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Veröffentlicht am 18.08.2022

Mörderischer Dominoeffekt

Flammen über der Marsch
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„Flammen über der Marsch“ von Heike Denzau ist ein mitreißender, vom Anfang bis zum Ende extrem spannender Krimi, actionreich und von selten erlebter Dramatik.

Inhalt laut Klappentext:
Vor vier Jahren ...

„Flammen über der Marsch“ von Heike Denzau ist ein mitreißender, vom Anfang bis zum Ende extrem spannender Krimi, actionreich und von selten erlebter Dramatik.

Inhalt laut Klappentext:
Vor vier Jahren verschwand die Studentin Mara Keller spurlos. Ein ungelöster Fall, in den unerwartet Bewegung kommt, als Kommissarin Lyn Harms von der Kripo Itzehoe in einer tödlichen Brandstiftung am Nord-Ostsee-Kanal ermittelt. Schnell gerät eine Unternehmerfamilie in den Fokus, in der offenbar jeder Dreck am Stecken hat – aber gleich zwei Morde? Lyn forscht im engsten Familienumfeld und kommt einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur.

Mich sprach schon das Cover sehr an – diese rotglühenden Gräser. Irgendwie assoziierte ich damit schon Dramatisches. Es wurde nicht zu viel versprochen. Es war der packendste, emotionalste und am interessantesten ausgearbeitete Krimi seit langem. Man vergisst vor Spannung beinahe aufs Luftholen, so sehr wird man in die Handlung hineingesogen. Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen und habe es beinahe in einem Zug ausgelesen.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich beschreibend, sodass man sich Personen und das regionale Umfeld gut vorstellen kann. Die Handlung spielt im Jahr 2021 (mit einem Rückblick auf 2017), Corona bleibt unerwähnt. Die kurzen Kapitel lesen sich flott, sind jedoch weder mit Orts- noch Zeitangaben versehen, dadurch verschwimmt die Dauer des Ermittlungszeitraums. Es ist dies bereits der 8. Fall mit Kommissarin Lyn Harms, problemlos ohne Kenntnis der Vorgängerbände lesbar. Aber wer sie noch nicht kennt, will nach diesem Buch garantiert die anderen sieben auch noch lesen!
Es gibt noch eine zweite Serie dieser Autorin, und zwar rund um einen Privatdetektiv, von der ich „Nordseegeheimnis“ gelesen habe, und die eine etwas lockerere und vor allem humorvolle Atmosphäre vermittelt.

Die Handlung setzt mit der Rückblende auf den Cold Case ein, mit jenem Tag, als das junge Mädchen 2017 verschwand. Es ist dies das erste Spannungshighlight von vielen, die dieser Roman noch zu bieten hat. Denn die Geschehnisse entwickeln sich temporeich, unerwartete Wendungen, erschütternde Erkenntnisse und tragische Ereignisse reihen sich aneinander. Zudem tragen die laufenden Orts- und Perspektivenwechsel dazu bei, den Spannungsbogen stets straff zu halten. Insbesondere die Gedankengänge des Täters, der getrieben von seiner Angst entlarvt zu werden, in seiner Verzweiflung weitere Verbrechen begeht, wühlen auf; man bangt mit seinen Opfern. Man mag es kaum für möglich halten, doch die dramatischen Ereignisse steigern sich bis zur letzten Seite, wo man dann das Buch erschüttert und erleichtert zugleich schließt.

Die Charaktere – ob Ermittlerteam oder Verdächtigenkreis – sind generell gut gezeichnet, sehr emotionell, mit Ecken und Kanten, unheimlich lebendig. Sie werden einem richtig vertraut, man hofft, bangt und leidet mit.

„Flammen über der Marsch“ zählt zu meinen Krimi-Highlights heuer – extrem fesselnd, gefühlsstark und bis ins kleinste Detail gut durchdacht. Am liebsten hätte ich 6 Sternchen vergeben!

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Verhängnisvolle Dirndl-Modenschau

Salzburger Dirndlstich
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„Salzburger Dirndlstich“ ist nach „Salzburger Rippenstich“ Katharina Eigners zweiter Krimi-mit der Arzthelferin Rosmarie Dorn als Akteurin, ein Krimi mit viel Lokalkolorit.

