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Veröffentlicht am 03.02.2024

wunderschöner Schreibstil, absolut fesselnd

Lieder der Wälder
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„»So schafft man Mythen.« Und wenn es etwas gab, was Mattys liebe, dann war es, seine Geschichten unter das Volk zu bringen. Er liebte den Zauber, den man mit Worten weben konnte, die Kunst, Legenden zu ...

„»So schafft man Mythen.« Und wenn es etwas gab, was Mattys liebe, dann war es, seine Geschichten unter das Volk zu bringen. Er liebte den Zauber, den man mit Worten weben konnte, die Kunst, Legenden zu erzählen, die noch lang in den Menschen widerklangen.“ (S. 426)

„Die Geschichte, die ich erzählen will, beginnt wie jede gute Geschichte: in einer Taverne.“ (S. 8, Erster Satz) In der Taverne Falkners Brandfuchs in der Stadt Dina Rhedyn kommen die Helle Barden unter, eine Gruppe unterschiedlicher Leute, die durch die Welt ziehen und ihre Lieder singen. Doch an diesem Abend streiten sich Mattys und Caleb so sehr, daß Mattys und Rosi die Gruppe verlassen. Zurück bleiben Edeline, Nascha, Calebs kleine Schwester Olyvar und ein zu hochmütiger Caleb, der seinen Fehler nicht einsehen möchte.
Im Palast von Dina Rhedyn lebt die Prinzessin Breya, die den Wäldern sehr zugetan ist, und ihr Bruder Prinz Severyn, der mehr von sich selbst als den Wäldern überzeugt ist. An dem Tag der Geschichte ist der Geburtstag des Prinzen und ein besonderer Tag, denn er wird die Herrschaft über eine Stadt und einen Teil der Stadtwache übernehmen. Ein großes Fest ist geplant, zu dem auch Abgesandte aus den anderen Reichen zugegen sein werden.
Adeena Klingswahr kommt mit ihrem Vater im Palast von Dina Rhedyn als Abgesandte von Austradar an. Sie hat eine Fehlstellung in der Hüfte und wird aufgrund dessen häufig für ein Wechselbalg gehalten. Wechselbälger werden in Austradar ebenso gefürchtet, wie in Dina Rhedyn. So hat Adeena es nicht nur zu Hause sehr schwer, sondern auch im Palast. Vor allem, als sie auf Prinz Severyn trifft.

Eschenelegie verzaubert mit poetischen Worten, Bardenliedern und Erzählsträngen, die einen fesseln. Die Mythologie um die Wälder, die verschiedenen Wesen, die dort leben, alles ist in so wundervolle Worte verpackt, daß ich am liebsten direkt weiterlesen würde. Während der anstrengenden Reise in den Eschenhort, umschmeichelt der Wald den Leser und zieht ihn in seinen Bann. Die Autorin findet die schönsten Vergleiche und Beschreibungen, daß man sich direkt im Buch verlieren könnte.

„Spielleute, kleiner Knirps, die haben die Welt gesehen. Die nehmen das, was deine kleinen Augen erblicken, füllen es in Lieder wie Traubensaft nach der Sommerernte in Gläser. Ihre Stimmen fangen Erinnerungen wie Insekten, die im Honig kleben bleiben. Der König formt und herrscht. Der Soldat zerschmettert. Aber der Spielmann beobachtet, er betrachtet und erkennt und begreift. Niemand begreift die Welt wie die Barden, die sie besingen.“ (S. 9)

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Veröffentlicht am 24.01.2024

Rapunzel verläßt ihren Turm und landet in einem Endzeit-Steampunk-Abenteuer

Valeria
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„Eigentlich wollte ich dich retten, […] Ich wollte dich mitnehmen und von hier fortbringen.“ (S. 93)

Seit vor fünf Jahren ihr Vater gestorben ist, lebt Valeria in ihrem Zimmer, eingesperrt von ihrer Stiefmutter ...

„Eigentlich wollte ich dich retten, […] Ich wollte dich mitnehmen und von hier fortbringen.“ (S. 93)

Seit vor fünf Jahren ihr Vater gestorben ist, lebt Valeria in ihrem Zimmer, eingesperrt von ihrer Stiefmutter Magica. Außer der morgendlichen Tortur der Körperpflege, die Magica Valeria antut, hat sie keinen menschlichen Kontakt. Bis sie eines Tages eine Gitarre aus dem Äthernebel am Fuße ihres Turmes hört und anfängt zu singen.

„Warum hast du mich aus dem Turm geholt?“ […]
„Du hast meine Hilfe gebraucht […]. Und außerdem hat mir dein Gesang gefallen.“ (S. 115)

Die Menschen leben seit der Ätherkatastrophe in Türmen über dem Äthernebel und haben den Erdboden seitdem nicht mehr gesehen. Es gibt Geschichten, dass der Äther die Menschen in Ghule verwandelt hat, die sich von Menschenfleisch ernähren.
Nachdem Magica ihre wahren Absichten offenbart und Valeria an einen sehr viel älteren Mann verkauft, sucht Valeria verzweifelt einen Ausweg. Als der fremde Gitarrenspieler aus dem Äther erscheint und ihr anbietet, den Erdboden zu betreten, zögert Valeria nur für einen Augenblick.

