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Veröffentlicht am 16.12.2020

Irrglaube

Ohne Schuld
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Während ihrer Fahrt mit dem Zug in ein Wellness-Wochenende, ein Abschiedsgeschenk ihrer Scotland Yard Kollegen, wird Kate Linville Zeugin eines Mordanschlags auf eine junge Frau. Nur mit großer Mühe kann ...

Während ihrer Fahrt mit dem Zug in ein Wellness-Wochenende, ein Abschiedsgeschenk ihrer Scotland Yard Kollegen, wird Kate Linville Zeugin eines Mordanschlags auf eine junge Frau. Nur mit großer Mühe kann sie den Mord verhindern, wird aber durch einen Streifschuss ins Bein verletzt.

Währenddessen versucht Caleb Hale einen erweiterten Suizid zu verhindern.

Zwei Tage später stürzt eine junge Lehrerin mit ihrem Rennrad schwer, weil ein dünner Draht sie ausbremst. Als sie völlig hilflos auf dem Boden liegt, wird auf sie geschossen.

Gibt es einen Zusammenhang?



Ein spannender Krimi für trübe, kalte Wintertage.

Man sollte es wirklich tun. Dicke Socken anziehen, heißen Tee bereitstellen oder ein Glas Rotwein, den Kamin anmachen (habe ich leider nicht), dann wenigstens eine Kerze anzünden. Dann ist man bereit sich in diesen atmosphärischen, spannenden, britischen Krimi fallen zu lassen.

Frau Link entführt uns immer wieder in das alte, ländliche Großbritannien. In kleine Dörfer, wo jeder jeden kennt, aber auch dort werden Verbrechen begangen.

Es geschehen grauenhafte und rätselhafte Verbrechen, aber beschrieben, beobachtet und gezeichnet werden vordergründig die Reaktionen, Regungen und Gefühle der Beteiligten. Das lässt mich als Leser mitfühlen und lädt mich zum Nachdenken ein. Ich konnte mich beobachten, wie ich immer aufmerksamer auf Mimik und Erklärungen, teils auch auf Nebensächlichkeiten, achte.

Aus zwei Vorgängerbüchern um Kate Linville weiß man wie sie, mit viel kriminalistischen Gespür, großer Beobachtungsgabe und intaktem Bauchgefühl die kompliziertesten Fälle löst. Da will man natürlich ein bisschen mitdenken.

Kate durchläuft in jedem Buch eine Entwicklung, die sie immer stärker werden lässt. Sie ist immer noch die graue Maus mit vielen Selbstzweifeln, aber sie stellt sich ihren Schwächen und traut sich immer mehr zu.

Die letzte Szene im Buch lässt mich auf eine Fortsetzung und Weiterentwicklung hoffen.

Ich freue mich drauf!

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Veröffentlicht am 08.12.2020

Zu viele Themen, um spannend zu sein

Kreuzberg Blues
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Georg Denglers Partnerin Olga wird von ihrer in Kreuzberg wohnenden Freundin Silke um Hilfe gebeten. Das Haus, in dem Silke mit ihrer Tochter Lena lebt, soll entmietet werden. Die Mieter, die nicht ausziehen ...

Georg Denglers Partnerin Olga wird von ihrer in Kreuzberg wohnenden Freundin Silke um Hilfe gebeten. Das Haus, in dem Silke mit ihrer Tochter Lena lebt, soll entmietet werden. Die Mieter, die nicht ausziehen oder horrende Mieterhöhungen in Kauf nehmen wollen, werden schikaniert und bedroht. In Silkes Fall wurden aggressive Ratten ins Haus gesetzt, die ihre kleine Tochter angriffen und einen Teil ihres Fingers abgebissen haben.

Es handelt sich um Denglers 10. Fall, aber es ist der Erste, den ich lese und ich bin enttäuscht. Die hochgelobte Serie, die teilweise ja sogar verfilmt wurde, kam bei mir nicht an.

Ich empfand keine Spannung. Ich hatte das Gefühl im ersten Drittel von einer Filmsequenz in eine andere geschoben zu werden. Im Film mögen die schnellen Schnitte rasant die Handlung vorantreiben, aber beim Lesen habe ich mich öfters nicht mehr zurechtgefunden.

Ich hatte auch den Eindruck, dass Dengler unmotiviert agierte, sich mit Niemandem absprach und den Leser hinter sich her zockeln ließ und die Reaktionen auf seine Aktionen beobachten ließ.

Zu allem Überfluss agierte Dengler in zu vielen Problemzonen, da wären die Wohnungs-Immobilienhaie, feindliche Übernahmen internationaler Großkonzerne, Umsturzpläne und Machtkämpfe nationalsozialistischer Gruppierungen, Corona-Pandemie, Impfgegner, Virusleugner……… Das ist einfach zu viel für 416 Seiten!

Im „Finden und Erfinden“ zum Abschluss findet man interessante Hinweise zum Buch. Das hat mir einiges verständlicher gemacht, aber aus der Vielfalt der Informationen, die sicher berichtenswert sind, ist es nicht gelungen einen spannenden Krimi zu formen.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Blindes Vertrauen

Kalte Liebe
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Eigentlich ist Kommissarin Nina auf den Weg zum Flughafen um gemeinsam mit ihrem Bruder nach Mallorca zu fliegen, als sie zufällig mithört, dass ihre Kollegen einen brutalen Mord an einem 15-jährigen Mädchen ...

Eigentlich ist Kommissarin Nina auf den Weg zum Flughafen um gemeinsam mit ihrem Bruder nach Mallorca zu fliegen, als sie zufällig mithört, dass ihre Kollegen einen brutalen Mord an einem 15-jährigen Mädchen aufdecken müssen. Ein neuer Kollege, Roman Nolte, hat sich ihrer Gruppe zur Unterstützung angeschlossen. Kurz entschlossen schaltet sie sich in die Ermittlungen ein und verzichtet auf ihren Urlaub.

Nachdem die Leiche, deren Todesumstände brutal und undurchsichtig sind, als Charlotte Campmann identifiziert wurde, begibt sich die verzweifelte Mutter auf eigener Spurensuche.


Dies ist ein guter, spannender Krimi, der seine Leser fesselt. Es ist bereits mein dritter Krimi mit der Bielefelder Mordkommission. Bis auf einen neuen Ermittler begegnen mir die gleichen Kommissare. Es fühlt sich an, wie ein nach Hause kommen. Ich kenne die privaten Kümmernisse, ihre Werdegänge und ihre Beziehungen, auch untereinander. Das macht sie für mich menschlich.

Das Verbrechen, das sie aufklären müssen, ist grausam. Ihre launigen Gespräche und Geschichten aus ihrem Privatleben, machen es mir und ich denke auch vielen anderen Lesern möglich die Brutalität und Grausamkeit der Verbrechen zu ertragen.

Frau Rommel beschreibt Emotionen, Reaktionen der Beteiligten und der Ermittler detailgetreu, rasende Verfolgungsjagden werden so geschildert, dass dem Leser der Schweiß von der Stirn tropft.
Tatorte und grausame Verbrechen werden nicht so genau beschrieben. Man sieht das Blut nicht spritzen oder tropfen. Spannung und Dramatik gehen dadurch aber nicht verloren.

Das macht mir ihre Bielefeld-Krimi Reihe so sympathisch und lesenswert.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Heftige Gefühle

Die Erben von Amergin Manor
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Jolanda McShea liegt schwanger, deprimiert und tief erschöpft im Bett. Völlig abgeschirmt lässt sie sich von Luke Jason Tyler, den vermeintlichen Vater ihres Kindes, umsorgen und den Hotelbetrieb leiten. ...

Jolanda McShea liegt schwanger, deprimiert und tief erschöpft im Bett. Völlig abgeschirmt lässt sie sich von Luke Jason Tyler, den vermeintlichen Vater ihres Kindes, umsorgen und den Hotelbetrieb leiten. Nach dem Unglück mit Farell und Éanna war sie selbst nicht mehr dazu in der Lage.
Erst als Tom ein wichtiges Einschreiben bis zu ihr ans Bett schmuggeln kann, wird sie wachgerüttelt und erkennt die prekäre Situation, in der sie sich befindet.


Ja, heftige Gefühle werden rund um Amergin Manor, dem Hotel und dem Gutshof offenbart.

Für mich echt nicht immer nachvollziehbar, aber …….

Letztendlich ist es gut geschrieben, wenn mich teilweise auch die Hysterie und vollkommen unsinnigen Entscheidungen der Protagonistin Jolanda genervt haben, entwickelte sich dieser Roman ob der Dramatik doch zum Pageturner.

Gefehlt haben mir in diesem Band Irland, die Landschaft und die typischen Iren. Stattdessen ohne Verschnaufpause Trauer, Entsetzen, Hoffnung, Verrat ……… und es nimmt kein Ende.

Mit der Auflösung bin ich nicht zufrieden gewesen, weil einfach wichtige Fragen zum Ende hin immer noch offenblieben. Mir vermittelte sich der Eindruck, dass ein dritter Teil der Geschichte um Amergin Manor geschrieben werden sollte und dass das von den nicht zufriedenen Lesern eingefordert werden sollte.

Wenn mein Urteil auch ein wenig hart ist, ich bin halt kein Freund von Dramaqueens, Hysterie und Liebesdramen, so wird der Roman doch sicher seine Fans finden.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Fesselnd und erschütternd

Die Schweigende
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Karin Remy kann es nicht fassen, dass ihr Mann Jens vor ihr gegangen ist. Nach vierundfünfzig Ehejahren lässt er sie jetzt in Stich, allein mit all ihren Dämonen.
Karin hat eine unbeschreiblich grausame ...

Karin Remy kann es nicht fassen, dass ihr Mann Jens vor ihr gegangen ist. Nach vierundfünfzig Ehejahren lässt er sie jetzt in Stich, allein mit all ihren Dämonen.
Karin hat eine unbeschreiblich grausame und zerstörerische Vergangenheit verdrängt und mit Jens Hilfe nahezu vergessen, aber jetzt……….

Ihre drei bereits erwachsenen Töchter haben nie verstanden, warum ihre Mutter nicht in der Lage war, ihnen ihre Liebe zu zeigen und Zärtlichkeiten zuzulassen. Sie hat ihre Töchter versorgt und zum Lernen angetrieben. Für Verständnis, Geborgenheit und Liebesbekundungen war immer ihr Vater zu ständig.

Nach seinem Tod droht die Familie auseinanderzubrechen.




Fünfhundertfünfzehn Seiten Mitgefühl, Fassungslosigkeit, Scham, Trauer und letztlich auch Wut umfasst dieser Roman.

„Ich wollte - stellvertretend für unzählige andere – das Schicksal eines Heimkindes lebendig werden lassen. Vor allem aber wollte ich zeigen, welche Auswirkungen diese Art von „Pädagogik“ bis in die nächste und übernächste Generation haben kann,…..“ Ellen Sandberg

Das ist ihr gelungen.

Die Lebenslust und Neugier der jungen Karin und im Gegensatz dazu die Bitterkeit, mancher auf Zucht und Ordnung beharrenden Erwachsenen der 50er Jahre, sind mir aus Erzählungen meiner Mutter bekannt. Natürlich war niemandem (vor allem nicht den Denunziantinnen!) klar, welche Folgen ihre Anzeigen hatten.

Man hat immer mal wieder von Misshandlungen in Kinderheimen gehört. Genauso wie man heute immer wieder von Missbrauch innerhalb der Kirche hört, aber dieses Ausmaß …...

Es ist (nur) ein Roman, aber Ellen Sandberg hat meiner Meinung nach, die Chance genutzt, anhand Karins Lebensgeschichte die Praktiken und Verbrechen einiger Erziehungsheime (ich hoffe, es waren wirklich nur einige und nicht alle) dieser Zeit bloßzustellen und offenzulegen. Karins Gefühlstaubheit, die ihr überhaupt nur ein weiteres Leben ermöglicht, prägt ihre drei Töchter und führt bei ihnen zu unterschiedlichen Reaktionen, wie Berührungsängste, Verlustängste. Die Folgen der verbrecherischen Erziehungsmethoden und das Schweigen der Opfer wirken auch noch Generationen später. Wenn der umsorgende, gefühlsvolle und ausgleichende Vater nicht mehr da ist, bricht die Familie auseinander.

All das ist berührend und doch mit dem nötigen Abstand meisterhaft erzählt.

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