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Veröffentlicht am 12.04.2022

Turbulenter Krimi voller Witz und Situationskomik

Nur Bärbel backte besser
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„Nur Bärbel backte besser“ von Dany R. Wood, der bereits 5. Band einer Dorfkrimi-Reihe, ist ein Feuerwerk an Komik, reich an witzigen Dialogen, schräg-schrulligen Typen und aberwitzigen Situationen. Zudem ...

„Nur Bärbel backte besser“ von Dany R. Wood, der bereits 5. Band einer Dorfkrimi-Reihe, ist ein Feuerwerk an Komik, reich an witzigen Dialogen, schräg-schrulligen Typen und aberwitzigen Situationen. Zudem steckt auch noch eine Krimihandlung dazwischen, mit vielen Verdächtigen und zahlreichen in die Irre führenden Spuren.

Worum geht es?
Familie Backes, bestehend aus dem Dorfpolizisten Jupp, seiner Frau Inge und Oma Käthe, stellen die Putzfrau Ivana ein, weil Inge durch ein Gipsbein gehandicapt ist. Tags darauf ist Ivana tot. Vom Balkon gestürzt. Der Krimi spielt in einem kleinen Nest namens Hirschweiler, wo praktisch jeder jeden kennt und der Polizeiposten nur von einem Mann besetzt ist – von Jupp. Und Jupp glaubt nicht an Selbstmord. Ivanas Nachbarn benehmen sich verdächtig. Und Oma Käthe, eine rüstige 80jährige, will sich mit der Produktion von Torten selbstständig machen …

Dies war für mich das erste Buch dieser Reihe. Ich war nach wenigen Seiten nicht nur mit den Protagonisten vertraut und mitten im Geschehen, sondern voll begeistert von den originellen Typen und den humorvollen Schilderungen. Der Schreibstil ist flüssig, dialogreich, auch der saarländische Dialekt fließt mit ein, und die Kapitel sind angenehm kurz.

Die Spannung zu erfahren, wer nun eigentlich Ivana umgebracht hat und warum, wird im Grunde genommen von all den urkomischen Situationen, den kauzigen Menschen, von Jupps unkonventionellem Ermittlungsstil und den witzigen Dialogen getoppt. Man kommt aus dem Schmunzeln und Lachen kaum heraus, bei all den Hoppalas, den verrückten Ideen und abstrusen Aktionen. Nichtsdestotrotz ist die Krimihandlung gut konzipiert. Man kann mit rätseln, wird auf falsche Fährten geleitet und am Ende überrascht.

Ich habe mich schon lange nicht mehr so köstlich amüsiert. Diese verrückt-liebenswerte, chaotische Familie hat mir Spaß gemacht. Ganz sicher lese ich die anderen Bücher auch noch!

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Veröffentlicht am 11.04.2022

„Etwas geschieht. Aber es ist größer als der Fall.“ (Niko zu Spiro)

Der blonde Hund
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„Der blonde Hund“ von Kerstin Ehmer ist ein beeindruckend realistisch und authentisch verfasster historischer Kriminalroman.

Worum geht es?
November 1925. Ein Journalist wurde ermordet und in einen Berliner ...

„Der blonde Hund“ von Kerstin Ehmer ist ein beeindruckend realistisch und authentisch verfasster historischer Kriminalroman.

Worum geht es?
November 1925. Ein Journalist wurde ermordet und in einen Berliner Kanal geworfen. Im Zuge der Ermittlungen stößt Kommissar Spiro auf einen Jungen, „blonder Hund“ genannt, der mit dem Ermordeten in Verbindung stand. Spiro folgt dieser Spur nicht nur in Berlin, sondern sie führt ihn nach München und schließlich bis nach Pommern. Immer wieder begegnet er nationalsozialistischen Bewegungen. Während er versucht seinen Fall zu lösen, wirft sich seine Freundin Nike nicht nur ins schillernde und auch tief dunkelrote Nachtleben der Stadt Berlin, sondern interessiert sich auch für Séancen und Astrologie.

„Der blonde Hund“ ist bereits der dritte Fall dieser Reihe; Kenntnis der Vorgängerbände ist nicht erforderlich. Ich kam problemlos in die Geschichte hinein und überblickte auch den maßgeblichen Personenkreis in Kürze.

Der Schreibstil liest sich flüssig. Die Sprache ist authentisch, zeitlich angepasst, Lokalkolorit wird durch Dialektdialoge erzeugt. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und verfügen über Datumsangaben, was ich persönlich sehr schätze, weil man dadurch chronologisch den Überblick behält. Besonders eindrucksvoll empfand ich die Stimmungsbilder, die einen so richtig hineinziehen, ob ins schillernde Berliner Nachtleben mit all seinen Ausschweifungen, in die Düsternis einer Moorlandschaft, in das Grauen des Krieges, das kärgliche Leben der Artamanen oder in ein pompöses Fest der Oberen Zehntausend.

Den Kriminalfall in all seiner Komplexität empfand ich als das Gerippe für einen grandios recherchierten Roman über das Gesellschaftsbild in Deutschland im Jahr 1925. Es offenbart sich immer deutlicher das Umsichgreifen des nationalsozialistischen Gedankenguts, in höheren Kreisen ebenso wie unter den armen und einfachen Menschen. Die Menschen sind aus den verschiedensten Motiven dafür empfänglich, von Machtstreben über Idealismus, Gemeinschaftsgefühl oder Hoffnungslosigkeit bis zur Verinnerlichung dessen, was immer eindringlicher und lautstark verkündet wird. Wie von Spiro werden diese Tendenzen anfangs vielfach noch belächelt, keineswegs als gefährlich, sondern nur als Spinnerei weniger, als eine vorübergehende Zeiterscheinung eingestuft. Doch im Laufe des Romans werden sie immer spürbarer, immer mächtiger, sodass Nike letztlich feststellt: „Etwas geschieht. Aber es ist größer als dein Fall. Es geschieht gleichzeitig an verschiedenen Orten.“

Wie bereits das Cover assoziiert, hat auch Esoterik einen gewissen Einfluss auf die Menschen dieser Zeit. So interessiert sich auch die sonst sehr rational und wissenschaftlich denkende Nike für Séancen und Astrologie. „Der Aberglaube ist zurück“, sagt Nike, „Unwissen und Dummheit sind wiederauferstanden.“

Der Spannungsbogen hält sich über den gesamten Roman auf gutem Niveau. Genaugenommen laufen eigentlich zwei Handlungsstränge parallel. Denn während Spiro den Mordfall bearbeitet, pflegt Nike einen sadistisch schwer verletzten Jungen und gerät auf der Suche nach dem Peiniger ins SM-Milieu. Der Perspektivenwechsel bringt zusätzliche Spannungsmomente, gestaltet die Handlung noch abwechslungsreicher und bietet weitere gefahrvolle Situationen.
Miträtseln erweist sich als schwierig, zu kompliziert sind die Zusammenhänge, zu viele Fäden hat Spiro zu verfolgen, zu entwirren. Auch Nikes Aktionen werfen weitere Fragen auf. Das macht den Fall aber umso interessanter. Stück für Stück offenbaren sich die Einzelheiten, bis die wahren Geschehnisse aufgedeckt und die Täter gefunden sind. Das Ende mag vielleicht nicht zufriedenstellend sein, aber es ist realistisch und passt zu jener Zeit.

Die Protagonisten Ariel Spiro und Nike Fromm sind sympathische Menschen, aber Charaktere mit Ecken und Kanten, die es sich und ihrem Umfeld nicht leicht machen. Er wirkt ernsthafter als die lebenslustige Nike. Beide verfolgen ihre Ziele mit einer gewissen Sturheit, voller guter Absicht, mutig, fast etwas zu leichtsinnig manchmal. Ein Paar, das sich nun scheinbar zusammengerauft hat. Es wird interessant, wie ihr weiteres Leben verlaufen wird. Nicht nur die beiden sind anschaulich charakterisiert, generell sind die Personenbeschreibungen sehr bildhaft und wirken lebendig.

„Der blonde Hund“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite fasziniert und begeistert. Das Buch ist exzellent recherchiert und hat mir viel Wissenswertes über diese Zeit vermittelt, auch eine Ahnung von der damals herrschenden Stimmung und wie sich all das danach kommende Unheil zusammenballen konnte. Ich freue mich schon jetzt auf eine Fortsetzung. Bis dahin werde ich mir die Vorgängerbände zu Gemüte führen.

