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Veröffentlicht am 24.12.2022

Unterhaltsam

Die Wallflowers - Annabelle & Simon
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Annabelle Peyton ist 25 und steht damit kurz vor der Entscheidung, eine alte Jungfer oder die Mätresse eines wohlhabenden Aristokraten zu werden, wenn sie in dieser Saison keinen Ehemann findet. Da sie ...

Annabelle Peyton ist 25 und steht damit kurz vor der Entscheidung, eine alte Jungfer oder die Mätresse eines wohlhabenden Aristokraten zu werden, wenn sie in dieser Saison keinen Ehemann findet. Da sie keine Mitgift in die Ehe bringt, ist sie als Ehefrau uninteressant. Bei jedem Ball bleibt ihre Tanzkarte ebenso leer, wie bei den drei Frauen, die mit ihr am Rande der Tanzfläche sitzen. Es erblüht eine zarte Freundschaft mit dem Versprechen, sich gegenseitig zu helfen.
Simon Hunt bittet Annabelle als einziger um einen Tanz, den sie jedes Mal dankend ablehnt, ist er doch ein ungehobelter, neureicher Unternehmer, der sie mit seinen dunklen Augen zu verhöhnen scheint.

Die Freundschaft zwischen Annabelle, Lillian, Daisy und Evie lockert die angespannte Atmosphäre der Jagd nach einem Ehemann sehr auf. Vor allem die Geschwister Daisy und Lillian, bringen die Leben der anderen beiden gehörig auf Trapp. Doch alle vier haben das Herz am rechte Fleck und ich freu mich schon, sie in den anderen Bücher näher kennen zu lernen.
Simon Hunt ist der typische Regency-Badboy, mit seinem ungehobelten Verhalten und seiner sonnengebräunten Haut. Weder benimmt er sich wie ein typischer Aristokrat, noch erweckt er den Anschein, überhaupt in die höhere Gesellschaft paßen zu wollen.
Annabelle fühlt sich von seiner Art immer herausgefordert, bewertet und an ihre Unzulänglichkeiten erinnert. Ihr Leben ist wahrlich kein Zuckerschlecken, steht ihrer Familie der Bankrott kurz bevor. Daher steht sie stark unter Druck, eine gute Partie zu machen. Zu allem Überfluß drängt sich ihr ein ältlicher Lord unschicklich auf, der Ärger verspricht.

Der erste Teil der Wallflowers ist die Geschichte von Annabelle und Simon und sie ist unterhaltsam. Gleichzeitig bietet sie einige Einsichten in die strengen Regeln der britischen Aristokratie in 1843, und unter welchem Druck junge Frauen stehen, einen geeigneten Ehemann zu finden.

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Veröffentlicht am 19.12.2022

Unterhaltsam

Pünktlich wie die Maurer
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„Umgekehrt wird ein Schuh draus.“ (S. 105)

In diesem Buch finden sich viele Sprichwörter, unterteilt nach Handwerksbereichen, z.B. Maurer, Steinmetze, Bildhauer, oder Zimmerer, Schreiner, Tischler, Drechsler, ...

„Umgekehrt wird ein Schuh draus.“ (S. 105)

In diesem Buch finden sich viele Sprichwörter, unterteilt nach Handwerksbereichen, z.B. Maurer, Steinmetze, Bildhauer, oder Zimmerer, Schreiner, Tischler, Drechsler, oder Weber, Färber und Schneider, um nur drei Kapitel zu nennen. Zu Beginn gibt es ein rotes Deckblatt und daneben eine Einführung auf rosa Grund. In dieser Einführung gibt es eine kleine geschichtliche Einordnung und einige eindeutige oder gängige Sprichwörter. Anschließend folgen die zum Handwerk passenden Sprichwörter, ihre Bedeutung und ein ausführlicherer Hintergrund.
Im Hintergrund sind Informationen erwähnt, wie es zu dem Sprichwort kommt, wie es sich entwickelt hat, woher es ursprünglich stammt und häufig auch geschichtliche Daten. Manchmal ist der Hintergrund jedoch auch nur eine erweiterte Ausführung der Bedeutung, was weder unterhaltsam noch besonders spannend ist (zum Beispiel „ein Rohr verlegen“ auf S. 176). Eins der unnötigeren Sprichwörter.
Zu Beginn wird Gott häufig als Handwerker bezeichnet und erklärt, in wie fern er ebenfalls in die einzelnen Sparten gehört, z.B. weil er die Menschen aus Lehm geformt hat. Nach dem dritten göttlichen Bezug hatte ich schon keine wirkliche Lust mehr weiterzulesen, da der christliche Glaube kein bestehender Bestandteil dieser Sprichwörter ist.
Obwohl es vor allem um ältere und bekannte Sprichwörter geht, gibt es durchaus auch Erwähnung von modernen oder auch englischen Varianten, die nicht explizit übersetzt wurden. Das war schade, denn dies setzt voraus, daß alle Leser Englisch lesen und verstehen können.

Es gibt viele Sprichwörter, die ich sehr interessant fand und auch, woher sie eigentlich kommen. Zum Beispiel wenn etwas für die Katz ist (S. 51), Nägel mit Köpfen machen (S. 53), oder woher der Begriff des billigen Abklatsches (s. 141) stammt.
Doch gab es auch viele, die ich gar nicht kannte, nicht verwende und daher nur grob überflogen habe. Ich kann mir aber vorstellen, wenn jemand großes Interesse an der deutschen Sprache hat, wird er Freude an diesem kleinen Büchlein haben. Wenn diese Person dann noch über den inflationären Gebrauch von „sprichwörtlich“ hinwegsehen kann, umso besser.

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Veröffentlicht am 08.12.2022

winterlich und romantisch

Winterträume in den Fallbury Hills (Herzklopfen in Schottland)
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„»Also haben wir einen Deal? […] Auf ein Jahr ohne Männerdramen?«
»Ein Jahr ohne Bettgeschichten […].«
»Ein Jahr ohne Herzschmerz[…].«“ (S. 31)

Grace liebt ihre Eltern, ihre Freundinnen Phoebe und Ivy, ...

„»Also haben wir einen Deal? […] Auf ein Jahr ohne Männerdramen?«
»Ein Jahr ohne Bettgeschichten […].«
»Ein Jahr ohne Herzschmerz[…].«“ (S. 31)

Grace liebt ihre Eltern, ihre Freundinnen Phoebe und Ivy, und die Sonnenaufgänge auf den Klippen von Fallbury. Wenn der Wind um sie weht, kann sie ihre Gedanken ordnen und ihren Geist auf den Tag vorbereiten. Sie ist 30 Jahre alt und hofft auf die große Liebe, so wie Ellie und Graham sie gefunden haben (die beiden kennt man bereits aus dem Vorgänger „Sehnsucht nach Rose Cottage“), oder wie ihre Freundin Ivy und ihr Mann Alan. Doch als sich herausstellt, daß Alan gar nicht der Traummann ist, für den die drei Frauen ihn gehalten hatten, schließen sie einen Pakt. Sie wollen ein Jahr lang auf Männergeschichten verzichten und sich auf ihre Träume konzentrieren. Phoebe möchte Touristik studieren, Ivy möchte ihr Leben wieder in den Griff kriegen und Grace wollte schon immer einen Hofladen mit ihrer Familie aufbauen.
Doch mit dem turbulenten Erscheinen des neuen Arztes Noah Parker gerät Grace ein wenig aus dem Tritt. Er bringt nicht nur ihre Gedanken und Gefühle durcheinander, sondern scheucht das gesamte Dorf Fallbury auf.

