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Veröffentlicht am 29.11.2021

Unterhaltsame und spannende Geschichtsstunde

Krone des Himmels
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Es ist die Zeit der Kreuzzüge, Barbarossas und Richard Löwenherz.
In den Wirren von Pilgerreisenden und bewaffneter Kampfgruppen, die allesamt Richtung Jerusalem marschieren, erleben wir die Geschichte ...

Es ist die Zeit der Kreuzzüge, Barbarossas und Richard Löwenherz.
In den Wirren von Pilgerreisenden und bewaffneter Kampfgruppen, die allesamt Richtung Jerusalem marschieren, erleben wir die Geschichte der entwurzelten Aveline und des geflüchteten Etienne.
Anhand der beiden fiktiven Figuren wird das Leben im Mittelalter zur Zeit der Kreuzzüge mit seinen Wirren, Intrigen, Belagerungen und blutigen Schlachten aufgezeigt.


Das Hörbuch wird von Tobias Kluckert mit seiner sonoren Stimme einfühlsam und packend eingesprochen. Stimme, Timing und Sprachmelodie passen bestens zu diesem historischen Roman.
Julia Stadler fächert uns mit „Krone des Himmels“ noch einmal alle historischen Daten der Kreuzzüge mit den historisch belegten Intrigen verschiedener Adelsgeschlechter, der bekannten großen Belagerungen und Schlachten im heiligen Land. Die Fakten sind uns allen mehr oder weniger bekannt, aber hier werden sie menschlich unterfüttert. Es werden packende kleine Begebenheiten eingeflochten, die die geschichtlichen Ereignisse verständlicher und einprägsamer machen.
Die fiktiven Figuren zeigen uns, wie es sich lebte in dieser Zeit, die Stellung der Frau, das Leben Behinderter und das auch aus der Sicht der Sarazenen betrachtet.
Besonders interessant empfand ich das Nachwort der Autorin. Sie hat noch einmal deutlich gemacht, wie schwierig ernsthafte Recherche sich gestaltet und dass man immer die politische und religiöse Einstellung des jeweiligen Chronisten beachten muss.
Dieses Hörbuch ist eine Bereicherung in mehrfacher Hinsicht. Danke

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Veröffentlicht am 27.11.2021

Stark, spannend und fesselnd

Die Früchte, die man erntet
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Gleich drei Morde in der Kleinstadt Karlshamn innerhalb einer Woche rufen die Reichsmordkommission auf den Plan.
Vanja, die neue Leiterin der Abteilung, und ihr Team, bestehend aus Ursula, der Kriminaltechnikerin, ...

Gleich drei Morde in der Kleinstadt Karlshamn innerhalb einer Woche rufen die Reichsmordkommission auf den Plan.
Vanja, die neue Leiterin der Abteilung, und ihr Team, bestehend aus Ursula, der Kriminaltechnikerin, Billy, dem IT-Spezialisten und dem Neuzugang, Carlos, stehen vor einem Rätsel. Zwischen den drei Opfern gibt es keinerlei Verbindung und es lässt sich auch kein Motiv erkennen.
Sebastian Bergman steht der Reichsmordkommission nicht mehr zur Verfügung. Er hat sein Leben in ruhigere Bahnen gelenkt. Er praktiziert wieder als Therapeut und genießt sein Opa-Dasein.


Mich hat dieser Krimi von Hjorth und Rosenfeldt begeistert. Ich habe alle Fälle und Entgleisungen von Sebastian Bergman gelesen. Mit der Zeit empfand ich eine gewisse Müdigkeit gegenüber Sebastians rücksichtslosem Verhalten. Sicher, er ist ein genialer Psychologe und Ermittler, aber er war nicht in der Lage, sich selbst zu therapieren oder psychologische Hilfe zur Verarbeitung seines Traumas in Anspruch zu nehmen. Er konnte immer nur „die Sau“ rauslassen und sich betäuben.
Wahrscheinlich ging es den Autoren ähnlich, denn in diesem Buch stoßen sie eine andere Richtung an. Sebastian kommt zur Ruhe, mit der Liebe zu seiner Enkelin arbeitet sein Unterbewusstsein gegen oder auch mit seinen Schuldgefühlen. Auch von anderer Seite wird er zur Beschäftigung mit seinen Traumata angeregt. Trotzdem erwacht sein analytische Denken sofort, als Ursula ihm vom Auffinden der Leiche einer früheren Kollegin erzählt.
Man findet hier nicht das klassische „Who done it“, sondern es werden mehrere Handlungsstränge, beziehungsweise Verbrechen, teilweise auch aus der Vergangenheit parallel von verschiedene Gruppierungen ermittelt.
Das erzeugt Tempo, schnelle Wechsel und ungeheurere Spannung, die den Leser nie zur Ruhe kommen lässt.
Einziger Kritikpunkt: Wieder entlassen die beiden Autoren uns Leser mit einem, nein gleich zwei Cliffhangern. Das ist hart, insbesondere wenn der nächste Band erst in einem Jahr erscheint.

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Veröffentlicht am 17.11.2021

Spannung pur, nur unterbrochen durch Komik

Todesschmerz
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Die deutsche Botschafterin in Oslo Katharina von Thun und ihr Sicherheitschef werden gezielt ermordet. Um diplomatische Verwicklungen zu verhindern, werden Maarten S. Sneijder und sein Team nach Norwegen ...

Die deutsche Botschafterin in Oslo Katharina von Thun und ihr Sicherheitschef werden gezielt ermordet. Um diplomatische Verwicklungen zu verhindern, werden Maarten S. Sneijder und sein Team nach Norwegen beordert, zur Beobachtung.
Allerdings sind Sneijder und sein IT-Spezialist Marc Krüger in Wiesbaden einem hochrangigen Verräter innerhalb des BKAs auf der Spur und somit eigentlich nicht Willens sich mit dem Fall in Norwegen zu beschäftigen, insbesondere weil sie dort nicht in den Fall eingreifen sollen.
Hat Maarten S. Sneijder sich je mit Beobachtung zufriedengegeben?


- Wieder einmal ein spannender und aufregender Thriller vom österreichischen Erfolgsautor Andreas Gruber -
Wenn Andreas Gruber auf dem Cover steht, dann ist immer Thrill, Gänsehaut, Humor und auch ein bisschen Endzeitstimmung drin.
Sneijders Visionen und Gespräche mit Verstorbenen macht mich zwar immer etwas stutzig, aber irgendwie passen diese Passagen zu Sneijders Charakter. Obwohl die Handlung und die Szenarien weit außerhalb meiner Welt liegen, erscheint alles logisch und für den Laien nachvollziehbar, aufgebaut. Die Charaktere empfinde ich alle etwas überzogen, aber trotzdem glaubhaft. In der Realität passieren noch viel unglaubwürdigere Verbrechen, als die Thriller-Autoren sich zu inszenieren wagen.
Die manchmal unfreiwillige Komik Sneijder und Krzysztof betreffend, hat mich in der Dramatik zwischendurch aufatmen lassen.
Und dann, ich will jetzt nicht Spoilern, aber die Ereignisse in Norwegen und auf der Ostsee waren heftig und beklemmend und doch… scheint es einen Hoffnungsschimmer zu geben.
Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Teil.

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Zu leise und zu nachdenklich

Der Sucher
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Cal Hooper, ehemaliger Cop aus Chicago, vom Beruf und Leben enttäuscht, zieht sich in ein altes renovierungsbedürftigen Cottage im Westen von Irland zurück.
Er genießt die Stille und Natur. Ohne ersichtlichen ...

Cal Hooper, ehemaliger Cop aus Chicago, vom Beruf und Leben enttäuscht, zieht sich in ein altes renovierungsbedürftigen Cottage im Westen von Irland zurück.
Er genießt die Stille und Natur. Ohne ersichtlichen Grund fühlt er sich plötzlich unwohl und beobachtet. Das kleine, verschlossene Kind, das ihn beobachtet hat, bedrängt ihn seinen verschwundenen Bruder Bren zu finden.

Schon das Cover sagt eigentlich, welche Art von Roman zu erwarten ist. Leider habe ich nicht darauf geachtet und erwartete einen spannenden, hintergründigen Roman.
Hintergründig war er, aber mir war er zu leise und nachdenklich, ja fast grüblerisch Cal Hooper betreffend.
Wieder ein amerikanischer Cop, der ausgebrannt ist, dessen Ehe gescheitert ist und dessen Beziehung zu seiner Tochter schwierig ist. Dieser Plot ist bekannt. Tara French schreibt zwar sehr differenziert und einfühlsam, aber der Roman hat viele Längen, die mich ungeduldig machen, so dass ich die Landschaftsbeschreibungen und die Gefühlsregungen nicht mehr genießen konnte.
Meiner Vorstellung nach ist Tara French eine ausgezeichnete Krimiautorin, so dass mich dieses Buch überrascht hat. Es hat eine Krimihandlung, aber vordergründig geht’s um Gefühle, dörflicher Gemeinschaft, Vertrauen und Ablehnung von neugierigen Fremden im Westen Irlands.

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Ein Debüt, das Lust auf mehr macht

Auf Basidis Dach
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- Ein Buch, erzählt wie von den berühmten Geschichtenerzähler Marokkos. –

Ist es ein Roadtrip-Abenteuer, eine Familiengeschichte, die Suche nach Monas Amezianes Wurzeln, ein gesellschaftlicher Diskurs ...

- Ein Buch, erzählt wie von den berühmten Geschichtenerzähler Marokkos. –

Ist es ein Roadtrip-Abenteuer, eine Familiengeschichte, die Suche nach Monas Amezianes Wurzeln, ein gesellschaftlicher Diskurs oder ein Sachbuch über das alte und moderne Marokko?
Eigentlich stellt sich die Frage bei der Lektüre dieses Buches nicht. Denn ich hatte permanent das Gefühl einer jungen Frau gegenüber zu sitzen, die mir ihre Gedanken und Gefühle über ihre beiden Heimaten beschreibt.
Ich habe Frau Ameziane schon oft in der Radiosendung „Stories“ und in ihrem Podcast gehört, wenn sie Gäste interviewt und ich habe den Eindruck, dass sie ihren unterhaltsamen, temperamentvollen Sprachstil ins Buch übernommen hat. Ihr Schreibstil ist leicht und locker, immer wieder gespickt mit Anekdoten über ihren Vater und Basidi. Sie schweift immer mal wieder ab, kommt von „Höcksken auf Stöcksken“, wie man hier am Niederrhein sagt, aber ihr gelingt es, mir ein lebendiges, vielseitiges Bild ihrer beiden Heimaten zu schildern.
Nie kritisierend oder anklagend erzählt sie vom Rassismus in Deutschland und ihrer immer wieder auftretenden Fremdheit in Marokko, von ihren Zweifeln den marokkanischen Wurzeln gerecht zu werden.
Auf ihrem gemeinsamen Weg durch Fés stellt sie ihrem Vater Fragen, die sie sich nie getraut hat zu fragen und nicht nur sie ist erstaunt über mache Antworten. Die Erkenntnis, dass ihr Vater voll integriert, ist in Deutschland, aber nur in Fés der sein kann, der er ist, hat mich tief berührt.
Ich glaube, auch wenn es kein Reiseführer ist, habe ich viel über Marokko gelernt, nicht nur die Schokoladenseite, sondern auch die Lebensweise der Menschen.
Traurig ist, dass die pauschalisierende Berichterstattung (Terroristen marokkanischer Abstammung, Moslems usw.) auch eine junge Frau mit marokkanischen Wurzeln, die regelmäßig ihre Familie in Fès besucht, in Angst und Schrecken versetzt, wenn ihr am Flughafen oder Bahnhof junge, bärtige, nordafrikanisch aussehende Männer begegnen.
Stark daran ist, dass Mona Ameziane diese Schreckmomente zugibt, sich insgeheim dessen schämt, aber trotzdem dazu steht.
Ich denke, Mona hat uns noch viel zu erzählen. Ich freue mich drauf.

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