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Hund gesucht, Liebe gefunden

Nur eine Fellnase vom Glück entfernt
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Wenn man einmal abschalten möchte von all den Problemen, mit denen man sich vielleicht herumschlagen muss, bzw. von den Hiobsbotschaften draußen in der realen Welt, dann sollte man ein Buch wie „Nur eine ...

Wenn man einmal abschalten möchte von all den Problemen, mit denen man sich vielleicht herumschlagen muss, bzw. von den Hiobsbotschaften draußen in der realen Welt, dann sollte man ein Buch wie „Nur eine Fellnase vom Glück entfernt“ von Petra Schier zur Hand nehmen und sich in das fiktive Städtchen Lichterhaven an der Nordsee mit seinen liebenswerten menschlichen und tierischen Einwohnern entführen lassen.

Worum geht es?

Duke, ein riesiger Rottweiler, benötigt ein neues Zuhause, weil sein Herrchen verunglückt ist. Er ist so ganz anders als man sich diese Hunderasse vorstellt. Er ist liebenswürdig, verschmust und extrem schreckhaft. Caroline und Henning bewerben sich für das Tier, spielen mit Duke und unternehmen ausgiebige Spaziergänge. Im Laufe der Zeit verflüchtigen sich die anfänglichen Ressentiments.

Dieses Buch ist bereits der sechste Band dieser Reihe, in die ich quer eingestiegen bin. Ich kam problemlos in die Story hinein und fühlte mich bereits nach wenigen Seiten mitten im Geschehen. Auch den Personenkreis konnte ich relativ rasch überblicken.

Der Schreibstil ist flüssig und locker, mit humorvollen Szenen, schlagfertigen Dialogen und anschaulichen Stimmungsbildern vom idyllischen Leben an der Nordsee. Insbesondere die Gedankenwelt des Hundes ist amüsant; die Welt aus seiner Perspektive zu betrachten, regt zum Schmunzeln an.

Im Mittelpunkt der Handlung steht einerseits Duke mit seiner Schreckhaftigkeit, andererseits aber vor allem Caroline, eine der drei Foodsisters – drei tüchtigen, selbstständigen Frauen, die Events gestalten bzw. Catering anbieten, und Henning, ein ehemaliger Formel-1-Fahrer mit zweifelhaftem Macho-Ruf.

Die Charaktere von Caro und Henning sind sehr authentisch und ausführlich beschrieben, ihr Wesen, ihre Eigenschaften basieren darauf, wie sie aufwuchsen, wie sie ihr bisheriges Leben gestalteten. Selbstständigkeit ist Caro ungemein wichtig. Sie will keineswegs in das althergebrachte Bild einer Frau, die für Heim und Kinder dazusein hat, gedrängt werden. Henning gelingt es mit Geduld und sehr viel Einfühlungsvermögen, dass Caro sich von ihren Vorurteilen ihm gegenüber lösen und ihm vertrauen kann. Die Beziehungsgeschichte entwickelt sich langsam, aber geradlinig und kommt ohne die üblichen Klischees, wie entzweiende Missverständnisse oder unnötige Eifersucht aus, was ich ebenso wohltuend empfand wie die zarten, gefühlsbetonten, romantischen und dezent erotischen Liebesszenen.

Obwohl Duke als tierisches Bindeglied aufgrund seiner Tollpatschigkeit für so manch lustige Szene im Buch verantwortlich ist, er durch sein sanftmütiges und ängstliches Wesen auch sehr liebenswürdig geschildert wird, so hat mich persönlich vor allem Henning und seine gefühlvolle, rücksichtsvolle Art und sein Fingerspitzengefühl Caro gegenüber am meisten begeistert.

Lichterhaven und seine reizenden Bewohner endlich kennengelernt zu haben, hat mir erquickliche Lesestunden beschert. Ein wunderbares Wohlfühlbuch – mein erstes, sicher nicht mein letztes, denn ich will nicht nur verfolgen, wie es nun weitergeht, sondern auch nachlesen, was zuvor so alles passiert ist.

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Spannung, harmonisch eingebettet in ausgezeichnet recherchiertem historischen Umfeld

Die kalte Mamsell
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„Die kalte Mamsell“, der dritte Band der Norderney-Reihe von Elsa Dix, ist einer der spannendsten historischen Krimis, die ich je gelesen habe.

Worum geht es?
Es ist Spätsommer im Jahr 1913. Viktoria ...

„Die kalte Mamsell“, der dritte Band der Norderney-Reihe von Elsa Dix, ist einer der spannendsten historischen Krimis, die ich je gelesen habe.

Worum geht es?
Es ist Spätsommer im Jahr 1913. Viktoria befindet sich mit ihrem Vater auf Erholungsurlaub auf Norderney. Christian tritt seinen neuen Job als Kriminalassistant an. Als zwei Tote in einem Eiskeller aufgefunden werden und Christian hinzugerufen wird, begleitet ihn Viktoria. Sie entdeckt an der toten Frau eine wertvolle Brosche – eine Brosche, die einen Bezug zu ihrer eigene Familie hat …

Für mich war es nunmehr das zweite Buch dieser Autorin bzw. dieser Reihe. Ich war nach wenigen Zeilen wieder vertraut mit Norderney und den beiden Protagonisten. Es ist jedoch nicht unbedingt erforderlich, die Vorgeschichte zu kennen. Jeder Band ist für sich alleine problemlos verständlich und lesbar.

Bereits wenn man das Buch zur Hand nimmt, ist es eine Augenweide. Ein stimmiges Cover, mit einer stilvollen Umrahmung, die jeweils bei den Kapitelüberschriften wiederkehrt. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind angenehm kurz, mit Überschriften versehen.

Ich schätze vor allem den Erzählstil, dieses harmonische Ineinanderfließen der Handlung mit all den faszinierenden Einzelheiten, die ein wunderbares Bild des damaligen Lebens geben, von den Ermittlungstechniken der Polizei angefangen über die Stellung der Frau, die Standesunterschiede, die Atmosphäre im Seebad – bis hin zu technischen Errungenschaften, wie z.B. einem Bericht über einen Flug mit dem Zeppelin-Luftschiff. Exzellent recherchiert, Informativ, anschaulich, aber nie zu langatmig. Mit einer Vielfalt an Details versinkt man in das Geschehen, wird mit all den damaligen strengen Regeln, der Etikette und Vorherrschaft jeglicher Art konfrontiert. Sogar Christian darf nur „diskret“ ermitteln. Unter der straffen Abgrenzung zwischen Adel und normalem Volk, unter Vorurteilen sowie festgefrorenen Ansichten haben auch Viktoria und Christian zu leiden.

Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Obwohl Christian und Viktoria unter verschiedenen Voraussetzungen ihre Spuren verfolgen, zeigt sich bald, dass der Mordfall rund um die Küchenmamsell mit Viktorias Vergangenheit zusammenhängt und der Fall komplexer ist als gedacht. Überraschende Erkenntnisse, gefährliche Situationen und unerwartete Wendungen fesseln bis zum actionreichen, dramatischen Finale.

Die Protagonisten Viktoria und Christian sind ein sympathisches Paar. Viktoria ist eine für die damalige Zeit außergewöhnliche Frau, als Lehrerin berufstätig, obwohl sie einem wohlhabenden Haus entstammt und nicht arbeiten müsste. Sie vertritt moderne Ansichten, agiert selbstständig und selbstbewusst, ist willensstark, stur und zielstrebig, impulsiv und etwas leichtsinnig. Christian hat sich aus ärmlichen Verhältnissen hochgearbeitet, ist intelligent und tüchtig, verlässlich, kann sich nur schwer unterordnen und wird immer wieder von Selbstzweifeln überwältigt, weil ihn die gehobene Gesellschaft seiner Herkunft wegen nicht akzeptiert. Die beiden lieben einander. Noch ist der Standesunterschied ein Hindernis. Es wird interessant werden, wie sich ihre Beziehung im Hinblick auf die ab 1914 zu erwartenden Ereignisse entwickeln wird.

„Die kalte Mamsell“ ist ein Buch, das man am liebsten in einem Zug auslesen möchte, in dem packende Spannung mit fundierter historischer Recherche exzellent verbunden ist.
Ich hätte am liebsten 6 Sterne vergeben!

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Undercover-Einsatz im Kloster

Klostertod
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„Klostertod“ von Uwe Ittensohn bietet alles, was ein ausgezeichneter Regionalkrimi beinhalten sollte: sympathische Protagonisten, regionales Flair, einen Schuss Humor und natürlich Spannung und Action.

Worum ...

„Klostertod“ von Uwe Ittensohn bietet alles, was ein ausgezeichneter Regionalkrimi beinhalten sollte: sympathische Protagonisten, regionales Flair, einen Schuss Humor und natürlich Spannung und Action.

Worum geht es?
Eine Nonne stirbt unter mysteriösen Umständen. In dem von der Außenwelt abgeschotteten Kloster kann wohl nur eine der Nonnen die Mörderin sein. Doch die klösterlichen Regeln erschweren der Polizei die Aufklärung. Der mit dem Kommissar befreundete Privatermittler André und die Studentin Irina – beide haben schon in früheren Fällen der Polizei wertvolle Hinweise geliefert – interessieren sich ebenfalls für den Fall und kommen zu dem Schluss, dass nur ein Insider Licht ins Dunkel bringen kann. Also tritt Irina als Novizin ins Kloster ein. Undercover kommt sie wohlgehüteten Geheimnissen und Unregelmäßigkeiten auf die Spur.

Auch wenn dies bereits der 4. Band dieser Krimiserie ist, kam ich problemlos ohne jegliche Vorkenntnisse nicht nur in die Geschichte sondern auch in die Beziehung zwischen den Protagonisten hinein. Zudem erwies sich das Personenverzeichnis als sehr hilfreich. Das Buch ist sehr übersichtlich in angenehm kurze Kapitel unterteilt, jeweils mit Datums- und Zeitangaben. Der Schreibstil ist nicht nur flüssig und teils humorvoll, sondern begeisterte mich auch sprachlich, weil wunderbar differenziert wird – z.B. spricht der Bauer breiten pfälzischen Dialekt, der Generalvikar sehr geschraubt und Irina bedient sich vieler Ausdrücke der Jugendsprache. Insbesondere die humorvollen, schlagfertigen Dialoge zwischen der jungen Studentin Irina und dem (wie sie ihn nennt) „alten Mann“ André amüsierten mich sehr. Im Übrigen war der Dialekt auch für mich als Österreicherin gut verständlich.

Der Fall ist ausgezeichnet konzipiert. Trotz des eingeschränkten Aktionsradius von Irina innerhalb der Klostermauern, lässt die Spannung nie nach, bedingt durch mysteriöse Vorgänge, rätselhafte Verhaltensweisen, seltsame Funde. Indem immer mehr Geheimnisse gelüftet und Machenschaften aufgedeckt werden, fügt sich Puzzleteil zu Puzzleteil bis letztendlich in einem dramatischen Showdown sich alles klärt.

Die Vierer-Konstellation der sympathisch gezeichneten Protagonisten – ein polizeiliches Ermittler-Duo und zwei Privatpersonen, die zwar alle miteinander befreundet sind, aber jeweils eigenständig agieren, gefiel mir sehr. Dadurch ergaben sich quasi mehrere Handlungsebenen, die Abwechslung ins Geschehen brachten: die eher nüchterne, mühevolle Polizeiarbeit kontra die fantasie- und humorvollen Aktivitäten des privaten Schnüfflers bzw. der nervenaufreibende Undercover-Einsatz.

Sämtliche Personen, insbesondere auch die Nonnenschar, sind anschaulich und vielseitig charakterisiert, unterscheiden sich sehr markant in Aussehen, Sprache und Gehabe.

Das Buch spielt Anfang 2020, als sich langsam auch in Deutschland Corona bemerkbar machte. Sehr subtil und unaufdringlich ist diese Tatsache in die Handlung eingeflochten.

Mich hat das Buch von Beginn an gefesselt, mir sowohl spannende als auch vergnügliche Lesestunden beschert und Lust auf weitere Fälle dieses Teams gemacht.

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