Profilbild von Grenzenlos

Grenzenlos

Lesejury Star
offline

Grenzenlos ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Grenzenlos über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2016

Alles, was wir wollen

Wir können alles sein, Baby
0

Nachdem mich Julia Engelmann mit ihren ersten veröffentlichten Texten/Gedichten schon beeindrucken konnte, musste ich auch ihr zweites Buch lesen. Sie bleibt ihrem Stil eindeutig treu und kann viele schöne ...

Nachdem mich Julia Engelmann mit ihren ersten veröffentlichten Texten/Gedichten schon beeindrucken konnte, musste ich auch ihr zweites Buch lesen. Sie bleibt ihrem Stil eindeutig treu und kann viele schöne Momente in Wörter fassen. Die ganze Zusammenstellung ihrer Poetry Slam Texte hat mir sogar besser gefallen, als in ihrem ersten Buch, da sie thematisch doch etwas mehr variieren. Ihre "Sei-du-selbst-und-verändere-die-Welt"-Texte findet man aber auch hier, also Fans davon werden nicht enttäuscht.

Julia Engelmann schreibt wieder viel aus ihrem persönlichen Leben und das macht die Texte sehr authentisch und ehrlich. Eine jüngere Generation kann sich bestimmt perfekt damit identifizieren. Die Texte sind zum immer wieder lesen. Beim ersten Mal kann man noch gar nicht alles erfassen, sondern kann sich erst beim zweiten Mal völlig darauf einlassen. Alle ihre Texte haben einen melancholischen und nachdenklichen Charakter, bei denen sich manchmal ein fröhlicher Gedanke einschleicht.


Fazit

Thematisch könnte die Autorin zukünftig noch mehr aus ihrem Leben rausholen. Irgendwann wird auch der "Zeitgeist" einer ganzen Generation, den sie mit ihren Texten vermittelt, verbraucht sein. Wobei in diesem Band ist es schon um einiges besser. Sprachlich sind Julia Engelmanns Texte aber top und sie lesen sich sehr angenehm.

Veröffentlicht am 19.12.2016

Zwei außergewöhnliche Frauen

Das dänische Mädchen
0

Die Geschichte in "Das dänische Mädchen" beruht auf der wahren Persönlichkeit Lilli Elbe, von der Tagebücher existieren, jedoch schreibt der Autor im Nachwort, dass die Geschichte nur an die Biografie ...

Die Geschichte in "Das dänische Mädchen" beruht auf der wahren Persönlichkeit Lilli Elbe, von der Tagebücher existieren, jedoch schreibt der Autor im Nachwort, dass die Geschichte nur an die Biografie angelehnt ist und dass man nicht so sehr nach Ähnlichkeiten suchen sollte. Das Thema finde ich sehr interessant, vor allem, wie in den 20er Jahren damit umgegangen wurde. Auch, wenn ich irgendwie nicht so ganz glauben kann, dass die Menschen zu der Zeit so tolerant damit umgehen konnten.

Das Buch ist in vier Teile eingeteilt (Kopenhagen, Paris, Dresden, Kopenhagen), die jeweils einen wichtigen Abschnitt im Leben der beiden Hauptcharaktere spielen. Es wird abwechselnd zwischen Greta und Einar erzählt und Einblicke in die Gefühlslage auf beiden Seiten gegeben. Über die beiden lernt man viel aus Rückblenden, die geschickt in die Haupthandlung eingebunden wurden und die wunderbar den Charakter der Figuren gezeichnet und untermauert haben. Durch die Rückblenden verstand ich die Personen einfach besser.

Einars Verwandlung war für mich manchmal etwas unrealistisch. Es war immer so, als ob zwei verschiedene Personen da sind und (obwohl sie den gleichen Körper haben) nichts von den Gedanken und Gefühlen der jeweils anderen wissen!? Einar hat zwar die Stärke und steht dazu, dass er eigentlich eine Frau ist, doch jedesmal, wenn er Lilli ist, dann verliert er komplett alles, was einen Erwachsenen ausmacht und er wird als junges Mädchen beschrieben... Naja. War etwas komisch irgendwie.

Der Schreibstil des Autor ist sehr intensiv und detailgetreu. Manchmal fand ich ihn etwas schwerfällig, wobei das jedoch zur Lebenszeit und zum Thema passt. Die Kunst spielt in dieser Geschichte eine wichtige Rolle und sie kommt auch dementsprechend oft vor. Zwischendurch empfand ich einige Stellen als sehr langatmig und vor allem am Anfang musste ich mich erst an den Stil gewöhnen. Die Geschichte erzählt auf beispiellose Weise von mutigen Menschen, die Liebe und Toleranz leben und sich nicht davon abbringen lassen, wie viele Steine ihnen auch in den Weg gelegt werden.

