Profilbild von Haberleitner

Haberleitner

Lesejury Star
offline

Haberleitner ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Haberleitner über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2022

Seltsame Todesursache, rätselhafte Socken

Die finnische Socke
0

„Die finnische Socke“ von Marie Anders ist ein typischer Whodunit-Krimi, der die Leserschaft bis zum Ende im Ungewissen lässt.

Worum geht es?
Bei einem in Salzburg stattfindenden Ärztekongress werden ...

„Die finnische Socke“ von Marie Anders ist ein typischer Whodunit-Krimi, der die Leserschaft bis zum Ende im Ungewissen lässt.

Worum geht es?
Bei einem in Salzburg stattfindenden Ärztekongress werden Teilnehmer auf rätselhafte Weise ermordet. Zudem drapiert der Täter eine handgestrickte Socke auf jeweils einem der Füße des Opfers. Was bezweckt er damit? Was verbindet die Ermordeten? Wo liegt das Motiv?

Der Schreibstil ist flüssig. Die Kapitel sind angenehm kurz, lediglich nummeriert. Das Buch erschien bereits 2018, wurde überarbeitet und 2021 neu herausgebracht. Die Handlung spielt somit vor Ausbruch von Covid19. Es handelt sich um den zweiten Band der Reihe mit Inspektor Neuner als Ermittler, man kommt aber ohne Vorkenntnisse problemlos zurecht. Allerdings hätte mir ein Personenregister wegen der Vielzahl der involvierten Personen und teilweise schwer zu merkenden Namen sehr gefallen.

Der Roman lässt sich eindeutig als Regionalkrimi einordnen. Unaufdringlich, aber doch merkbar sind die Besonderheiten der Stadt Salzburg, gewisse Sehenswürdigkeiten, aber auch Kulinarisches und die gemütlichen Kaffeehäuser, ebenso wie Naturschönheiten der Umgebung mit eingebaut, inklusive etwas landesüblicher Dialekt.

Der Schwerpunkt der Handlung liegt in der mühevollen Polizeiarbeit: Befragungen, Recherchen, Besprechungen. Man ist von Anfang an im Detail involviert, verfolgt die Gedankengänge der Ermittler, rätselt mit ihnen und tappt wie diese lange im Dunkeln. Die außergewöhnliche Tötungsart fand ich sehr interessant und wissenserweiternd. Zwar mangelt es nicht an Verdächtigen, doch haben diese entweder scheinbar kein Motiv oder ein hieb- und stichfestes Alibi. So nach und nach zeichnen sich die Zusammenhänge heraus, offenbaren sich Geheimnisse, werden anfängliche Lügen und last but not least auch der Täter entlarvt. Das hält die Spannung bis zuletzt am Köcheln.

Neben dem sympathischen Inspektor und seiner Kollegenschaft agieren auch einige originelle Figuren wie das Mannweib Freja oder die schrill gekleidete Eliina. Generell sind die handelnden Personen gut vorstellbar beschrieben, wirken authentisch und lebendig. Zudem gefiel mir die harmonische Atmosphäre innerhalb des Ermittler-Teams, wo sich sogar gewisse Anzeichen von Verliebtheit ausmachen lassen.

Mir hat dieser Cosy-Krimi spannende und unterhaltsame Lesestunden beschert und Lust auf weitere Bände aus der Feder dieser Autorin gemacht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.09.2022

Rätselhafte Männermorde

Alsternacht
0

„Alsternacht“, der Debutroman von Autor Leo Hansen ist ein spannender Krimi mit einer komplexen Handlung.

Worum geht es?
Eine Mordserie erschüttert Hamburg. An besonderen Plätzen der Stadt deponiert der ...

„Alsternacht“, der Debutroman von Autor Leo Hansen ist ein spannender Krimi mit einer komplexen Handlung.

Worum geht es?
Eine Mordserie erschüttert Hamburg. An besonderen Plätzen der Stadt deponiert der Täter die Leichen der getöteten Männer, nackt und entmannt. Der Profiler Zille engagiert zur Unterstützung der Polizei den Privatermittler Dr. Elias Hoppe und dessen Mitarbeiterin Janne Bakken. Bei den Ermordeten handelt es sich um hoch angesehene Geschäftsleute. Allerdings stellt sich bei den Ermittlungen allzu bald heraus, dass sie in zweifelhafte Geschäfte verwickelt waren.

