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Veröffentlicht am 04.10.2019

Machtverhältnisse, sexuelle Gewalt und das Verschwinden von Frauen

Wenn Männer mir die Welt erklären
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Der Titel des Buches ist provokant, eingängig und wirft auf jeden Fall eine Menge Fragen auf. Der Begriff "Mansplaining" wurde kurz darauf gängig (aber nicht von der Autorin geprägt und von ihr auch nicht ...

Der Titel des Buches ist provokant, eingängig und wirft auf jeden Fall eine Menge Fragen auf. Der Begriff "Mansplaining" wurde kurz darauf gängig (aber nicht von der Autorin geprägt und von ihr auch nicht vollkommen übernommen) und viele stoßen dabei sauer auf, "weil ja auch Frauen herablassend etwas erklären können".

Der erste Essay (auch Titelgeber des Buches) beschäftigt sich mit diesem "Männerklären" und geht auch auf die Kritik ein, die dieser Aussage selbstverständlich entgegenschlägt. Bevor man aber zu schnell urteilt, sollte man sich mit dem Begriff genauer auseinandersetzen.

Das Buch ist eine Zusammenstellung von Essays, die Solnit im Laufe der Jahre geschrieben hat und jetzt nochmal gesammelt erschienen sind und verschiedene Themen behandeln. Das heißt, sie hat sie nicht extra für das Buch geschrieben und sie wiederholt sich demnach in manchen Punkten öfters, greift immer wieder zu den selben Beispielen und natürlich sind die Themen ähnlich.

Jeder Essay behandelt Bereiche, in denen noch sehr viel gearbeitet werden muss. Vor allem geht es um Machtverhältnisse allgemein und dass man nicht mehr von Einzelfällen sprechen kann, nachdem im Sekundentakt Frauen dieser mit der Macht einhergehenden Gewalt/Unterdrückung ausgesetzt sind. Keine Sorge, auch manche Frauen kommen nicht so gut weg, aber vor allem, weil sie im System Patriarchat mitmachen.

Solnit versucht das Leben von Frauen aus der ganzen Welt miteinzubeziehen, man merkt jedoch an ihren Beispielen und ihren Verweisen auf die USA, dass sie US-Amerikanerin ist und ihre Essays dadurch schon auch geprägt sind. Aber sie beschränkt sich darauf nicht und öffnet ihren Blick auf die Missstände in vielen Ländern. Sie schweift auch meiner Meinung nach gerne etwas ab und bringt Vergleiche, die auf den ersten Blick nur schwer nachzuvollziehen sind. Sie hat ein unglaubliches Wissen über Fakten und Menschen und man merkt, dass ihre Essays sehr gut recherchiert sind.

Fazit

Die Essaysammlung gibt eine interessante Perspektive einer Frau frei, die sich mit Machtverhältnissen, Gewalt, Sexismus und Frauen allgemein sehr intensiv beschäftigt hat und viele Missstände aufzeigt. Sie wiederholt sich des Öfteren in ihren Texten, aber manche Sachen kann man einfach nicht oft genug sagen, bis sie sich in den Köpfen der Menschen eingenistet haben. Kein Buch, das man so zwischendurch lesen kann, da es sehr zum Nach- und Mitdenken anregt. Aber von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.10.2019

Unendliche Bücherliebe

Die Seiten der Welt
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Ich bin richtig unentschlossen, was ich von dem Buch halten soll. Einerseits hat Kai Meyer eine wunderbare Welt erschaffen, die jedes Bücherherz höher schlagen lässt. Er hat so viele Facetten des Buches ...

Ich bin richtig unentschlossen, was ich von dem Buch halten soll. Einerseits hat Kai Meyer eine wunderbare Welt erschaffen, die jedes Bücherherz höher schlagen lässt. Er hat so viele Facetten des Buches aufgegriffen und einer magischen Verwandlung unterzogen, dass ich nur staunen konnte. Andererseits gefällt mir die Umsetzung nicht so gut. Vom Aufbau der Geschichte her ist es mir ein zu typisches Jugendbuch, auch wenn die Story manchmal mit Überraschungen interessant gehalten wird, konnte ich nicht wirklich in die Geschichte versinken. Sie wurde mir zu oberflächlich dargestellt.


Furia, die mutige, entschlossene, Hauptfigur, die mal schnell nebenbei den Tod ihres Vaters überwindet und deren Welt aus den Fugen gerät, sie das aber vorbildlich meistert, ist nicht das Gesicht der Rebellion. Sie versucht am Schluss eigentlich nur zufällig die gesamte Welt zu retten. Essen, trinken, schlafen muss sie aber auch nicht und ihr Körper scheint sowieso ganz anderen Gesetzen zu gehorchen, als der Natur. (Ich sage nur ihr Knie ist echt ein Wunder.) Was mich so gestört hat, ist, dass von einer Szene, von einer Katastrophe, von einem Angriff zum nächsten gehetzt wurde. Vieles wurde aufgegriffen, aber nur weniges hat am Ende Bedeutung. Die magischen Gesetze der Bibliomantenwelt wurden mir mehr oder weniger hingeklatscht und es hat etwas gedauert, bis ich mich in der Welt zurecht gefunden hatte.



Den Schreibstil fand ich jedoch toll. Meyer hat sich doch auch Raum für Details gelassen, die sich aber halt in ausschweifenden Erklärungen wiedergefunden haben. Vor dem Tod ist der Autor auch nicht zurückgeschreckt. Er hat seine brutale Seite hier eindeutig ausgelebt. Der Reihe nach stirbt jemand. Also man darf nicht davon ausgehen, dass man sich sicher sein kann, dass eine Figur ganz sicher überlebt. Es hat mir manchmal das Herz zerrissen und doch macht das die Geschichte auch spannend. Spannend war es allemal und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht und ich werde ganz sicher auch die Fortsetzungen lesen.



FAZIT

Spannende, actionreiche Geschichte rund um Bücher, die mit viel Magie Bücherherzen höher schlagen lässt. Es ist ein typisches Jugendbuch, mit Love-Interest (wobei anders als erwartet) und einer fast übermenschlichen Hauptfigur. Stellenweise sehr brutal, aber auch verletzlich. Der Plot konnte mich nicht ganz so überzeugen, aber es ist durchaus eine gute Geschichte.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Die Jagd nach dem Autor

Wer ist B. Traven?
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B. Traven hat wirklich Bücher veröffentlicht, mir war der Autor aber vorher nicht bekannt. Die Geschichte spielt in den 40er Jahren hauptsächlich in Mexiko, mit einem kurzen Abstecher nach Österreich. ...

B. Traven hat wirklich Bücher veröffentlicht, mir war der Autor aber vorher nicht bekannt. Die Geschichte spielt in den 40er Jahren hauptsächlich in Mexiko, mit einem kurzen Abstecher nach Österreich. Mexiko als Land tritt stellenweise sehr in den Mittelpunkt, wird aber einseitig dargestellt.
Für mich war die Suche etwas sehr distanziert erzählt. Zu den Figuren konnte ich wenig Bezug herstellen. Sie blieben mir alle sehr fremd, auch Leon. Die Nebenfiguren waren immer nur sehr kurz für die Geschichte relevant. Niemand blieb auf Dauer präsent. Außer Traven natürlich. Die Geschichte ist sehr auf alt getrimmt bzw. orientiert sich an alten Abenteuergeschichten. Ich hatte mal den Gedanken, dass ich einen schwarz-weiß Film in Buchform lese. Wobei halt Filme mehr durch ihre Kameraführung und Bilder wirken und das bei dem Buch eben nicht so bei mir angekommen ist, auch wenn viele Landschaftsbeschreibungen dabei waren. Die Geschichte war sehr von Zufällen geleitet, bisschen unglaubwürdig zwischendurch.

Ich hatte glaube ich zu wenig Bezug zu dieser Zeit, zu den Personen (zum Beispiel Humphrey Bogart war mir zwar ein Begriff, aber mehr auch nicht), kein so großes Faible für schwarz-weiß Filme etc. Die Wirkung konnte sich daher nicht so bei mir entfalten. Auch der Plot war für mich nicht so spannend, obwohl ich dann doch gerne wissen wollte, wer nun B. Traven wirklich ist. Es wird dann zwar gelöst, wenn man das aber googelt, kann man das in einem Schlag alles nachlesen. Fiktiv wurde da nicht so viel dazuerfunden. Vorher googeln würde ich aber nicht, wenn man das Buch lesen möchte, da ja sonst die Spannung weg ist. Der Schreibstil selbst war aber sehr angenehm zu lesen, mit der Zeit sind die Seiten nur so weggeflutscht, wobei ich mir im Nachhinein gedacht habe, dass ich an manchen Stellen genauer lesen hätte sollen, um manche Verbindungen besser verstehen zu können.

FAZIT
Kein Buch, das man unbedingt lesen muss. Seifert lässt den Autor B. Traven wieder ein bisschen aufleben. Die Diskussion ist spannend, inwiefern man über den Autor Bescheid wissen muss, damit ein Buch richtig interpretiert werden kann, bzw. was Pseudonyme alles auslösen können. Die Geschichte konnte mich nicht überzeugen, da ich mit den Figuren nicht so viel anfangen konnte und der Plot für mich nicht interessant aufgebaut ist.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Liebellen im Kopf

Libellen im Kopf
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Extence greift in seinem neuen Roman ein sehr wichtiges Thema auf und verarbeitet auch seine eigenen Erfahrungen mit dieser Geschichte. Psychische Erkrankungen sind schwer zu verstehen und für manche überhaupt ...

Extence greift in seinem neuen Roman ein sehr wichtiges Thema auf und verarbeitet auch seine eigenen Erfahrungen mit dieser Geschichte. Psychische Erkrankungen sind schwer zu verstehen und für manche überhaupt nicht nachvollziehbar. In Libellen im Kopf leidet die Hauptprotagonistin unter einer bipolaren Störung. Anfangs ist noch nicht ganz klar wohin die Geschichte führen wird und warum Abbys Verhalten irgendwann nicht mehr gesund sein soll.

Der Anfang war für mich etwas schwierig. Es waren tolle Passagen dabei, jedoch war alles so detailliert erzählt und man ist so nah an der Figur Abby dran, dass es schwer war viel am Stück zu lesen. Es hat sich ein bisschen gezogen, jedoch wird das ab der Mitte ca. viel, viel besser und das Durchhalten zahlt sich aus.

Abby war mir anfangs nicht so sympathisch und die Handlung hatte für mich keinen roten Faden. Im Nachhinein macht das alles aber irgendwie Sinn, da der Autor eben versucht hat, die Krankheit bestmöglich darzustellen. Er hat es geschafft, viele Vorgänge, die im Kopf abgehen und Gefühle, die so ausschlaggebend sind, in Worte zu fassen und überhaupt Sätze zu formulieren, die einem ganz nahe gehen und die so gut ausdrücken, wie man sich fühlen kann.

Wie schon erwähnt, ist der Schreibstil sehr detailreich und die Geschichte sehr dicht erzählt. Mir war das manchmal zu viel und zu intensiv. Es werden viele Emotionen vermittelt oder das Fehlen von Emotionen und das hatte auch Auswirkungen auf mich selbst. Das Ende fand ich sehr schön und auch emotional. Extence hat die Stimmung von Abby ganz gut eingefangen und konnte mich zum Schluss sehr berühren.



Fazit

Ein authentischer Roman, der die Krankheit der bipolaren Störung aufgreift und auf eindrückliche Weise beschreibt, wie es sich anfühlen kann, wenn man darunter leidet. Auch die Themen Familie, Beziehungen, Depressionen werden aufgegriffen und verarbeitet. Ein sehr lesenswertes Buch, das durch alle Höhen und Tiefen geht, die man sich vorstellen kann.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Vom Lieben und lieben lassen

Das Licht und die Geräusche
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Das Licht und die Geräusche. Ein Buch, das anders ist, als erwartet, bei dem der Klappentext und die Inhaltsangabe dem wirklichen Inhalt überhaupt nicht gerecht werden.

Der Autor erzählt sehr sprunghaft ...

Das Licht und die Geräusche. Ein Buch, das anders ist, als erwartet, bei dem der Klappentext und die Inhaltsangabe dem wirklichen Inhalt überhaupt nicht gerecht werden.

Der Autor erzählt sehr sprunghaft einzelne Episoden aus Johannas Leben. Die Sprünge erfolgen unmittelbar hintereinander, ohne eine Einleitung oder Kennzeichnung. Es gibt aber Muster, die man mit der Zeit erkennen kann.

Die Geschichte ist sehr eigenwillig erzählt. Manche Figuren bleiben sehr blass, manche Handlungsstränge machen im Großen und Ganzen nicht so Sinn, wie man es sich vielleicht erhofft und die in der Inhaltsangabe angesprochenen Themen sind nicht alle so präsent, wie vielleicht erwartet.

Mich hat vor allem der Schreibstil überzeugt. Johannas Gedanken waren für mich so klar, so nachvollziehbar. Erwachsenwerden ist nicht leicht, mit seinem Körper muss man lernen umzugehen, die Gefühle spielen manchmal verrückt und das Leben macht es einem oft nicht so einfach. Das Buch ist kein typisches Jugendbuch. Es liest sich teilweise wie ein Tagebuch, teilweise aber auch nicht. Und der Blick auf Dinge verändert sich, je länger man sie betrachtet oder über sie nachdenkt, je mehr Zeit vergeht. Mich hat das Ganze in einen Sog gebracht und ich hätte noch lange weiterlesen können. So sehr ich das Ende auch begrüße, bleiben doch zu viele offene Fragen übrig, und so sehr ich es liebe, wenn mein Kopfkino von alleine weitergeht und ich die Geschichte alleine weiterspinnen kann, hat die Geschichte für mich fast zu früh aufgehört.

Fazit

Eigenwillig erzählt, gut geschrieben und schnell gelesen. Kein typischer Jugendroman und dann wieder doch. Sprunghafte Erzählungen mit Tagebuchcharakter und ein unglaublich mitreißender und aufwühlender Schreibstil. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen, so eingenommen war ich von der ungewöhnlichen Geschichte!