Profilbild von Haberleitner

Haberleitner

Lesejury Star
offline

Haberleitner ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Haberleitner über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2023

Eine problematische Liebesbeziehung

Sehnsucht am Tegernsee
0

„Sehnsucht am Tegerensee“ von Hannah Lechner ist ein sehr gefühlvoller, aber keineswegs kitschiger Liebesroman, eingebettet in die wunderschöne Landschaft am Tegernsee.

Klappentext:
Nach einer gescheiterten ...

„Sehnsucht am Tegerensee“ von Hannah Lechner ist ein sehr gefühlvoller, aber keineswegs kitschiger Liebesroman, eingebettet in die wunderschöne Landschaft am Tegernsee.

Klappentext:
Nach einer gescheiterten Beziehung verliebt sich Kira Wagner in Felix, der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt, und ihr Leben gerät in Turbulenzen. Zur selben Zeit erbt sie von ihrem Onkel ein Hotel am Tegernsee. Der sympathische Noah bietet ihr viel Geld für das Anwesen – Geld, mit dem Kira Felix eine wichtige Operation ermöglichen könnte. Doch ihr Onkel hat ihr zu Lebzeiten das Versprechen abgenommen, das Hotel niemals zu verkaufen. Kira muss eine folgenschwere Entscheidung treffen.

Das Cover ist sehr ansprechend, der Orangeton fungiert als Eye-Catcher und die bergige Landschaft mit dem See stimmt auf den Ort des Geschehens ein. Das Buch erschien 2023. Die Handlung spielt in der nicht näher bezeichneten Gegenwart. Die Kapitel sind angenehm kurz, ohne Zeit- und Ortsangaben. Der Schreibstil ist flüssig, sehr bildhaft, mit Liebe zum Detail. Insbesondere die Landschaftsbeschreibungen haben mein Kopfkino angeregt und Lust erzeugt, einmal am Tegernsee zu urlauben.

Die Autorin kannte ich bislang unter dem Namen Jaqueline Lochmüller als Krimiautorin. Unter dem Pseudonym Hannah Lechner verfasste sie nunmehr ihren ersten Liebesroman, den ich sehr gelungen fand, weil er nicht einfach dem „Traumfrau trifft Traummann-Schema“ folgt, sondern sehr einfühlsam reale Probleme anspricht. Zwischenmenschliche Probleme, erschwert durch die alltäglichen Hemmnisse, mit denen behinderte Menschen zu kämpfen haben, die beide Seiten verunsichern. Es wird auch die Divergenz thematisiert, dass ältere Menschen häufig Erwartungen an ihre Nachkommen stellen, moralischen Druck ausüben, nicht verstehen können oder wollen, dass sich die Jungen ihr Leben anders vorstellen, ganz andere Pläne haben.

Einerseits ist die sich langsam entwickelnde Beziehung, so problematisch sie ist, auch wunderschön romantisch und sehr gefühlvoll, andererseits fehlt es auch nicht an Spannungsmomenten und Dramatik. Der Gefühlscocktail, den insbesondere die Protagonistin durchmachen muss, ist sehr facettenreich – von hinreißenden Glücksgefühlen über Zweifel, Schuldgefühle bis zu Trauer und Verzweiflung. Und diese Emotionen kommen wunderbar zwischen den Zeilen hervor. Man erlebt alles hautnah mit Kira, man ist mit ihr selig, traurig, wütend, verzweifelt und hoffnungsvoll. Durch die Perspektivenwechsel – es wird nicht nur aus Kiras Sicht erzählt, sondern auch aus jener von Kiras Onkel, Felix und Noah – sind die wichtigen Männer in Kiras Leben ebenfalls sehr lebendig und in ihren Denkweisen und Handlung nachvollziehbar charakterisiert. Lediglich Leonies Wesenszüge blieben etwas einseitig negativ.

