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Veröffentlicht am 23.08.2017

Das Leben in allen Geschmacksrichtungen

Sweetbitter
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Alles, was du dir von dieser Geschichte erwartest, kannst du gleich wieder über Bord werfen. Es ist nämlich ganz anders und das hat für mich auch immer einen besonderen Reiz. Sweetbitter wird aus der Ich-Perspektive ...

Alles, was du dir von dieser Geschichte erwartest, kannst du gleich wieder über Bord werfen. Es ist nämlich ganz anders und das hat für mich auch immer einen besonderen Reiz. Sweetbitter wird aus der Ich-Perspektive von Tess erzählt, wobei ihr Name erst in der zweiten Hälfte des Buches vermehrt auftritt. Davor war sie einfach nur "Ich". Das Bild von ihr konnte so irgendwie nie richtig vervollständigt werden.

Die Figuren an sich blieben alle sehr oberflächlich und blass, teilweise auch sehr unsympathisch. Das ist sehr frustrierend mit der Zeit. Im Restaurant sind auch ziemlich viele Menschen und sich alle zu merken war gar nicht so einfach. Das Restaurant ist der Hauptschauplatz. Ganz selten wird die Handlung an einen anderen Ort verlegt und alles hat mit dem Restaurant zu tun.

Danler hat selbst einige Jahre als Kellnerin gearbeitet und ihre Erfahrungen hier verarbeitet. Sie macht scharfe Beobachtungen und beschreibt das ganze Treiben im Restaurant aus der Sicht des Personals. Es ist sehr wirr manchmal und einseitig, aber doch auch interessant. Viel dreht sich um Alkohol, Drogen, Sex, aber auch zwischenmenschliche Beziehungen spielen eine Rolle. Es ist eine Geschichte über das Sich-selbst-finden, übers Erwachsenwerden und auf eigenen Beinen stehen, über Liebe, Anerkennung und Obsessionen. Die Handlung ist Geschmackssache. Es gibt nicht so wirklich eine und doch kommt eine Faszination für das Erzählte auf.

Danlers Schreibstil ist irgendwie speziell. Sie schreibt in kurzen Sätzen, nicht immer spannend, aber doch sehr angenehm zu lesen. Sie hat einen besonderen Blick für das Treiben im Restaurant und das hat sich auf den Schreibstil übertragen. Das Essen, der Wein, die Gäste, die Kollegen und Kolleginnen, alles wird analysiert und auseinandergenommen.

Fazit

Eine Geschichte, die anders ist, als es der Klappentext vermuten lässt. Danler verarbeitet eigene Erfahrungen im Gastgewerbe und führt ihre Leser hinter die Bars und die vielen Türen eines Restaurants. Sie stellt scharfe Beobachtungen an und zeigt das Leben eines Kellners von allen Lebensseiten. Die Handlung ist nebensächlich, der Schreibstil dem Restaurant angepasst. Ein spezielles Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 01.05.2017

Aufarbeitung der Vergangenheit

Ich, Eleanor Oliphant
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Eleanor ist ein Mensch, der für sich bleibt, kaum Freunde hat, entweder bei der Arbeit oder daheim ist. Ihre sozialen Fähigkeiten sind nicht wirklich ausgeprägt und so kommt sie (für den Leser) in die ...

Eleanor ist ein Mensch, der für sich bleibt, kaum Freunde hat, entweder bei der Arbeit oder daheim ist. Ihre sozialen Fähigkeiten sind nicht wirklich ausgeprägt und so kommt sie (für den Leser) in die eine oder andere komische Situation, die einfach nur zum Lachen ist, für Eleanor aber nur Unverständnis hervorruft.

Spannung in der Geschichte wird durch ein Geheimnis um Eleanor erzeugt. Ihre Kindheit war sehr, sehr schwierig und sie hat ein Trauma erlebt, das sie nie wirklich verarbeitet hat. Durch eine Begegnung wird sie aus der Lebensstarre ein bisschen herausgeholt und sie versucht, etwas zu verändern.

Eleanor hat einen schwierigen Charakter, der zwar dadurch begründet ist, dass sie eben eine schwierige Kindheit hatte und kaum Bezugspersonen, denen sie vertrauen konnte und von denen sie lernen konnte, aber trotzdem scheint es, als wäre wirklich alles an ihr vorbeigegangen und sie hätte nichts mitbekommen.

Der Schreibstil war manchmal sehr detailliert und es hat sich manchmal alles sehr in die Länge gezogen. Die Autorin beschreibt alles sehr genau und beschreibt lieber alles, als dass sie es in die Geschichte miteinbaut. Wobei man Eleanors Charakter und Eigenheiten am besten dadurch kennenlernt, wenn man die geballte Ladung an Informationen auf einmal bekommt. Aber es war trotzdem mühsam, da am Ball zu bleiben und sich durch diese Beschreibungen zu lesen. Nach einer Weile habe ich aber in einen Lesefluss gefunden und es

Die Themen, die oft auch nebenbei auftreten und angesprochen werden, sind oft mit erhobenen Zeigefinger dargestellt. Klar, es ist vielleicht Eleanors Sichtweise, aber mir war das ein bisschen zu aufdringlich und erklärend. Nichtsdestotrotz sind sie schon sehr überlegt und können weitere Denkanstöße geben.



Fazit

Im Großen und Ganzen ein gutes Buch. Für meinen Geschmack zu viele Beschreibungen und Erklärungen und die Handlung zieht sich stellenweise. Jedoch werden wichtige Themen angesprochen und einige Überraschungen warten am Ende des Buches auf einen. Das gewisse Etwas hat jedoch gefehlt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Erzählstil
  • Humor
  • Originalität
Veröffentlicht am 17.04.2017

Was bleibt am Ende?

Der Rest der Zeit
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In ihrem Debüt zeichnet Bernadette Németh interessante Lebensgeschichten, die von einer gewissen schicksalhaften Traurigkeit geprägt sind. Es geht um die drei Geschwister Tünde, Melinda und Adam, aus deren ...

In ihrem Debüt zeichnet Bernadette Németh interessante Lebensgeschichten, die von einer gewissen schicksalhaften Traurigkeit geprägt sind. Es geht um die drei Geschwister Tünde, Melinda und Adam, aus deren Sichten die Geschichte erzählt wird. Tünde setzt sich jedoch als eigentlicher Hauptcharakter durch. Das meiste geschieht rückblickend und die eigentliche Ausgangsituation dient nur als Rahmen am Anfang und am Ende. Mir hat in der Hinsicht ein bisschen was gefehlt, ich wollte immer, dass endlich der Anfang weitererzählt wird.

Die Autorin arbeitet mit einigen Geheimnissen, die mit der Zeit aufgedeckt werden und Spannung erzeugen sollen. Dies ist ihr nicht immer so gut gelungen und wirkte eher zu gewollt. Der Schreibstil an sich hat mir jedoch sehr gut gefallen, sie hat viele wichtige Themen angesprochen und in die Geschichte verarbeitet. Vor allem durch den Beruf von Tünde, sie ist Ärztin bzw. in der Ausbildung dazu, wird sehr viel vermittelt. Die Themen werden aber (außer die beschissenen Arbeitsbedingungen für junge Ärzte) nur oberflächlich angekratzt.

Die Charaktere sind mir leider nicht ganz so sympathisch geworden. Man bekommt sozusagen einen Schnelldurchlauf der Lebensgeschichten und nicht nur von den drei Hauptpersonen. Schön fand ich, dass keine der Personen einem schwarz-weiß Muster unterlag, sondern alle mit vielen Facetten ausgestattet wurden. Die Figuren verkörpern vieles, konnten mich aber nicht so richtig berühren bzw. kein großes Interesse wecken, so vielseitig sie auch dargestellt wurden. Mir hat die Handlung gefehlt. Die Rückblenden, die sich wie die Gegenwart angefühlt haben, konnten mich doch nicht ganz überzeugen.



Fazit

Ein ansprechendes Debüt mit vielseitigen und gut gezeichneten Figuren und einem wirklich sehr lesenswerten Schreibstil. Die Lebensgeschichten sind von einer gewissen Schwere umhüllt und von einer Traurigkeit eingenommen. Ich konnte deswegen keine langen Passagen am Stück lesen und doch ist es auch eine Geschichte, die dazu aufruft, das Leben zu leben, das man sich wünscht.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Wie der Vater, so der Tod

Wie der Vater, so der Tod
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In der Sparte Jugendthriller bin ich (noch) nicht so belesen, es scheint in diesem Genre aber gerade einen kleinen Boom zu geben. Ja, der Roman ist auf Jugendliche ausgerichtet. Sara ist 16 und ich schließe ...

In der Sparte Jugendthriller bin ich (noch) nicht so belesen, es scheint in diesem Genre aber gerade einen kleinen Boom zu geben. Ja, der Roman ist auf Jugendliche ausgerichtet. Sara ist 16 und ich schließe mal darauf, dass sie von ihrem Vater so unterdrückt wird, dass sie deswegen ein bisschen jünger erscheint als sie ist. Es werden Themen wie Verliebtsein und erste Erfahrungen mit Alkohol behandelt, sowie das eigentliche Thema, der gewalttätige Vater, ebenfalls so umgesetzt, dass man denken kann, dass das sehr wohl irgendwo passieren könnte.

Manchmal hatte ich wirklich Gänsehaut, bei den brutalen Szenen und hab immer mal wieder unbewusst die Luft angehalten, um dann kurz darauf laut auszuatmen.

