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Veröffentlicht am 23.10.2018

Spannend, mitreißend, fesselnd

Die Suche
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Ein 14-jähriges Mädchen, Amelie Goldsby, verschwindet von einem gutbesuchten Parkplatz’ eines Einkaufszentrums. Niemand hat etwas beobachtet. Die Eltern sind alarmiert und verzweifelt, denn am gleichen ...

Ein 14-jähriges Mädchen, Amelie Goldsby, verschwindet von einem gutbesuchten Parkplatz’ eines Einkaufszentrums. Niemand hat etwas beobachtet. Die Eltern sind alarmiert und verzweifelt, denn am gleichen Tag wurde die Leiche der 14-jährigen Saskia Morris gefunden. Sie verschwand vor fast einem Jahr auch spurlos. DS Kate Linville vom Londoner Scotland Yard, die zufällig in der Pension der Goldsbys logiert, unterstützt die Familie bei der Suche.
Nach Tagen der Befragungen verzweifelt Detective Chief Inspector Caleb Hale daran, absolut keinen Anhaltpunkt, keinen Ermittlungsansatz bei den Verbrechen an diesen jungen Mädchen zu finden. Hat er es mit einen Serientäter zu tun? Gehört das spurlose Verschwinden einer weiteren Jugendlichen vor drei Jahren auch zu dieser Serie?
Kate, die sich bereits einmal in einen Fall von Hale eingemischt hat, als es um den Mord an ihren Vater ging, hält sich zurück, obwohl sie wieder andere Vorstellungen von den Ermittlungen hat.

„Gnadenlos, Perfide, Abgründig“ verkündet das Cover dieses Kriminalromans. Das trifft es ziemlich gut. Wir begegnen in diesem Fall wieder DS Kate Linville und DCI Caleb Hale in Scarborough, die wir schon aus einem Vorgängerband kennen. Die beiden Charaktere sind im Vorgängerbuch ihre Arbeit, Privatleben und Probleme betreffend sehr genau gezeichnet worden. Leider hat Frau Link ihnen keine Entwicklung und Veränderung in den drei Jahren seit ihrem letzten Zusammentreffen zugestanden. Da fehlte mir etwas.
Die Autorin kommt auf den 654 Seiten mit erstaunlich wenigen blutigen Gewaltakten aus. Schafft es aber trotzdem von der ersten bis zur letzten Seite einen ununterbrochenen Spannungsbogen aufzubauen. Das Verschwinden von jungen Mädchen fasst den Leser an. Wir spüren wie die Verzweiflung bei den Ermittlern immer mehr um sich greift, weil sie, egal in welche Richtung sie ermitteln, keinen Ansatzpunkt für weiterführende Ermittlungen erwischen. Wir bekommen eine Gänsehaut, wenn wir einzelnen Gedanken und Plänen des Täters folgen. Wir schöpfen Hoffnung, wenn Kate Linville eigenmächtige Ermittlungen anstellt. Wir vermuten, wir rätseln und sind dann enttäuscht, wenn wieder eine Spur in eine Sackgasse verläuft. Wir leiden mit den Eltern und manchmal auch mit dem Täter, den wir aber noch nicht lokalisieren können. Aber wir erfahren viel über seine Wünsche, Sehnsüchte und Enttäuschungen.
Es ist einfach genial, wie wir Leser mitgenommen werden.
Das ist wieder einmal ein fesselnder, mitreißender und spannender Krimi von Frau Link.
Danke, ich freue mich auf mehr.

Veröffentlicht am 14.10.2018

wichtige Lektüre

Deutsches Haus
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Eva Bruhns, eine junge Dolmetscherin, erhält den Auftrag im ersten Auschwitz-Prozess für einen polnischen Kollegen einzuspringen. Sie soll die Zeugenaussagen der polnisch sprechenden Opfer und ...

