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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2018

Interessant und aufschlußreich

Stern des Nordens
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Dr. Jenna Williams, Amerikanerin mit afroafrikanischer und koreanischer Abstammung, kann nach zwölf Jahren den Tod beziehungsweise das Verschwinden ihrer Zwillingsschwester immer noch nicht verwinden. ...

Dr. Jenna Williams, Amerikanerin mit afroafrikanischer und koreanischer Abstammung, kann nach zwölf Jahren den Tod beziehungsweise das Verschwinden ihrer Zwillingsschwester immer noch nicht verwinden. Jee-min, wie sie von ihrer Mutter Han genannt wurde, glaubt nicht, dass ihre Schwester Soo-min an der südkoreanischen Küste ertrunken ist. Zu ihrer Ablenkung stürzt sie sich in die Arbeit und entwickelt sich zu einer hoch angesehenen wissenschaftlichen Expertin für Nordkorea. Der CIA wird auf sie aufmerksam und rekrutiert sie als Agentin für Nordkorea. Gleich ihr erster Einsatz bringt sie auf die Spur ihrer Schwester, von der sie mittlerweile annimmt, dass sie von Nordkoreanern entführt wurde. Nordkorea führt weiterhin Raketentests für Nuklear-Sprengköpfe durch und die amerikanische Regierung verzweifelt daran, dass sie keinen Handlungsspielraum mehr haben. Mit Dr. Williams Hilfe wollen sie ihre Strategie ändern, aber Jenna möchte in erster Linie ihre Schwester finden.

Das Buch hat mich wirklich beeindruckt. In gewisser Weise ist es ein spannender und unterhaltsamer Thriller. D.B. John hebt für uns den Vorhang um uns das wahre Gesicht Nordkoreas zu zeigen. Viele verschiedene Quellen, die John aufwendig recherchiert hat, beleuchten ein brutales, Führer verherrlichendes Bild von Nordkorea.

Ein im wahrsten Sinne düsteres Land, in dem alle Energie in die Rüstung und in den Wohlstand des Führers gestellt wird. Die lückenlose Überwachung jedes Einzelnen und besonders auch der Privilegierten, die in der unmittelbaren Nähe des Führers leben und arbeiten, ist unvorstellbar.

Viele reale Fakten wurden spannend mit der fiktiven Geschichte verflochten und liefern den Lesern einen tiefen Einblick in das nordkoreanische Leben. Es ist beklemmend zu lesen, wie die nordkoreanische Bevölkerung ausgebeutet und geknechtet wird.

Bei der Schilderung der Lebensumstände am Bahnhof Hyesan fiel mir auf, dass die Landbevölkerung zwar Angst und Respekt vor den Spitzeln hat, sich aber immer zu helfen weiß. Bei den Regierungsbeamten gilt, je höher sie steigen und je enger sie mit dem Führer zusammenarbeiten, desto höher ist ihre Angst und Panik. Der Absturz trifft die Würdenträger überraschend und unvorbereitet.

Anhand der Leidensgeschichte der CIA-Agentin Lee, dahinter verbirgt sich Dr. Williams, des Generals Cho, erst großer Held und dann aufgrund seiner Herkunftsgeschichte in Ungnade gefallen, und der Strafarbeiterin Frau Moon, die sich immer wieder durch Eigeninitiative hochkämpft, erlangen wir einen Blick auf verschiedene Ebenen des Nordkoreaproblems.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich habe es mit wachsender Begeisterung gelesen und viel gelernt.

Veröffentlicht am 08.11.2018

Fiktiv???

Codename Eisvogel – »The Kingfisher Secret«
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Grace Elliott, eine engagierte Journalistin, die aber bereits über 20 Jahre für die Klatschpresse tätig ist, glaubt die Story ihres Lebens gefunden zu haben. Ein Interview mit einer Prostituierten, die ...

Grace Elliott, eine engagierte Journalistin, die aber bereits über 20 Jahre für die Klatschpresse tätig ist, glaubt die Story ihres Lebens gefunden zu haben. Ein Interview mit einer Prostituierten, die mit dem aufstrebenden Präsidentschaftskandidaten Antony Craig ein Verhältnis hatte, soll ihr endlich einen Platz in einer renommierten Zeitung verschaffen. Ihr Chefredakteur und der Herausgeber der Zeitung verweigern ihr die Veröffentlichung der Story. Sie schicken Grace stattdessen mit der Exgattin von Craig, Elena Craig, in deren Heimatort in der ehemaligen Tschechoslowakei auf Werbetour. Als Grace während dieser Reise immer mehr Interesse an Elenas Vergangenheit zeigt, nachfragt und ihre Pläne für ein Buch über Elena bekundet, trennen sich abrupt ihre Wege. Grace muss sich in einem Land dessen Sprache sie nicht versteht, alleine durchkämpfen und Nachforschungen anstellen, um den vielen Widersprüchen in Elenas Vergangenheit nachzuspüren.
Mit ihrer Spurensuche begibt sie sich und alles, was ihr lieb ist, in tödliche Gefahr.

Codename Eisvogel ist ein spannender Thriller, der weitgehend fiktiv ist, aber mit seiner Realitätsnähe spielt.
Mir ist allerdings nicht klar, warum der Autor seinen Namen verschweigt. Über den amerikanischen Präsidenten wurde uns nichts verkündet, was nicht schon in zahlreichen Büchern angeprangert wurde. Seine Charakterzüge, seine Ungeduld, seine fehlende Diplomatie und Kompromissbereitschaft, seine geringe Aufnahmemöglichkeit, sein übersteigertes Selbstbewusstsein........bis zum Verdacht, dass seine Wahl zum Präsidenten von Russland beeinflusst wurde, sind in unterschiedlichen Magazinen und Büchern behandelt worden.
Einzig diese Art der Einflussnahme durch den KGB wurde noch nicht veröffentlicht. Wahrscheinlich liegt das daran, dass es sich weitgehend um ein Was-Wäre-Wenn-Gedankenspiel des Autors handelt. Beim Lesen des Thrillers habe ich aber immer wieder gedacht, das es so gewesen sein könnte.
Das Buch wirkt nach. Diesen Thriller kann man nicht einfach zuklappen und beiseite legen. Er ist so realitätsnah, dass man unweigerlich anfängt zu denken. Wenn dieser Mensch zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt werden kann, dann können auch andere Staaten auf diese Wahl beziehungsweise auf den Wahlkampf Einfluss genommen haben, wie auch immer.
In wieweit Codename Eisvogel fiktiv ist, wird man wohl nie erfahren, da ja alle Beweise vernichtet wurden.

Veröffentlicht am 31.10.2018

Lebensmut

Das Leuchten unserer Träume
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Sophie Winter hat sich ihr Leben eingerichtet. Sechszehn Jahren nach dem tödlichen Unfall ihres Bruders Scott lässt sie nur ihren Kater Fred in ihr Herz, aus Angst noch einmal einen geliebten Menschen ...

Sophie Winter hat sich ihr Leben eingerichtet. Sechszehn Jahren nach dem tödlichen Unfall ihres Bruders Scott lässt sie nur ihren Kater Fred in ihr Herz, aus Angst noch einmal einen geliebten Menschen zu verlieren.
Als die Partygäste ihrer Nachbarn einen verheerenden Wohnungsbrand verursachen, wird sie mit knapper Not durch einen Passanten gerettet. Ben Stevens, ihr Retter, weicht fortan nicht mehr von ihrer Seite. Nachdem sie kurze Zeit bei ihrer Freundin Julia Unterschlupf gefunden hat, bei ihr und ihrer Familie aber nicht bleiben kann, weil Gary, Julias Ehemann, wegen seiner Katzenallergie, auf Fred sehr stark reagiert, zieht sie kurzer Hand zu Ben, der ihr seine Souterrain-Wohnung angeboten hat. In winzigen Schritten nähern die Beiden sich an, aber welche Geheimnisse verbirgt Ben vor Sophie?


Dies ist bereits das vierte Buch, das ich von Dani Atkins gelesen habe. In den ersten drei Büchern hat mich fasziniert, dass es Dani Atkins gleich in den ersten Seiten gelingt, den Leser in ihre Welt zu ziehen, um dann auf den folgenden Seiten den Leser bangen, hoffen und vor allem genießen zu lassen.

Leider habe ich das bei diesem Buch nicht so empfunden. Ich hatte große Schwierigkeiten in die Geschichte zu kommen. Ich konnte Sophies Gedanken und Empfindungen mit ihren Handlungen nicht in Einklang bringen. Bens Charakter war für mich auch nicht greifbar.
Beim Weiterlesen, als mich die Geschichte dann doch gepackt hat, empfand ich Ben, als viel zu gut um wahr zu sein. So begann dann doch wieder das Hoffen und Bangen.

Die Schicksalsgemeinschaft von Ben und seinen Freunden berührt, verlangt Hochachtung und macht nachdenklich auch bezüglich unserer eigenen Zukunft.

Was dann aber auf Sophie beziehungsweise auch auf uns Leser einprasselt, ist mir diesmal einen Touch zu viel. Ich möchte hier nicht spoilern, deshalb kann ich nur sagen, mir war es zu heftig.

Auch wenn mich dieses Buch nicht so überzeugt hat, wie seine Vorgänger, ist doch festzuhalten, dass ich keine Autorin kenne, die so gefühlvoll und berührend schreiben kann ohne kitschig zu werden.

Einige witzige Dialoge zwischen Julia und Sophie und auch zwischen Ben und Sophie ließen mich schmunzeln und machten die ganze Dramatik erträglicher.

Die letzten fünf Seiten musste ich zweimal lesen, um richtig zu verstehen und dann füllten sich auch meine Augen mit Tränen.

Das Ende, wieder ganz im Dani-Atkins-Stil, zeigt sich wieder versöhnlich und hoffnungsvoll.
Ein Buch, ein Thema, das nachwirkt.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Ein Wettbewerb?

Die perfekte Unschuld
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Innerhalb weniger Tage werden vier Menschen auf spektakuläre und brutale Weise getötet. Die Police Scotland insbesondere DI Luc Callanach und DI Ava Turner sind ratlos. Sie finden keinen Ermittlungsansatz ...

Innerhalb weniger Tage werden vier Menschen auf spektakuläre und brutale Weise getötet. Die Police Scotland insbesondere DI Luc Callanach und DI Ava Turner sind ratlos. Sie finden keinen Ermittlungsansatz und keine Gemeinsamkeiten. Weder gibt es einen ähnlichen Tathergang, noch kann es immer der gleiche Täter gewesen sein. Die Zeugenaussagen und auch die Tatausführung lassen einmal auf eine wendige, kleine weibliche Person schließen und einmal auf einen brutalen, kräftigen Mann. Die Opfer haben nur eine Gemeinsamkeit. Es sind unschuldige Gutmenschen. Sie arbeiten ausnahmslos in Berufen, die den Menschen helfen und sie haben sich durch besondere Hilfsbereitschaft verdient gemacht.
DI Callanach versucht verzweifelt eine Spur oder Anhaltspunkt zu finden. Er sieht sich gezwungen alternative Wege zur Spurensuche zu gehen.


Dies ist der zweite Band einer bereits vier-teiligen Serie mit DI Callanach und Di Ava Turner. Die Serie ist außergewöhnlich. Das erste Buch „Die perfekte Gefährtin“ habe ich als Hörbuch gehört. Es kam mir noch spannender und brutaler vor.
Das mag daran liegen, dass im ersten Band die Verbrechen von Anfang an auch aus der Täterperspektive verfolgt werden konnten. Die Verbrechen und die Ermittlungsarbeit standen immer im Mittelpunkt. Im zweiten Band treten Beziehungsprobleme und private Befindlichkeiten in den Vordergrund und torpedieren den Spannungsbogen. Trotzdem empfand ich die Hintergrundgeschichte, die Beziehung zwischen Luc und Ava und auch die Kompetenzstreitigkeiten im Dezernat als gute Ablenkung und Auflockerung der Story. Sie machten die Geschichte menschlicher und realer. Es kommt halt auf die richtige Dosierung an.

Faszinierend ist für mich, was für unterschiedliche, einfallsreiche, blutige und brutale Verbrechen sich Helen Fields hat einfallen lassen. Von dieser schrecklichen Phantasie können sich einige Thriller-Autoren eine Scheibe abschneiden. Dieses Mal war sie so einfallsreich, dass ihre Detectives keinen Ermittlungsansatz erkennen konnten.

Zwei neue Charaktere brachten Hilfestellung, Lance Proudfoot, Reporter und Ben Paulson, Informatiker und begnadeter Hacker. Ich hoffe, dass wir in den Folgebänden noch von ihnen lesen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Idee
  • Handlung
Veröffentlicht am 23.10.2018

Spannend, mitreißend, fesselnd

Die Suche
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Ein 14-jähriges Mädchen, Amelie Goldsby, verschwindet von einem gutbesuchten Parkplatz’ eines Einkaufszentrums. Niemand hat etwas beobachtet. Die Eltern sind alarmiert und verzweifelt, denn am gleichen ...

Ein 14-jähriges Mädchen, Amelie Goldsby, verschwindet von einem gutbesuchten Parkplatz’ eines Einkaufszentrums. Niemand hat etwas beobachtet. Die Eltern sind alarmiert und verzweifelt, denn am gleichen Tag wurde die Leiche der 14-jährigen Saskia Morris gefunden. Sie verschwand vor fast einem Jahr auch spurlos. DS Kate Linville vom Londoner Scotland Yard, die zufällig in der Pension der Goldsbys logiert, unterstützt die Familie bei der Suche.
Nach Tagen der Befragungen verzweifelt Detective Chief Inspector Caleb Hale daran, absolut keinen Anhaltpunkt, keinen Ermittlungsansatz bei den Verbrechen an diesen jungen Mädchen zu finden. Hat er es mit einen Serientäter zu tun? Gehört das spurlose Verschwinden einer weiteren Jugendlichen vor drei Jahren auch zu dieser Serie?
Kate, die sich bereits einmal in einen Fall von Hale eingemischt hat, als es um den Mord an ihren Vater ging, hält sich zurück, obwohl sie wieder andere Vorstellungen von den Ermittlungen hat.

„Gnadenlos, Perfide, Abgründig“ verkündet das Cover dieses Kriminalromans. Das trifft es ziemlich gut. Wir begegnen in diesem Fall wieder DS Kate Linville und DCI Caleb Hale in Scarborough, die wir schon aus einem Vorgängerband kennen. Die beiden Charaktere sind im Vorgängerbuch ihre Arbeit, Privatleben und Probleme betreffend sehr genau gezeichnet worden. Leider hat Frau Link ihnen keine Entwicklung und Veränderung in den drei Jahren seit ihrem letzten Zusammentreffen zugestanden. Da fehlte mir etwas.
Die Autorin kommt auf den 654 Seiten mit erstaunlich wenigen blutigen Gewaltakten aus. Schafft es aber trotzdem von der ersten bis zur letzten Seite einen ununterbrochenen Spannungsbogen aufzubauen. Das Verschwinden von jungen Mädchen fasst den Leser an. Wir spüren wie die Verzweiflung bei den Ermittlern immer mehr um sich greift, weil sie, egal in welche Richtung sie ermitteln, keinen Ansatzpunkt für weiterführende Ermittlungen erwischen. Wir bekommen eine Gänsehaut, wenn wir einzelnen Gedanken und Plänen des Täters folgen. Wir schöpfen Hoffnung, wenn Kate Linville eigenmächtige Ermittlungen anstellt. Wir vermuten, wir rätseln und sind dann enttäuscht, wenn wieder eine Spur in eine Sackgasse verläuft. Wir leiden mit den Eltern und manchmal auch mit dem Täter, den wir aber noch nicht lokalisieren können. Aber wir erfahren viel über seine Wünsche, Sehnsüchte und Enttäuschungen.
Es ist einfach genial, wie wir Leser mitgenommen werden.
Das ist wieder einmal ein fesselnder, mitreißender und spannender Krimi von Frau Link.
Danke, ich freue mich auf mehr.