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Veröffentlicht am 21.03.2017

Was würdest du tun?

Unmensch
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Unmensch hat mich vorallem wegen dem moralischen Dilemma so sehr interessiert. Ich war mir meiner Position schon vor dem Lesen ziemlich sicher, musste aber manchmal damit hadern, als ich mich mit der Geschichte ...

Unmensch hat mich vorallem wegen dem moralischen Dilemma so sehr interessiert. Ich war mir meiner Position schon vor dem Lesen ziemlich sicher, musste aber manchmal damit hadern, als ich mich mit der Geschichte konfrontiert sah. Im Endeffekt hat sich aber bei meinem Standpunkt nichts geändert. Eine Meinung zu dem Ganzen sollte jeder für sich selbst finden.

Der Hauptcharakter Mark Dorn ist Extremjournalist, heißt, dass er so ziemlich alles für eine brisante Story tun würde. Diesmal begleitet er einen Serienmörder, live. Mark war mir anfangs sympathisch, befreundet wollte ich mit ihm aber nicht sein. Ich fands interessant zu beobachten, wie ich am Anfang aus nächster Perspektive seine Handlungen verfolgt habe, mit der Zeit aber mein Beobachtungsposten immer weiter von ihm entfernt habe. Vielleicht auch, um zu seiner persönlichen Entwicklung Distanz aufzubauen. Nebencharaktere kommen eher selten zu Wort. Mark ist mehr der Einzelgängertyp.

Der Schreibstil ist sehr mitreißend und das Ganze lässt sich flüssig und leicht lesen. Leider muss ich einige Rechtschreibfehler bemängeln, die sich mit der Zeit häufen. Das mindert das Lesevergnüngen ein bisschen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Die Sicht wechselt manchmal von Mark zum Serienmörder, Mark hat aber eindeutig Vorrang.

Wenn zum Serienmörder gewechselt wird, war es dann, wenn er dabei war, jemanden zu töten. Und das auf eine sehr (sehr) brutale Art und Weiße, die auch noch sehr (sehr) detailliert und blutig beschrieben wird. Für meinen Geschmack ein bisschen zu detailliert, ich hab die Szenen meistens nur überflogen, weil sie mir zu grausam waren. Da merkt man, dass der Autor eigentlich aus der Horror-Szene kommt. Die anderen Kapitel hingegen, hab ich sehr gern gelesen.

Fazit
Ich bin überrascht, wie gut mir das Ganze gefällt. Die Folterszenen waren mir ein bisschen zu detailliert und brutal, aber ansonsten ist die Geschichte sehr lesenswert und hält einige Überrraschungen bereit. Eine Empfehlung für Thriller-Fans, die es gerne blutig mögen!

Veröffentlicht am 21.03.2017

Ein intensiver Roman

Das Mädchen, das rückwärts ging
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Kate Hamer hat mit ihrem Debüt einen eindrucksvollen Roman geschrieben, der einem psychisch viel Kraft abverlangt. Die Intensität, mit der sie die Geschichte von Carmel und ihrer Mutter ezählt, ist greifbar, ...

Kate Hamer hat mit ihrem Debüt einen eindrucksvollen Roman geschrieben, der einem psychisch viel Kraft abverlangt. Die Intensität, mit der sie die Geschichte von Carmel und ihrer Mutter ezählt, ist greifbar, spürbar, ich habe anfangs die Spannung kaum ausgehalten und musste das Gelesene immer wieder durch Pausen auf mich wirken lassen.

Der Roman ist sehr ruhig erzählt, viele Geheimnisse werden verstreut, die unweigerlich eine Spannung erzeugen, und der Perspektivenwechsel stellt alles in einem interessanten Licht dar. Das Mädchen Carmel verschwindet, aber nicht für den Leser. Man begleitet sie auf ihrem Weg, nachdem ihre Mutter sie "verloren" hat und ich wollte deswegen immer ins Buch rein und der Mutter sagen, wo ihre Tochter ist. Dagegen nichts tun zu können, war fast nicht auszuhalten.

Carmel wird als ein sehr besonderes Kind dargestellt. Sehr verträumt, sehr erwachsen für ihr Alter, äußerst intelligent, aber andererseits sieht man bei ihr dann doch noch das kleine Mädchen, was irgendwie zu einem widersprüchlichen Ganzen geworden ist und man einige Handlungen von ihr nicht nachvollziehen konnte.

Beth, also die Mutter, wird wirklich gut mit ihren Ängsten, ihren Problemen, ihrem Leben dargestellt, auch wenn sie mir nie so wirklich sympahtisch war und ich zu ihr nie so richtig einen Bezug aufbauen konnte.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, es war flüssig zu lesen und ich konnte mich gut in die Geschichte reinversetzen.

Die Geschichte an sich, ist sehr gut umgesetzt und ich finde die Idee klasse, auch aus der Sicht des verschwundenen Mädchens weiter zu erzählen. Leider geht das Ganze dann in eine sehr religiöse, mystische Richtung, was nicht immer ganz so realistisch nachvollziehbar war und der Geschichte etwas an Glaubwürdigkeit genommen hat. Der Anfang war stark, mit der Zeit lässt die Geschichte aber um einiges nach. Das Ende war einerseits gut, andererseits hätte ich mir noch mehr gewünscht. Ich kann mich nicht so richtig entscheiden, wie ich es wirklich finden soll.


Fazit

Der intensive Roman über das Verschwinden eines Mädchens, hat mich emotional sehr mitgenommen. Mit der Zeit verliert die Geschichte aber an Glaubwürdigkeit und Stärke, und kann dann auch nicht mehr so mit der Spannung punkten. Sie ist aber auf jeden Fall sehr lesenswert und konnte mich trotz der kleinen Schwächen überzeugen.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Zu jung to rock 'n' roll?

Nur noch kurz die Welt retten
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Nur noch kurz die Welt retten, ein Satz, an dem man, wenn man in den letzten paar Jahren Radio gehört hat, nicht vorbeigekommen ist. Der Titel des Buches wirkt deshalb umso vertrauter und anziehender! ...

Nur noch kurz die Welt retten, ein Satz, an dem man, wenn man in den letzten paar Jahren Radio gehört hat, nicht vorbeigekommen ist. Der Titel des Buches wirkt deshalb umso vertrauter und anziehender! Erwartet hab ich mir bekannte Lieder und die Intentionen, die Hintergründe für genau diese Lieder und Songzeilen.

Hintergründe hab ich en masse bekommen und manchmal wars wirklich interessant, die ganzen Verbindungen und historischen Einzelpunkte zu einer Einheit zusammengefügt zu sehen. Oft wars aber so, dass ziemlich ausgeschweift wurde und dann war es etwas mühsam zu lesen, vor allem, wenn ich die Lieder nicht gekannt habe oder ich mit der damaligen Zeit nichts anfangen konnte. Und da gab es so einige, die ich nicht kannte. Mir ist oft in den Sinn gekommen, dass ich einfach zu jung für diese Lieder bin, sie waren großteils älter als 50 Jahre oder mehr und nur selten waren welche aus den letzten zehn/zwanzig Jahren (zum Beispiel) dabei. (Kraftklub bringen es mit ihrem Lied "Zu jung" auf den Punkt! Kraftklub kommt nicht im Buch vor.)

Gewünscht hätte ich mir auch konkretere Geschichten zu den einzelnen Textstellen, wurde aber oft nur mit Übersetzungen und beliebigen Interpretationen vertröstet. Zusammengetragen haben die Autoren aber eine Menge an Informationen und die Zusammenhänge von diesen Informationen herzustellen und dann so kompakt zu präsentieren, ist eine tolle Sache! Lobenswert sind auch die Register hinten im Buch, einmal sortiert nach Songzeilen und einmal nach Autoren. Da lässt sich schnell etwas finden, wenn man nachschlagen will.


Fazit

Songzeilen und ihre Geschichten von berühmten Liedern, die schon etwas älter sind, aber in der Musikszene Kult erlangt haben. Viele erscheinen auch in der vom Rolling Stone Magazin erstellten Liste der 500 besten Lieder aller Zeiten. Vielleicht haben sich die Autoren auch daran orientiert. Teilweise sehr ausschweifende Hintergrundinformationen und mehr eigene Interpretationen, als wahre Geschichten dahinter, haben meine Erwartungen nicht ganz erfüllt.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Hier spürt man das Leben

Shotgun Lovesongs
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Nach dem Lesen fühlt es sich so an, als hätte ich bereits ein ganzes Leben gelebt. Mit allem, was dazu gehört. Nickolas Butler erzählt vom Leben und der Liebe, wie kein anderer. Das Buch, die Geschichte, ...

Nach dem Lesen fühlt es sich so an, als hätte ich bereits ein ganzes Leben gelebt. Mit allem, was dazu gehört. Nickolas Butler erzählt vom Leben und der Liebe, wie kein anderer. Das Buch, die Geschichte, ist eine Hommage an seine Heimat Wisconsin und das spürt man in jeder Zeile. Butler kennt seine Heimat sehr gut, und so bekommt man auch viele Landschaftsbeschreibungen, die manchmal sehr ausführlich sind.

Das Hauptaugenmerk bei Shotgun Lovesongs liegt auf den Charakteren. Fünf Freunde, die im Wechsel aus ihren Leben erzählen. Und das tun sie nicht nur in der Gegenwart, sondern sie holen auch viel aus der Vergangenheit ans Tageslicht. Sie erzählen zusammen eine Geschichte über Heimat, Freundschaft, Liebe, einfach über das Leben. Alle fünf lernt man sehr gut kennen und lieben, eben weil man glaubt, sie durch und durch zu kennen. Vorallem Lee und Beth hab ich besonders ins Herz geschlossen. Über so gut herausgearbeitete Charaktere hab ich schon lange nicht mehr gelesen.

Shotgun Lovesongs ist kein Buch für zwischendurch. Es ist sehr komplex und geht einem unter die Haut. Butler hat ein besonderes Gefühl dafür, Stimmung aufzubauen und Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Es ist ein großartiges Werk, in dem man die Liebe zum Schreiben spürt und die poetische Sprache mich verzaubert hat. Es wird teilweise sehr dicht erzählt, aber dann auch wieder in großen Sprüngen vorangegangen.

Da Lee Musiker ist, spielt die Musik auch eine größere Rolle. Sie nimmt aber nicht überwiegend viel Platz ein, sondern fügt sich - fast wie nebenbei - in die Handlung ein. Es geht wirklich nur ums Leben in seiner pursten Form mit Höhen und Tiefen. Ich hab es mit einem lachenden und einem weinenden Auge beendet.
Fazit

Eine Geschichte, die so aus dem Leben gegriffen ist, die so aus Leben besteht und das Alltägliche zu etwas ganz besonderem macht. Ein Buch, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird, weil es mich durch seine tiefgründigen Charaktere und seiner Intensität nachhaltig beeindruckt hat.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Worauf es schlussendlich ankommt

Die letzten Tage von Rabbit Hayes
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Der Titel - Die letzten Tage von Rabbit Hayes - lässt schon eine sehr traurige Geschichte vermuten. Und die bekommt man auch. In der Geschichte geht es ums Abschiednehmen von der Welt und von geliebten ...

Der Titel - Die letzten Tage von Rabbit Hayes - lässt schon eine sehr traurige Geschichte vermuten. Und die bekommt man auch. In der Geschichte geht es ums Abschiednehmen von der Welt und von geliebten Menschen, darum, wie wichtig die Familie ist und dass man zusammenhält. Das Hörbuch ist eine gekürzte Lesung und hat mich einige Stunden gut unterhalten!

Der Tod hängt über der ganzen Geschichte und hat auch Einfluss auf die Charaktere. Die ganze Zeit über herrscht eine bedrückte Stimmung, die sich dann auf mich während dem Hören übertragen hat. Durch einige Rückblenden in Rabbits Leben, die ich fast noch lieber gehört habe, als den Rest, lernt man auch Rabbit ganz gut kennen, obwohl sie in ihrer Lage nicht viele Möglichkeiten hat, sich zu beweisen.

Die Geschichte wird aus vielen Unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so bekommt man auch Einblick in die Gefühle von Rabbits Tochter, ihrer Mutter, ihrem Bruder, was das Ganze auch sehr spannend macht, zu sehen, wie alle mit der Situation umgehen. Zwischendurch ist die Geschichte, so traurig sie auch ist, unheimlich komisch und zum Lachen. Das lockert das alles auch ein bisschen auf. Die Charaktere sind alle sehr liebenwert und haben einen gut ausgearbeiteten Charakter.

Es fällt mir irgendwie schwer den Schreibstil gut zu beschreiben, da ich es ja nur gehört habe. Anna McPartlin verwendet aber eine schöne Sprache, die sich bestimmt auch gut selbst lesen lässt. Sie hat Rabbits Geschichte wirklich schön erzählt und ich bin beim Hören in einen richtigen Sog gekommen, aus dem ich mit der Zeit nur schwer rausgekommen bin.

Die Sprecherin Nina Petri hat mir gut gefallen und ich hab ihr sehr gern zugehört. Ihre raue Stimme konnte die Stimmen der Charaktere gut nachahmen und es wurde nie langweilig. Leider, und ich glaub, dass es daran liegt, dass ich es nur gehört habe (ich höre eher selten Hörbücher), blieben mir die Charaktere dann doch etwas fremd. Wenn ich es nochmal anhöre, und das werde ich bestimmt tun, werde ich es wahrscheinlich dann ganz anders wahrnehmen.
Fazit

Die letzten Tage von Rabbit Hayes ist eine traurige Geschichte, mit lustigen Momenten, die mit einer schönen Sprache sehr berührt. Die Sprecherin des Hörbuchs hat sie gekonnt zum Leben erweckt und mich mit ihrer Stimme eingelullt.