Worum geht es?
Rosmaries Tochter ...

„Salzburger Dirndlstich“ ist nach „Salzburger Rippenstich“ Katharina Eigners zweiter Krimi-mit der Arzthelferin Rosmarie Dorn als Akteurin, ein Krimi mit viel Lokalkolorit.

Worum geht es?
Rosmaries Tochter Susi besucht die Modeschule Hallein. Bei der Dirndl-Modenschau der Schule im Salzburger Freilichtmuseum stirbt ausgerechnet jene Konkurrentin, der Susi im Streit den Tod gewünscht hatte. Zudem wurde das wertvolle „Ur-Dirndl“ aus dem Freiluftmuseum entwendet. Um ihre des Mordes verdächtigte Tochter zu entlasten, bleibt Rosmarie nichts anderes übrig, als selbst zu ermitteln.
Das Cover besticht wiederum sehr passend mit einem Stickmotiv. Die Kapitel sind angenehm kurz und jeweils mit einer amüsanten stichwortartigen inhaltlichen Vorschau übertitelt. Das Buch erschien 2022, Corona wird nur ganz kurz erwähnt.

Der humorvolle Schreibstil der Autorin, Situationskomik, unterhaltsame Dialoge und originelle Szenarien haben mir schon in Band 1 gut gefallen. Ich freute mich, den urig gezeichneten Figuren, ob Familie, Patienten oder sonstigen Dorfbewohnern, wieder zu begegnen, über deren Aktionen und Aussagen zu schmunzeln.

Auch wenn einem Rosmarie und ihr Umfeld noch nicht so vertraut ist, kommt man in den Fall sicher ohne Kenntnis des Vorgängerbandes problemlos hinein. Allerdings, Rosmaries Vorgeschichte, ihren Status als Findelkind und die Sehnsucht, ihre Wurzeln zu kennen, kann man vermutlich etwas intensiver nachvollziehen, wenn man auch Band 1 gelesen hat.

Durch die Erzählweise aus Sicht der Protagonistin, in Ich-Form, ist man in Rosmaries Überlegungen sehr lebensnah eingebunden, verfolgt ihre Gedanken, macht ihre Beobachtungen und zieht ihre Schlussfolgerungen, fühlt mit ihr, ob Ärger und Sorgen oder liebevolle Zuwendung. Nicht nur Rosmarie ist lebendig charakterisiert, auch die übrigen Personen sind gut vorstellbar.

Der Fall entwickelt sich eher gemächlich und ruhig. Regionalkrimimäßig dominieren zunächst die lokalen Eindrücke und die Informationen über Sehenswertes und Althergebrachtes sowie Rosmaries persönliches Umfeld. Die fallrelevanten Erkenntnisse sickern nur schleppend durch. Das Mordmotiv liegt ebenso bis zuletzt im Dunkeln wie die Umstände des Diebstahls des Ur-Dirndls, die ersten Spuren und Verdächtigen erweisen sich als nicht zielführend. Die Spannung steigt, als sich schließlich die Fakten verdichten und eine geschickt inszenierte Falle den Mörder überführt. Rosmarie brachte zudem unerwartete Zusammenhänge ans Tageslicht, alles klärte sich auf – sehr überraschend – ein wenig à la deus ex machina.

Als typischer Regionalkrimi bietet er viel Lokalkolorit und Informationen, von der Geschichte und den Varianten des Dirndls bis zur Beschreibung des Freiluftmuseums und zu archäologischen Ausführungen. Aber auch auf sprachliche Eigenarten wird eingegangen, wie auf die Vorliebe der Österreicher für den Konjunktiv. Zudem werden spezielle Begriffe im Glossar erklärt.

„Dirndlstich“ ist ein unaufgeregter Krimi mit viel Lokalkolorit und einer sympathischen, wenig spektakulär ermittelnden Protagonistin, mit unterhaltsamen Zwischenszenen, einem interessant konstruierten Mord und unerwarteter Auflösung. Mir hat das Buch in diesem Sinne sehr gut gefallen und ich bin nicht nur neugierig, welche Fälle Rosmarie in Zukunft zu lösen hat, sondern ob sie eines Tages doch noch erfährt, wer ihre Eltern waren.

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Veröffentlicht am 13.08.2022

Einsatz in Venedig - mörderisch und doch stimmungsvoll

Venezianisches Intermezzo
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„Venezianisches Intermezzo“ von Thomas Michael Glaw war nach „Siegmunds Rache mein zweiter Roman dieser Reihe und hat mich darin bestärkt, dass Kriminalrat Benedict Schönheit eindeutig zu meinen Lieblings-Protagonisten ...

„Venezianisches Intermezzo“ von Thomas Michael Glaw war nach „Siegmunds Rache mein zweiter Roman dieser Reihe und hat mich darin bestärkt, dass Kriminalrat Benedict Schönheit eindeutig zu meinen Lieblings-Protagonisten zählt.

Worum geht es?
Benedict Schönheit fliegt mit seiner Freundin Martina, einer Journalistin, nach Venedig, um seinem Bruder Jean-Baptiste zu Hilfe zu eilen, der unter Mordverdacht geraten ist. Es erfordert viel Fingerspitzengefühl, in die Ermittlungen der italienischen Polizei mit einbezogen zu werden.

Das Buch erschien 2022. Der Fall spielt in nicht näher bestimmter Gegenwart, Corona bleibt unerwähnt. Bereits das Cover mit den Gondeln in einem der schmalen Kanäle Venedigs stimmt auf den Roman ein, das Personenverzeichnis mit den humorvollen Beschreibungen auf den zu erwartenden lockeren Erzählstil des Autors. Die Ermittlungen erstrecken sich über zehn Tage, pro Tag ein Kapitel. Obwohl dies bereits der 6. Fall dieser Reihe ist, ist Kenntnis der Vorgängerbände nicht vonnöten.

Ich habe den Krimi sehr genossen, was primär an dem dialogreichen Schreibstil des Autors liegt – man fühlt sich, als wäre man mitten im Geschehen. Zudem strahlt KR Schönheit und sein Umfeld so viel Harmonie aus; es ist leider viel zu selten, dass polizeiliche Ermittler einträchtige, krisenfreie Beziehungen pflegen. Zudem wird die Handlung noch durch das Venedig-Flair von einer gewissen Leichtigkeit und einer Wohlfühlstimmung begleitet: so groß kann der Ermittlungsdruck gar nicht sein, dass nicht noch Zeit für einen Cappuccino wäre. Die kulinarischen Köstlichkeiten, die sich die Protagonisten gönnen, wecken Urlaubssehnsucht, machen Appetit und Lust auf einen Besuch beim Italiener.

Nichtsdestotrotz entwickelt sich der Fall reichlich komplex, die deutsch-italienische Kooperation funktioniert auch dank Benedicts gutem Draht zur Staatsanwaltschaft hervorragend. Die Beziehungen des ermordeten jungen Mannes erweisen sich als undurchsichtig; er war in Machenschaften verstrickt, die weitere Morde nach sich ziehen. Die Handlung bleibt unentwegt spannend. Nur Stück für Stück gelingt es Schönheit und seinem italienischen Kollegen Degasperi, Licht ins Dunkel zu bringen und den Fall zu lösen, insbesondere auch die Unschuld von Benedicts Bruder zu beweisen.

Die Charaktere sind anschaulich gezeichnet. Nicht nur die Protagonisten wirken lebendig, sondern auch Nebenfiguren sind gut vorstellbar. Insbesondere gefiel mir die Art und Weise, wie der Autor Stimmungen und Emotionen vermittelt – auch ohne Liebesszenen spürt man die Zuneigung zwischen Bene und Martina, das Vertrauen zueinander.

„Venezianisches Intermezzo“ war ein Krimi wie ich ihn ganz besonders liebe: sympathische Protagonisten, angenehme Atmosphäre, unblutig, Spannung ergibt sich durch einen interessant aufgebauten Fall, wobei es letztlich weniger auf kriminalistische Technik ankam als auf die Beobachtungs- und Kombinationsgabe der Kriminalbeamten. Für mich Lesegenuss par excellence und Vorfreude auf Fall Nummer sieben.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Wo die Liebe hinfällt

Und wenn du mich küsst
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„Und wenn du mich küsst“ (der 9. Band der Chicago Stars-Reihe) von Susan Elizabeth Phillips ist eine leichte Sommerlektüre, unterhaltsam und sogar spannend.

Klappentext:
Thaddeus Walker Bowman Owens ...

„Und wenn du mich küsst“ (der 9. Band der Chicago Stars-Reihe) von Susan Elizabeth Phillips ist eine leichte Sommerlektüre, unterhaltsam und sogar spannend.

Klappentext:
Thaddeus Walker Bowman Owens ist der Ersatz-Quarterback der Chicago Stars, Teamplayer, gelegentliches Unterwäschemodel und ein Mann mit einer geringen Toleranz gegenüber Diven. Olivia Shore ist internationaler Opernsuperstar, eine Diva mit einer Leidenschaft für Perfektion, dem Verlangen nach Gerechtigkeit und einem monumentalen Groll gegen egoistische, anspruchslose Sportler. Und doch haben sich beide dazu verpflichtet, gemeinsam auf eine landesweite Werbetour für eine Luxusuhrenmarke zu gehen. Während die Stimmung anfangs eisig ist und eher die Fetzen fliegen, kommen beide nicht umhin zu merken, dass aus Fetzen immer mehr Funken werden ..

Es war dies nicht mein erster Roman dieser Autorin. Aus der Serie „Chicago Stars“ der zweite, wobei ich „Bleib nicht zum Frühstück“ humorvoller fand. Ihr Schreibstil ist locker, bildhaft, aber nie zu episch ausufernd. Das Buch erschien im Original 2021. Die Handlung spielt in den USA in nicht genau datierter Gegenwart; Corona wird nicht erwähnt.

Im Prinzip erwartete ich mir die für dieses Genre übliche Handlung – ein Mann und eine Frau treffen aufeinander, müssen situationsbedingt irgendwie miteinander auskommen, obwohl sie einander nicht sympathisch sind, aber letztlich finden sie nach etlichen Missverständnissen und Verwirrungen doch zueinander und es gibt ein Happy-End. Im Großen und Ganzen traf das auch zu. Doch wurde ich mit zusätzlichen Spannungselementen – mit gefährlichen und dramatischen Situationen à la Krimi, fast schon soft-thrillermäßig - überrascht.

Ein wesentlicher Faktor bei Liebesromanen ist für mich Romantik und Erotik. Leider knisterte es für mich nicht ausreichend, auch als es endlich nach über 280 Seiten erstmals erotisch wird, sprang kein Funken auf mich über. Das mag auch daran liegen, dass mir die beiden Protagonisten wohl sympathisch waren, aber so richtig warm wurde ich nicht mit ihnen. Ich fühlte mich zwar zu dem verlässlichen, ernsthaften Thad hingezogen, mochte seinen Beschützerinstinkt, aber tief empfundene Liebe und Leidenschaft kam dennoch bei mir nicht an.

Die beiden Protagonisten Thad und Olivia sind anschaulich charakterisiert, beide wirken einerseits als starke Persönlichkeiten, zeigen dennoch gewisse Unsicherheiten und Schwächen. Die Story wird abwechselnd aus seiner und ihrer Perspektive erzählt, wodurch die jeweiligen Gedanken und Gefühle, die Probleme beider, sich auf den anderen einzulassen, verständlich und gut nachvollziehbar sind.

„Und wenn du mich küsst“ fand ich spannend und unterhaltsam; als eine leichte Lektüre zum Ausspannen, ohne großartige Tiefgründigkeit, ein bisschen kitschig vielleicht, aber mit beglückendem Happy-End.

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Veröffentlicht am 02.08.2022

Verbrechen werfen lange Schatten

Mord mit Worten
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„Mord mit Worten – Rache ist nicht süss“ von Luc Winger ist der 16. Band einer meiner Lieblingskrimiserien. Es ist ein Wohlfühlkrimi mit französischem Flair und 70er Jahre Ambiente, rund um die kluge, ...

„Mord mit Worten – Rache ist nicht süss“ von Luc Winger ist der 16. Band einer meiner Lieblingskrimiserien. Es ist ein Wohlfühlkrimi mit französischem Flair und 70er Jahre Ambiente, rund um die kluge, beeindruckende Kommissarin Lucie Girard.

Worum geht es?
Vor sechs Jahren wurde Clare Archers Schwester in Saint-Tropez vergewaltigt und ermordet. Clares Recherchen ergaben, dass die Mörder sich der gerechtfertigten Strafe durch Flucht ins Ausland entziehen konnten. Clare hegt Rachepläne. Schneller als sie dachte kommt es zu einer Konfrontation mit dem Mörder.

Als treue Leserin dieser Serie war mir Lucie Girards Umfeld sofort wieder vertraut. Doch auch Neueinsteiger finden sicher leicht in die Geschichte hinein. Da dieser Fall an einen früheren Fall (Band 4 „Mord im Rausch“) anknüpft, sind die entscheidenden Fakten des damaligen Mordfalls kurz zusammengefasst – was ich im Übrigen auch geschätzt habe, manche Namen und Details des Falles hatte ich nicht mehr im Kopf. Grundsätzlich kann jedes Buch unabhängig von den Vorgängerbänden gelesen werden. Wer Lucies Werdegang, ihre Privatleben genauer verfolgen möchte, sollte mit Band 1 beginnen.

Mir gefällt an Luc Wingers Romanen – abgesehen von der sympathischen Protagonistin und den spannenden Fällen – insbesondere die Zeit, zu der die Serie spielt. Wenn man die Reihe kontinuierlich verfolgt, fällt einem sehr wohl die Entwicklung auf, dass z.B. immer mehr Technik ins tägliche Leben Einzug nimmt. So wurde die Polizeistation modernisiert, verfügt jetzt über elektrische Türöffner, eine elektrische Schreibmaschine. Thematisiert wird in diesem Band auch die Zunahme des Tourismus. Die Globalisierung beginnt bereits langsam, der Welthandel, das Eindringen fremder Strömungen. Aber nach wie vor muss die Ermittlerin in erster Linie die Fälle aufgrund ihrer eigenen Intuition und Kombinationsgabe lösen. Internet, Handys, DNA-Analysen sind noch kein Thema. Sogar die Übermittlung von Fahndungsfotos dauert Tage, weil viele Polizeistellen noch über kein Faxgerät verfügen.

Der Schreibstil ist flüssig, da fliegen die Seiten nur so dahin. Ich habe das Buch fast ein einem Zug ausgelesen. Das französische Flair ergibt sich aus gut dosierten (und stets übersetzten) französischen Dialogen, aber auch z.B. aus den Schilderungen des Strandlebens, die Erwähnung sehenswerter Ausflugsziele rund um Saint Tropez. Die Kapitel sind kurz, mit Orts- oder Zeitangaben versehen.

Der Fall ist packend aufgebaut. Dass die Journalistin etwas im Schilde führt, ist offensichtlich, doch was bleibt lange im Dunkeln. Ihre provozierende Art verursacht Unruhe, wirbelt vieles durcheinander. Orts-, Szenen-, Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich. Die sich entwickelnde Liebesbeziehung zwischen zwei Hotelgästen bringt ein wenig Erotik ins Spiel. Die Spannung hält sich kontinuierlich bis zum dramatischen Finale.

Im Gegensatz zum Vorgängerband bewegt sich Lucie Girard diesmal voll auf professioneller Ebene, das Privatleben bleibt außen vor. Mit Umsicht, Beharrlichkeit und dem richtigen Gespür verfolgt sie die Spuren und lässt sich nicht täuschen, kompetent unterstützt von ihrem Team, Bruno Purenne und Gendarm Hugo. Letztere sind liebenswürdig, aber auch originell charakterisiert. So manche ihrer Aktionen entlocken einem ein Schmunzeln. Generell sind die Personen lebendig charakterisiert, zeigen Facetten, Emotionen.

Mit „Mord mit Worten“ ist dem Autor wieder ein fesselnder Krimi gelungen, der geschickt an einen früheren Fall anknüpft. Mich hat das Buch erneut begeistert und ich bin voller Vorfreude auf den nächsten Fall, den die aparte Lucie Girard lösen muss.

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