Was wie eine Nacherzählung von Rapunzel beginnt, endet in einem aufregenden Abenteuer. Der Erdboden und die Wesen, die dort leben, ähneln nicht mal im entferntesten den Geschichten, die Valeria so gerne liest. Allerdings muß sie auch feststellen, daß nicht alles so schön ist, wie es glänzt. Die Autorin hat eine wunderschönes, düsteres Märchenadaption erschaffen, und nach dem scheinbar glücklichen Ende noch eine ganze Menge Abenteuer angehängt. Die Steampunk-Elemente und die gesamte Atmosphäre haben mir so gut gefallen, daß ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 20.01.2024

zu viele Aufzählungen

Die magischen Buchhändler von London - Die geheime Karte
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„Diese Urherrscherin ist uns nicht bekannt, offensichtlich sehr mächtig und eine Mörderin. Vielleicht ist sie rachsüchtig. Vielleicht hat sie sterbliche Verehrer und Untertanen. Solange wir nichts über ...

„Diese Urherrscherin ist uns nicht bekannt, offensichtlich sehr mächtig und eine Mörderin. Vielleicht ist sie rachsüchtig. Vielleicht hat sie sterbliche Verehrer und Untertanen. Solange wir nichts über sie wissen, könntest du in Gefahr sein.“ (S. 120)

Die geheime Karte ist der zweite Teil dieser Reihe und schließt locker an den ersten an. Susan und Merlin sind immer noch ein Paar, obwohl Susan damit kämpft, ihr normales Leben aufrecht zu erhalten. Mit einem magischen Buchhändler an ihrer Seite, ist dies schwierig. Trotzdem geht sie zur Kunstuniversität in London und besucht ihre Mutter regelmäßig. Als Merlins Schwester Vivian sie kontaktiert, weil Merlin verschwunden ist, zögert sie trotzdem keine Minute und eilt den Buchhändlern zu Hilfe.

Ich war vom ersten Teil ziemlich begeistert, die linkshändigen und rechtshändigen Buchhändler, die verborgene Welt, die gesamte Atmosphäre! Das hat mir in diesem Teil etwas gefehlt und gleichzeitig war es zu viel. Ständig wurden irgendwelche Namen aufgezählt und ob sie Links- oder Rechtshänder sind, in welchem Buchladen sie arbeiten, welche Kleidung aus welcher Zeit sie tragen, welche Waffen bevorzugt werden und am Ende, in welcher Automarke aus welchem Jahrzehnt sie sitzen. Es war eine konstante Aufzählung all dieser Dinge.
Nebenbei hat Susan ständig damit zu kämpfen, daß sie an ihrem normalen Leben festhalten will, gleichzeitig aber immer weiter in die magische Welt hineingezogen wird, nicht nur durch die Buchhändler, sondern auch durch ihren Urherrschervater. Ein Wechselbad der Gefühle, das Susan bis zum Ende begleitet.
Mir fehlte die gesamte magische Atmosphäre, die mich im ersten Teil so gefesselt hat. Stattdessen war dieser Teil voll mit Polizei und Militär, Anweisungen hier und Anweisungen da. Das war alles einfach zu weltlich, und Susan nur ein Spielball von allen.

Die Geschichte um die Lady of Stone war interessant, ging aber bei dem ganzen Militärkram und den Aufzählungen unter. Ich hatte mir mehr erhofft.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Schnuffelpüpschen ...

Die Gargoyles von Notre Dame 2
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„»Nur ein Held oder ein Idiot würde sich freiwillig dieser Meute stellen«, sprang ihm ausgerechnet der König bei.
»Oder eine Heldin«, raunte Catia und atmete tief durch.“ (S. 176)

Zwei Jahre nach den ...

„»Nur ein Held oder ein Idiot würde sich freiwillig dieser Meute stellen«, sprang ihm ausgerechnet der König bei.
»Oder eine Heldin«, raunte Catia und atmete tief durch.“ (S. 176)

Zwei Jahre nach den Geschehnisse aus dem ersten Teil ist der Comte Mirabeau tot und Henri sich sicher, daß es Mord war. Catia ist mittlerweile als Catia Liberté eine Heldin der Nation und Robespierre wünscht ihre Dienste. So trennen sich Henris und Catias Wege bis auf Weiteres: Henri gelangt auf der Suche nach Mirabeaus Mörder auf Abwege, während Catia mit ihren ganz eigenen Teufeln zu kämpfen hat.

Historische Romane sind, ganz überraschend, voll von historischen Ereignissen. Ich konnte mir gut vorstellen, wie das Paris zu dieser Zeit war, denn Greg Walters hat es geschafft, die Aufregungen auf der Straße ebenso bildgewaltig zu beschreiben, wie die Treffen der Nationalversammlung detailliert waren. Obwohl die politischen Intrigen einen Großteil des Romans eingenommen haben, war es größtenteils spannend und unterhaltsam. Gerade zum Ende hin, als Henri und Catia sich geografisch am weitesten entfernt hatten, kam noch einmal unheimlich viel Schwung in die Geschehnisse. Ich bin ebenso durch die Seiten geflogen, wie Neiron über das Land.

Vor allem die Gargoyles faszinieren mich an dieser Geschichte, da es so wirkt, als könnten sie wirklich existieren. Daß Neiron sein Gereime abgelegt hat, finde ich etwas schade; dafür hat er seinen Humor entdeckt und ich habe mich köstlich amüsiert, trotz der düsteren Geschehnisse.

Greg Walters hat wieder eine phantastische und gleichzeitig historische Geschichte geschaffen, die mich in den Bann zieht. Ich kann den dritten Teil kaum erwarten. Außerdem wird das Cover grün ...

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Veröffentlicht am 02.01.2024

wunderbares erstes Buch für das neue Jahr

Die Wolkengucker
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„Kinder gucken ganz selbstverständlich in die Wolken. Erwachsene hingegen verlernen es.“ (S. 317)

„Es klingt wie das Paradies […]. Wenn ich jemals wieder in meinem Leben Zeit haben sollte, komme ich.“ ...

„Kinder gucken ganz selbstverständlich in die Wolken. Erwachsene hingegen verlernen es.“ (S. 317)

„Es klingt wie das Paradies […]. Wenn ich jemals wieder in meinem Leben Zeit haben sollte, komme ich.“ (S. 101)

Mia ist acht Jahre alt und hat mit ihrer Mutter immer die Wolken beobachtet. Dazu lagen sie in der Küche auf dem Boden, denn das ist der einzige Platz, an dem man die Wolken aus der Münchener Wohnung sehen kann. Selbst zwei Jahre nach dem Tod der Mutter ist Mia eine eifrige Wolkenguckerin. Ihr Vater Matt dagegen versinkt in seiner Trauer und verliert die Fäden der Zeit. „Matt hingegen scheute den Blick in den Himmel. Jede verdammte Wolke war ein Stich in sein Herz.“ (S. 12)
Als sie einen Zettel an einem Laternenpfahl finden, auf dem zum ersten Treffen der Wolkengucker-Gesellschaft eingeladen wird, ist Mia Feuer und Flamme und Matt sieht darin zwar keinen Sinn, stimmt aber zu hinzugehen.
Wilma ist 90 Jahre alt und lebt in einer viel zu großen Villa in München. Der Tod ihrer besten Freundin hat sie voller Trauer zurück gelassen, aber auch mit einem Vorhaben. Die beiden alten Damen haben sich versprochen, eine Wolkengucker-Gesellschaft zu gründen, wenn der andere mal nicht mehr ist. Und diesem Versprechen kommt Wilma nach, auch wenn sie Menschen nicht viel abgewinnen kann. Schon gar nicht Fremden. Aber Mia ist so voller übersprudelndem Eifer, daß Wilma sie schnell ins Herz schließt.

Zu Beginn des Buches war ich ziemlich niedergeschlagen, da Matt in Zeitlöcher voller trüber Gedanken verschwindet, Wilma ziemlich griesgrämig wirkt und auch noch einen unfreundlichen Nachbar hat. Nur Ayla scheint ein Sonnenschein zu sein, weswegen ihr Schicksal mich am meisten getroffen hat. Doch durch die Wolken finden ihre Leben alle irgendwie zueinander und jeder auch zu sich selbst.
Die Wolkengucker ist eine Geschichte über fremde Menschen, die zueinander finden. „Letztendlich waren sie alle nur ein bunter Haufen Fremder.
Gewesen.“ (S. 347)
Die Einzelschicksale sind sehr emotional und fürsorglich beschrieben und entfalten sich Stück für Stück, ebenso wie die hauchzarten Freundschaften, die entstehen. Ich habe mich sehr wohl zwischen den Wolkenguckern gefühlt, habe mitgefiebert, gelitten und am Ende ein bisschen geweint. Der Tod ist ein großes Thema, genau wie Verlust der liebsten Menschen und die dazugehörige Trauer. Und jeder der Protagonisten geht anders damit um. „Der Wechsel zwischen meinen emotionalen Aggregatzuständen war einfach zu abrupt gekommen.“ (S. 340)

Abschließend bleibt nur zu sagen, daß dies ein ganz wunderbares erstes Buch für das neue Jahr ist, trotz der ernsten Handlung. Wie diese behandelt wird, zeugt nicht nur von sehr viel Respekt gegenüber der Themen, sondern auch gegenüber der Charaktere, obwohl sie fiktiv sind. Ein wirklich schönes Buch!

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