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Veröffentlicht am 03.12.2022

Inspektor Sterz zwischen Mordermittlung und Vergangenheitsbewältigung

Sterz und der Mistgabelmord
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„Sterz und der Mistgabelmord“ von Isabella Archan ist der Auftakt zu einer neuen, in der Steiermark spielenden Krimireihe.

Worum geht es?
Als Inspektor Ferdinand Sterz erfährt, dass sein Jugendfreund ...

„Sterz und der Mistgabelmord“ von Isabella Archan ist der Auftakt zu einer neuen, in der Steiermark spielenden Krimireihe.

Worum geht es?
Als Inspektor Ferdinand Sterz erfährt, dass sein Jugendfreund Wiggerl brutal ermordet wurde, kehrt er nach langjähriger Tätigkeit bei Europol-Deutschland in seine Heimat, in die Steiermark, zurück, um selbst die Ermittlungen aufzunehmen. Psychisch ist die Situation für ihn schwierig: seine Vergangenheit, seine gestörte Beziehung zum Vater und zur Ex-Freundin belasten ihn.

Bereits das Cover mit der bäuerlichen Landschaft und der Mistgabel stimmt auf diesen typischen Regionalkrimi ein. Der grüne Buchschnitt - Grün ist ja die Farbe der Steiermark - betont das noch. Steirisches Flair und Sehenswertes ist unaufdringlich, aber dennoch einprägsam in die Handlung verwoben. Der steirische Dialekt, insbesondere die originell gewählten Überschriften der Abschnitte unterstreichen das Lokalkolorit. Für Nichtösterreicher gibt es ein Glossar zu den Dialektausdrücken.

Das Buch ist in fünf Abschnitte und diese wiederum in kurze Kapitel ohne Orts- oder Zeitangaben unterteilt. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, temporeich. Das Buch erschien 2022, die Handlung ist in der nicht näher bestimmten Gegenwart angesiedelt, Covid19 wird nicht erwähnt.

Nach dem heftigen Beginn –man erlebt den Mord aus Sicht des Opfers mit -, hält sich die Spannung kontinuierlich durch gefährliche Momente, Überraschungseffekte und in die Irre führende Spuren bis zum dramatischen Showdown und bis zur schlüssigen, letztlich unerwarteten Auflösung des Falles.

Im Mittelpunkt der Ermittlungsarbeit steht Inspektor Ferdinand Sterz, und zwar nicht nur seine Überlegungen den Fall betreffend und seine eigenmächtigen Alleingänge, sondern auch die charakterliche Entwicklung des introvertierten Einzelgängers, geprägt durch die Kindheit, den frühen Verlust seiner Mutter und die Zurückweisung durch seine Jugendliebe. Sehr einfühlsam sind seine Gedanken, Gefühle und Zweifel dargestellt. Die übrigen agierenden Personen sind ebenfalls mit mehr oder weniger Hintergrundinformationen anschaulich und lebendig gezeichnet.

„Sterz und der Mistgabelmord“ war mein erstes Buch dieser Autorin. Es hat mir ausgezeichnet gefallen, bot alles, was ich an einem Krimi schätze: Spannung, Action, sympathische und gut gezeichnete Charaktere, unerwartete Ereignisse und Wendungen, aber auch erfrischende Dialoge und stimmiges Lokalkolorit. Ein wunderbar gelungener Anfang! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

Eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 01.12.2022

Biblische Geschichten kindgerecht erzählt

Mein kunterbuntes Weihnachtsalbum
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„Mein kunterbuntes Weihnachtsalbum“ von Rüdiger Marmulla hat mir ein wenig Weihnachtsstimmung geschenkt, mir etwas mehr den christlichen Sinn des Festes nahegebracht.

Das rd. 60 Seiten umfassende Büchlein ...

„Mein kunterbuntes Weihnachtsalbum“ von Rüdiger Marmulla hat mir ein wenig Weihnachtsstimmung geschenkt, mir etwas mehr den christlichen Sinn des Festes nahegebracht.

Das rd. 60 Seiten umfassende Büchlein ist wie ein Adventkalender in 24 Kapitel unterteilt. So, wie man sonst jeden Tag ein Türchen öffnet, könnte man auf diese Weise jeden Tag ein Kapitel lesen – oder vorlesen.
Ich habe schon etliches aus der Feder dieses Autors gelesen und ich kenne seinen einfachen, aber stets ins Herz gehenden Schreibstil. Es steckt jeweils sehr viel Wärme, Liebe und Gottvertrauen in seinen Texten. Die Art und Weise, wie in diesen Kurzgeschichten der Vater seiner kleinen Tochter den Glauben an Gott, die Schöpfungsgeschichte und die Geburt Jesu und dessen Botschaft erklärt, ist auch für Erwachsene berührend und macht so einiges verständlich, was einem nicht bewusst war.

In jedem dieser Kapitel greift der Vater eine Episode auf, die auf einer Bibelgeschichte basiert bzw. auch mit Adventgebräuchen aus seiner Jugend zusammenhängen. Liest man das gesamte Büchlein in einem Zug, hat es auch seinen Reiz, weil jeweils mit der Folgegeschichte an die davorgehende angeknüpft wird; man also den Zusammenhang besser verinnerlicht.

Ich persönlich bin wenig bibelfest. Diese kindgerechte Erzählung der Schöpfungsgeschichte und des Weihnachtsevangeliums hat so manches, vor Jahrzehnten irgendwann im Schulreligionsunterricht Gehörte in Erinnerung gerufen. Manches wusste ich nicht, z.B. dass Immanuel ein anderer Name für Jesus ist. Vielleicht sollte ich doch einmal das eine oder andere Kapitel der Bibel lesen …

Als Draufgabe gibt es zum Text auch noch eine App zum Buch, wo man adventkalenderkonform den einzelnen Kapiteln als Hörbuch lauschen kann, musikalisch untermalt. Ich habe das Buch zwar komplett gelesen, aber ich werde mir die Geschichten jetzt jeden Tag nochmals anhören.

Ein wunderbares Buch für den Advent, nicht nur für Kinder!

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Veröffentlicht am 29.11.2022

Rumford, Kirschblüte und Kaiserschmarrn

Mord im Rumford-Club
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„Mord im Rumford-Club“ von Werner Gerl ist bereits der vierte Band der Reihe mit Kommissarin Tischler als Ermittlerin, ein Krimi, der Spannung mit Lokalkolorit verbindet.

Worum geht es?
Ein Historiker ...

„Mord im Rumford-Club“ von Werner Gerl ist bereits der vierte Band der Reihe mit Kommissarin Tischler als Ermittlerin, ein Krimi, der Spannung mit Lokalkolorit verbindet.

Worum geht es?
Ein Historiker bzw. Antiquitätensammler wurde erschlagen. Er gehörte dem sogenannten Rumford-Club an, benannt nach einem wohltätigen Adeligen, der Anfang des 19. Jahrhunderts in München lebte. Dem Ermittlerteam unter Kommissarin Tischler gibt vor allem eine Keramikscherbe Rätsel auf, die im Hals des Toten steckt und auf der als Botschaft ein weiterer Mord angekündigt wird. Bei der Suche nach dem nächsten Opfer stößt die Polizei auf Ereignisse im Jahr 1989 …

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind angenehm kurz, bis auf den Prolog ohne Orts- oder Zeitangaben. Das Buch erschien 2022. Die Handlung spielt im Sommer 2021. Vereinzelt findet Covid 19 Erwähnung, was ich als positiv und authentisch empfand, denn immerhin hatte die Pandemie gewisse Auswirkungen auf den Alltag.

Obwohl dies bereits der vierte Band einer Reihe ist, hat man als Neueinsteiger weder ein Problem in die Geschichte hineinzufinden, noch hat man den Eindruck, dass einem Kenntnisse aus den früheren Bänden fehlen.
Der Prolog führt ins Jahr 1989 zurück. Nach Prag, wo ein DDR-Bürger in die deutsche Botschaft flüchtet. Die Spannung des Krimis basiert einerseits auf der den Leser bis zum Ende beschäftigenden Frage nach dem Motiv für die im Jahr 2021 verübten Morde, andererseits wo die Verbindung zu der im Prolog geschilderten Flucht liegt. Szenen- und Perspektivenwechsel – mal aus Sicht der Ermittler, dienstlich oder auch im privaten Umfeld, mal aus Sicht des Täters - gestalten die Handlung abwechslungs- und temporeich. Zudem sickern die erhellenden Informationen nur nach und nach durch. Je mehr man über die Ermordeten, ihre Vergangenheit und ihre Beziehungen zueinander erfährt, desto fesselnder wird die Handlung, bis sich nach einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit der Fall klärt und der Täter gefasst wird.

Bei den Charakteren sticht Kommissarin Tischler hervor. Bei ihr zeigen sich die meisten Facetten an Emotionen, Ecken und Kanten, bedingt dadurch, dass sie nicht nur auf beruflicher, sondern auch auf privater Seite mit einigen zwischenmenschlichen Problemen zu kämpfen hat. Sie wirkt kompetent, ist ein Teamplayer und eine umsichtige Führungskraft. Sie ist witzig und schlagfertig. Und mir gefiel der Umgangston mit den Kollegen ebenso wie ihr Umgang mit ihrer Stieftochter. Auch sämtliche anderen agierenden Personen sind bildhaft beschrieben, äußerlich wie auch hinsichtlich manch markanter Wesenszüge.

Auch dem Lokalkolorit wird Rechnung getragen, unaufdringlich, en passant werden besonders sehenswerte Plätzchen in München und Umgebung in die Handlung verwoben. Last but not least wurde auch mein Wissen erweitert – denn von Reichsgraf von Rumford hatte ich bislang noch nie gehört.

„Mord im Rumford-Club“ fand ich spannend, unterhaltsam und informativ. Ich bekam Lust auf mehr aus Werner Gerls Feder und empfehle das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Nachbarschaftliche Beziehungen

Frau Appeldorn und der tote Maler
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„Frau Appeldorn und der tote Maler“ von Vera Nentwich ist ein unterhaltsamer Cosy-Krimi.

Worum geht es?
Frau Appeldorn, erst seit kurzem in Pension, langweilt sich im Ruhestand und ist daher ehrenamtlich ...

„Frau Appeldorn und der tote Maler“ von Vera Nentwich ist ein unterhaltsamer Cosy-Krimi.

Worum geht es?
Frau Appeldorn, erst seit kurzem in Pension, langweilt sich im Ruhestand und ist daher ehrenamtlich im Kulturverein ihres Heimatortes engagiert, organisiert u.a. einen Tag der Ateliers. Als einer der Künstler tot aufgefunden wird, gerät zunächst die junge Citymanagerin in Verdacht, die Tochter von Frau Appendorns Nachbarn, Herrn Büyüktürk. Um die Unschuld der Tochter zu beweisen, begeben sich die beiden total unterschiedlichen Charaktere auf Mörderjagd.

Der Schreibstil ist flüssig, dialogreich und humorvoll. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Das Buch erschien 2022 und spielt in der nicht näher bestimmbaren Gegenwart.

Die Spannung liegt, wie bei jedem Whodunit-Krimi primär in der Frage, wer die Tat beging. Frau Appeldorn und Herrn Büyüktürk kommen mit ihren Recherchen nur langsam voran. Der Kreis der Verdächtigen ist zwar überschaubar, doch so manche Spur führt die beiden Hobby-Ermittler in die Irre. Bis sie all die ihnen aufgetischten Lügen durchschaut haben, geraten sie in einige unangenehme bis gefährliche Situationen.

Mit den beiden Protagonisten schuf die Autorin ein originelles Paar, durch dessen Verschiedenartigkeit so einiges an Situationskomik entsteht. Es ist amüsant zu verfolgen wie aus anfänglicher Aversion und Distanz gegenseitige Wertschätzung und freundschaftliche Annäherung wird. Für mich lag der Reiz dieses Romans vor allem im zwischenmenschlichen Zu- und Miteinander. Frau Appeldorn wirkt sehr dominant, voller Aktivität, allerdings auch etwas zu ichbezogen; neben ihr verblasst Büyüktürk, was mich einerseits für einen Akademiker, andererseits für einen Mann türkischer Abstammung nicht so richtig überzeugte.

Es ist ein gut gelungener, sowohl spannender als auch unterhaltsamer Auftakt zu einer neuen Krimireihe. Ich bin schon sehr neugierig, welche Fälle Frau Appeldorn und Herr Büyüktürk noch zu lösen haben, aber auch wie innig ihre Beziehung sich entwickeln wird.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Tumult am Weihnachtsmarkt

Vergifteter Advent
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„Vergifteter Advent“ von Mona Frick ist der erste Band der Kurzkrimi-Reihe rund um Oberkommissar Schäfer.
Ich bewerte hier nicht das Hörbuch, sondern die Taschenbuchausgabe.

Klappentext:
Menschen strömen ...

„Vergifteter Advent“ von Mona Frick ist der erste Band der Kurzkrimi-Reihe rund um Oberkommissar Schäfer.
Ich bewerte hier nicht das Hörbuch, sondern die Taschenbuchausgabe.

Klappentext:
Menschen strömen zum Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Unter ihnen: Einer gegen seinen Willen, einer mit einem mörderischen Plan und eine junge Frau voller Vorfreude. Beim Stand von Weihnachtsmann & Co. kreuzen sich alle Wege.
Wird es dem gewitzten Oberkommissar Schäfer und seinem jungen Kollegen Florian Henning gelingen, ein Attentat zu vereiteln?
Und was hat S21 damit zu tun, oder die illegale Organisation "Der süße Kuss"?

Ich stieg seinerzeit bei einer Leserunde mit Band 7 in die Serie ein, habe seither alle Folgebände gelesen, die davor wollte ich schon längst nachholen. Vorzüglich zur Jahreszeit passend verströmt der erste Band vorweihnachtliches Flair, mit Glühwein, Glitzerschmuck und Weihnachtsklängen.

Es ist ein nur knapp 40 Seiten umfassendes Büchlein mit einem weihnachtlich anmutenden Cover. Die Geschichte ist in mehrere Abschnitte unterteilt, wodurch man einerseits die Protagonisten näher kennenlernt, und andererseits die Geschehnisse am Weihnachtsmarkt jeweils aus deren Perspektive miterlebt. Da ist das Ehepaar Bromstetter, das einen Busausflug nach Stuttgart unternimmt, ein Mann namens Rüdiger Riedel, dessen Motivation zum geplanten Attentat man erfährt, Oberkommissar Schäfer und sein neuer Kollege Florian, die sich auf die Jagd nach dem Attentäter machen müssen, und Florians Freundin Katja, die die Weihnachtsatmosphäre genießt und nicht ahnt, welche Gefahr naht.

Der Schreibstil ist flüssig, in einer minimalistischen Art doch so beschreibend, dass sowohl das Stimmungsvolle des Weihnachtsmarkts, die wesentlichsten Hintergrundinformationen zu den verbrecherischen Machenschaften als auch die markantesten Charakteristika der Protagonisten zum Ausdruck kommen. Alles wirkt anschaulich und lebendig. Spannung, ein bisschen Action und vor allem auch eine Prise Humor runden diesen Kurzkrimi ab. Insbesondere Schäfers schwäbischer Dialekt lässt einen immer wieder schmunzeln.

Das Büchlein ist ideal für eine kurze Fahrt oder Wartezeit beim Arzt. Und es animiert zum Weiterlesen. Ich kenne ja schon einige der zukünftigen Fälle, die Schäfer und Bromstetter zu lösen haben – ich verrate euch: sie erleben so einiges Unterhaltsames wie auch Spannendes!

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