Winterträume in den Fallbury Hills ist ein ebenso schöner Liebesroman, wie der Vorgänger. Wer Drama zwischen Grace und Noah vermutet, ein typisches Szenario, in dem einfache Kommunikation die Lösung aller Probleme wäre, wird enttäuscht. Die beiden sind nicht nur sehr niedlich zusammen, sondern reden auch über alles. Trotzdem wird es spannend, denn der Konflikt kommt ganz anders zustande.
Ich habe die Geschichte von Grace und Noah an einem Tag durchgelesen und fühlte mich nicht nur gut unterhalten, sondern auch berührt von dieser Dorfgemeinschaft.
Ein Besuch in Fallbury lohnt sich!

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Veröffentlicht am 03.12.2022

Seltsam

Zirkus der Wunder
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„Ihre Schüchternheit ist entwaffnend. Er weiß nicht, wie er sie kontrollieren soll.“ (S. 197)

„Als Victors Geschöpf zu mächtig wurde, musste er es vernichten.“ (S.358, Anspielung auf Victor Frankenstein)

Im ...

„Ihre Schüchternheit ist entwaffnend. Er weiß nicht, wie er sie kontrollieren soll.“ (S. 197)

„Als Victors Geschöpf zu mächtig wurde, musste er es vernichten.“ (S.358, Anspielung auf Victor Frankenstein)

Im Zirkus der Wunder dreht sich nicht alles um Nell, wie es der Klappentext andeutet. Es ist eher eine Dreiecksbeziehung zwischen Nell, dem Impresario Jasper Jupiter und seinem ständig im Schatten stehenden Bruder Toby Brown. Wer eine romantische Zirkusgeschichte mit dem „sensiblen Toby“ erwartet, wird enttäuscht werden. Es ist viel mehr ein großes Drama um Ausgrenzung, anders sein, Schuld, Ehrgeiz und Erinnerungen an einen längst vergangenen Krieg.

Zu Beginn lernt der Leser Nells Leben kennen; die schüchterne 19jährige pflückt Veilchen und kandiert sie für den Weiterverkauf. Ihr ein Jahr älterer Bruder ist ihr liebster Mensch und er verteidigt sie gegen die Dorfbewohner und den Rest der Welt. Zunächst dachte ich, Nell wäre geistig zurückgeblieben, bis wenige Seiten später klar wird, daß etwas mit ihrer Haut nicht stimmt. „Sein Blick gleitet über ihre Hände, ihre Wangen.“ (S. 11) Nell hat sehr auffällige Leberflecken, einen besonders großen im Gesicht. Deswegen hält ihr Vater sie für ein Wechselbalg: „Sie bringt uns Unglück, das habe ich schon am Tag ihrer Geburt gesagt.“ (S.11); deswegen meiden die anderen Dorfbewohner sie, und andere Kinder machen sich über sie lustig.
Als Jasper Jupiters Zirkus der Wunder in Nells kleines Dorf kommt, sieht ihr Vater darin die Chance, sie endlich los zu werden. „Da begreift sie, dass sie nie wieder nach Hause kann. Ihr Leben hat sich unwiderruflich verändert. Ihr Vater hat sie verkauft – wie könnte sie jemals wieder mit ihm unter einem Dach leben?“ (S. 108)

Jasper hat schon als Kind von einem gemeinsamen Zirkus mit seinem Bruder Toby geträumt. Doch der Krieg an der Krim hat alles verändert und Toby steht tief in seiner Schuld. So ist aus Jasper Brown der Impresario Jasper Jupiter geworden, mit dem aufregendsten Zirkus voller Wunder, während Toby körperlich hart arbeitet und manchmal die Künstler photographiert. „Seit er denken kann, hat er es darauf angelegt, seinen Bruder neidisch zu machen.“ (S. 259)

Toby ist sehr in sich gekehrt, der schweigsame, körperlich hart arbeitende Bruder, der immer im Schatten steht. Doch als er Nell zum ersten Mal sieht, löst das etwas in ihm aus. „Irgendwie fühlt sich der Moment intim an, es ist, als hätte Toby hier nichts zu suchen. Aber er ist von der ruhigen Ekstase ihrer Bewegungen gefesselt.“ (S. 15) Er gerät in einen Zwiespalt, ob er Japser von dem Mädchen mit den Leberflecken erzählen soll, oder sie sein Geheimnis bleibt.

Es entsteht eine Energie zwischen diesen drei Protagonisten, die nicht immer leicht zu verfolgen ist. Müßte ich das Buch in einem Wort zusammen faßen, wäre es „seltsam“. Nicht unbedingt, weil die Zirkuskünstler sogenannte Launen der Natur sind, denn menschlich gesehen sind sie sehr viel angenehmer als zum Beispiel Nells Vater. Aber die Bilder, die durch die Wortwahl der Autorin entstehen, haben zuweilen einen Knick. „Auf einmal merkt sie, dass sie zittert, und der Horizont ist so schief wie ein umgekipptes Glas.“ (S. 266)
Spannend war die wechselnde Perspektive zwischen Nell, Jasper und Toby, mit Erinnerungen der beiden Brüder gespickt, war ein roter Faden durchgängig zu erkennen. Und dann haben sie alle eine Eigendynamik entwickelt und alles lief schief.

Ein Satz hat das Buch ziemlich gut zusammengefaßt, da es aber ein dicker Spoiler ist, seid hiermit gewarnt!
„Als das Zelt abbrannte, fing Nells Leben an, und das von Jasper war zu Ende. Und Toby – Toby war irgendwo dazwischen gefangen.“ (S. 420)

Zirkus der Wunder ist ein ganz eigenartiges Buch, spannend, aber irgendwie auch langatmig. Die Charakterentwicklungen sind anschaulich dargestellt und nachvollziehbar. Trotzdem war ich froh, als das Buch endlich zu Ende war.

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Veröffentlicht am 21.11.2022

Fesselnd

Nordblut 1
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„Wenn die Götter mit dir spielen,
dann senke demütig dein Haupt.“ (S.8)

Nachdem ich nun in die Welt von Nordblut eingetaucht bin, frage ich mich, warum ich so lange die Bücher von Mira Valentin nicht ...

„Wenn die Götter mit dir spielen,
dann senke demütig dein Haupt.“ (S.8)

Nachdem ich nun in die Welt von Nordblut eingetaucht bin, frage ich mich, warum ich so lange die Bücher von Mira Valentin nicht beachtet habe. Auf der anderen Seite erscheint bald der fünfte Teil der Nordblut-Saga und damit auch ein Schuber und die Bücher mit wunderschönem Farbschnitt. Vielleicht habe ich deswegen so lange mit dem Lesen gewartet.

Schon auf den ersten Seiten hatte mich die Geschichte der Wölfe mit ihren bildgewaltigen Ausführungen in ihren Bann gezogen. Es sind nicht nur die Beschreibungen der Menschen, sondern auch der Umgebung, der Bräuche und Traditionen. Ich hatte das Gefühl, direkt in Island im Langhaus der Familie der Wölfe zu sitzen und den Sagas über die Götter zu lauschen.
Die Geschichte wird aus Sicht von wechselnden Personen erzählt, deren Schicksale durch das Spiel der Götter miteinander verwoben sind. Am Ende wissen alle Spielfiguren voneinander, doch von den Plänen der Götter wissen sie nichts.
Zusätzlich zu der Einmischung der nordischen Götter, gibt es in dem Buch auch einen religiösen Konflikt mit dem Christentum, der sich zu dieser Zeit ausgebreitet hat, sowie eine Fehde zwischen den Wölfen und den Drachen.

Alles in allem ist Wölfe wie wir ein starker Auftakt und meine Erwartungen an die Folgebände sind enorm. Die Hintergründe, sowohl mythologisch, religiös als auch geschichtlich, wirken gut recherchiert, auch wenn ich das weder nachweisen noch wissen kann. Aber die Beschreibungen der Umstände und das Verhalten der Personen wirkt authentisch, sodaß ich mir vorstellen kann, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Ich bin absolut begeistert von dem ersten Buch und freue mich schon sehr auf die nächsten Teile.

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