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Veröffentlicht am 07.05.2022

Konnte mich nicht fesseln

Die Teehändlerin
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Frankfurt 1838
Im Hause Ronnefeldt herrscht Aufbruch Stimmung. Der Teehändler Tobias Ronnefeldt beabsichtigt zu Forschungszwecken nach China zu reisen.
Da er viele Monate unterwegs sein wird, stellt er ...

Frankfurt 1838
Im Hause Ronnefeldt herrscht Aufbruch Stimmung. Der Teehändler Tobias Ronnefeldt beabsichtigt zu Forschungszwecken nach China zu reisen.
Da er viele Monate unterwegs sein wird, stellt er einen neuen Prokuristen ein, der sein Geschäft während der Zeit führen soll. Seine schwangere Ehefrau Frederike muss jedoch bald feststellen, dass dem Prokuristen nicht zu trauen ist. Trotz Schwangerschaft und vier kleinen Kindern arbeitet Frederike sich in die Geschäftsführung ein. Das wird aber weder von ihrer Familie noch von der Frankfurter Gesellschaft gerne gesehen.

Ich liebe Tee und trinke besonders gerne Ronnefeldt-Tee. Natürlich war ich deshalb neugierig auf die Ronnefeldt-Story.
Leider wurde ich enttäuscht. Zu fragmentarisch kam die Geschichte daher. Natürlich kann die Autorin nicht die verschiedenen Erzählstränge in aller Ausführlichkeit im ersten Teil einer geplanten Trilogie erzählen, aber mir wurden Puzzleteile vorgelegt. Mal erlebte ich vereinzelte Episoden in Frankfurt, dann wurden einzelne Bruchstücke von Tobias Reise geschildert, es folgen sehr ausführliche Szenen in Frankfurt und Wiesbaden, aber ohne Abschluss geht’s in China weiter, zeitlich manchmal vorgespult oder auch zurückgespult. Plötzlich berichtet Tobias, nachdem er schon einige Wochen zu Hause ist, von Ereignissen aus China und von Eheschwierigkeiten. Mir fehlten immer die Übergänge oder Verbindungen zu den einzelnen Fragmenten.
Außerdem störten mich die Überschriften über die teilweise sehr kurzen Kapitel. Sie stellten eigentlich immer eine Essenz des Nachfolgenden dar. Meiner Meinung nach war das überflüssig.
Die immer mutiger und stärker werdende Friederike hatte zum Beispiel direkt nach ihrer Entscheidung die Geschäftsführung selbst in die Hand zu nehmen und einer kurzen Buchführungseinführung, einen Geschäftstermin in Wiesbaden, der zu einem einträglichen Geschäftsabschluss führte. Toll, aber ist das nachvollziehbar?
Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind sicher richtig und gut recherchiert, aber leider konnte dieser Roman mich nicht fesseln. Es wurde auch keine Neugier für die folgenden Bände geweckt.

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Veröffentlicht am 07.05.2022

Schaurige Rituale, Machtlosigkeit der Polizei

Was im Verborgenen ruht
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Die Polizistin Teo Bontempi wird von ihrem Vorgesetzen Detective Chief Superintendent Mark Phinney bewusstlos in ihrer Wohnung aufgefunden. Im Krankenhaus erwacht sie nicht mehr aus dem Koma und verstirbt. ...

Die Polizistin Teo Bontempi wird von ihrem Vorgesetzen Detective Chief Superintendent Mark Phinney bewusstlos in ihrer Wohnung aufgefunden. Im Krankenhaus erwacht sie nicht mehr aus dem Koma und verstirbt. Bei ihrer Obduktion wird festgestellt, dass die farbige Polizistin erschlagen wurde. Sie arbeitete in der Abteilung, die FGM (Female Genital Mutilation) bekämpft und was keiner weiß, sie wurde als kleines Mädchen beschnitten.