Eva Bruhns, eine junge Dolmetscherin, erhält den Auftrag im ersten Auschwitz-Prozess für einen polnischen Kollegen einzuspringen. Sie soll die Zeugenaussagen der polnisch sprechenden Opfer und Überlebenden übersetzen.
Eva, die noch bei ihren Eltern lebt, erfährt von ihrem Umfeld, ihren Eltern, ihrer älteren Schwester und ihrem Verlobter, nur Widerspruch. Auf keinen Fall soll sie diesen Auftrag annehmen. Eva setzt sich durch.
Vollkommen unvorbereitet erfährt sie von den furchtbaren Leidenswegen der Opfer, der maßlosen Verleugnung der Täter, die ganz ohne Reue und Gefühlen alles von sich weisen.
Aber Evas Weg geht noch viel weiter...........


Ich bin dankbar, dass ich diesen Roman lesen durfte.
Das Cover ist so unscheinbar, dass ich das Buch in der Buchhandlung sicher übersehen hätte. Auch der Titel „Deutsches Haus“ erinnert mich eher an das Deutsche Haus, während der Olympischen Spiele, in dem sich die deutschen Sportler treffen.

Der Inhalt dieses Buches hat mich sehr beeindruckt. 1956 geboren, habe ich nicht viel von den Prozessen mitbekommen, außer später im Geschichtsunterricht, in dem sie aber auch nur kurz behandelt wurden.

Dieser Roman hat mich als Leser hautnah ins Geschehen gebracht. Sowie Eva sich Tag für Tag und Stück für Stück dem Thema und vor allem den Opfern nähert, so nähern auch wir Leser uns. Wenn unfassbare, einzelne Ereignisse von Opfern erzählt, beschrieben und dem einzelnen Tätern zugeordnet werden, dann sind sie glaubwürdig und real. Im Laufe des Prozesses wird deutlich, dass es keine einzelnen Opfer sind, sondern Hunderttausende und mehr gequält, gefoltert und getötet wurden. Das lässt mich auch nach über siebzig Jahren nicht unberührt.

Auch Eva muss feststellen, dass wir Deutschen nichts wiedergutmachen können.

Mit dem Wissen und dem Bewusstsein, was damals in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern passiert ist, müssen wir einen Weg finden, unser Leben weiter zu leben.

Danke Annette Hess

Veröffentlicht am 01.10.2018

Ergreifende Familiengeschichte aus unerwarteter Perspektive

Piccola Sicilia
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Nina Zimmermann, Archäologin, gerade in der Scheidungsphase mit ihrem italienischen Ehemann, wird von ihrem früheren Kollegen Patrice Legrand nach Marsala gerufen, weil er das verschollene Flugzeugwrack ...

Nina Zimmermann, Archäologin, gerade in der Scheidungsphase mit ihrem italienischen Ehemann, wird von ihrem früheren Kollegen Patrice Legrand nach Marsala gerufen, weil er das verschollene Flugzeugwrack gefunden hat, mit dem wahrscheinlich ihr Großvater Moritz Reincke bei seiner Rückkehr nach Deutschland abgestürzt ist.
Ihr Großvater arbeitete während des Rommelfeldzugs in Nordafrika als Fotograf und Kameramann für die Propagandamaschinerie der Nazis.
Während ihres Aufenthalts in Marsala lernt sie ihre Tante Joelle, Halbschwester ihrer Mutter kennen. Joelle erzählt ihr von ihrer anderen, ihr unbekannten, Familie und das ihr Großvater gar nicht mit diesem Flugzeug abgestürzt ist, sondern noch lebt.

