Es ist nie zu spät seinem Leben eine andere Richtung zu geben.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Erschütternde Traditionen

Das Mädchen mit dem Drachen
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Nach einem tragischen Ereignis verlässt die Lehrerin Lena ihre Heimat Frankreich, um wieder zu sich selbst zu finden, aber auch am Golf von Bengalen findet sie keine Ruhe.
Bei ihren Strandwanderungen ...

Nach einem tragischen Ereignis verlässt die Lehrerin Lena ihre Heimat Frankreich, um wieder zu sich selbst zu finden, aber auch am Golf von Bengalen findet sie keine Ruhe.
Bei ihren Strandwanderungen im Morgengrauen beobachtet sie ein kleines Mädchen, das mit ihrem Drachen spielt, während alle anderen Bewohner noch schlafen.
Eines Morgens gerät Lena in Not. Sie wird von einer Welle fortgerissen. Gerettet wird sie von der unberührbaren, aber furchtlosen Anführerin einer Selbstverteidigungsgruppe für junge Frauen, alarmiert wurde sie von dem Mädchen mit dem Drachen.


Auch der dritte Roman von Laetitia Colombani greift sozialkritische Themen auf, klagt aber nicht an, sondern berichtet, was und wie es ist.
Wie in „Der Zopf“ werden haarsträubende und für uns unglaubliche Verhaltensweisen geschildert, die teilweise brutal anmuten, aber von der Autorin wie durch einen Weichzeichner dargestellt werden.
Obwohl ihre Verwandten ihr einen neuen Namen gegeben haben, wird schnell klar, dass hier der weitere Lebensweg der mit ihrer Mutter geflüchteten Lalita erzählt wird als Fortsetzung des ersten Romans „Der Zopf“. Ihre Verwandten haben nicht nur ihre Namen gewechselt, sondern auch ihre Religion. Sie wurden Christen leben aber trotzdem ihre jahrhundertalten Traditionen.
Laetitia Colombani zeigt, wie schwer der Kampf gegen die Traditionen und für die Rechte der Frauen ist. Lena kämpft hauptsächlich darum, dass auch die Kinder der Unberührbaren ein Recht auf Bildung haben. Vor allem die Mädchen müssen vor Frühverheiratung und der damit verbundenen Ausbeutung geschützt werden.
Der Roman ist sehr einfühlsam, aber auch spannend geschrieben und weist viel Recherchearbeit auf.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Spannung mit überraschenden Wendungen

Das Letzte, was du hörst
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Auf ihrem Nachhauseweg erreicht die Journalistin Roya Mayer ein Hilferuf ihrer Informantin. Roya recherchiert über einen nahezu süchtig machenden Podcast des „Seelentrösters“ Marc Maria Hagen. Aber Roya ...

Auf ihrem Nachhauseweg erreicht die Journalistin Roya Mayer ein Hilferuf ihrer Informantin. Roya recherchiert über einen nahezu süchtig machenden Podcast des „Seelentrösters“ Marc Maria Hagen. Aber Roya verunglückt auf den Weg zum Treffpunkt. Sie wäre allerdings auf jeden Fall zu spät gekommen. Martina wird tot an einem Baum gefunden. Mord oder Selbstmord?

„Das letzte, was du siehst“ ist ein Thriller, wie man ihn von Andreas Winkelmann kennt, undurchsichtig, mysteriös, voller Wendungen und äußerst spannend.
Nach den etwas verstörenden Erinnerungen eines Unbekannten, geht es hauptsächlich um die verbissene Recherche der Journalistin Roya gegen den charismatischen Podcaster Marc Maria Hagen. Lange werden wir darüber im Unklaren gelassen, warum sie ihn geradezu verfolgt und was die Morde oder Selbstmorde damit in Verbindungen bringt. Hektisch gehen die Mutmaßungen und Verdächtigungen der Kommissarin Carola Barreis in verschiedenen Richtungen.
Alle Gedankengänge und Schlussfolgerungen sind für mich logisch und nachvollziehbar. Das Einzige, was sich mir nicht erschließt sind die Absichten und das Verhalten von Nathan Birkner. Ok, vielleicht habe ich da auch etwas überlesen.
Auf jeden Fall lohnt es sich den Thriller zu lesen und sich überraschen zu lassen.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Verlorener Glaube

Die Diplomatin
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Die erfahrene und zielstrebige Konsulin Fred erlebt zum ersten Mal in ihrer Karriere eine Strafversetzung von Montevideo über stupidem Innendienst in der Berlin Zentrale nach Istanbul. Als Frau zwischen ...