Fast 800 Seiten benötigt Elizabeth George für Inspector Lynleys 21. Fall, aber ich möchte keine Seite davon missen. Anfänglich war ich etwas irritiert, viele verschiedene Handlungsstränge und im ersten Teil bis Seite 147 keine Zeile über Lynley und Havers.
Frau George hat in diesem Krimi oder sollte man besser Gesellschaftsroman sagen, ein Thema aufgegriffen, dass uns Europäer zu wenig bewusst und präsent ist. Sie macht es sich dabei nicht leicht. Sie beleuchtet das Problem, in Großbritannien ist es eine Straftat, aus verschiedenen Perspektiven. Die Mütter, die selbst beschnitten wurden, die Väter, die Schwiegermütter und Großmütter, die noch in Afrika leben, die Brüder und auch die seit Generationen in London Lebenden, alle haben verschiedene Sichtweisen, aber überwiegend die gleichen Vorstellungen ihrer jahrtausendalten Bräuche.
Die Polizei und Justiz kämpfen gegen Windmühlen und nicht wenige Praktizierende verdienen sich eine goldene Nase am Elend der Mädchen.
Elizabeth George hat die Problematik detailliert und klar dargestellt. Aber wie Barbara Havers es treffend formuliert „Wieso freu ich mich nicht darüber, wie’s ausgegangen ist?“ Solange selbst die Mütter immer noch von der Notwendigkeit der Beschneidung überzeugt sind, wird es kein Ende geben, für uns Europäerinnen ist das unglaublich und nicht nachzuvollziehen.
Es zieht sich auch noch eine weitere Thematik durch diesen Roman. Thomas Lynleys Unfähigkeit eine zu ihm passende Partnerin zu finden. Ihm begegnet das Außergewöhnliche, Geheimnisvolle, Andere. Das zieht ihn an. Wenn sich eine Beziehung entwickelt, versucht er seine neue Partnerin nach seinen Vorstellungen zu formen, natürlich unbewusst. Daidres Verhalten und Trennungsabsichten zwingen ihn jetzt zu der Erkenntnis, dass er ähnlich wie sein Freund Simon St. James dieses Verhalten an den Tag legt. Deborah St. James ist im Gegensatz zu Daidre selbst genug gefestigt und bietet ihrem Mann Paroli. Daidre hingegen versucht die Beziehung zu beenden, weil sie Thomas Lynley nie genug sein kann.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es behandelt sozialkritische Themen, FGM, PoC in einen Kriminalfall verwoben. Es ist ein neuer, guter, aktueller, gesellschaftskritischer, lesenswerter Roman von Elizabeth George und ich freue mich schon auf den 22. Fall.

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Veröffentlicht am 22.04.2022

Tragisch

Nordlicht - Die Toten im Nebel
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Rasmus Nyberg, Ermittler aus Esbjerg, steht mal wieder vor einer schweren Entscheidung, Karriere machen in Esbjerg/Südjüland oder ein Schreibtischjob in Kopenhagen in der Nähe seiner Tochter. Der Leichenfund ...

Rasmus Nyberg, Ermittler aus Esbjerg, steht mal wieder vor einer schweren Entscheidung, Karriere machen in Esbjerg/Südjüland oder ein Schreibtischjob in Kopenhagen in der Nähe seiner Tochter. Der Leichenfund in einer Lagerhalle in Esbjerg lässt ihn die Entscheidung vertagen.
Wenige Tage später wird in Leck/Deutschland, nahe der dänischen Grenze, eine zweite Leiche gefunden. Schnell werden Parallelen zum dänischen Fall sichtbar.
Vibeke Boisen und Rasmus Nyberg rufen die länderübergreifende Sonderkommission zusammen.


Dieses ist mein vierter Fall der beiden begnadeten Ermittler und ihrer Sondereinheit.
Mich begeistert diese Reihe, weil die Unterschiede zwischen Dänen und Deutschen nicht nur aufgezeigt, sondern auch ihre Stärken hervorgehoben und zusammengeführt werden.
Die beiden Hauptermittler könnten unterschiedlicher nicht sein, aber das war auch immer eine ihrer Stärken. In diesem Buch ist das etwas anders.
In diesem Fall habe ich den Eindruck, dass sich die Tragik und Düsternis durch das gesamte Buch zieht. Ich möchte jetzt hier nicht spoilern, aber verpasste Chancen, tragische Todesfälle, mangelndes Vertrauen, Einsamkeit und Sprachlosigkeit prägen diesen Krimi. Mir fehlt der feine Witz und das Geplänkel zwischen Rasmus und Vibeke und vor allem ihr Vertrauen untereinander.
Der Kriminalfall an sich war spannend, tragisch in jeder Hinsicht und genial gelöst. Interessant daran fand ich, dass er von zwei Seiten gelöst wurde und beide Parteien fast gleichzeitig die Lösung hatten.
Ich hoffe auf noch viele neue Fälle der Truppe und dass sie Wege aus der Düsternis finden.

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Veröffentlicht am 21.04.2022

Trauma Bewältigung

Eiszeit für Beck
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Nick Beck, ehemaliger LKA-Ermittler, gerade dabei sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, wird vom LKA zu einem Aufsehen erregenden Tatort gerufen. Eigentlich hat er mit der Mordkommission nichts mehr ...