Der Schreibstil ist flüssig, die stets nur wenige Seiten langen Kapitel sind datiert, was den chronologischen Ablauf und insbesondere die eingeschobenen Rückblicke auf das Jahr 2018 gut verdeutlicht. Das Cover ist ein gelungener Eyecatcher, eine ungewöhnliche Fotomontage des Hamburger Rathauses.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Ermittlungen der Polizei, insbesondere des Trios Zille, Elias und Janne, wobei sich als zweiter Handlungsstrang ergibt, dass ein persönlicher Feind aus der Vergangenheit Janne nach dem Leben trachtet. Die Szenen- und Ortswechsel sowie die Rückblenden, offensichtlich aus Sicht des Täters, gestalten die Handlung abwechslungsreich.

Die Spannung hält sich kontinuierlich, die Handlung ist ereignis- und actionreich, zahlreiche Verdächtige und Spuren sowie das lange im Dunkeln liegende Motiv geben reichlich Gelegenheit zum Miträtseln. Es löst sich zwar alles schlüssig, die Serienmorde sind geklärt – und doch hält das Ende eine Überraschung bereit.

Die Protagonisten sind lebendig charakterisiert, mit Ecken und Kanten, mit leichtem Einblick ins Privatleben, man bekommt Einblick in Gedanken und Gefühle, ob dies eine frische Liebesbeziehung ist oder die Trauer um die sterbenskranke Großmutter; aber auch Nebenfiguren sind authentisch gezeichnet, wie z.B. eine autistische Haushälterin.

„Alsternacht“ hat mir packende Lesestunden beschert. Ich bin schon sehr neugierig, welchen interessanten Fall das Team im nächsten Band lösen muss und wie es privat mit den Protagonisten weitergeht. Ich empfehle das Buch gerne weiter!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2022

Das sympathischste Agenten-Duo ever

Spionin wider Willen
0

„Spionin wider Willen“ von Mila Roth ist ein erfrischend kurzweiliger und gleichzeitig spannender Krimi, wunderbar geeignet, ihn in einem Zug auszulesen.

Worum geht es?
Als Janna am Flughafen auf die ...

„Spionin wider Willen“ von Mila Roth ist ein erfrischend kurzweiliger und gleichzeitig spannender Krimi, wunderbar geeignet, ihn in einem Zug auszulesen.

Worum geht es?
Als Janna am Flughafen auf die Ankunft ihrer Schwester wartet, steckt ihr in höchster Verzweiflung, weil er verfolgt wird, ein Mann ein Kuvert zu mit der Bitte, dieses an angegebener Adresse abzuliefern. Und damit nimmt das Schicksal seinen Lauf. Im Nu ist Janna in eine Geheimdienstsache verwickelt.

Es ist der Auftakt zu einer bislang 14-bändigen Serie, die seit 2012 erschienen ist. Ich bin erst vor kurzem auf diese Reihe aufmerksam geworden, als ich dahinter kam, dass Mila Roth ein Pseudonym von Petra Schier ist, von der ich bislang zwar die reizenden Hundegeschichten und historische Romane kannte, aber eben noch keine Krimis. Ein guter Grund, nun damit anzufangen.

Band 1, ein ca. 170 Seiten starkes Taschenbuch, ist locker und flüssig geschrieben. Die vierzehn Kapitel sind mit Orts- und Zeitangaben versehen. Die Handlung spielt im Juli 2011 in Bonn und Umgebung.

Ich habe die Lektüre von der ersten bis letzten Seite genossen. Nicht nur die beiden Protagonisten haben sofort mein Herz erobert, sondern das gesamte Umfeld wirkt so sympathisch, von Jannas familiären Umfeld angefangen bis zu Markus‘ Geheimagenten-Kollegen.

Die Handlung ist spannend aufgebaut, erscheint trotz der außergewöhnlichen Situation, dass eine Zivilistin in eine Spionagegeschichte hinein gerät, durchaus möglich und nie zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Die Szenen- und Perspektivenwechsel beleben die Handlung, machen sie tempo- und abwechslungsreich, und geben den Lesern weitgehend einen Wissensvorsprung gegenüber den Gejagten und Jägern. Ich mochte auch die humorvolle Note, so manche Situationskomik. Die Dialoge und die Stimmung zwischen dem Geheimagenten Markus und Janna, mit der er sich schließlich mehr abgeben muss, als ihm lieb ist, fand ich äußerst unterhaltsam. Noch wollen es beide nicht wahrhaben, noch sprühen nicht die Funken, aber es glost. Klingt vielversprechend für die Folgebände, die ich nun sukzessive nachlesen möchte.

Ich empfehle den Wohlfühlkrimi „Spionin wider Willen“ gerne weiter. Es ist dies eine ideale Lektüre für zwischendurch, oder zur Zerstreuung bei einer Bahn- oder Flugreise. Und er macht Lust auf weitere Spionageabenteuer von Markus und Janna.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2022

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf

Die Krankenschwester
0

„Die Krankenschwester“ von Kristian Corfixen basiert auf einer wahren Begebenheit, einem spektakulären Fall aus Dänemark, ist somit ein sogenannter True Crime Roman.

Worum geht es?
In einem dänischen ...

„Die Krankenschwester“ von Kristian Corfixen basiert auf einer wahren Begebenheit, einem spektakulären Fall aus Dänemark, ist somit ein sogenannter True Crime Roman.

Worum geht es?
In einem dänischen Krankenhaus häufen sich die Todesfälle aufgrund eines plötzlichen Herzstillstandes, vor allem immer dann, wenn eine bestimmte Krankenschwester Dienst hat, die besonders tüchtige und engagierte Krankenschwester Christina Aistrup Hansen. Es dauert lange, bis eine ihrer Kolleginnen misstrauisch wird und sie zu beobachten anfängt und gemeinsam mit einem Arzt die Polizei einschaltet. Jahrelange Ermittlungen und Gerichtsverfahren führen zur Verurteilung.

Der Schreibstil ist flüssig, selbst die etwas komplexeren Abschnitte, wo Medikamentendosen und andere medizinische Fakten aufgelistet werden, sind auch für Laien gut verständlich abgefasst. Das Buch ist eine gekonnte Mischung aus Roman und Dokumentation, das spannend blieb, obwohl die Täterin von Beginn an feststand und manche Passagen etwas trockener und langatmiger waren. Der Krimi ist in 32 relativ kurze, lediglich nummerierte, aber mit keinen Orts- oder Zeitangaben versehene Kapitel gegliedert. Die Handlung spielt im Zeitraum 2012 bis 2017.

Der Autor hat sehr eingehend recherchiert, die polizeilichen und gerichtlichen Protokolle studiert und mit zahlreichen, in den Fall verwickelten Personen, auch mit der Täterin, Gespräche geführt. Dadurch entstand ein objektiv gehaltenes Bild der Ereignisse, sowohl der Krankheitsverläufe der letztlich verstorbenen Patienten und der Geschehnisse auf den betroffenen Stationen, als auch hinsichtlich der erbrachten Beweise und dennoch aufkommenden Zweifel bei den Gerichtsverfahren.

Der zwiespältige Charakter der Täterin ergibt sich anschaulich aus ihren Handlungen und ihrem Verhalten bei den Befragungen und vor Gericht. Aber auch der psychischen Problematik für ihre KollegInnen wird Rechnung getragen, die sich zum Teil mitschuldig fühlten, weil sie nicht wahrnahmen, was vorging, oder nicht wahrnehmen wollten, weil nicht ist, was nicht sein darf.

„Die Krankenschwester“ ist ein Buch, das man gelesen haben sollte. Es macht betroffen, nachdenklich und es schockiert vor allem durch das Fazit, dass trotz aller Präventionen nie 100% sichergestellt werden kann, dass irgendwann irgendwo wieder ein Todesengel aktiv werden könnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.09.2022

Ein nahezu perfekter Mord

Muckross House
0

„Muckross House – Schatten über Killarney“ von Kerstin Pukowski ist eine Mischung aus Liebesroman, Hommage an Irland und Krimi.

Klappentext:
Als der Krebsspezialist Ronan Kelly am irischen Baltane Fest ...

„Muckross House – Schatten über Killarney“ von Kerstin Pukowski ist eine Mischung aus Liebesroman, Hommage an Irland und Krimi.