Ich habe den Roman als Urlaubslektüre genossen, selbst in einem Urlaubsort, rundherum umgeben von herrlicher Gebirgswelt, bin ich in Kiras Welt versunken. Ein wunderbarer Wohlfühlroman. Einzig das Ende hat mich etwas unbefriedigt zurückgelassen. Da hätte ich gerne gleich weitergelesen. Bei so vielen offenen Fragen wünsche ich mir unbedingt eine Fortsetzung!

Und ja, von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.06.2023

Mitzi und der Mörder an Bord

Schießt nicht auf die MörderMitzi
0

„Schießt nicht auf die Mördermitzi“ von Isabella Archan ist nicht nur ein sehr spannender, sondern auch unterhaltsamer Regionalkrimi, der fünfte Band dieser Reihe.

Klappentext:
Mitzi und Agnes auf Verbrecherjagd ...

„Schießt nicht auf die Mördermitzi“ von Isabella Archan ist nicht nur ein sehr spannender, sondern auch unterhaltsamer Regionalkrimi, der fünfte Band dieser Reihe.

Klappentext:
Mitzi und Agnes auf Verbrecherjagd – Gänsehaut und Lachfalten garantiert.
Nicht mal auf einer romantischen Schiffsreise hat die Mitzi ihre Ruhe – das Verbrechen ist ihr immer dicht auf den Fersen. Diesmal befindet sie sich mitten auf der Donau, als die erste Leiche auftaucht. Während Inspektorin Agnes Kirschnagel noch mit den kriminalistischen Fakten beschäftigt ist, stürzt sich Mitzi mit ihrer Vorliebe für böse Buben schon kopfüber in die Mördersuche. Und ziemlich schnell wird’s sehr brenzlig ...

Das atmosphärische Cover vermittelt schon das richtige Reisefeeling. Das Buch erschien 2023 und spielt in der Gegenwart; nähere Zeitangaben sind nicht vorhanden. Der Roman ist in vier Abschnitte unterteilt, wobei zu Beginn eines jeden Teils in Form einer Ankündigung zu einer TV-Krimi-Reihe jeweils kurz die Inhalte der vier Vorgängerbände angeschnitten werden. Ich fand diese Idee sehr gelungen. Auf diese Art und Weise wird für Quereinsteiger ein wenig Information zu früheren Geschehnissen vermittelt und Neugierde geweckt, diese Fälle nachzulesen. Und Kenner der Reihe können ihre Erinnerungen auffrischen. Innerhalb der Abschnitte gliedert sich das Buch in Kapitel, deren Kürze zum flotten Weiterlesen animiert.

Der Schreibstil ist flüssig, sehr bildhaft. Insbesondere die detaillierten, stimmungsvollen Beschreibungen der vorüberziehenden Landschaft, der Sehenswürdigkeiten, des Lebens an Bord, aber auch der Mitreisenden haben mich begeistert. Man bekommt einfach Lust, eine Flusskreuzfahrt anzutreten. Zudem wird en passant auch so manch Wissenswertes mitgeliefert. Die typischen österreichischen Ausdrücke unterstreichen das Lokalkolorit, im Glossar finden sich die entsprechenden Übersetzungen bzw. Erklärungen.

Für mich war es das erste Buch aus dieser Reihe. Ich hatte keinerlei Probleme, in die Geschichte hineinzukommen und überblickte auch den relevanten Personenkreis in Kürze. Dennoch, um die Entwicklung der Protagonisten nachvollziehen zu können, sollte man besser mit Band 1 beginnen.

Gleich zu Beginn wird man Zeuge eines Mordanschlages, im Übrigen sehr eindrucksvoll aus Sicht des Opfers beschrieben. Man befindet sich somit sofort mitten im Geschehen. Die Perspektivenwechsel zwischen den Dieben, der Mördermitzi und den polizeilichen Ermittlungen gestalten die Handlung abwechslungs- und temporeich. Es mangelt nicht an Verdächtigen und in die Irre führenden Spuren. Als Leser hat man ausreichend Gelegenheit mitzurätseln, verfügt zwar meist über einen Wissensvorsprung gegenüber den Protagonisten und tappt dennoch lange Zeit im Dunkeln. Zudem befeuern immer wieder Cliffhanger und gefahrvolle Momente die Spannung, bis letztlich in einem dramatischen Showdown der Täter gefasst werden kann.

