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Veröffentlicht am 25.10.2016

ImWald beim schweigenden Dorf

Im Wald
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In der Nacht explodieren auf einem Campinglatz in der Nähe von Ruppertshain ein Wohnwagen und ein Auto. Die Feuerwehr hat Mühe die Ausbreitung des Feuers zu verhindern. Im Wohnwagen wird eine ...

In der Nacht explodieren auf einem Campinglatz in der Nähe von Ruppertshain ein Wohnwagen und ein Auto. Die Feuerwehr hat Mühe die Ausbreitung des Feuers zu verhindern. Im Wohnwagen wird eine Leiche entdeckt. Oliver von Bodenstein und seine Kollegin Pia Sander werden hinzu gezogen.
Oliver von Bodenstein ist in Ruppertshain aufgewachsen. Das Feuer wurde vorsätzlich gelegt, so dass von Bodenstein gegen ehemaligen Weggefährten und Spielkameraden ermitteln muss.
Und die Ermittlungen gestalten sich sehr schwierig. Als von Bodenstein die Besitzerin des Wohnwagens befragen will, ist diese getötet worden, obwohl sie aufgrund ihrer Krebserkrankung nicht mehr lange zu leben hatte.
Ein junger Mann, der die Brandstiftung wahrscheinlich beobachtet hat, ist nicht aufzufinden.
Da geschieht ein dritter Mord...........

Irgendwo habe ich gelesen, dass Nele Neuhaus den Spagat zwischen Psychodrama und Thriller meisterhaft beherrscht. Leider kann ich dem nicht zustimmen. Für mich war von Bodensteins Berufsmüdigkeit, seine Unsicherheit gegenüber seiner neuen Liebesbeziehung, seine Schuldgefühle gegenüber seinem Freund Arthur aus Kindertagen und seine fehlende Kindheitsbewältigung etwas zu viel Psychodrama.
Ich habe alle Taunuskrimis der Autorin gelesen, genossen und bis auf Einen bewundert. In diesem Einen, ich habe leider den Titel nicht parat, trennte sich Ehefrau Cosima von Oliver von Bodenstein und stürzte ihn in eine tiefe psychische Krise. Diese Krise und weitere Befindlichkeiten Bodensteins drängten den Kriminalfall ziemlich an die Seite.
Hier habe ich es ähnlich empfunden. Erst im zweiten Drittel des Buches kam der Thriller zum Vorschein. Grundsätzlich finde ich es gut, wenn bei einer Krimiserie sich das Privatleben der Ermittler im Hintergrund entwickelt. Ein neuer Roman ist dann wie ein nach Hause kommen oder Treffen alter Freunde. Die Schuldgefühle und die unbewältigten Kindheitserlebnisse von Bodensteins sowie die Ermittlungen in seinem Heimatdorf mit reichlichen Flashbacks haben zu einem Ungleichgewicht geführt.
Mich wundert, dass Oliver von Bodenstein in den über vierzig Jahren seit Verschwinden seines Freundes Arthur nie versucht hat, Ermittlungen aufzunehmen. Erst jetzt fordert er die damaligen Ermittlungsakten an.
Die Versagungsängste von Pia Sander kann ich auch nicht ganz nachvollziehen. Sie war immer tough und handelte nach Bauchgefühl. Jetzt wirkt sie ängstlich, trauert bereits um ihren Chef und fühlt sich der Lage nicht gewachsen.
Ich meckere jetzt hier auf hohem Niveau. Alles in Allem hat mir der Thriller gut gefallen. Insbesondere die Ermittlungsarbeit des gesamten Teams. Man konnte die einzelnen Schritte immer nachvollziehen und ist den Ermittlern in die Sackgasse gefolgt, denn alle Schlussfolgerungen waren logisch.
Besonders interessant finde ich die Erkenntnis, dass das gesamte Dorf schwieg und deshalb niemand in den vierzig Jahren die ganze Wahrheit kannte.

Veröffentlicht am 06.10.2016

Spannend und überraschend

DNA
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Nach einem unvorstellbaren, grausamen Mord an der 3-fachen Mutter Elisa Bjarnadottir ermittelt Kommissar Haldur mit seinem neugegründeten Team. Kommissar Haldur, speziell für diesen Fall befördert, hat ...