Nick Beck, ehemaliger LKA-Ermittler, gerade dabei sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, wird vom LKA zu einem Aufsehen erregenden Tatort gerufen. Eigentlich hat er mit der Mordkommission nichts mehr zu tun.
Die Umstände und die Auffinde Situation lassen jedoch befürchten, dass der „Elbripper“ wieder aktiv ist. Seine verpatzte Festnahme war der Grund für Becks Absturz vor zwei Jahren.

Dieser Folgeband über Beck und den „Elbripper“ hat mir noch besser, als das erste Buch gefallen.
In diesem Buch beobachten wir Leser, wie Beck versucht in sein Leben wieder Ordnung zu bringen. Jetzt muss er sich aber wieder mit seinem Trauma „Elbripper“ auseinandersetzen. Er muss seinen Profiler-und Jagdinstinkt befeuern, ohne wieder daran zugrunde zu gehen. Das wurde gut vom Autor ge- und beschrieben.
Die Figur Lea erschien mir dieses Mal allerdings überzogen. Ich bin selbst 3-fache Mutter und habe mich nie als krank und schonungsbedürftig empfunden, während meiner Schwangerschaften. Aber ich hätte niemals im 9. Monat der Schwangerschaft einen vermeintlichen Tatort, wo die Täter noch anwesend sind, nur mit einem einzigen Kollegen betreten. Das erscheint mir doch unglaubwürdig.
Abgesehen davon fand ich den Krimi spannend, unterhaltsam und vor allem die verschiedenen Sichtweisen interessant geschrieben.

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Veröffentlicht am 21.04.2022

Gelungenes Krimi-Debüt

Der Tote im Netz
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Franziska Mai, Journalistin im Bäderland-Lokalradio, und ihre Nachrichten-Kollegen,
werden vom geplanten Aufkauf ihres Heimat-Senders durch einen überregionalen Spartensender aufgeschreckt. Jetzt heißt ...

Franziska Mai, Journalistin im Bäderland-Lokalradio, und ihre Nachrichten-Kollegen,
werden vom geplanten Aufkauf ihres Heimat-Senders durch einen überregionalen Spartensender aufgeschreckt. Jetzt heißt es, auf sich aufmerksam machen, sich unentbehrlich machen.
Mit ihrem neuen Format „Wir sind die Problemlöser“ versuchen Franziska und ihr Volontär Janis, Themen, die den Inselbewohnern auf den Nägeln brennen auf den Äther zu bringen.
Direkt der erste Fall beschert ihnen einen Toten. Der ermittelnde Hauptkommissar Kai Lorenz ist von ihrer Mitarbeit absolut nicht begeistert.


Mein erster Eindruck vom Buch ist sehr gut. Das Cover ziert ein Foto der Seebrücke Ahlbecks. Im Einband des Covers verbirgt sich eine übersichtliche Karte, die dem Leser die Nachverfolgung der teilweise weiten Wege der Protagonisten leicht macht. Danke, diese Karten sind immer eine Bereicherung.
Schon nach wenigen Kapiteln erkennt man einen gut durchdachten und unterhaltsam geschriebener Krimi. Bei der geschilderten Zusammenarbeit der Polizei, Hauptkommissar Kai Lorenz, mit einer Journalistin, Franziska Mai, hat man den Eindruck, dass die Autorin genau weiß, was sie schreibt. Also entweder sehr gut recherchiert oder selbst als Journalistin tätig gewesen.
Gespickt mit wohl dosierter Komik und Humor führt Frau Scheunemann uns durch einen verzwickten Fall. Die Recherchen von Franzi ließen uns mal in die eine Richtung und mal in die andere miträtseln. Die Auflösung hat mich überrascht. Trotz einiger Hinweise in diese Richtung, habe ich nicht die richtigen Schlüsse ziehen können. Aber auch wenn mich die Lösung überrascht hat, ist sie logisch und nachvollziehbar.
Die emotionale Annäherung zwischen Kai und Franzi zieht sich durch den gesamten Krimi, tritt aber nie in den Vordergrund und lässt Hoffnung und Vorfreude auf den Folgeband aufkommen.
Ich kann nur ein Fazit ziehen: Das ist ein gelungenes Krimidebüt von Frau Scheunemann, spannend, kurzweilig, unterhaltsam, lädt zum Mitdenken ein und ist äußerst lesenswert.
Ich freue mich auf ihr nächstes Buch.

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