Die handelnden Personen fand ich sehr anschaulich beschrieben, und zwar auch die Nebenfiguren, wie die unterschiedlichen Mitreisenden, die charakterlich sehr unterschiedlichen Kleinganoven oder einzelne Crewmitglieder. Mitzi und Agnes stehen im Mittelpunkt, die trotz ihrer eher konträren Wesenszüge in inniger Freundschaft verbunden sind. Gut dosiert gewinnt man auch Einblick in ihr Privatleben. Als Neuling kann ich leider das gesamte Ausmaß ihrer Entwicklung nicht erkennen, aber die beiden strahlen Sympathie aus. Mitzi ist ein ganz besonderer, liebenswerter Mensch durch ihren Hang zum Geschichtenerzählen, ihr Gespür, auch ihre naive Art, ihr impulsives Handeln, ihr Herz am rechten Fleck, Agnes wirkt verantwortungsvoll, ernsthafter. Beide haben so ihre Probleme, haben Schuldgefühle – Mitzi ob ihrer Vergangenheit, Agnes eher im Zuge der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

„Schießt nicht auf die Mördermitzi“ hat mich durch die ausgezeichnete Mischung aus Spannung und Lokalkolorit bestens unterhalten, vor allem bin ich Mitzis Fan geworden. Ich freue mich nicht nur schon auf ihren nächsten Fall, der ja bereits am Ende angedeutet wird, sondern will die früheren Fälle nachlesen. Ein Buch, das ich einfach weiterempfehlen muss!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.06.2023

Ein gelungenes Debut

Stallblut
0

„Stallblut“ stellt quasi ein Debut dar. Zwar hat die Autorin Gabriele Grausgruber bereits durchwegs schriftstellerische Erfahrung – sie veröffentlichte u.a. Kurzkrimis in Anthologien, etliche Kinderbücher ...

„Stallblut“ stellt quasi ein Debut dar. Zwar hat die Autorin Gabriele Grausgruber bereits durchwegs schriftstellerische Erfahrung – sie veröffentlichte u.a. Kurzkrimis in Anthologien, etliche Kinderbücher und auch Mundartbücher – doch dies ist ihr erster Krimi. Dem Genre nach ist es ein Regionalkrimi mit Wohlfühlfaktor.

Worum geht es?
Ein Bauer wird nachts brutal niedergeschlagen und verstirbt schließlich an den schweren Verletzungen. Im Zuge der Mord-Ermittlungen stößt Gruppen-Inspektor Gerber, der Leiter der Polizeistation des fiktiven Dorfes Tutzenbach im Innviertel, auf mehr kriminelle Energie als erwartet.

Das in nebulösem Grau-in-Grau gehaltene Cover passt sehr stimmungsvoll zu der düsteren Szenerie, die den Bauernhof des Mordopfers umgibt. Die Kapitel sind kurz, jeweils mit genauen Datums- und Zeitangaben versehen, was ich sehr schätze, weil man den chronologischen Ablauf, speziell im Hinblick auf diverse Rückblenden, gut verfolgen kann. Die Handlung spielt in der jahresmäßig nicht genau festgelegten Gegenwart; da der 4.6.2020 ein Donnerstag war, möglicherweise in diesem Jahr, allerdings ohne Hinweis auf Corona. Das Buch erschien 2023, gut leserlich mit relativ großer Druckschrift. Störend empfand ich die große Anzahl von Leerseiten. Das Buch enthält zu Beginn ein ausführliches Personenregister, das einem den Überblick über die doch recht zahlreiche Dorfgemeinschaft sehr erleichtert. Des Weiteren befindet sich am Ende ein kurzes, einige Dialektausdrücke erklärendes Glossar.

Die Personen, deren Umfeld und die Geschehnisse sind sehr bildhaft und detailliert beschrieben, wodurch man sehr gut in die dörfliche Atmosphäre hineingezogen wird, in die Schönheit und Weite der Landschaft ebenso wie in das dörfliche Alltagsleben. Olfaktorisch quillt vom Kuhdunggestank bis zum Rosenduft das gesamte ländliche Luftbukett zwischen den Zeilen hervor. Unterstrichen wird das Lokalkolorit nicht nur durch diverse im ländlichen Dialekt abgehaltene Dialoge, sondern auch durch zwischen den Kapiteln eingestreute sogenannte Gstanzln, im Übrigen ebenfalls von der Autorin selbst verfasst.

Bereits nach wenigen Seiten steckt man mitten in den Ermittlungen, tappt wie Gerber im Dunkeln. Die stetigen Perspektiven- und Ortswechsel, auch Rückblenden, halten die Spannung am Köcheln. Es gibt keine eindeutigen Verdächtigen, lange Zeit keine wirklich hilfreichen Spuren. Schließlich überschlagen sich am Hof des Ermordeten die Ereignisse, als ein unehelicher Sohn auftaucht und Erbansprüche stellt. Gerber weitet seinen Ermittlungsradius aus und stößt dabei auf diverse kriminelle Machenschaften, bis ihn letztlich ein entscheidender Hinweis zum wahren Mörder führt.

Abgesehen vom dörflichen Flair fand ich auch die Milieudarstellung sehr einprägsam, die Charakterisierungen der Menschen. Von der verhärmten, abgearbeiteten, vom Ehemann jahrelang drangsalierten und geschundenen Bäuerin, über den einsamen pensionierten Kriminalbeamten und einige klischeehaft dargestellte Bösewichte bis zu jenen tratschsüchtigen, oberflächlichen Frauen, die anstatt einer betrogenen Freundin zur Seite zu stehen, diese fallen lassen. Leider konnte ausgerechnet der Protagonist sich bei mir nicht als Hauptsympathieträger profilieren. Gerber wirkt zwar sympathisch, doch zur Abrundung seines Charakters fehlen ein lebendiges Privatleben, private Aktionen und damit verbundene Emotionen, Kontakte zu Freunden, eine Beziehung. Man erfährt zwar seine Vorgeschichte, dass und warum er noch immer Single ist, wie er über Frauen denkt, dennoch war er mir zu wenig lebendig, zu wenig facettenreich für eine Zentralfigur.

Mit „Stallblut“ ist meiner Ansicht nach der Autorin ein respektables Erstlingswerk gelungen. Der Fall ist zwar nicht sonderlich komplex, doch ist er gut aufgebaut, mit Neben-Handlungssträngen, mit kleinen Hinweisen und nach und nach hinzukommenden Informationen. Ich nehme an, dass es sich um den ersten Band einer Reihe handelt, sich insbesondere die Protagonisten weiterentwickeln werden – vielleicht wird ja auch aus Gerber und Rosa ein Paar?

Grundsätzlich hat mir der Krimi recht gut gefallen, aber es gibt noch etwas Luft nach oben – daher vergebe ich 4 von 5 Punkten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2023

Das Geheimnis des Falkners

Falkenmord
0

Mit „Falkenmord“, dem vierten Band der Schmitt-Kemper-Reihe, ist Sabine Gronover wieder ein überaus packender Krimi gelungen.

Worum geht es?
Ein Falkner wird mit einer zur Greifvogelkralle geformten Waffe ...

Mit „Falkenmord“, dem vierten Band der Schmitt-Kemper-Reihe, ist Sabine Gronover wieder ein überaus packender Krimi gelungen.

Worum geht es?
Ein Falkner wird mit einer zur Greifvogelkralle geformten Waffe ermordet. Er hinterlässt als Kreis von Verdächtigen mehrere Ex-Ehefrauen, eine ehemalige Geliebte und einen erwachsenen Sohn. Könnte eine dieser Personen ihn getötet haben? Doch auch der flüchtigen Zechpreller, nach dem die Polizei fahndet, hatte Kontakt zu dem Falkner …

Nach „Die Rotte“ war dies nun das zweite Buch dieser Reihe, das ich gelesen habe. Schon nach wenigen Seiten war ich mit dem Protagonisten wieder vertraut. Doch ich denke, auch ohne die Vorgängerbände zu kennen, kommt man problemlos in die Geschichte hinein. Der Fall selbst ist jeweils abgeschlossen. Was den sogenannten roten Faden anbelangt, das Vorleben der Protagonisten betreffend, so gibt es ausreichend Hinweise und Erklärungen.

Das Cover mit dem aus etwas schemenhaftem Umfeld hervorstechenden Auge eines Raubvogels unterstreicht den Titel hervorragend und stimmt eindrucksvoll auf das Thema bzw. den Titel des Krimis ein. Der Schreibstil ist locker, flüssig. Sowohl die Personen, als auch Landschaften etc. sind anschaulich, dennoch nie zu langatmig beschrieben. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind lediglich nummeriert, ohne Orts- oder Zeitangaben, wodurch man etwas das Zeitgefühl verliert, also über welchen Zeitraum genau sich die Ermittlungen hinziehen. Das Buch erschien 2023. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart.

Die Handlung entwickelt sich sehr abwechslungs- und temporeich – vor allem durch die Perspektivenwechsel zwischen den polizeilichen Ermittlungen von Schmitt und Kemper, den Aktionen diverser Personen aus dem Umfeld des Toten und den eigenmächtigen Recherchen der Polizeipraktikantin. Wie Puzzlesteinchen sammeln sich immer mehr Informationen an, u.a. lernt man auch so einiges über Raubvögel und deren Haltung. Reichlich Stoff zum Miträtseln. Überraschende Wendungen und neue Erkenntnisse scheinen den Fall eher zu verkomplizieren, als Licht in die Angelegenheit zu bringen. Es fehlt weder an gefährlichen Momenten, noch an Action und so mancher Cliffhanger lässt einen das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Bis sich letzten Endes nach einem dramatischen Showdown doch alles schlüssig und doch eher unerwartet aufklärt.

Abgesehen von dem im Mittelpunkt stehenden Ermittler-Duo, das nicht nur äußerlich gut vorstellbar, sondern durchwegs lebendig und emotional beschrieben ist, inklusive einem gut dosierten Einblick in ihr Privatleben, ist dieser Krimi reich an vielschichtigen Charakteren, angefangen bei den sehr konträr wirkenden Frauen, dem labilen Sohn, der sich im Laufe der Handlung sehr wandelt bis hin zu der etwas zu selbstbewussten, ehrgeizigen Polizeipraktikantin. Sie alle sind facettenreich beschrieben, wirken authentisch und ihre Handlungen sind nachvollziehbar.

„Falkenmord“ hat mich gefesselt. Ich habe das Buch fast in einem Zug ausgelesen. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Fall von Schmitt und Kemper.

Eine unbedingte Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.06.2023

Karla Senkrecht hat mich begeistert

Maingrab
0

„Maingrab“ von Franziska Franz ist der zweite Band der Reihe mit der außergewöhnlichen Privatermittlerin Karla Senkrecht.

Klappentext:
Ein Notarzt wird nachts zu einem Einsatz im Frankfurter Diplomatenviertel ...

„Maingrab“ von Franziska Franz ist der zweite Band der Reihe mit der außergewöhnlichen Privatermittlerin Karla Senkrecht.

Klappentext:
Ein Notarzt wird nachts zu einem Einsatz im Frankfurter Diplomatenviertel gerufen. Ein Fahrradfahrer soll verunglückt sein. Am nächsten Morgen ist der Arzt tot, eine Joggerin entdeckt seine blutüberströmte Leiche. Von den ebenfalls an den Unfallort bestellten Sanitätern fehlt jede Spur. Wurden auch sie umgebracht? Privatermittlerin Karla Senkrecht greift zu äußerst ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden und sieht sich plötzlich mit der Planung ihrer eigenen Bestattung konfrontiert.

