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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2017

Sylt - leicht und locker

Meer Liebe auf Sylt
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Henriette und Ulla, zwei Großmütter, die unterschiedlicher nicht sein könnten, reisen nach Sylt um den zweiten Geburtstag ihrer Enkelin Emma zu feiern.
Henriette, verheiratet, absolut erfolgreiche Karrierefrau ...

Henriette und Ulla, zwei Großmütter, die unterschiedlicher nicht sein könnten, reisen nach Sylt um den zweiten Geburtstag ihrer Enkelin Emma zu feiern.
Henriette, verheiratet, absolut erfolgreiche Karrierefrau graut vor dem Zusammentreffen mit Ulla, der Schwiegermutter ihrer Tochter Alex. Ulla, alleinerziehend, ist überzeugte Veganerin, Umweltverbesserin, Yogameisterin und ständig missionarisch unterwegs.
Das Zusammentreffen der beiden Frauen war dann auch entsprechend angespannt.
Noch angespannter wurde die Situation am nächsten Morgen. Alex war verschwunden und hinterließ nur einen Zettel, auf dem sie mitteilte, dass sie vermute von ihrem Mann, der momentan in Amerika arbeitet, betrogen zu werden und dass sie ihm hinterher müsse um ihre Ehe zu retten. Ulla und Henriette mögen sich doch bitte beide um Emma kümmern. Für Henriette und Ulla war damit der Katastrophenfall eingetreten.

Käthe Lachmann sagt: "Herrlich! Flotte Feder, schöner Wortschatz, liebenswerte Figuren - das macht Spaß! Und ich will nach Sylt!"
Dem kann ich mich anschließen. Dies ist ein wunderbar unterhaltsames Buch, das auch ein wenig nachdenklich macht. Ich bin in Henriettes Alter und habe mich in einigen Szenen wiedererkannt, so wie andere Leser sich sicherlich auch in einigen Figuren, die wirklich gut gezeichnet waren, wiedererkannt haben. Über viele Situationen konnte man herzlich lachen oder auch manchmal grimmig lächeln. Und immer wieder wurde man, wie Ulla es nett ausdrückt, gespiegelt. Frau Thesenfitz zeigt uns deutlich, dass man sich auch mit unangenehmen Menschen zusammenraufen kann, und anschließend überrascht feststellt, dass sie so übel gar nicht sind, und dass man sich gegenseitig bereichern kann. Alte festgerostete Beziehungen lohnen sich reaktiviert zu werden. Und Achtsamkeit gegenüber alle, die wir lieben.
Der Satz: "Am Ende ist alles gut - und wenn es nicht gut ist, ist es auch noch nicht das Ende" gefällt zwar, hat aber mit dem Leben nicht viel zu tun. Bei dieser unterhaltsamen und leichten Strand -und Urlaubslektüre trifft er natürlich ins Schwarze.
Ich wurde angenehm unterhalten und greife sicher gerne wieder auf ein Buch von Claudia Thesenfitz zurück.

Veröffentlicht am 10.03.2017

Der äußere Schein

Der Mörder und das Mädchen
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Cornelia Göransson hat es fast geschafft. Morgen zieht sie mit ihrer Tochter Astrid in eine kleine Mietwohnung. Nur noch eine Nacht muss sie mit dem Mann, der sie seit Jahren misshandelt und demütigt, ...

Cornelia Göransson hat es fast geschafft. Morgen zieht sie mit ihrer Tochter Astrid in eine kleine Mietwohnung. Nur noch eine Nacht muss sie mit dem Mann, der sie seit Jahren misshandelt und demütigt, unter einem Dach schlafen. Aber es läuft schief. Kurz bevor sie mit ihrer Tochter das Haus verlassen will, findet Astrid ihren Vater erstochen im Gästezimmer.
Emma Sköld, Kriminalkommissarin und die Schwester von Cornelias Freundin Josefin, nimmt die Ermittlungen auf.

Die neue Krimiautorin aus Schweden hat sich gleich mit dem ersten Thriller in die hohe Liga der Schwedenkrimis geschrieben. Dieser Thriller ist packend und zuweilen mit Gänsehautfeeling. Die kurzen Kapitel machen die Szenen- und Protagonisten-Wechsel rasant, was anfangs für den Leser etwas unübersichtlich ist, aber letztlich die Spannung hochhält.
Es sind nicht nur die Morde, die den Thrill ausmachen, sondern vielmehr die Emotionen der einzelnen Protagonisten. Unsicherheit, Panik und Angst bei Cornelia lassen den Leser einerseits mit ihr fühlen, andererseits kommen immer wieder Zweifel auf. Die teilweise seltsame Verhaltensweise der anderen Protagonisten geben Rätsel auf, so dass sie wechselweise in Verdacht geraten etwas mit den Verbrechen zu tun zu haben.
Besonders bedrohlich wirken die Stellen, in denen der Mörder aus der Ich-Erzähler-Perspektive die Szene beobachtet.

Insgesamt ist es ein spannender und kurzweiliger Thriller mit überraschenden Wendungen und einem Ende, das auf Fortsetzung hoffen lässt.

Veröffentlicht am 04.03.2017

Nicht mein Ding

In jedem Augenblick unseres Lebens
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Tom Malmquist bringt seine fiebernde und hochschwangere Lebensgefährtin Karin wegen akuter Atemnot in die Notaufnahme der Entbindungsklinik. Nach etlichen Untersuchungen und Tests wird Tom klar, dass seine ...

Tom Malmquist bringt seine fiebernde und hochschwangere Lebensgefährtin Karin wegen akuter Atemnot in die Notaufnahme der Entbindungsklinik. Nach etlichen Untersuchungen und Tests wird Tom klar, dass seine Lebensgefährtin an lebensbedrohender Leukämie leidet. Das vollentwickelte Kind, seine Tochter Livia, wird mit Kaiserschnitt zur Welt gebracht, aber Karin stirbt trotz aufwendiger Behandlung und langem Kampf. Tom muss lernen ohne Karin zu leben und ihre gemeinsame Tochter aufzuziehen.

Was ich in der Leseprobe noch bewundert habe, nämlich in welch ruhiger und zurückhaltender Art Tom die schrecklichen Ereignisse mit seiner Lebensgefährtin Karin schildert, machte es mir auf Dauer fast unmöglich, das Buch zu Ende zu lesen. Die fehlende Kennzeichnung der direkten Rede machte den Text verwirrend und unübersichtlich.
Das Buch war schwer zu lesen, aber der Text gibt gut die Verlorenheit, Unsicherheit und Unübersichtlichkeit der Situation für die Angehörigen wieder.
Ich konnte immer nur eine gewisse Zeit lesen, sonst wurde ich in die Trostlosigkeit und Verlorenheit mit hineingezogen.
Für mich war dieses Buch zu trostlos, zu unübersichtlich und zu sprunghaft in Zeit und Raum. Der ständige Wechsel zwischen direkter Rede, einen anderen Ort oder auch einer anderen Zeit, Rückblenden, wie Tom Karin kennenlernt oder auch Gespräche, die er mit seinen Vater hatte, brachten meinen Lesefluss immer wieder zum Erliegen.

Veröffentlicht am 09.02.2017

Irritierend, aber auch spannend

Spreewaldtod (Ein-Fall-für-Klaudia-Wagner 2)
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Kriminalobermeisterin Klaudia Wagner ist traumatisiert und immer noch arg in Mitleidenschaft gezogen, seit sie ihren Kollegen Joe erschießen musste, um einen Alptraum, verursacht durch diesen Psychopaten, ...

Kriminalobermeisterin Klaudia Wagner ist traumatisiert und immer noch arg in Mitleidenschaft gezogen, seit sie ihren Kollegen Joe erschießen musste, um einen Alptraum, verursacht durch diesen Psychopaten, zu beenden.
Zu ihrem Verdruss muss sie auch noch fortan mit Kommissar Peter Demel zusammen arbeiten, obwohl dieser sie in ihrer ersten Zeit im Lübbener Polizeirevier gedemütigt und verhöhnt hat. Eigentlich möchte sie flüchten und woanders neu anfangen, aber sie hat eine Mordermittlung zu leiten. Während ihrer Arbeit wird sie ständig von Panikattacken und Trugbildern abgelenkt. Eigentlich ist alles, ihre privaten, gesundheitlichen und dienstlichen Probleme, ein Höllenritt, aber sie zieht ihre Ermittlungen mit Kollege Demel durch.

Ich war nicht ganz glücklich mit diesem Spreewaldkrimi.Im Roman hatte ich durchgehend das Gefühl etwas verpasst zu haben. Ständig habe ich überlegt, ob ich nicht doch besser erst das „Spreewaldgrab“ lesen sollte um die immer wiederkehrenden wagen Andeutungen über Klaudias Vorgeschichte besser verstehen zu können. Es kamen im Laufe der Geschichte zwar immer mehr Puzzleteile zusammen, aber ich empfand es störend, bei jeder Panikattacke wieder ein bisschen mehr von der Vorgeschichte zu erfahren ohne je die ganze Geschichte zu erfahren.
Der aktuelle Fall ist gut geschildert. Kommissar Demel und die weiten Mitglieder der Polizeistation Lübbenau sind gut charakterisiert. Der Einblick in die Verhältnisse der rumänischen Saisonarbeiter im Spreewald war interessant.
Ein Vermerk, dass es sich um eine Reihe handelt, die man in richtiger Reihenfolge lesen sollte, wäre hilfreich gewesen.

Veröffentlicht am 08.02.2017

Scholz & Jacobi

Weit weg ist anders
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Edith Scholz, die ca. 70-jährige ungeduldige Berlinerin, wird nach einem Sturz in ihrer Wohnung erst nach eineinhalb Tagen von ihrem Postboten Oskar Mannstein entdeckt.
Notarzt, Krankenhaus, Hüftoperation ...

Edith Scholz, die ca. 70-jährige ungeduldige Berlinerin, wird nach einem Sturz in ihrer Wohnung erst nach eineinhalb Tagen von ihrem Postboten Oskar Mannstein entdeckt.
Notarzt, Krankenhaus, Hüftoperation und Reha folgen unvermeidlich ihrem Unfall. Während der Reha lernt sie Christel Jacobi kennen, die ihre Freundschaft sucht. Aber Edith Scholz sucht keine Freundschaft. Sie liebt es unabhängig zu sein. Sie ist kratzbürstig, angriffslustig und zupackend. Christel Jacobi ist das krasse Gegenteil von Großstadtpflanze Edith. Sie kommt aus der Kleinstadt Husum. Sie liebt Yoga und Handarbeiten. Im Gegensatz zu Edith ist sie mimosenhaft, emotional und ängstlich, aber auch ziemlich manipulierend. Trotz einer großen Abneigung und der vielen Gegensätze finden die Beiden zueinander und machen sich in ein großes Abenteuer auf.

Ich habe mich köstlich amüsiert. Ich bin auch bereits sechzig Jahre und finde es köstlich, wie natürlich Frau Scholz und Frau Jacobi agieren. Jeder kennt so eine Frau Scholz und Frau Jacobi. Man mag sie Beide, aber auf Dauer kann man wohl keine von Beiden immer in seiner Nähe haben. Wenn man Frau Scholz allzu nah auf die Pelle rückt, wird sie mit jedem Tag unausstehlicher und kratzbürstiger, damit sie wieder alleine ihrem gewohnten Tagesablauf nach gehen kann. Frau Jacobi würde mir auf Dauer ziemlich auf die Nerven gehen, so lieb und so nett sie auch ist.
Für ein bestimmtes Ziel haben sie sich aber arrangiert und dabei festgestellt, dass sie ihr gewohntes Leben doch nicht lange Zeit entbehren können.
So amüsant und unterhaltsam die Wortgefechte zwischen den beiden Frauen zu lesen waren, so lässt es mich doch nachdenklich und ein bisschen traurig zurück.
Weite Sprünge können wir mit zunehmendem Alter nicht mehr machen, aber es gibt immer noch Menschen, die es versuchen. Und das ist schön zu lesen.