Einen Roman mit diesem unscheinbaren und irgendwie nichtssagenden Cover hätte ich in der Buchhandlung sicher nicht in die Hand genommen, aber dann wäre mir so viel entgangen.
Für mich ist dies eins der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

Es ist kurzweilig, unterhaltsam und gut zu lesen. In ziemlich kurzen Häppchen erzählt es eine große Familien- und Liebesgeschichte. Der überwiegende Teil ist Geschichtsunterricht.
Daniel Speck erzählt die Geschichte des Afrika-Feldzuges aus der Sicht der Tunesier, die zu Beginn des Feldzuges noch Tunesier, französischer, italienischer und arabischer Herkunft waren. In Piccola Sicilia lebten Juden, Christen und Muslime miteinander. Sie waren Nachbarn, halfen und respektierten sich untereinander. Dem Autor gelingt es, die Veränderung der Balance innerhalb der Religion nach Einmarsch der Deutschen, zu beschreiben. Zu Beginn helfen sich noch viele untereinander, aber die Nazi-Ideologie projiziert Risse in die Gemeinschaft, die nie wieder geschlossen werden. Das ganze findet in den Köpfen und den Gedanken statt. Daran und an vielen Diskussionen lässt uns der Autor teilhaben.
Schnell wird deutlich, dass alle Menschen in diesem Krieg verloren haben, die einen ihr Leben, die anderen ihre Heimat und wieder andere verloren ihre Heimat, auch wenn sie noch im gleichen Haus wohnen nach dem Krieg. Denn alles hat sich verändert und nichts wurde wieder wie vor dem Krieg.
Mich hat dieses Buch beeindruckt, nachdenklich gemacht und es wirkt nach.
Ich werde es nicht weitergeben, wie die meisten von meinen gelesenen Büchern. Es enthält so viele wunderbare Zitate und Sätze zum Nachdenken, dass ich es noch mehrmals lesen möchte.
Einzige kritische Anmerkung: Zum Ende fehlte mir noch etwas. Das Ende der Familiengeschichte war etwas unbefriedigend. Ich hätte gerne noch mehr aus Moritz Leben erfahren.

Veröffentlicht am 12.09.2018

Spannend und unvorhersehbar

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Spannend und unvorhersehbar

Die 8-jährige Daisy Mason aus Oxford wird vermisst. Die Eltern, Detective Inspector Adam Fawley und sein Team gehen von einer Entführung aus. Als keine Lösegeldforderung gestellt ...

Spannend und unvorhersehbar

Die 8-jährige Daisy Mason aus Oxford wird vermisst. Die Eltern, Detective Inspector Adam Fawley und sein Team gehen von einer Entführung aus. Als keine Lösegeldforderung gestellt wird, ermittelt die Polizei intensiv im Umfeld (Familie, Freundinnen und Schule), aber ohne Erfolg. Die Aussagen des Vaters und der Mutter werden aber immer widersprüchlicher, so dass sich die Ermittlungen immer mehr in ihre Richtung ausweiten. In den öffentlichen Netzwerken entfacht ein regelrechter Shitstorm gegen die Eltern, der in Brandstiftung auf Daisys Elternhaus gipfelt. DI Fawley und seine Kollegen müssen tief graben, um den Geheimnissen auf die Spur zu kommen.


Wenn ich mir das Cover ansehe, wird sofort klar, dass sich in diesem Haus keine Kinder wohlfühlen können. Alles wirkt düster und lieblos. Genauso könnte man auch die Familie Mason beschreiben.
Carla Hunter hat einen spannenden und düsteren Kriminalfall entwickelt. Die Charaktere, insbesondere der von Daisy, werden behutsam entschlüsselt. Die verschiedenen Beschreibungen und Aussagen der Nachbarn und Eltern von Daisys Freundinnen waren sehr aufschlussreich.

Besonders realistisch und leider heutzutage auch nicht wegzudenken waren die Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Umfangreicher Lokalkolorit gaben mir jederzeit das Gefühl einen originalen britischen Kriminalroman zu lesen.

Der Fall war äußerst kniffelig, nicht nur für DI Fawley, der mit seinen eigenen Dämonen kämpfen musste, sondern auch für den Leser, der gerne mit ermittelt. Viele Spuren gingen in verschiedene Richtungen. Zwischendurch hatte man das Gefühl, dass Daisy lebt, dann wieder, dass sie von einem Elternteil entsorgt wurde, um dann wieder.........
Für mich war dieser Kriminalroman nahezu perfekt. Er war spannend, ein bisschen gruselig, mit vielen Cliffhanger am Ende der Kapitel versehen, so dass man ihn nicht aus der Hand legen konnte und er fesselte mich von Anfang bis zum Ende.

Veröffentlicht am 05.09.2018

Coblenz und die Festung

Die Festung am Rhein
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Coblenz, Juni 1822
Der Bau der Festung Ehrenbreitstein macht große Fortschritte, als plötzlich Verrat und der Diebstahl wichtiger, geheimer Dokumente bekannt wird. Ein Verdächtigter wird schnell ausgemacht ...

Coblenz, Juni 1822
Der Bau der Festung Ehrenbreitstein macht große Fortschritte, als plötzlich Verrat und der Diebstahl wichtiger, geheimer Dokumente bekannt wird. Ein Verdächtigter wird schnell ausgemacht und verhaftet. Christian Berger, der Sohn eines französischen Offiziers und einer deutschen Mutter, wird in den Kerker geworfen und verhört. Seine Schwester Franziska verfolgt fassungslos die Verhaftung und setzt alles in Bewegung um ihren unschuldigen Bruder wieder frei zu bekommen.
Premierleutnant Rudolph Harten, nicht beliebt bei seinem Vorgesetzten Capitain von Rülow, da er als nicht Adeliger in den Offiziersstand erhoben wurde, bekommt den Auftrag dem Schuldigen, Pionier Berger, die Tat nachzuweisen.
Franziska und Rudolph geraten dabei kämpferisch aneinander, was sich im Laufe der Ermittlungen ändert..........

Ich war neugierig auf das Buch, weil deutsche Geschichte des 19. Jahrhunderts ein ziemlich leeres Blatt in meiner Sammlung ist. Ich liebe historische Romane, die gut recherchierten, weil sie alle meine Lücken auf unterhaltsame Weise füllen oder verloren gegangenes Wissen wieder auffrischen.

Bei diesem Buch habe ich richtig ins Schwarze getroffen. Maria W. Peter hat ganze Arbeit geleistet. Ihr Roman ist hervorragend recherchiert. Sie hat ihre Liebe zu dieser Region deutlich gemacht. Kartenmaterial, Glossar und Nachwort, in dem die gesamte geschichtliche Lage und Ereignisse noch einmal beschrieben werden, waren ausführlich und umfangreich. Alle historischen Figuren werden im Anhang nochmals mit wichtigen historischen Daten aufgeführt. Ergänzend gibt es Reise-und Stöbertipps um den Spuren der Figuren folgen zu können oder die Festungen und Burgen in dieser Region besuchen zu können.

Die Geschichte der Franziska, ihrem Bruder und des Rudolph Harten wurde einfühlsam, aber nicht kitschig erzählt. Ich habe den Verdacht, dass sie eigentlich nur dazu diente, die Lebensweise-und Bedingungen der einfachen Leute im Gegensatz zur preußischen Armee in der Köln/Koblenzer Region zu schildern. Die Koblenzer Bevölkerung hat große Schwierigkeiten mit den Gesetzen, Bauvorhaben und der nicht vorhandenen Religionsfreiheit unter ihrem neuen preußischen König klarzukommen. Ein Sammelsurium von Sprachen und Dialekten wird in Koblenz gesprochen, was die Autorin veranlasste dem Leser kleine Kostproben in Dialogen anzubieten, was dem Roman eine außergewöhnliche Lebendigkeit und Lokalkolorit verleiht.
Sequenzen aus der Schlacht um Waterloo ermöglichen dem Leser Verhaltensweisen und Entscheidungen nachzuvollziehen.

Selbst heutige Redewendungen wurden erklärt, die in dieser Zeit entstanden sind, wie zum Beispiel „Sich ins Hemd machen“.

Ich fühle mit bestens informiert und unterhalten. Ich freue mich schon auf ihr nächstes Projekt.