Nach einem unvorstellbaren, grausamen Mord an der 3-fachen Mutter Elisa Bjarnadottir ermittelt Kommissar Haldur mit seinem neugegründeten Team. Kommissar Haldur, speziell für diesen Fall befördert, hat neben der beruflichen kaum lösbaren Aufgabe, private Probleme. Er hat nicht nur mit der Exfrau seines Kollegen Rikhardur Sex auf der Toilette einer Bar, sondern auch mit der Psychologin Freyja, unter falschen Namen und falsche Berufsbezeichnung. Mit dieser Psychologin muss er in diesem Fall eng zusammenarbeiten.
Immer wieder führen die Ermittlungen in eine Sackgasse. Kommissar Rikhardur, seine Kollegin Erla, die Haldur sehr zugetan ist, und Haldur arbeiten rund um die Uhr, kommen aber nicht weiter.
Da geschieht ein zweiter grausamer Mord..... .

Dieser Thriller lebt von einem äußerst skurrilen Mordfall. Von so einer Tötungsart habe ich noch nie gehört. Der Leser bekommt in diesem Fall alle Informationen, die auch die Ermittler haben und muss schnell erkennen, dass es keine Zusammenhänge oder Lösungsansätze gibt.
Ich habe zwar von Anfang an, den Prolog, von dem die Ermittler keine Kenntnis haben, in meine Überlegungen mit einbezogen, aber trotzdem keinen Zusammenhang mit den Taten oder den Opfern finden können.
Gegen Mitte des Buches waren einige Längen. Die genauen Lebensumstände, das Ausmisten seines Hauses sowie das ausführliche Gefühlsleben von Karl erscheinen mir zu ausführlich.
Die Idee das Periodensystem als Basis für einen Geheimcode zu nutzen fand ich genial, aber eigentlich hätten die Ermittler, insbesondere Interpol, den Code knacken müssen.
Die Figuren des Kommissars Huldar und der Psychologin Freyja wurden stark ausgearbeitet und die Vielschichtigkeit ihrer Lebensläufe aufgezeigt. Vielleicht kann man demnächst mehr von diesen Charakteren lesen. Der Kommissar und die Psychologin waren trotz ihrer amourösen Beziehung ein gutes Gespann, besser als die Kommissare unter einander.
Die Lösung des Falls hat mich erst sehr überrascht und geschockt, wollte mir erst nicht gefallen, aber gegen Ende passte doch jedes Puzzleteilchen ins Bild, sehr gut durchdacht und logisch gefolgert.

Veröffentlicht am 27.09.2016

Was geschah in der Mittsommernacht?

Das Geheimnis der Mittsommernacht
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Norwegen im Jahre 1895, das Bergbaudorf Roros ist Schauplatz mehrerer Schicksalsschläge. Die Deutsche, Clara Ordal verliert durch einen tragischen Unfall ihren Mann, den sie mit ihrem Sohn Paul nach Norwegen ...

Norwegen im Jahre 1895, das Bergbaudorf Roros ist Schauplatz mehrerer Schicksalsschläge. Die Deutsche, Clara Ordal verliert durch einen tragischen Unfall ihren Mann, den sie mit ihrem Sohn Paul nach Norwegen begleitet hat. Er wollte sich am Sterbebett der Mutter mit seinen Eltern aussöhnen, bevor er mit seiner kleinen Familie nach Samoa auswandert. Clara und ihr Sohn werden von ihren Schwiegereltern abgelehnt. Bei Olafs Beerdigung wird sie von der gesamten Dorfgemeinschaft angefeindet, weil sie im protestantischen Norwegen als Katholikin eine Außenseiterin ist.
Sofie Svartstein, Tochter des Direktors des Kupferwerks, verliert ihre Mutter bei der Geburt ihres kleinen Bruders, der kurz nach der Geburt ebenfalls stirbt. Sie steht nun allein gegenüber ihrem für sie unnahbaren Vater und ihrer älteren Schwester Silje, die nur Mode, eines standesmäße Hochzeit und gesellschaftliche Anerkennung im Sinn hat.

Die Deutsche, Clara, und die Norwegerin, Sofie, müssen sich ihren eigenen Weg erkämpfen.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Die beiden Erzählstränge, zum einen die Erlebnisse der Außenseiterin Clara Ordal, zum anderen das Leben der Norwegerin Sofie, geben einen guten Einblick in die verschiedenen Gesellschaftsschichten dieser Zeit. Der Alltag und die Moralvorstellungen der Norweger dieser Zeit werden anschaulich dargestellt. Die stets zwischen den beiden Protagonistinnen wechselnden Kapitel lassen den Roman zu einem Page Turner werden. Neben den beiden Lebensgeschichten lernen wir sehr viel über die Arbeitswelt, die politischen Gegebenheiten und die gesellschaftlichen Schichten des 19. Jahrhunderts in Norwegen.

Das ist ein historischer Roman, der dem Leser neben einer spannenden Familiengeschichte auch die Zeitspanne in der er spielt nahe bringt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Was für ein genialer Thriller!!!

DIE WAHRHEIT
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Es ist dunkel. Es ist das Jahr 2015. Sarah Petersen genießt ihre zweite Sonnenfinsternis in Gedenken an ihren vor sieben Jahren verschwundenen Mann Philipp.

Fortan beschließt sie ihr Leben zu ändern. ...

Es ist dunkel. Es ist das Jahr 2015. Sarah Petersen genießt ihre zweite Sonnenfinsternis in Gedenken an ihren vor sieben Jahren verschwundenen Mann Philipp.

Fortan beschließt sie ihr Leben zu ändern. Sie lässt sich die Haare kurz chneiden, lädt Freunde und Kollegen nach Jahren in ihr Haus zum Essen ein und will mit ihrem Kollegen Mirko endlich eine neue Beziehung eingehen.

Dann kommt alles anders. Sie erhält einen Anruf vom Außenministerium in dem ihr mitgeteilt wird, dass ihr Mann Philipp nun endlich aus der Gefangenschaft befreit wurde und am übernächsten Tag nach Hause kehren werde.

Aber der Mann, den sie am Flughafen willkommen heißen will, ist nicht ihr Mann.

Ich habe selten einen Thriller gelesen, der mich so gefesselt und gepackt hat, dass ich ihn nicht mehr aus der Hand legen konnte. Aus diesem Stoff sollten Thriller sein. Es muss kein entfesselter Serienmörder oder Psychopath sein, es muss nicht literweise Blut fließen.

Es sind die Gedanken, die nicht verarbeitete Vergangenheit und die Konfrontation mit dem Fremden in eigentlich nahestehenden Personen, die uns das Grauen lehren und die kalte Gänsehaut auf den Körper treiben. Alles das hat Frau Raabe in Perfektion zu Papier gebracht. So wie sich Sarah und Philipp schlaflos durch die Nacht bekämpft haben, so hat mich dieses Buch die ganze Nacht lesend wach gehalten. Jetzt am Morgen klingt es immer noch nach, insbesondere Sarahs Gedanken über die Liebe werden nicht so schnell verhallen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vierundzwanzig Stunden - Vierundzwanzig Winde - und nichts,

Vierundzwanzig Stunden
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Mit einem furiosen Auftakt, der jedes Mutterherz in Schockstarre versetzt, beginnt MUSSOs Erzählung vom Leuchtturm der 24 Winde und dem Leben der Castellos.

Arthur Castello, der von seinem Vater Frank ...

Mit einem furiosen Auftakt, der jedes Mutterherz in Schockstarre versetzt, beginnt MUSSOs Erzählung vom Leuchtturm der 24 Winde und dem Leben der Castellos.

Arthur Castello, der von seinem Vater Frank auf beeindruckende Weise lernen musste, niemandem zu vertrauen, erbt von diesem den Leuchtturm der 24 Winde, den vor Jahren sein Großvater Sullivan Castello erworben hatte, bevor er verschwand.
Eine zugemauerte Tür verbirgt ein grausames Geheimnis, das Arthur umgehend erforschen will. Mit der Öffnung der Tür begibt er sich auf eine Reise, die sein Leben verändert, ihn die Liebe seines Lebens begegnen und auch wieder verlieren lässt.

Der Roman ist äußerst mitreißend geschrieben. Er kann wirklich in vierundzwanzig Stunden gelesen werden. Der Leser wird in die Geschichte gesogen. Sie wirkt auch noch einige Tage nach. Die wichtigen Charaktere sind präzise ausgearbeitet worden, so dass der Leser sich gut mit ihnen identifizieren und mitfühlen kann.
Da im Klappentext nichts über einen Zeitreiseroman angedeutet wurde, war ich anfangs etwas irritiert. Aber die Geschichte wird so fesselnd erzählt, dass ich bald alles um mich herum vergessen habe. Um so schockierender war für mich die Wendung gegen Ende der Geschichte. Ich fühlte mich erst einmal total ausmanövriert.
Beim Lesen des letzten Teils fügte sich dann logisch eines zum anderen. Er hat eine ganz andere neue Dimension des Romans zu Tage gebracht, die mich nachhaltig beschäftigte.

Kann man sich mehr von einem unterhaltsamen Roman wünschen?

Ich freue mich jetzt schon auf einen neuen Roman von Guillaume Musso.