Der Schreibstil ist flüssig, humorvolle Dialoge lockern auf, Emotionen sind gut spürbar. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und sind mit Zeit- und Ortsangaben versehen, was ich stets sehr schätze, weil dies gut verdeutlicht, über welchen Zeitraum sich die Ermittlungen hinziehen bzw. wo die Ereignisse sich abspielen. Das Buch erschien 2023; da die Handlung im Sommer 2019 spielt, ist Corona daher kein Thema. Das Cover mit der Teilansicht eines deutschen Notfall-Rettungswagens ist ein exzellenter Eye-Catcher und unterstreicht die Thematik des Falles. Band 1 dieser Reihe muss man im Übrigen nicht gelesen haben, jedes Buch steht für sich alleine.

Man befindet sich ab der ersten Seite mitten in einem faszinierenden Fall voller Rätsel. Am Tatort finden sich so gut wie keine Spuren, die Sanitäter sind wie vom Erdboden verschluckt. Auch die Befragungen der polizeilichen Ermittler im Umfeld des Toten bzw. der Vermissten bringen kaum Erkenntnisse. Schließlich schaltet sich die mit unkonventionellen Methoden agierende Privatdetektivin Karla Senkrecht in die Ermittlungen ein. Mit ihrer Unterstützung und aufgrund ihres Bauchgefühls gelingt es schließlich Schritt für Schritt, Licht ins Dunkel zu bringen, bis in einem dramatischen Showdown dieser spektakuläre Fall gelöst werden kann.

Die laufenden Perspektivenwechsel zwischen polizeilichen Befragungen, den Aktionen der Privatdetektivin sowie diversen Personen aus dem Umfeld des Ermordeten bzw. der vermissten Sanitäter gestalten nicht nur die Handlung tempo- und abwechslungsreich, sondern vermitteln dem Leser auch immer wieder einen gewissen Wissensvorsprung und bieten Gelegenheit zum MIträtseln. Die Spannung steigert sich quasi von Kapitel zu Kapitel, nicht nur Karlas Aktionen tragen zum Nervenkitzel bei, auch der eine oder andere Cliffhanger.

Die Charaktere fand ich gut gezeichnet, sie wirken authentisch, lebendig – der trauernde Lebensgefährte, die engstirnigen, spießbürgerlichen Eltern ebenso wie das polizeiliche Ermittler-Duo, der ältere, routinierte Kai und die junge, aufgeweckte Mia. Letztere wirken grundsätzlich sympathisch, sind jedoch noch nicht lange ein Team und müssen sich erst zusammenraufen. Kai erscheint mir zeitweise zu kritisch und zu barsch, Mia weiß sich zu wehren, ist nicht nachtragend und grundsätzlich ein humorvoller Mensch; sie verhält sich auch empathischer bei den Befragungen als der etwas ungeduldig und cholerisch wirkende Kai. Der hervorstechende Charakter ist jedoch Karla Senkrecht. Neben ihr verblassen die beiden Kommissare. Sie verfügt nicht nur über eine ausgezeichnete Beobachtungs- und Kombinationsgabe, sondern auch über Mut und Hartnäckigkeit. Ihre eigenwilligen Methoden, manchmal knapp an der Illegalität vorbeischrammend, machen die Würze dieses Krimis aus.

„Maingrab“ fesselt durch die vielen Fragezeichen, die diesen Fall durchziehen. Kaum klärt sich eines, tauchen neue auf. So entwickelt sich dieses Buch zum Pageturner. Mich begeisterte ganz besonders die Protagonistin Klara Senkrecht. Zunächst möchte ich Band 1 „Blutmain“ nachholen und ich freue mich schon auf den nächsten Fall mit ihr.

Eine unbedingte Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere