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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.08.2018

Bringt sie den Tod?

Der Schatten
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Norah Richter, Mitte 30, Journalistin kehrt ihrem bisherigen Leben und ihrem Partner Alex den Rücken zu. Mit zunehmender Entfernung von Berlin spürt sie, wie der Druck nachlässt und die Vorfreude auf ihre ...

Norah Richter, Mitte 30, Journalistin kehrt ihrem bisherigen Leben und ihrem Partner Alex den Rücken zu. Mit zunehmender Entfernung von Berlin spürt sie, wie der Druck nachlässt und die Vorfreude auf ihre neue Wohnung und Arbeitsstätte in Wien steigt.
Doch in Wien angekommen verfliegt die Euphorie schnell. Die düstere Prophezeiung einer Bettlerin wirbelt ihr Seelenleben durcheinander.
Ist sie in der Lage zu töten? Ist jeder Mensch in der Lage zu töten, wenn er einen berechtigten Grund hat? Warum fühlt sie sich ständig beobachtet?


Melanie Raabe hat wieder einmal einen Thriller gezaubert, wie ich ihn liebe. Der Spannungsbogen geht über einen Neubeginn, Verwirrung, Spannung, Dramatik, Angst bis hin zur Panik. Durch immer wieder neue Details und andere Gedankengänge beziehungsweise Verdachtsmomente senkt der Spannungsbogen sich nie ab und der Leser wird immer weiter in die morbide und melancholische Welt Wiens hinab-und hineingezogen. Kein Tropfen Blut wird dabei vergossen, aber Gänsehaut und angezogene Zehen (mach ich immer wenn’s mir gruselig wird) begleiteten mich während des gesamten Thrillers.

Norah Richter wird als starken Charakter gezeichnet. Sie ist mutig und tritt jederzeit für benachteiligte und misshandelte Frauen ein, ohne Rücksicht auf Verluste. Was auch gleichzeitig ihre Achillesferse ist, denn die sonst so gewissenhafte und unabhängige Journalistin wird, wenn sie Unrecht gegen Frauen erlebt, emotional und zuweilen kopflos.

Diese Protagonistin ist mir ans Herz gewachsen. Sie ist so gut beschrieben und beleuchtet worden, dass sie gut noch einen weiteren Thriller durchleben könnte.
Mal sehen bzw. lesen, was die Autorin mit ihr noch vor hat.
Die Story ist einfach hammerhart. Ich möchte jetzt gar nichts verraten, um nicht die Überraschung zu zerstören. Aber wie bitte kommt man denn auf solche Ideen.

Liebe Melanie Raabe, ich hoffe, sie kommen noch oft auf solch ausgefallene Ideen, denn sie können sie wunderbar verarbeiten und zu spannenden und gruseligen Thrillern machen.

Ich freue mich schon auf den nächsten.

Veröffentlicht am 16.08.2018

Mehr als unterhaltsam

Der Kormoran
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Wir befinden uns im Jahre 1996. Russland bereitet sich auf die erste demokratische Wahl vor. Vektor, eine schwedische Denkfabrik, beobachtet die Vorbereitungen zur Wahl. Die Chefin Sarah Hansen, ehemalige ...

Wir befinden uns im Jahre 1996. Russland bereitet sich auf die erste demokratische Wahl vor. Vektor, eine schwedische Denkfabrik, beobachtet die Vorbereitungen zur Wahl. Die Chefin Sarah Hansen, ehemalige Dolmetscherin im schwedischen Militär, und ihr Mitarbeiter Max Anger, ehemaliger Kampftaucher des schwedischen Militärs und Russlandexperte bei Vektor, beobachten und überprüfen die Sponsoren, Firmen und Konsortien, die Einfluss auf die Wahl nehmen wollen, von Schweden aus. Paschie Kowalenko, Max’ Freundin und Kollegin bei Vektor recherchiert vor Ort in St. Petersburg. Als Paschie plötzlich ohne Nachricht verschwindet, schwant den beiden Mitarbeitern in Schweden nichts Gutes.
Ist Paschie einem Unternehmen, das im Geheimen operiert zu nah gekommen oder war sie einem Komplott auf der Spur?
Max fliegt sofort nach St. Petersburg um Paschie zu suchen. Zwischenzeit erfolgen Hackerangriffe auf das schwedische Internet und die schwedische Telekomunikation. Nach und nach kristallisiert sich eine Spur zu Vektor und dessen Überwachung hin.
Wer oder was steckt dahinter?


Der Kormoran, ein gewichtiger Thriller (573 Seiten), der für mich nicht immer leicht zu lesen war. Eines war mir nach den ersten Seiten klar, Martin Österdahl ist ein echter Russlandkenner. Leider habe ich erst nachdem ich den Thriller ausgelesen hatte, die Anmerkungen des Autors zum Buch gesehen. Ich finde, sie sind zum Überblick und zum Verständnis des Buches hilfreich, insbesondere das Personenregister. Außerdem ist es immer interessant zu erfahren, warum und aus welchem Anlass der Autor das Buch geschrieben hat. Ich hätte mir diese Anmerkungen zum Buch auf den ersten Seiten des Buchs gewünscht.
Nun zum Thriller. Der ist wirklich spannend. Besonders brisant wirkt er durch den realen Bezug zur Vergangenheit und zur Gegenwart. Während des Lesens war mir nicht immer klar, was nun reale Vergangenheit war, weil ich einfach nicht das Wissen um diese Zeit und diese politischen Verwicklungen habe. Ich hatte immer wieder den Eindruck, dass einiges real war, wie zum Beispiel die Bombenangriffe auf Stockholm, dass der Autor aber, da die genauen Hintergründe nicht bekannt wurden, mit „was wäre wenn“ Überlegungen die Geschichte weitergesponnen hat. Das Ganze verknüpft mit seinen enormen Kenntnissen über Russland ergibt dann diesen packenden Thriller.
Gekonnt verknüpft der Autor private Handlungsstränge mit politischen Machenschaften und den Folgen, die sich aus der Vergangenheit ergeben.
Auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass ich einen fiktiven und zur spannenden Unterhaltung gedachten Thriller gelesen habe, kommt mir jetzt doch einiges an der russischen Politik verständlicher beziehungsweise nachvollziehbarer vor.
„Ich möchte immer etwas lernen, wenn ich einen Roman lese. Es muss spannend sein, aber auch meinen Horizont erweitern, etwas, das gleichzeitig zum Nachdenken anregt und fasziniert“ Das ist ein Zitat aus Österdahls Anmerkungen des Autors zum Buch.
Ich denke, das ist ihm mit diesem Thriller völlig gelungen.

Veröffentlicht am 08.08.2018

Gruppendynamik

Ins Dunkel
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Fünf Frauen und fünf Männer nehmen an einer Treckingtour durch den australischen Busch teil. Alle sind Mitarbeiter der Firma Bailey/Tennants, die jährliche Teambuildingstour. Die Männer-und Frauengruppe ...

Fünf Frauen und fünf Männer nehmen an einer Treckingtour durch den australischen Busch teil. Alle sind Mitarbeiter der Firma Bailey/Tennants, die jährliche Teambuildingstour. Die Männer-und Frauengruppe nehmen verschiedene Routen. Die Männergruppe kommt planmäßig zum Ausgangspunkt. Aber nur noch vier Frauen erreichen verspätet und vollkommen erschöpft das Ziel. Nach der ersten Übernachtung hatte die Gruppe sich verlaufen und zerstritten. Alice Russell versuchte in der zweiten Nacht alleine einen Weg zu finden.
Ausgerechnet Alice Russell wird vermisst. Sie war die Kontaktperson und Informantin von Federal Agent Aaron Falk. Die Firma Bailey/Tennants steht unter dem Verdacht der Geldwäsche im großen Stil.
Kann es sein, dass sie enttarnt und beseitigt wurde? War es ein Unfall in der Wildnis? Treibt ein Serienmörder sein Unwesen?

Schon das Cover gibt einen Eindruck von der unendlichen Wildnis des australischen Dschungels. Im Prolog wird die Dramatik der Situation heraufbeschworen. Die Ankunft der Männergruppe, die Freude, dass sie vor der Frauengruppe und in guter Zeit angekommen sind, dann Verunsicherung, die dann in Panik übergeht.

Die Dramatik und Spannung werden während des gesamten Buches aufrecht gehalten.
Es sind keine blutigen und grausamen Verbrechen, die den Leser packen und gruseln. Es sind Stimmungen, Gruppendynamik, Befürchtungen, Vergangenheitsbewältigung, Angst und Panik, die den Leser immer weiterlesen und ins Dunkel treiben lassen.

Stetige Szenenwechsel treiben die Handlung voran. In kurzen Sequenzen wird der Ablauf der Treckingtour der Frauen verfolgt, während das Geschehen im Rahmen der Suchaktion und der Befragungen durch Federal Agent Aaron Falk beschrieben wird. Dabei werden die einzelnen Frauen genau charakterisiert und das Verhältnis untereinander beleuchtet. Da gibt es einiges, was im beruflichen Alltag verheimlicht wurde.

Der zunehmende Druck auf Falk, endlich die Geldwäsche beweisen zu müssen, wurde von mir auch als Druck auf Alice wahrgenommen. Da sie sich niemandem offenbarte, nahm ich an, dass sie aus Angst vor Bloßstellung umkehren wollte.
Die Autorin hat geschickt einige Drehungen und Wendungen eingebaut, denen der Leser gedanklich nachspüren kann, aber letztlich ein logischen und nachvollziehbares Ende gesetzt, das den Leser zufrieden zurück lässt.

Ich habe das Debüt „Hitze“ noch nicht gelesen, aber der Klappentext verrät, dass Aaron Falk ermittelt. Der Beginn einer Falk-Reihe? Ich denke, dass auch noch viel Wissenswertes aus Falks Vergangenheit erzählt werden kann, neben den mysteriösen und spannenden Fällen, die es zu lösen gilt.
Ich freue mich drauf.

Veröffentlicht am 07.08.2018

Schweigen ist nicht immer Gold

Totenbauer
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Ein junger Mann torkelt durch einen Park. Er wird von einer Joggerin beobachtet wie er auf einer Parkbank zusammenbricht. Sie hört noch, dass er „Toter Bauer“ und „So’n Quatsch“ vor sich hinmurmelt, bevor ...

Ein junger Mann torkelt durch einen Park. Er wird von einer Joggerin beobachtet wie er auf einer Parkbank zusammenbricht. Sie hört noch, dass er „Toter Bauer“ und „So’n Quatsch“ vor sich hinmurmelt, bevor er tot von der Bank stürzt. Hauptkommissar Arno Bremer, Maik Bertram und ihr Team nehmen die Ermittlungen auf. Hauptkommissar Heinnrich Tenbrink, der bisher das Kommissariat geleitet hat, befindet sich noch in der Reha. Er muss nicht nur eine schwere Verletzung auskurieren, auch machen ihn seine Gedächtnisaussetzer Sorgen und er versucht der Ursache auf die Spur zu kommen.
Bertram hat zunehmend Schwierigkeiten mit der Arbeitsweise seines neuen Chefs Bremer und zieht deshalb Tenbrink den Fall betreffend ins Vertrauen. Ab sofort wird der Fall von zwei Seiten her ermittelt und mit viel Bauchgefühl agiert.


Einen kniffeligen Fall haben Maik Bertram und Heinrich Tenbrink zu lösen.
Gleich zu Beginn wird dem Leser deutlich, dass der aktuelle Mordfall mit dem Mord an einer jungen Frau auf Kreta, der 20 Jahre zurückliegt, zusammenhängt. Es wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt. Aus dem „damals“,„heute“ und den Erinnerungen von Heinrich Tenbrink entwickelt sich nach und nach für den Leser ein spannender Krimi mit nicht nur regionalem Charakter. Auch wenn ich den ersten Fall der beiden Kommissare nicht gelesen habe, hatte ich nie das Gefühl etwas verpasst zu haben oder Zusammenhänge nicht erkennen zu können. Man bekommt schrittweise Einblick in die Vergangenheit und erfährt alles, was zum Verständnis dieser Geschichte nötig ist.

Kompetenzgerangel und harte Ermittlungsarbeit prägen den Dezernatsalltag. Schmerzlich fehlen da die regional eingefärbte Ermittlungsarbeit von Heinrich Tenbrink und dessen Bauchgefühl.

Die privaten Probleme beider Kommissare, Bertram und Tenbrink, machen den Münsterland Krimi menschlich und auch privat. Der Leser fühlt mit.
Der Krimi ist abwechslungsreich, auch wegen der privaten Nebenschauplätze, und sehr spannend. Fehlende Kommunikation, zu wenig Miteinanderreden und zu wenig dienstlicher Gedankenaustausch sind die großen Themen dieses Krimis.

„Auch das gemeinsame Schweigen war zu einer Art liebgewordenem Ritual zwischen ihnen geworden, wie bei einem alten Ehepaar. Beruhigend und beängstigend zugleich.“ So wird das Verhältnis von Bertram und Tenbrink beschrieben, ein Ermittlerteam zum Verlieben.

Der letzte Satz des Krimis lässt auf eine Fortsetzung hoffen. „MER SIN NO NICH FERTISCH, MEI LIEBER“. Ich freue mich drauf.
Ich bin ein neuer Fan des Ermittlerpaares.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Spannung
  • Handlung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 06.08.2018

Andere Vorstellung

Racheopfer
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Ich kenne nicht die Reihe um Francis Ackerman jr., aber die Vorgeschichte eines Serienmörders hatte ich mir anders vorgestellt.
Ich denke, dies ist auch mein Problem. Ich kenne keine Bücher von Ethan Cross ...

Ich kenne nicht die Reihe um Francis Ackerman jr., aber die Vorgeschichte eines Serienmörders hatte ich mir anders vorgestellt.
Ich denke, dies ist auch mein Problem. Ich kenne keine Bücher von Ethan Cross und war der Meinung, dass dieses Buch ein guter Einstieg für die Ackerman jr. Reihe sein könnte.

Das Buch ist spannend und gruselig, aber es war mir zu kurz.

Ich hatte den Eindruck, dass nur eine kurze Sequenz aus Ackermanns Leben beschrieben wird. Da er zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Morde begangen hat, kann es sich ja eigentlich nicht um die Vorgeschichte handeln. Möglich wäre, dass seine Gefühle für Jennifer etwas in seinem Leben fortan geändert hätten. Aber das kann ich nicht beurteilen, da ich sein nachfolgendes Leben nicht kenne.
Ständige Misshandlungen durch seinen Vater und das über viele Jahre andauernde Martyrium waren wohl die Ursache seiner Mordserie. Katz und Maus spielt er mit seinen Opfern und das Spiel macht ihm Spaß.
Die einzelnen Charaktere sind gut beschrieben, so dass man zum Beispiel Jennifers Motive gut nachvollziehen kann.

Trotzdem lässt mich das Buch unzufrieden zurück. Ich schwanke, ob ich noch ein weiteres Buch von Ethan Cross lesen soll.