Profilbild von GrauerVogel

GrauerVogel

Lesejury Profi
offline

GrauerVogel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit GrauerVogel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2020

Viele Schicksale, eine Geschichte

Wovon wir träumten
0

Ein Schiff voller japanischer Frauen steuert auf die amerikanische Westküste zu, wo sie ihre Ehemänner treffen werden - die sie bisher noch nie gesehen haben. Die meisten erwartet ein hartes, entbehrungsreiches ...

Ein Schiff voller japanischer Frauen steuert auf die amerikanische Westküste zu, wo sie ihre Ehemänner treffen werden - die sie bisher noch nie gesehen haben. Die meisten erwartet ein hartes, entbehrungsreiches Leben, sei es in der Landwirtschaft oder in der Stadt.


Das Besondere an diesem kurzen Buch ist, dass es konsequent in der Wir-Form gehalten ist. Es gibt nicht die eine Protagonistin, sondern alle Frauen erzählen die Geschichte als eine Gruppe. Vereinzelt fallen einmal Namen, immer wieder gibt es Zitate, aber nie hebt sich eine dominant aus der Gruppe hervor. Weite Teile des Buches sind Aufzählungen, die verschiedene Entwicklungen zusammenfassen.

Die meisten Frauen landen nach ihrer Ankunft in einer unglücklichen Ehe. Sie schuften in der Landwirtschaft und leben in Armut, einige leben im japanischen Viertel irgendeiner Großstadt und haben kleine Läden oder sind als Hausangestellte beschäftigt. Ringsum begegnet ihnen Rassismus, jedoch fällt auf, dass sie auch selbst einen gewissen Rassismus mitbringen, beispielsweise gegenüber Chinesen. Später bekommen die meisten viele Kinder, die sich dann einem eher amerikanischen Lebensstil zuwenden, von denen manche jung sterben oder die selbst Erfahrungen mit Rassismus in der Schule sammeln müssen.

Schließlich kommt der zweite Weltkrieg und alle japanischen Einwanderer fallen unter Generalverdacht Spione zu sein. Sie werden noch stärker ausgegrenzt und diskriminiert und schließlich zu tausenden von der Westküste deportiert. Von letzterem hatte ich vor dem Lesen dieses Buches noch nie etwas gehört und war darüber sehr schockiert.

All diese Schicksale erwecken in einem viel Mitleid und Mitgefühl, aber auch Bewunderung dafür, das alles aushalten und durchstehen zu können.

An den Wir-Schreibstil und die endlosen Aufzählungen muss man sich gewöhnen und sie sind sicherlich nicht für jeden etwas. Dies ist wieder so ein Buch, das man wegen des Inhalts liest, aus Interesse an der Thematik, aber nicht zur reinen Unterhaltung.

Ungewöhnliche aber gelungene Umsetzung, die auf wenig Seiten viele Einblicke ermöglicht. Phasenweise ist es vielleicht etwas langatmig, aber wer sich für das Einwanderer-Thema und/oder die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika interessiert, der wird hierin eine interessante und lesenswerte Abbildung des Zeitgeschehens vorfinden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2020

Abgefuckte Gegend, in der man die Dinge lieber selbst regelt

Weißzeit
0

Seit einer verhängnisvollen Nacht versteckt sich Vegas Bruder vor der Polizei. Was genau ist in dieser Nacht geschehen und wie kam es dazu? In dieser abgelegenen, heruntergekommenen Ecke von Schweden nehmen ...

Seit einer verhängnisvollen Nacht versteckt sich Vegas Bruder vor der Polizei. Was genau ist in dieser Nacht geschehen und wie kam es dazu? In dieser abgelegenen, heruntergekommenen Ecke von Schweden nehmen die Leute ihre Angelegenheiten noch lieber selbst in die Hand - so auch Vega.


Dieses Buch entführt einen in eine abgelegene, dunkle von Schweden. Es ist Herbst, es regnet, es ist kalt - und dagegen trinkt man am besten starken, heißen Kaffee. In diesem Ort kennt jeder jeden und hier ruft man nicht die Polizei, sondern regelt die Dinge unter sich. Das ist die Atmosphäre, in die mich dieses Buch schier hineingesogen hat und die mir unglaublich gut gefallen hat. Ein wenig erinnert sie mich an "Life Is Strange", auch wenn Handlung und Setting völlig verschieden sind.