Der Roman ist sehr einfühlsam und gefühlvoll und man wird von der außergewöhnlichen Lebensgeschichte zweier außergewöhnlicher Frauen in den Bann gezogen. Am stärksten ist sicherlich Greta. Es ist beeindruckend wie sie mit der Zerrissenheit und der einmaligen Situation umgeht.




Fazit

Das dänische Mädchen ist ein unglaublich lesenswertes Buch, dass das Thema Transgender auf sehr gefühlvolle Weise behandelt. Die gut ausgearbeiteten Charaktere und ein zur Zeit passenden Schreibstil machen die Geschichte zu einem interessanten Lesevergnügen. Ein Buch, das durch seine besondere Handlung noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Und die Verfilmung ist auch sehenswert!

Veröffentlicht am 19.12.2016

Von einem, der auszog und die Liebe fand

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
0

Irgendwie kann ich nie genug davon bekommen. Von Außenseiter(liebes)geschichten. Auch wenn man denken könnte, dass das irgendwann langweilig wird, lese ich sie so gerne, weil jede auf ihre Art speziell ...

Irgendwie kann ich nie genug davon bekommen. Von Außenseiter(liebes)geschichten. Auch wenn man denken könnte, dass das irgendwann langweilig wird, lese ich sie so gerne, weil jede auf ihre Art speziell und besonders ist.

Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt. Einmal ist da Duncan in der Gegenwart, der CDs von seinem Zimmervorgänger im Internat bekommt. Auf diesen CDs "hört" man Tim zu, der seine Geschichte Duncan erzählt. Das ist die zweite Ebene, die in der Vergangenheit spielt. Tims Geschichte fand ich persönlich um einiges besser als Duncans. Bei Duncan konnte ich nie wirklich einen Bezug herstellen. Er blieb für mich irgendwie ungreifbar. Die Autorin hat mir auch zu wenig zwischen den Charakteren differenziert. Es fehlte mir ein bisschen das Drumherum in Duncans Leben. Also das Schulische, seine Freunde. Das kommt fast gar nicht vor.

Und trotzdem war ich von Anfang an total eingenommen von der Geschichte. Vor allem, weil die Vergangenheit mit der Gegenwart so verbunden ist und man weiß, dass irgendwas passiert ist, das nicht aufgehalten werden kann. Die ganzen Andeutungen machten mich zwischendurch echt verrückt, weil ich es unbedingt wissen wollte. Der Spannungsaufbau ist der Autorin wirklich sehr gelungen.
Sie hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt. Duncans Teil wird aus der dritten Person aus erzählt, Tim hingegen spricht aus der Ich-Perspektive. LaBan beschäftigt sich sehr intensiv mit den Begriffen 'Tragödie' und 'Tragweite'. Sie sind für die Geschichte sehr zentral und beide sind nicht nur theoretisch vertreten, sondern zeigen sich auch in den Handlungen der Figuren.


Fazit
Auch wenn es einige Unstimmigkeiten in der Geschichte gibt, habe ich ein schönes Lesevergnügen hinter mir und das Buch hat mich sehr berührt. Am Ende hatte ich auch ein paar Tränen in den Augen. Es ist ein gelungenes Jugendbuch, das mich als Leserin dazu anhält, mehr über meine Entscheidungen und Handlungen nachzudenken.

Veröffentlicht am 19.12.2016

Glück muss man teilen

Das Nötigste über das Glück
0

Das Nötigste über das Glück ist ein durchwachsenes Buch, das durchaus seinen Charme hat, jedoch sehr eigensinnig ist und man den Stil mögen muss. Es fallen sofort die kurzen Sätze auf, die oft nur aus ...

Das Nötigste über das Glück ist ein durchwachsenes Buch, das durchaus seinen Charme hat, jedoch sehr eigensinnig ist und man den Stil mögen muss. Es fallen sofort die kurzen Sätze auf, die oft nur aus zwei, drei Wörtern bestehen und mit denen man zurechtkommen muss. Ich behaupte, dass das in einem normalen Roman etwas zu wenig ist. Für den Spannungsaufbau in einem Thriller aber sehrwohl funktionieren kann. Durch das kurzangebundene Erzählen ist es schwer, eine Beziehung zur Geschichte aufzubauen, geschweige denn zu den Charakteren, auch wenn man mit der Zeit ein mehr oder weniger gutes Bild von ihnen bekommt.

Die Charaktere sind sehr eigensinnig und oft unergründbar. Mit Rückblicken in die Vergangenheit versucht der Autor die Beweggründe der einzelnen Figuren verständlicher zu machen und der Geschichte etwas Spannung einzuhauchen. Der Roadtrip, den Hans und Elvina bestreiten, hatte für mich jetzt nicht den Reiz darüber zu lesen, wie ich es bei anderen Roadtrips hatte. Die Beziehung zwischen Hans und Elvina blieb für mich immer sehr flach, auch wenn sie als sehr innig beschrieben wurde. Aber durch die kurzen, nüchternen Sätze konnte ich, wie gesagt, auch hier nicht voll mitfiebern.

Die Geschichte an sich ist von der Idee her gut. Es ist eine Liebesgeschichte, die eben ohne große Beschreibungen auskommt und trotzdem irgendwie funktioniert. Nach Liebe und Glück strebt doch jeder im Leben. In der Geschichte sieht man, dass beides nicht perfekt sein muss, um zur Erfüllung zu kommen. Um es jedoch als Leserin genießen zu können oder etwas mitnehmen zu können, war es mir einfach insgesamt zu wenig.


Fazit

Bei dem Buch kann ich mich nicht recht entscheiden, ob es mir gefallen hat oder nicht. Es hat sowohl positive als auch negative Aspekte. Mit den kurzen Sätzen gehen viele Emotionen verloren, die ich bei einem Buch gerne habe und wo ich dann mitfiebern kann. Auch die Charaktere enttäuschen ein bisschen und bringen die Story nicht so rüber, wie ich es mir erwartet habe.

Veröffentlicht am 19.12.2016

Big Brother is watching you!

1984
0

Nach dem Tod von Kim Jong-il, dem ehemaligen Staatsoberhaupt von Nordkorea, am 17. Dezember 2011, wurde in den Medien ausführlich über die Diktatur, unter der Nordkorea steht, berichtet. Auch, dass die ...

Nach dem Tod von Kim Jong-il, dem ehemaligen Staatsoberhaupt von Nordkorea, am 17. Dezember 2011, wurde in den Medien ausführlich über die Diktatur, unter der Nordkorea steht, berichtet. Auch, dass die Natur um ihn trauert wurde behauptet. Die Regierung legte es so aus, dass ein zugefrorener See aus Trauer aufgesprungen wäre, war eine sehr skurrile Nachricht, die uns die Medien zukommen ließen.

Für mich ist es unvorstellbar, dass die Menschen in Nordkorea so sehr von der Diktatur in ihrem Land überzeugt sein können, auch wenn sie nichts anderes kennen, da sie von der restlichen Welt abgeschirmt werden. Als ich mit meinem Papa damals darüber diskutiert habe, hat er mir daraufhin das Buch 1984 empfohlen und ziemlich bald darauf geschenkt, da es sich in diesem Buch um ein totalitäres Regime handelt.

Das Buch ist in drei Teile unterteilt. Im ersten wird vor allem die Gesamtsituation von ganz Ozeanien beschrieben. Wie das System Funktioniert, wie es den Menschen dabei geht, wie sie denken. Aber auch vor allem Winstons Situation. Er schwimmt mit dem Strom mit, man merkt aber, dass er aus dieser Unterdrückung ausbrechen will. Man bekommt einen sehr genauen Einblick in ein trostloses, eintöniges und ständig überwachtes Leben. Während des Lesens spürt man einen aufkeimenden Frust, da man Winston vollkommen versteht, wenn er etwas Freiheit will, aber fast nichts dafür tun kann.

Orwells Sprache ist sehr verständlich. Er versteht es einen von dem zu überzeugen, was er schreibt und mit diesem unfassbaren Thema den Leser in den Bann zu ziehen. Mit seinen Beschreibungen über diese Welt klingt alles so logisch. Als man am Anfang von diesen grausamen Machenschaften erfährt, wünscht man sich sofort, dass Winston zum Rebell wird.

Wenn man darüber nachdenkt, wann Orwell das Buch geschrieben hat und welche Zeit er sich dabei vorgestellt hat, weiß man, dass Orwell schon damals einen konkreten Blick in die Zukunft hatte und wie exakt Orwell insbesondere den Zustand der späteren kommunistischen und diktatorischen Systeme vorausgesehen hat. Dies ist beeindruckend und erschreckend zugleich.



Fazit

Ich würde das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, da es eindeutig Weltliteratur ist und als Grundstein für sehr viele weitere Dystopien gelten kann. Ich finde immer wieder vergleichbare Themen in Büchern aus diesem Genre und so sollte man 1984 auf jeden Fall einmal in seinem Leben gelesen haben!