Sara ist eine tolle Protagonistin, die dir ihre Geschichte aus der Ich-Form erzählt. Wir bekommen einen genauen Einblick in ihre Familie, die Beziehungen untereinander und wie die Familie nach Matts Tod so gut wie außeinander gebrochen ist. Sara's Angst ist wirklich zu spüren, auch wenn sie will, dass alles beim Alten bleibt. Wenn man mit diesem Thema (zum Glück) nicht so vertraut ist, versteht man während dem Lesen besser, warum oft nicht darüber geredet wird und Betroffene so handeln, wie sie handeln. Leider wird auch in Sara's Schule die Augen vor dem Offensichtlichem geschlossen, was wirklich traurig ist.

Sehr süß war auch die zarte Liebesgeschichte zwischen Sara und Alex. Ich hatte zuerst vermutet, dass es eine Dreiecksbeziehung wird, lag aber zum Glück falsch. Manche Freunde bleiben einfach Freunde :) Was mich gewundert hat ist, warum Alex sich so ganz plötzlich intensiv für Sara interessiert. Da fehlte mir irgendwas.

Ich muss ehrlich sagen, ich konnte, nachdem ich einmal angefangen hatte zu lesen, nicht aufhören. Bilen hat mich mit Sara in einen Albtraum aus Ungewissheit und Angst gezogen, aus dem ich keinen Ausweg gefunden habe.


Fazit:
Für mich ist Wie der Vater so der Tod ein sehr gelungener Jugendthriller, der das Thema Gewalt in der Familie wirklich sehr gut auf den Punkt bringt und auch die Gefühle, wie zum Beispiel Sara's, dass sie ihren Vater nach allem immer noch liebt, wurden wunderbar vermittelt.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Immernoch die schönste Zeitreisegeschichte

Die Frau des Zeitreisenden
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Ich hab mich mit großer Vorfreude auf dieses Buch gestürzt und wurde nicht enttäuscht! Der Anfang erforderte zwar meine volle Konzentration, da es ein wenig dauerte, bis ich mich in das neue Erzählschema ...

Ich hab mich mit großer Vorfreude auf dieses Buch gestürzt und wurde nicht enttäuscht! Der Anfang erforderte zwar meine volle Konzentration, da es ein wenig dauerte, bis ich mich in das neue Erzählschema eingelesen hatte. Es war nämlich alles sehr verwirrend, da man so viele Informationen auf einmal bekommen hat und man mit den Zeit- und Ortssprüngen noch nicht vertraut war, aber wenn man die ersten paar Kapitel durchhält, ist das später keine große Schwierigkeit mehr und man kann sich voll und ganz auf die Geschichte konzentrieren.

Manchmal hab ich mich während des Lesens gefragt, ob die Autorin nicht selbst zeitweise verwirrt war, während sie das Buch schrieb, aber die durchgehende Logik und der Aufbau des Buches sprechen eigentlich nicht dafür. Man folgt dem sogenannten „roten Faden“ das ganze Buch über.

Um den einzelnen Zeitreisen folgen zu können, wird vor jedem Kapitel/Zeitsprung das Datum und das Alter von Claire und Henry angegeben und manchmal auch von zwei Henrys, wenn sie sich in der Zukunft oder in der Vergangenheit treffen.

Alle paar Kapitel wechseln sich Henry und Clare mit dem Erzählen ab und man bekommt Einblicke in die unterschiedlichen Gefühle und Sichtweisen des jeweiligen.

Die Protagonisten werden mit Zeile zu Zeile lebendiger und sie scheinen fast aus dem Buch zu springen. Sie sind mit so vielen Fäden gestrickt, dass sie nie einseitig oder langweilig wirken. Sie sind mir ans Herz gewachsen und nur mit größtem Bedauern hab ich mich auf den letzten Seiten von ihnen verarbschiedet, aber mit dem Versprechen, bald wieder ihre Geschichte zu lesen und erneut in den Genuss ihrer Gesellschaft zu kommen.

Selten liest man so ein wunderschönes Buch über die Liebe mit einem Hauch Science-Fiktion, der auch ein Hauch bleibt und man es als selbstverständlich sieht, dass es Zeitreisende gibt. Die Zeitreise wurde schon von vielen Autoren behandelt, aber ein vergleichbares so gutes Buch wie dieses, ist bestimmt schwer zu finden.


FAZIT

Dieses Buch ist auf alle Fälle zu empfehlen, da Niffenegger mit ihrem lockeren Schreibstil und ihrem Talent, Menschen und ihr zwischenmenschliches Verhalten zu beschreiben, einen nicht loslässt und man auf der letzten Seite mit schweren Herzen den Buchdeckel zuschlägt.

Und zum Schluss kommt man zur Erkenntnis, dass, wie man es auch sehen mag, Zeitreisen ein Segen, aber auch ein Fluch sein kann.