Vega ist 16 Jahre alt und ein eher burschikoses Mädchen. Ihr Vater hat die Familie verlassen und Vega hat gelernt, auf sich allein gestellt zu sein. Das und auch die heruntergekommene Gegend, in der sie lebt, mit den oftmals zwielichten Bewohnern haben sie geprägt und erklärt wahrscheinlich auch ihren recht hohen Zigarettenkonsum. Ihr Bruder ist ihr sehr wichtig, weshalb sie sich sehr für ihn engagiert. Außerdem spielt Sex eine große Rolle in ihrer Gedankenwelt, da sie dieses Neuland erst vor einigen Monaten betreten hat. Tom, der ebenfalls aus ihrem Ort kommt, hat ihr im Anschluss das Herz gebrochen, allerdings schwärmt sie immer noch für ihn, trotz aller Wut. Ein gewisses körperliches Interesse hat sie auch für Malte, den besten Freund ihres Bruders. Dieses Detail und auch die Geschichte dahinter, habe ich persönlich als unnötig empfunden. Es wirkte sehr konstruiert und wird mir dann im Verlauf zu wenig diskutiert. Das hätte man auch weglassen können, sehr gestört hat es mich aber dann auch nicht.

Die Handlung, was in jener Nacht geschehen ist, war für mich teilweise vorhersehbar, weil ich inzwischen einfach weiß, wie Plottwists aufgebaut werden und deshalb habe ich sie kommen sehen. Bei wem sie wirklich funktionieren, der wird von der Spannung hier noch mehr gepackt werden als ich. Ein Großteil besteht auch aus Rückblenden, die uns Verschiedenes näher erklären. Insgesamt fand ich die Handlung wenig überraschend und häufig handeln die Charaktere unüberlegt. Am Ende klärt sich zwar alles auf, führt aber trotzdem nirgendwohin. Stattdessen geschieht am Ende etwas, was die Wahrscheinlichkeit nur noch weiter erhöht, dass Vegas Bruder verhaftet wird. Das fand ich etwas enttäuschend.

Die Atmosphäre und das Setting haben mir sehr gefallen und mir unheimlich Lust auf den Herbst gemacht, den ich ohnehin sehr liebe. Es hat mir viel Spaß gemacht, diesen Ort im Buch zu besuchen. Die Handlung konnte mich dabei weniger überzeugen. Ob einem dieses Buch gefällt oder nicht, hängt am Ende vom persönlichen Geschmack ab und ob das Buch einen emotional catchen kann oder nicht. Ich habe Bewertungen von 1 bis 5 Sternen gesehen und ich kann alle davon nachvollziehen. Dies ist deshalb so ein Buch, bei dem einem Rezensionen für die Kaufentscheidung überhaupt nicht weiterhelfen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2020

Dunkle Machenschaften und verbotene Magie

Das Herz im Glas
0

Durch Zufall fiel Aenne, der Tochter des Reisenden Königs, ein Glas in die Hände, in dem ein menschliches Herz konserviert wurde. Unbedingt will sie herausfinden, wer diese grausame Tat begangen hat und ...

Durch Zufall fiel Aenne, der Tochter des Reisenden Königs, ein Glas in die Hände, in dem ein menschliches Herz konserviert wurde. Unbedingt will sie herausfinden, wer diese grausame Tat begangen hat und dafür sorgen, dass er zur Rechenschaft gezogen wird. Dabei unterstützen sie ihre Brüder Ezra und Caedes, der Drachentöter. Bald schon stecken sie alle bis zum Hals in Problemen. In der Felsenstadt Terra Talioni lauern viele Gefahren...


Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Kinder des Reisenden Königs, insbesondere Aenne und Caedes. Während ich zuerst dachte, Aenne würde die zentrale Protagonistin werden, verlagerte sich in fortschreitender Handlung der Fokus immer mehr auf Caedes - was mir aber sehr gut gefallen hat, denn er ist mein absoluter Lieblingscharakter in diesem Buch.

Alle Charaktere sind sehr detalliert ausgestaltet und sind überaus glaubwürdig. Das gilt ebenso für die Welt an sich, die wirklich riesig ist und mit sehr viel Liebe zum Details ausgemalt worden ist. Sie wirkt so echt, als wäre man wirklich dort.

Caedes ist Drachentöter, charismatisch und ein wenig überheblich, aber mit dem Herz am richtigen Fleck. Aenne, seine Schwester, ist etwas ruhiger, hat Grundkenntnisse in Magie und Heilung und hat ihren Platz in der Welt noch nicht so recht gefunden. Dann gibt es noch Ezra, den großen Bruder der beiden, der bereits verheiratet ist und Kinder hat. Er bildet den Ruhepol des Trios.

Handlungsort ist Terra Talioni, ein Stadtstaat in einem Felsengebirge, in dem Magie omnipräsent ist und wo in dunklen Ecken manches nicht mit rechten Dingen zugeht. Sehr lebhaft geschildert und ein bisschen hat sie mich an "The Witcher 3" erinnert, was aber daran liegen dürfte, dass ich in Sachen Mittelalter-Fantasy noch nicht viel herumgekommen bin? Jedenfalls war ich sehr begeistert.

Die Handlung hielt einige überraschende Wendungen parat (und ich bin schwer zu überraschen), anderes wiederum habe ich bedingt kommen sehen, aber nicht in der Form, wie es letztlich eintrat. Vieles wurde wirklich lange sehr gut verborgen gehalten und nach dem ersten Viertel wurde es so spannend, dass ich zwei Nächte lang durchgelesen habe, weil ich nicht mehr aufhören konnte.

Das Ende war nicht ganz das, was ich mir gewünscht hätte (nur fast), aber es war trotzdem glaubwürdig und passend. Außerdem kommt ja irgendwann noch ein weiterer Teil, also vielleicht bekomme ich ja dann noch, was ich gerne hätte?

Aus meiner Sicht ein sehr gelungenes Buch. Spannend, mit liebevoll gestalteter Welt und Charakteren und ungewöhnlich unvorhersehbarer Handlung (von ein paar Ausnahmen abgesehen). Auch für Mittelalter-Fantasy-Einsteiger wie mich gut geeignet, doch sicher begeistert es auch alte Fantasyhasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2020

Der Tiger und das Mädchen

Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
0

Kelsey nimmt einen Aushilfsjob in einem Zirkus an, doch schon bald führt sie das zu einer Reise nach Indien, um den Tiger des Zirkusses zu seinem neuen Zuhause zu begleiten. Kurz darauf entpuppt sich dieser ...

Kelsey nimmt einen Aushilfsjob in einem Zirkus an, doch schon bald führt sie das zu einer Reise nach Indien, um den Tiger des Zirkusses zu seinem neuen Zuhause zu begleiten. Kurz darauf entpuppt sich dieser Tiger jedoch als verwunschener Prinz und Kelsey soll seinen Flug brechen...


Dieses Buch hätte so viel Potenzial gehabt und verschenkt leider viel zu viel davon.

Beginnen wir mit Kelsey, der Protagonistin. Nicht, dass ich sie nicht mögen würde. Ich finde ihren Hintergrund durchaus glaubwürdig gestaltet, allerdings passt sie überhaupt nicht zur Handlung. Müssen es denn immer Amerikaner sein? Ein indisches Mädchen wäre viel glaubhafter gewesen und hätte viel mehr zu der Geschichte gepasst und man hätte sich auch diese abstruse Geschichte gespart, wie Kelsey dann nach Indien gelangt. Zudem hätte das Raum für interessante Diskussionen über Gesellschaft etc. gegeben. Aber leider hat man all das nicht gemacht.

Ren, der Tigerprinz, gefällt mir als Tiger ganz gut, als Prinz (nachts) eher weniger. Mir war er unsympathisch, ich finde ihn arrogant und zu sehr von sich überzeugt. Zudem benimmt er sich dann später plötzlich unglaublich kindisch.

