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Veröffentlicht am 23.02.2022

Hoch gelobt, aber nichts für mich

Meter pro Sekunde
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Ein Buch über das Er-und Einleben einer hinzugezogenen jungen Mutter in die Dorfidylle Westjütlands. Ihr Partner wechselt als Lehrer an die dortige Internatsschule.
Sie hat große Anfangsschwierigkeiten. ...

Ein Buch über das Er-und Einleben einer hinzugezogenen jungen Mutter in die Dorfidylle Westjütlands. Ihr Partner wechselt als Lehrer an die dortige Internatsschule.
Sie hat große Anfangsschwierigkeiten. Konversation mit den Nachbarn, Fahrschule, Kinderbetreuung bauen sich zu großen Hindernissen auf. Einzig die Arbeit in der Kummerkasten-Redaktion kann sie aufbauen.


Ich habe mich sehr schwer getan mit diesem Buch. Das ich es zu Ende gelesen haben, ist allein dem Rezensionsexemplar geschuldet. Wieder einmal habe ich mich von Lobeshymnen beeinflussen lassen, ohne vorher etwas von der Autorin gelesen zu haben.
Schon mit ihrem prämierten Schreibstil hatte ich Schwierigkeiten. Ich fand keinen roten Faden. Ich fand einfach keinen Zugang zu dem Text. Ich konnte keinen Weg zu irgendeinem Ziel erkennen, von Spannung und Spannungsbogen ganz abgesehen. Ständig überlegte ich, wo will die Autorin hin, wo ist die Entwicklung und Veränderung.
Natürlich gab es Passagen, wie zum Beispiel die eigene Bewertung ihrer Fahrstunden, die mich unterhalten haben und schmunzeln ließen. Auch als die beiden jungen Eltern eine Kinderbetreuung aussuchten, wurde ständig aneinander vorbeigeredet. Ich hatte den Eindruck, dass sie das gut fanden.
Aber ehrlich gesagt war mir das zu wenig Unterhaltung.
Der sehr eigenwillige Schreibstil dieser Autorin mag zwar Preis-würdig sein „Dänemarks erfolgreichster Roman der letzten Jahre“, aber mir hat er nicht gefallen.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Familiäre Abgründe

Nur ein schmaler Pfad
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Drei Monate, nachdem ihr Vater auf brutalste Weise ermordet wurde, findet Jolanthe Büscher ihre Mutter erhängt in ihrem Elternhaus vor.
Der Schreck, sie glaubt noch eine schwarze vermummte Gestalt neben ...

Drei Monate, nachdem ihr Vater auf brutalste Weise ermordet wurde, findet Jolanthe Büscher ihre Mutter erhängt in ihrem Elternhaus vor.
Der Schreck, sie glaubt noch eine schwarze vermummte Gestalt neben ihrer Mutter zu sehen, lässt sie die Treppe herunterstürzen. Als sie im Krankenhaus erwacht ist sie fest davon überzeugt, dass ihre Mutter keinen Selbstmord begangen hat, sondern ermordet wurde.
Keiner glaubt ihr. Mit der Zeit zweifelt sie selbst an ihren Verstand.

Das Cover und den Titel finde ich spannend. Es hat in mir einige Erwartungen geweckt. Habe ich einen Psychokrimi gelesen? Jein.
Es ging immer wieder Richtung Psychokrimi, aber die Erzählstruktur und der stetige Wechsel der Berichterstatter haben viel von der Spannung und vor allem vom Gänsehautfeeling genommen.
Den Ausdruck Berichterstatter habe ich bewusst gewählt, denn die Erzählweise der einzelnen Protagonisten kam mir wie Berichte ihrer Erlebnisse oder Arbeitsweisen vor. Es ging immer ins Detail. Es gab Wiederholungen, Beschreibungen von immer wiederkehrenden Abläufen, ungelenk oder unsicher formuliert. Für mich entstand einfach keine Psychokrimistimmung.
Die Fakten, was alles der Jola passierte, ihre Verunsicherung und ihre Selbstzweifel waren erkennbar, aber ich finde, die Spannung und das Grauen hätten von der Autorin stärker herausgearbeitet werden können, denn für mich war kein Spannungsbogen erkennbar.
Alles in Allem war es guter Plot, der eine bessere Darstellung verdient hätte.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Emotionale Achterbahn einer jungen Sängerin

Unser wirkliches Leben
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Gesangsstudentin Anna finanziert sich ihr aufwendiges Studium, in dem sie nachts Jazz in einer verrauchten Hotelbar singt und anschließend den Gästen als Gesprächspartnerin zur Verfügung steht.
Dort lernt ...

Gesangsstudentin Anna finanziert sich ihr aufwendiges Studium, in dem sie nachts Jazz in einer verrauchten Hotelbar singt und anschließend den Gästen als Gesprächspartnerin zur Verfügung steht.
Dort lernt sie auch Max kennen, um einiges älter als sie, verheiratet, in Trennung lebend und nur während der Woche in London lebend.
Der Kampf um Bühnenpräsens, die vielen Gesangsstunden und die Nächte in Max‘ Apartment fordern ihren Tribut.


Vorab möchte ich festhalten, dass die Sprecherin hervorragend zu Annas Geschichte passt. Die mädchenhafte Naivität, die Zweifel und vor allem die Unsicherheit der jungen Frau konnte Frau Voss mit ihrer Stimme und Klangfarbe sehr gut wiedergeben. Schwächen zeigten sich nur in ihrer Sprechweise bei männlichen Dialogen. Das hatte manchmal etwas großvaterhaftes in der Stimme.
Mit dem Inhalt der Geschichte um Anna war ich leider nicht so zufrieden. Die Betrachtung ihres Gefühlsleben hatte zu viele Längen. Das ständige Hinterfragen von Max, Lories und ihren eigenen Gedankengängen war ermüdend.
Sicher, der dornenreiche Weg einer Sopranistin auf der Karriereleiter wurde aufgezeigt, die wenigen Rollen auf der Opernbühne, die raren Plätze auf den Konzertbühnen und auch der riesige Konkurrenzkampf der Sängerinnen. Mir ist auch bewusst, dass Opernsängerinnen sensibel und mit viel Gefühl an ihren Rollen arbeiten müssen. Aber Annas komplettes Gefühlsleben privat wie beruflich fährt ständig Achterbahn. Sie hat ein großes Talent darin, sich in Situationen und Gefühlszuständen hineinzusteigern, dass sie sich ständig selbst blockiert.
In den 14 Stunden Hörerlebnis, die mir wie gesagt, viel zu lang waren und mich teilweise langweilten, hat mich eine Szene fasziniert. Anna beschreibt darin, wie sie sich in die Rolle einer Opernfigur zu Beginn ihres Auftritts hineingefühlt hat, eine Rolle, in die sie kurzfristig einspringen musste und deren Gesang sie in den Proben nur lesend begleitet hatte, da sie nur die Zweitbesetzung war.
Ansonsten empfinde ich Annas Gefühlwelt zu stark in Richtung Hysterie tendierend und das ist absolut nicht mein Ding.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Ein bildhafter, leiser Kriminalroman

Der Holländer
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Auf ihrer letzten Patrouillenfahrt entlang der deutsch/niederländischen Grenze an der Emsmündung ins Wattenmeer entdeckt Opperwachtmeester Geeske Dobbenja eine Leiche an der Wassergrenze der Sandbank De ...

Auf ihrer letzten Patrouillenfahrt entlang der deutsch/niederländischen Grenze an der Emsmündung ins Wattenmeer entdeckt Opperwachtmeester Geeske Dobbenja eine Leiche an der Wassergrenze der Sandbank De Hond. Den Grenzschützern bleibt nur wenig Zeit um die Auffindesituation der Leiche zu dokumentieren, da die Flut die Sandbank zu überspülen droht.
Da die Grenzsituation nicht kurzfristig geklärt werden konnte, übernimmt Liewe Cupido, genannt „Der Holländer“ erst einmal inoffiziell die Ermittlungen.