Die erfahrene und zielstrebige Konsulin Fred erlebt zum ersten Mal in ihrer Karriere eine Strafversetzung von Montevideo über stupidem Innendienst in der Berlin Zentrale nach Istanbul. Als Frau zwischen dem Justizpalast, der Sommerresidenz, dem Geheimdienst und der deutsch-türkischen Zusammenarbeit verliert sie ihre Orientierung.


Unter dem die Titel „Die Diplomatin“ hatte ich mir eigentlich etwas anderes vorgestellt. Aber allein die Stimme und die Stimmung von Frau Hoppes Sprechweise stimmt den Hörer schon in die Denkweise und Gefühlslage der Diplomatin ein. Bettina Hoppe ist eine gute Wahl. Sie liest dieses Buch und interpretiert es gleichzeitig.
Gleich zu Beginn des Buches hatte ich das Gefühl, dass Fred, die Konsulin, nicht mehr viel gemein hat mit der deutschen Diplomatie und seinen Vertretern. Sie gibt sich Mühe, hat aber schnell das Gefühl gegen Windmühlen zu rennen. Das fängt schon in Montevideo an und tritt in Istanbul richtig zu Tage.
Sehr einfühlsam beschreibt Lucy Fricke die Entwicklung und erzeugt auch beim Leser in manchen Bereichen, Entscheidungen und Begebenheiten nur Kopfschütteln.
Vieles in der deutschen Diplomatie ist für uns Normalos nicht nachvollziehbar. Frau Fricke beschreibt und erzählt mit manchmal bitteren Humor, aber sie klagt nicht an, sondern berichtet, wie es ist.
Ein interessantes Buch mit einigen Längen, hervorragend gelesen von Bettina Hoppe.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Leider nicht meins

Faust
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Kommissarin Sara Nowak, gezeichnet und knapp ihren letzten Fall überlebend, ist bereit wieder ihre Arbeit in der Mordkommission aufzunehmen.
Dieses Mal will sie sich aber mehr ihrer Familie widmen. Doch ...

Kommissarin Sara Nowak, gezeichnet und knapp ihren letzten Fall überlebend, ist bereit wieder ihre Arbeit in der Mordkommission aufzunehmen.
Dieses Mal will sie sich aber mehr ihrer Familie widmen. Doch direkt zu Beginn der Ermittlungen in einem neuen Tötungsdelikt wird sie durch den angeblichen Selbstmord des Pfarrers Jürgen Stiller abgelenkt. Sie folgt umgehend ihren Instinkten.
Hängt dieser angebliche Selbstmord mit den Spionen mit deutschen Decknamen zusammen?


Leider bin ich bei der Auswahl dieses Buches nicht meinen Instinkten gefolgt. Komplizierte über mehrere Bücher gespannte Spionage-Thriller sind nichts für mich.
Die Rezension kann ich aber nur aus meiner Sicht schreiben, weswegen sie sicherlich schlechter ausfallen wird als bei Spionage-Thriller-Fans.
Abgesehen von dem für mich kaum zu durchschauenden Geflecht von Geheimdiensten, ehemaligen hohen Mitarbeitern der Geheimdienste Ost/West und der Stasi, hatte ich große Probleme mit der Protagonistin. Ohne Rücksicht auf ihre Familie und ihrem eigentlichen Job stürzt sie sich offenen Auges in dieses undurchsichtige Geflecht. Sie weiß nie wem sie trauen kann, geht aber trotzdem immer allein zu den mysteriösen Treffpunkten. Wird auf sie geschossen oder auch auf ihren Sohn, verschweigt sie diesen Umstand, um weiter unter dem polizeilichen Radar arbeiten zu können.
Vielleicht ist das in guten Spionage-Thrillern so üblich. Mich hat es genervt.
Genauso geht’s mir mit ihrer Familiengeschichte. Die finde ich sehr konstruiert.
Das einzige Positive, das ich sagen kann, ist, die Geschichte war im Großen und Ganzen spannend mit überraschenden Wendungen, nicht zu vergessen, der kleine Hangover am Ende. Er soll wohl zum Lesen des dritten Bands der Trilogie anreizten, aber bei mir wird er da seine Wirkung verfehlen.

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