Richtig genervt hat mich dann die obligatorische Liebesgeschichte zwischen den beiden.
Ren ist 300 Jahre, auch wenn er im Körper eines 21-Jährigen konserviert wurde, was soll der mit einer pubertären Trine wie Kelsey? Eigentlich müsste er ihre jugendliche Unüberlegtheit und Schwärmerei belächeln. Außerdem sagte ich es bereits: Er ist über 300 Jahre alt - sollte man das nicht evtl. schon als pädophil einstufen?

Spannung bleibt auch leider eher aus. Wenn dann endlich mal etwas passiert, kommt es wie aus dem Nichts, als hätte die Autorin nicht weitergewusst und fünf Minuten später ist die Situation dann auch schon wieder geklärt. In der Hälfte der Fälle wird Kelsey dabei einfach bewusstlos. Dann wacht sie wieder auf und fühlt sich sofort wieder prima.
Außerdem wurde hier auch viel Potenzial verschenkt, die Situation der Figuren gefährlich oder entbehrungsreich zu gestalten. Sie werden die ganze Zeit über mit leckerem Essen und meistens sogar komfortablen Hotelzimmern und Luxus versorgt. Jeder Backpacker-Tourist hat ein anstrengenderes Leben. Zudem wird im Verhältnis viel zu oft und viel zu lange das Essen beschrieben, das Zubettgehen und das Aufstehen, als wäre der Autorin nichts mehr eingefallen.

Immerhin ist der Schreibstil flüssig zu lesen und es gab viele schöne Beschreibungen der jeweiligen Kulisse.

Leider hat mich dieses Buch nicht überzeugen können. Ich werde es noch mit dem nächsten Band versuchen, weil ich ihn sowieso hier stehen habe, aber empfehlen kann ich dieses Buch leider nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2020

Frühling in Paris und in den Herzen der Menschen

Frühling in Paris
0

Luise bekommt von ihrer verstorbenen Tante eine Wohnung und eine leerstehende Patisserie in Paris vererbt. Sie entschließt sich, ein Café daraus zu machen und beginnt Rezepte zu sammeln. Durch Luise und ...

Luise bekommt von ihrer verstorbenen Tante eine Wohnung und eine leerstehende Patisserie in Paris vererbt. Sie entschließt sich, ein Café daraus zu machen und beginnt Rezepte zu sammeln. Durch Luise und ihren Traum kehrt schließlich der Frühling im Haus ein, die problembeladenen Nachbarn kommen aus ihrem Schneckenhaus. Luise bringt sie alle zusammen.

Das Buch hat eine sehr schöne, leichte, luftige Atmosphäre und verleiht einem genau so ein leichtes, beschwingtes Gefühl.

Die Charaktere waren mir sehr sympathisch und sind schön gestaltet, sie haben auch alle gut in die Geschichte und auch zusammen gepasst.

Etwas schade fand ich, dass es schon die Hälfte des Buches in Anspruch genommen hat, überhaupt erst einmal aufzuklären, welcher Charakter welche Hintergrundgeschichte und Probleme hat. Dadurch ist der Zeitraum, bis das Problem schlussendlich gelöst wird, wiederum recht kurz. In einigen Fällen macht das überhaupt nichts, es liest sich dennoch sehr schön und mit dem genau richtigen Tempo. In anderen Fällen, wie bei Nicolas, wird das Problem dann nach der Auflösung kaum noch thematisiert und geriet etwas in Vergessenheit, was ich schade fand.

Insgesamt hatte ich eine schöne Zeit mit dem Buch. Es ist ein kleiner Snack für Zwischendurch, der einem einfach mal den Kopf freipustet. Genau das verspricht es einem und genau das bekommt man auch.

Ein frisches Buch für zwischendurch, das einen einfach mal rausholt und einem etwas Leichtigkeit verleiht. Nette Geschichte, die auch keinen schlechten Film abgeben würde. Wahnsinnig mitgerissen hat es mich nicht, das beabsichtigt es aber auch gar nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere