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Veröffentlicht am 27.10.2020

Die Trauer, das Leben und das Meer

Rubinrotes Herz, eisblaue See
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Florine wächst in einem kleinen Fischerdorf an der Küste Maines auf, in einfachen Verhältnisses aber mit zwei liebenden Eltern und einer liebevollen Großmutter. Doch ihre glückliche Kindheit findet ein ...

Florine wächst in einem kleinen Fischerdorf an der Küste Maines auf, in einfachen Verhältnisses aber mit zwei liebenden Eltern und einer liebevollen Großmutter. Doch ihre glückliche Kindheit findet ein jähes Ende, als ihre Mutter Carlie spurlos verschwindet. Ab diesem Tag prägt die Trauer das Leben von Florine.


In anderen Rezensionen habe ich gelesen, das Buch hätte keine wirkliche Handlung und keinen roten Faden und die Protagonistin sei oft nicht nachvollziehbar. Ich behaupte, dass viele das Buch einfach nicht verstanden haben. Hier geht es einzig und allein um Florine - und um das Trauma, das sie davongetragen hat. Auch, wenn das Wort "Trauma" im Buch nicht einmal fällt, wird genau das in all seinen Facetten beschrieben. Handlungen, die sicher oft nicht nachvollziehbar erscheinen mögen auf Leute, die selbst nie mit psychischen Belastungen zu kämpfen hatten, lassen sich hier fast immer darauf zurückführen, dass Florine sich nach Liebe sehnt, Angst vor Verlust hat, die Realität oft nicht akzeptieren kann. Sie ist verstört und daraus resultierend sicher auch gestört.


Auch schildert das Buch ziemlich plastisch die körperlichen Veränderungen während der Pubertät und später gibt es auch Sexszenen. Sicher wollen das viele nicht lesen, aber ich denke, dass es zu Florine passt und auch zu der Zeit, in der es spielt (1960er Jahre). Hierzu hat mir aber gefallen, wie unterschiedlich diese Phase bei Florine und ihren Freunden jeweils ausfällt. Allgemein sind alle Nebencharaktere gut ausgestaltet und haben ein Leben, eine Seele. Lediglich die Eltern von ihren Freunden konnte ich manchmal nicht auseinanderhalten, die sind aber für die Handlung auch nicht wichtig. Und dieses Buch bildet nicht nur das Leben von Florine ab, sondern auch das von vielen anderen Menschen. Es zeigt uns, dass oft viel mehr hinter der Fassade eines Menschen steckt, als wir auf den ersten Blick erkennen können.


Man sollte zum Lesen dieses Buches Spaß an Psychoanalytik mitbringen und kritisch alles reflektieren und hinterfragen, was so geschieht. Meistens haben die Szenen eine tiefere Bedeutung, als sich vielen auf den ersten Blick zu erschließen scheint. Man sollte keine rasante Handlung erwarten, sondern sich einfach einlassen auf das, was das Buch einem zeigen will. Es vermittelt ein glaubwürdiges Bild eines traumatisierten jungen Mädchens, das nach dem Verlust der Mutter nicht mehr so recht Fuß im Leben fassen kann.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Nicht alles überzeugend dargestellt, aber spannend!

Erebos
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An Nicks Schule kursieren Kopien des geheimnisvollen Spiels "Erebos". Als auch Nick die Möglichkeit hat, es zu spielen, denkt er nicht lange darüber nach. Natürlich will er wissen, was an der Sache dran ...

An Nicks Schule kursieren Kopien des geheimnisvollen Spiels "Erebos". Als auch Nick die Möglichkeit hat, es zu spielen, denkt er nicht lange darüber nach. Natürlich will er wissen, was an der Sache dran ist. Doch er merkt schnell, dass Erebos kein gewöhnliches Spiel ist. Es spricht mit einem. Es gibt einem Aufträge. Und es scheint einen Plan zu verfolgen...

Das Cover finde ich nicht ganz passend. Es wirkt leicht militärisch, sodass ich erst dachte, Erebos sei ein Ego-Shooter, tatsächlich ist es aber ein Fantasy-Rollenspiel.
Erebos war endlich mal wieder ein Buch, das ich so richtig durchgesuchtet habe!

Als jemand, der selbst schon jahrelang passioniert spielt, habe ich das Spiel als unrealistisch empfunden. Sowohl die KI dahinter kann nicht in verhältnismäßig kurzer Zeit so entwickelt werden, ebenso die angeblich überwältigende Grafik. Innerhalb des Spiels scheint es keinen roten Faden zu geben. Jedes Mal wird man woanders ausgespuckt und macht das erste, was einem über den Weg läuft? In der Realität dürfte sich so ein Spiel kaum durchsetzen, sondern wäre ziemlich langweilig.


Nick als Charakter war mir zuerst unsympathisch, weil ich mich nicht mit ihm identifizieren konnte. Aber er repärsentiert wohl recht gut den normalen Durchschnittsschüler bzw. einen der Beliebteren. Dafür waren mir Emily und ihre Freunde umso sympathischer, sie mochte ich sehr gerne.


Die Auflösung am Ende fand ich überraschend stimmig. Genau die ist bei Büchern, die sich um Computerspiele drehen, in der Regel der Schwachpunkt und war für mich bislang immer enttäuschend. Hier wird das ausnahmsweise mal ziemlich gut gelöst. Wer letztlich hinter Erebos steckt und warum, das fand ich zwar leider trotzdem übertrieben und vor allem unrealistisch, aber immer noch besser als in anderen Büchern. Der Rest war - wie gesagt - aber recht stimmig.


Manches war sogar recht vorhersehbar, anderes kam ganz unerwartet. Vor allem hat man als Leser, gerade gegen Ende, oft eher den Durchblick als Nick. Das ist so offensichtlich, dass es nur so gewollt sein kann, aber warum? Mich hat das etwas genervt, aber vielleicht ist es so einfach glaubhafter, als wenn es so aus dem Nichts gekommen wäre. Also wahrscheinlich ist das doch so am besten gelöst.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Die Geheimnisse einer Insel

Das Mädchen mit den gläsernen Füßen
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Ida hat eine mysteriöse Krankheit: Ihre Füße werden zu Glas. So kommt sie nach St. Hauda's Land, wo die Geschichte ihren Anfang nahm, um herauszufinden, was mit ihr passiert und ob man das Glas aufhalten ...

Ida hat eine mysteriöse Krankheit: Ihre Füße werden zu Glas. So kommt sie nach St. Hauda's Land, wo die Geschichte ihren Anfang nahm, um herauszufinden, was mit ihr passiert und ob man das Glas aufhalten kann. Dabei begegnet sie Midas, einem eigenbrötlerischen Fotografen. Gemeinsam erforschen die Moore von St. Hauda's Land und nicht zuletzt auch diverse Lebensgeschichten, die schicksalhaft verwoben scheinen.

Midas ist ein misantropischer Eigenbrötler, arbeitet in einem Blumenladen und lebt für die Fotografie. Mir war er sehr sympathisch! Zu seinem Chef und dessen kleiner Tochter Denver hat er ein familiäres Verhältnis.

Ida hatte dagegen nicht so viel Tiefe, obwohl sie die eigentliche Hauptfigur ist. Über ihre Eltern erfährt man nur wenig, über ihr Verhältnis zu ihnen noch weniger. Auch über Leben, bevor sie krank wurde, wird wenig offenbart. Dass sie ein wildes Leben voller Adrenalinkicks geführt haben soll, scheint dann wieder so gar nicht zu ihr zu passen, da sie im Buch ein sehr ruhiger Charakter ist.

Das Buch ist spannend geschrieben, hat eine dichte, geheimnisvolle Atmosphäre und man kommt all den Geheimnissen dieser Insel immer näher. Und man will unbedingt wissen, was dort vor sich geht!
Leider wird man diesbezüglich enttäuscht, da das allermeiste nie aufgeklärt wird. Das hat mich ziemlich frustriert, den was ist dann der Sinn all dieser Phänomene und Geschichten?

Was ist die Endaussage dieses Buches? Dass es manchmal Dinge gibt, die wir einfach nicht erklären können? Dass wir an Dinge glauben sollten, die wir nicht für möglich halten? Dass wir nicht auf jede Frage eine Antworten finden können? Dass manchmal furchtbare Dinge geschehen, die wir aber nicht ändern können? Dass es sehr wohl zu spät sein kann, um Fehler wieder gut zu machen? Dass wir letztlich alle Opfer unseres Schicksals sind?
Wie man sieht, hat es mich durchaus nachdenklich zurückgelassen, doch anstatt mir selbst all diese Fragen zu stellen, hätte ich die Antwort lieber aus dem Buch erfahren.

Für das Ende und die ganzen nicht vorhandenen Erklärungen und im Sande verlaufenen Aspekte etc. muss ich leider ganz schön was abziehen. Auch Ida war als Charakter nicht ganz überzeugend. Pluspunkte gibt es für die fantastische Atmosphäre und die kreativen Ideen des ganzen Szenarios, ebenso für Midas und Denver. Ich kann mich nicht so richtig zwischen 3 und 4 Sternen entscheiden, es wäre wohl eigentlich eine 3,5. Wäre das alles am Ende aufgelöst worden, was mich interessiert hätte und wären manche Handlungsstränge anders verlaufen, wäre es eine klare 4 gewesen, wenn nicht gar eine 5, aber ich kann ja leider nur bewerten, wie es ist...

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Verknallte Teenies und mysteriöse Phänomene

Aura 1: Aura – Die Gabe
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Hannah ist ein ganz normaler Teenager, geht gerne mit ihren Freundinnen feiern und ist verknallt in Jan. Jans Verhalten ihr gegenüber wird jedoch zunehmend seltsamer. Und dann ist da noch Hannahs verborgene ...

Hannah ist ein ganz normaler Teenager, geht gerne mit ihren Freundinnen feiern und ist verknallt in Jan. Jans Verhalten ihr gegenüber wird jedoch zunehmend seltsamer. Und dann ist da noch Hannahs verborgene Gabe, von der er unerklärlicherweise etwas zu ahnen scheint...


Beginnen wir zunächst mit den Charakteren: Hannah ist ein ganz gewöhnlicher Teenager, geht zur Schule und trifft ihre Freundinnen und redet mit ihnen über Jungs. Leider wird sie mir im Verlauf des Buches immer unsympathischer, weil mir ihre ewige Schwärmerei für Jan auf den Zeiger geht, auch wenn das später dann durchaus wieder Sinn ergibt. Viele kritisieren, dass sie im Verlauf des Buches immer selbstsüchtiger wird und ihre Gabe nicht zum Wohle aller, sondern nur für ihre eigenen Zwecke einsetzt. Aber wenn wir mal ehrlich sind: Das ist doch die weitaus realistischere Darstellung. Helden in Büchern müssen immer altruistisch sein, weil sie die noblen Helden sind, aber die Realität sieht so aus, dass die meisten Menschen nur an sich denken. Und wenn ich so überlege, mit wem ich damals so zur Schule gegangen bin... Die meisten hätten sicher genau wie Hannah gehandelt. Also ja, es ist nicht die feine englische Art, aber so wäre es nun mal, meiner Ansicht nach.

Jan ist mir richtig zuwider. Er ist ein total mieser Typ, arrogant und ignorant und trotzdem läuft Hannah ihm hinterher. Allerdings merkt man sofort, dass er mit ihrer Gabe irgendetwas zu tun haben bzw. sie sofort bemerkt haben muss. Mir ging es jedenfalls so, in der Leserunde waren andere davon doch überrascht, aber eigentlich kann man das sofort wissen. Am Ende ist die Auflösung doch krasser, als ich erwartet hatte, aber dennoch nicht überraschend.

Das Ende war ein ziemlicher Knall, obwohl es auch skurril und irgendwie nicht zuende gedacht wirkte. Man wartet die ganze Zeit darauf, dass irgendeine Tür zu etwas Größerem aufgestoßen wird und genau das passiert. Das Ende hat es dann wieder hochkatapultiert, sodass wir gemittelt jetzt doch bei drei Sternen sind. Es fügt sich vieles am Schluss wie ein Puzzle zusammen und ergibt plötzlich Sinn, weshalb man all die Nervfaktoren von vorher plötzlich versteht und zu verzeihen gewillt ist. Allerdings finde ich, das hätte viel, viel früher kommen müssen. Zwei Kapitel vor Schluss ist definitiv zu spät und die meisten Leser werden gar nicht so weit lesen, sondern das Buch vorher genervt weglegen. Hier hätte man vorher gut kürzen und dafür aus zwei Bänden einen machen können. Warum das hier eine Dilogie geworden ist, kann ich ohnehin nicht ganz nachvollziehen, aber der zweite Teil könnte deutlich besser als der erste werden...

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Veröffentlicht am 27.10.2020

So atmosphärisch, dass es richtig echt wirkt

Das Geheimnis der Muse
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London in den 60er Jahren: Odelle ist erst vor einiger Zeit aus Trinidad nach London gekommen und kann einen Job als Schreibkraft in einem Kunstinstitut ergattern. Kurz darauf lernt sie Lawrie kennen. ...

London in den 60er Jahren: Odelle ist erst vor einiger Zeit aus Trinidad nach London gekommen und kann einen Job als Schreibkraft in einem Kunstinstitut ergattern. Kurz darauf lernt sie Lawrie kennen. Von seiner Mutter hat er nichts als ein Gemälde geerbt. Als er es zur Schätzung ins Kunstinstitut bringt, beginnt für Odelle eine verwirrende Geschichte. Wer hat dieses Bild gemalt? Was ist mit ihm geschehen und wie kam das Bild zu Lawrie?

Malaga in den 30er Jahren: Olive ist Tochter eines österreichischen Kunsthändlers und einer reichen Engländerin. Mit ihren Eltern ist sie in die spanische Provinz gezogen, um Ruhe vor den politischen Unruhen im übrigen Europa zu finden, doch auch Spanien ist ein politisches Pulverfass. Olives Leidenschaft ist das Malen, was sie jedoch vor ihren Eltern geheim hält.
Kurz nach ihrer Ankunft erscheinen Isaac und Teresa und bieten an, für die Familie zu arbeiten. Zwischen Teresa und Olive entwickelt sich bald eine vertraute Freundschaft. Auch Isaac ist in seiner Freizeit Künstler, was schon bald für Aufmerksamkeit sorgt.

Die Charaktere sind allesamt facettenreich und einzigartig. Obwohl man häufig über ihre Biographien weniger erfährt, wirken sie sehr plastisch und echt und sind einem auch fast alle sehr sympathisch.

Odelles Handlungsstrang bekommt eine Besonderheit dadurch, dass sie aus Trinidad stammt und dunkelhäutig ist, sodass ihr immer ein gewisser Alltagsrassismus begegnet. Das hat die Autorin jedoch ebenfalls sehr realistisch dargestellt und nicht plakativ nur um den Zeigefinger zu heben. Auf diese Weise kann man auch viel besser nachvollziehen, wie es überhaupt in Menschen dazu kommt.

Olive ist fast das genaue Gegenteil von Odelle aber auch sehr sympathisch. Sie leidet unter der mangelnden Anerkennung durch ihre Eltern, ist noch jung und weiß noch nicht viel vom Leben. In ihrem Handlungsstrang ist Emanzipation ein gesellschaftlicher Kritikpunkt und auch die politische Situation in Spanien trägt hier zur Spannung bei.

Dieses Buch hat mich sehr begeistert und ich bin so froh, dass ich es gelesen habe! Die dichte Atmosphäre, die verschiedenen Schauplätze mit ihren Eigenarten und die Charaktere sind sehr überzeugend und lassen es wirken, als sei all das wirklich passiert. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen!

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