Zuerst möchte ich den Mare-Verlag zur der wunderbaren Gestaltung des Covers und Umschlaginnenseite gratulieren. Die zwei einsamen Wattwanderer auf dem Cover erlauben einen Blick auf den Inhalt des Romans. Eine übersichtliche Karte der Küstenregion wurde in die Umschlaginnenseite gedruckt. Mir hat das sehr geholfen mich jederzeit auf den Wegen der Protagonisten zurecht zu finden.
Leider hat dieser Roman nur 241 Seiten. Die Geschichte des Holländers, seine Ermittlungsmethoden und sein Umgang mit dem Meer hätte ich endlos lang lesen mögen. Mathijs Deen hat den Liewe Cupido von verschiedenen Seiten beleuchtet. Seine Kindheit, seine Ängste, seine Wurzeln, seine Vorlieben und seine Arbeitsweise wurden stets zwischen seinen Beobachtungen und Befragungen eingestreut. Er spricht nicht viel, aber was er sagt ist immer wichtig.
Ein liebenswerter Einzelgänger, ich würde gerne mehr von ihm lesen.
Das andere große Thema dieses leisen Kriminalromans war das Meer, das Watt. Der Autor scheint diese Küstenregion sehr gut zu kennen. Respekt vor dem Wattenmeer, aber auch sehr viel Liebe ist da zu erkennen. Fast auf jeder Seite konnte man verschiedene Emotionen bei den einzelnen Protagonisten erkennen. Jeder der drei Wattwanderer hatte unterschiedliche Einstellungen zum Meer, zum Watt und vor allem zu ihrer Pionierarbeit für zukünftigen Wattwanderungen. Es ging auch um Neid, Stolz, Liebe und Rache.
Und wer erarbeitet und durchschaut letztlich die Tragödie? Ein in sich gekehrter Mann voller Ängste und Erinnerungen erkennt die Unwahrheiten und Gefühle.

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Veröffentlicht am 11.02.2022

Spannend - Die Innenansicht der Bücherwelt

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Nach einem unerfreulichen Morgenlauf mit ihrem Malinois-Rüden Beck’s wird Pia Sander telefonisch von ihrem Ex-Mann Henning Kirchhoff gebeten einem Hilferuf seiner Literaturagentin Maria Hauschild nachzugehen. ...

Nach einem unerfreulichen Morgenlauf mit ihrem Malinois-Rüden Beck’s wird Pia Sander telefonisch von ihrem Ex-Mann Henning Kirchhoff gebeten einem Hilferuf seiner Literaturagentin Maria Hauschild nachzugehen. Maria kann seit Tagen ihre Freundin Heike Wersch nicht mehr erreichen. Sie befürchtet ein Verbrechen oder auch Suizid.
Frau Wersch wird nicht in ihrem Haus angetroffen. Ihr dementer Vater vegetiert angekettet im ersten Stock des Hauses. Ihr Auto steht in der Garage und eingekaufte Lebensmittel sind nicht ausgeräumt.
Pia Sander, Oliver von Bodenstein und ihr Team nehmen die Ermittlungen auf.

Der zehnte Fall für Pia Sander, Oliver von Bodenstein und ihr Team fühlt sich für mich als Leser an, wie ein langersehnter Besuch bei guten alten Bekannten.
Olivers zweiter Ehe ist leider gescheitert. Wieder einmal muss er erkennen, dass er immer die falschen Partnerinnen wählt. Seine gescheiterten Beziehungen begleiten jeden seiner Fälle, tragisch, aber als langjähriger Leser ist man es leider gewohnt.
Pia, mittlerweile glücklich verheiratet, streitet und kämpft immer noch mit ihrem Ex-Mann Henning Kirchberg. Trotzdem respektiert und bewundert sie ihn manchmal, was ihren Mann nicht amüsiert. Hinzu kommen neckende, tiefsinnige und respektable Ideen und Ermittlungsansätze des Teams und der Chefin Nikola Engel.
Die einzelnen Fälle sind immer spannend, manchmal brutal und blutig.
Dieses Mal sind die Szene und die Tatorte besonders, das Verlagswesen, Literaturagenten, Lektoren und Vertriebsleiter. Das ist schon eine besondere „Blase“. Intrigen, Erpressung, offene Liebschaft, Erniedrigungen, Versagungsängste, Eifersüchteleien und nachlassende Beliebtheit sind hoffentlich nicht realer Alltag im Verlagswesen. Hier wurde sicher vieles auf die Spitze getrieben. Ich denke schon, dass auch in der Realität mit Ellbogen und Fäusten gearbeitet wird und dass althergebrachtes aussortiert wird, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Die Ermittlungsarbeit gestaltet sich manchmal slapstick-haft, manchmal wirr mit vielen Wendungen, aber bleibt doch immer logisch und nachvollziehbar.
Spannende und fesselnde Unterhaltung verspricht jeder Krimi meines Lieblings-Ermittler-Teams aus dem Taunus.
Möge Nele Neuhaus noch viele gute Ideen zu dieser Reihe haben.

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