Klappentext:
Als der Krebsspezialist Ronan Kelly am irischen Baltane Fest plötzlich an einen Herzinfarkt verstirbt, scheint nur Ella daran zu glauben, dass dies kein Zufall ist. Auch wenn alles für einen natürlichen Tod spricht kommt sie ungewollt der dunklen Vergangenheit des Toten immer näher und muss bald erkennen, dass sie seinem Tod näher ist, als sie es jemals sein wollte …

Bereits wenn man das Buch zur Hand nimmt, fühlt man sich auf Irland eingestimmt. Grün ist die Farbe Irlands, das Foto zeigt eine typische Landschaft. Die Begeisterung der Autorin und ihre Liebe zu diesem Land spürt man den gesamten Roman über. Es sind die wunderbar stimmungsvollen Schilderungen der Landschaft, des geselligen Treibens, des Alltags, der alten Häuser u.v.a.m., die den Reiz dieser Krimiserie ausmachen. Man bekommt richtig Lust, Irland zu bereisen und zu entdecken.

Etwas ungewöhnlich ist allerdings das heftartige Format des Buches sowie das kompakte Text-Layout. Die Kapitel sind lediglich durch eine Initiale am Satzanfang gekennzeichnet, tragen weder Orts- noch Zeitangaben. Die Handlung spielt im Mai des Jahres 2019, also noch vor Ausbruch von Corona.

Es war dies nach „Inch Beach“ mein zweites Buch dieser Serie. Somit waren mir sowohl die Protagonisten als auch der flüssige wie auch detailliert beschreibende Erzählstil der Autorin vertraut. Aber auch Neueinsteiger finden sicher ohne Vorkenntnisse problemlos in die Geschichte hinein. Zudem ist auch der Kreis der Protagonisten sehr überschaubar: Ella, die Immobilienmaklerin, ihr Mann Ryan, Polizeiinspektor, und ihre Großmutter stehen im Mittelpunkt. Chronologisch ist dieser Roman vor Inch Beach einzuordnen. Es ist der dritte, „Inch Beach“ der fünfte Band.

Muckross House ist ein Wohlfühlkrimi, nicht nur weil es relativ unblutig zugeht, sondern weil es trotz eines Todesfalles, bei dem Ella einen Mordfall wittert, sehr viel um Liebe geht. Nicht nur um die Liebe zur Heimat, zu Irland, sondern da schwingt ebenso Ellas Zuneigung zu ihrer Großmutter mit und die innige Beziehung der beiden Jungverheirateten, Ella und Ryan.

Die Krimihandlung selbst entwickelt sich erst so nach und nach. Je mehr Ella in ihrer wissbegierigen Art in der Vergangenheit des Opfers herumstochert, desto prekärer werden die Situationen, in die sie sich – wieder einmal hinter dem Rücken ihres Mannes - manövriert. Sie lässt nicht locker und hat schließlich doch den richtigen Riecher gehabt. Die Lösung des Falles ist nachvollziehbar, birgt einiges an Überraschungen in sich.

Der gesamte Roman ist aus Sicht von Ella verfasst. Dadurch dass man ihre Handlungen mitverfolgt, all ihre Gedanken kennt, ihre Vermutungen, ihre Liebe zu Irland, zu ihrem Mann, ihre Glücksmomente ebenso wie ihre Ängste und Befürchtungen, erhält man ein umfassendes Bild ihrer Wesenszüge, ihrer Stärken und Schwächen. Ihr Bestreben, den Dingen auf den Grund zu gehen, vor allem aber ihre Spontanität und Unüberlegtheit, bringen sie immer wieder in unangenehme bis gefährliche Situationen. Ella ist liebenswert, sympathisch, aber sehr realistisch darf man ihre Aktionen nicht beurteilen. Ryan ist der Fels in der Brandung, der die impulsive, emotionale Ella gut erdet. Auch alle übrigen handelnden Personen sind gut vorstellbar beschrieben.

Ich habe mich bei dieser kriminalistisch angehauchten Reise nach Irland, die romantische Szenen wie auch Spannungsmomente zu bieten hatte, sehr wohl gefühlt und werde gerne auch zu den übrigen Bänden dieser Serie greifen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere