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Veröffentlicht am 23.02.2022

Mrs Potts' Mordclub - ein unschlagbares Team

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Robert Thorogood knüpft mit seinem Serienstart „Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ an die typisch englischen Krimis à la Agatha Christie oder Ann Granger an.

Worum geht es?
Die 77jährige Judith ...

Robert Thorogood knüpft mit seinem Serienstart „Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ an die typisch englischen Krimis à la Agatha Christie oder Ann Granger an.

Worum geht es?
Die 77jährige Judith schwimmt in der Themse, als sie einen Schuss hört. Wie sich herausstellt, wurde ihr Nachbar ermordet. Die Polizei ermittelt ihr zu lax, also beginnt sie selbst nachzuforschen. Sie lernt bei ihren Recherchen die Pfarrersgattin Becks und - nachdem auch ein zweiter Mord passiert – die Hundesitterin Suzie kennen. Zu dritt verfolgen sie unzählige Spuren und sammeln immer mehr Indizien. Sie kommen dem Mörder gefährlich nahe …

Das englische Flair und die tatkräftige, gewitzte Protagonistin haben mich von der ersten Seite an begeistert. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel haben eine angenehme Länge, die Ereignisse und das Umfeld werden anschaulich, aber nicht zu ausufernd beschrieben.

Was ich besonders geschätzt habe ist, dass man als Leser wunderbar miträtseln kann. Mehrere Morde, etliche Verdächtige, sich widersprechende Indizien. Immer wenn die Lösung greifbar ist, gibt es eine überraschende Wendung. Die daher nie versiegende Spannung wird zudem durch die Aktionen des originellen Trios aufgelockert. Sie geraten in aberwitzige, zum Schmunzeln anregende Situationen. Zu realitätsbezogen darf man manche ihrer Aktivitäten nicht betrachten, es ist schlicht und einfach sehr unterhaltsam.

Die drei Frauen sind ausgezeichnet charakterisiert – die für ihr Alter sehr rege und sportliche Judith, mit den modernen Medien ebenso vertraut wie sie ein Kanu manövriert, die zunächst sehr zurückhaltende und verunsicherte Becks, die sich erstaunlich entwickelt und ungeahnte Fähigkeiten an sich entdeckt, und die bodenständige, praktisch veranlagte Suzie. Alle drei sind liebenswerte, ein wenig schrullige Persönlichkeiten, sie ergänzen einander optimal und bilden ein unschlagbares Team.

Mir hat das Buch äußerst vergnügliche und spannende Lesestunden beschert und große Lust auf weitere Fälle mit Mrs Potts und ihrem Mordclub gemacht.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Man ist nie zu alt für einen Neubeginn

Eine Liebe in Regensburg
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„Eine Liebe in Regensburg“ ist der zweite Teil einer Novellen-Trilogie von Rüdiger Marmulla.

Eine wundervolle Geschichte, mit der man ein bisschen in eine heile Welt versinkt, voller Verständnis und ...

„Eine Liebe in Regensburg“ ist der zweite Teil einer Novellen-Trilogie von Rüdiger Marmulla.

Eine wundervolle Geschichte, mit der man ein bisschen in eine heile Welt versinkt, voller Verständnis und Rücksichtnahme, Liebe und Geborgenheit, wo Schwierigkeiten und Probleme mit Optimismus und Glück gemeistert werden. Was sich auch immer querlegt, letztlich siegt das Gute. Diese Novelle liest sich ein bisschen wie ein Märchen – und gerade das tut gut, in Zeiten wie diesen, wo man tagtäglich mit negativen, bedrohlichen und erschreckenden Meldungen konfrontiert wird.

Worum geht es?
Richard heiratet seine wiedergefundene Jugendliebe Dana. Für die beiden beginnt nicht nur im Hinblick auf ihre Beziehung ein neuer Lebensabschnitt, sondern sie stürzen sich auch in ein gewagtes Projekt: sie eröffnen ein gemeinsames Hotel mit Restaurant. Das läuft natürlich nicht problemlos ab.

Der Schreibstil ist flüssig, klar, kurz und bündig, einige Kapitel sind nur eine Seite lang. Der Text ist vorwiegend in Dialogform gehalten, was sich sehr lebendig anfühlt, als wäre man dabei. Da es so gut wie keine ausführlichen Beschreibungen gibt, weder von Örtlichkeiten noch von Personen, bleibt vieles der Fantasie des Lesers überlassen. Ich persönlich hätte da gerne etwas mehr Ausschmückung gehabt.

Den ersten Teil dieser Trilogie muss man zwar nicht gelesen haben, um in diese Geschichte hineinzukommen, die wichtigsten Fakten werden erwähnt. Trotzdem würde ich raten, zuvor Teil 1 zu lesen. Denn Richards Wesen eröffnet sich einem wesentlich klarer, wenn man seine Vorgeschichte kennt.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen Dana und Richard, beide schon in fortgeschrittenem Alter, mit erwachsenen Kindern, sind sympathisch und liebenswert dargestellt, voller Tatkraft und Ideen, großzügig und mit dem Herzen am rechten Fleck. Es gibt keine Misstöne und keine Ecken und Kanten.

Ich habe das rund 80 Seiten umfassende Büchlein in einem Sitz ausgelesen, habe es genossen, zwischen all den blutrünstigen und kniffligen Thrillern und Krimis einmal etwas Harmonisches und Unproblematisches zu lesen. Schade, dass ich nicht gleich den dritten Teil zur Hand hatte – immerhin hat mich der Cliff-Hanger am Ende schon sehr neugierig gemacht!

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Most und Mord

Mostbarone
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„Mostbarone“ von Helmut Scharner ist ein typischer Regionalkrimi mit Lokalkolorit und Informationen über Land und Leute, Kulinarik und Gebräuche, keinen grausigen Beschreibungen der Mordopfer, dem Schwerpunkt ...

„Mostbarone“ von Helmut Scharner ist ein typischer Regionalkrimi mit Lokalkolorit und Informationen über Land und Leute, Kulinarik und Gebräuche, keinen grausigen Beschreibungen der Mordopfer, dem Schwerpunkt auf der stets mühsamen Ermittlungstätigkeit und Einblick ins Privatleben des Kriminalbeamten.

Obwohl ich als Quereinsteiger die Vorgängerbände nicht kannte, dies jedoch bereits der vierte Band einer Reihe ist, kam ich problemlos in die Handlung hinein. Der Personenkreis ist überschaubar, der Schreibstil liest sich flüssig, die Kapitel sind angenehm kurz und – was ich sehr schätze – jeweils mit einer Orts- und Zeitangabe betitelt. Im Übrigen finde ich auch das Cover sehr gelungen. So kann man sich die Tracht der Mostbarone sehr gut vorstellen.

Der im Mittelpunkt stehende Ermittler, Major Brandner, ist sympathisch und auch authentisch charakterisiert – ein Mann, der seinen Beruf ernst nimmt, sich einem Fall vollauf widmet, Tag und Nacht, sonn- und feiertags einsatzbereit ist. Er liebt seine Familie, muss aber diese und sein eigenes Ruhebedürfnis aber immer wieder berufsbedingt hintanstellen. Die übrigen Personen werden eher nur äußerlich und mit wenigen Wesenszügen beschrieben, was ich für dieses Genre aber als ausreichend empfand. Belebend fand ich den Einblick in die Gedanken der handelnden Personen, was durch die kursive Schrift auch optisch gut hervorstach.

Die Handlung bewegt sich in relativ gemächlichen Bahnen, die Befragungen wirken nicht sehr spektakulär, obwohl sich der Kreis der Verdächtigen und die Bandbreite der Motive immer mehr ausweitet. Ich rätsle gerne mit und stelle meine eigenen Theorien auf, dieser Krimi bot mir hierfür reichlich Gelegenheit. Erst als noch ein zweiter Mord passiert, stieg die Spannungskurve stetig nach oben – bis zum dramatischen Showdown, wo nicht nur ein Überraschungstäter offenbart, sondern der Fall auch schlüssig gelöst wurde.

Der Fall spielt im Hochsommer 2020, nach dem ersten Lockdown. Sehr gut dosiert wird auf die Auswirkungen von Corona auf die Menschen hingewiesen, wie z.B. kein Händeschütteln mehr und Reisebeschränkungen. Wobei letzteres dazu führt, dass Brandners Familie Urlaub im Mostviertel macht und in diesem Zusammenhang nicht nur immer mehr in das Geschehen integriert wird, sondern auch Sehenswertes und landschaftliche Besonderheiten dieser Gegend hervorgehoben werden. Selbst ich als Österreicherin habe viel Neues über das Mostviertel erfahren, u.a. über Mostsorten und das Brauchtum der Mostbarone. Ich habe mich lediglich gefragt, ob es in dieser Region keinen speziellen Dialekt gibt. Sprachliches Lokalkolorit habe ich etwas vermisst.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, auch Lust auf die Vorgängerbände gemacht. Wer unblutige, sich langsam entwickelnde Regionalkrimis mag, mit einem sympathischen Ermittler und einer gut konstruierten Handlung, wird, wie ich, die Lesestunden mit diesem Buch genießen.

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Veröffentlicht am 12.02.2022

Oma macht man kein X für ein U vor

Ein Mordsgeschenk für Agathe
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„Ein Mordsgeschenk für Agathe“ von Hanna Reet hielt nicht ganz, was ich mir erwartet hatte.

Worum geht es?
Was schenkt man der Oma zum 90. Geburtstag? Die rüstige und gewitzte alte Dame hat ein Faible ...

„Ein Mordsgeschenk für Agathe“ von Hanna Reet hielt nicht ganz, was ich mir erwartet hatte.

Worum geht es?
Was schenkt man der Oma zum 90. Geburtstag? Die rüstige und gewitzte alte Dame hat ein Faible für Krimis und rätselt gerne. So verfällt ihre Familie auf die Idee, den Geburtstag auf einer Ostseeinsel zu feiern und quasi als Geburtstagsüberraschung für die Oma einen Kriminalfall mit Leiche zu inszenieren. Doch die Sache läuft nicht wie geplant ab …

Wer denkt bei dem Namen Agathe Christiansen nicht automatisch an Agatha Christie? Somit hatte ich erwartet, dass die Oma als eine Art Miss Marple agiert und durchgehend im Mittelpunkt der Handlung steht, schlau und souverän „ermittelt“. War leider nicht ganz so.

Dabei beginnt die Geschichte recht unterhaltsam, die rüstige alte Dame ist spitzfindig und recht eigenwillig und fordert die zahlreichen Familienmitglieder – zwei Söhne, Schwiegertochter, Enkel und Urenkel – durchaus mit ihrer Sturheit. Das regt durchaus zum Schmunzeln an. Der Plan der Familie gerät jedoch immer mehr aus dem Ruder, einerseits macht ihnen die Oma durch Alleingänge einen Strich durch die Rechnung, andererseits machen auch die in den Plan eingeweihten Außenstehenden Probleme. Den Urlaub kann die Familie kaum noch genießen, es wird immer chaotischer und immer schwieriger für die Familienmitglieder weiterzumachen, allzu viel Unvorhergesehenes tritt ein.

Der Schreibstil ist flüssig und locker, die Idee ist originell, doch flacht die Handlung in der Mitte des Buches ab, es fehlen Omas treffsichere Bonmots. Die unkoordinierten Versuche der Familie, das Projekt doch noch irgendwie in den Griff zu bekommen, konnten mich nicht mitreißen. Es löste sich schließlich alles in Wohlgefallen auf.

Was die Protagonisten anbelangt, so hatte meiner Meinung nach lediglich die agile Agathe Struktur. Sie gefiel mir am besten, ihre Schlagfertigkeit, ihre Aktivität, dass sie alles durchschaut, man ihr nichts vormachen kann und dass sie stets macht, was sie will, egal was die anderen ihr auch einreden wollen. Die restlichen Familienmitglieder sind nur oberflächlich charakterisiert.

„Mordsgeschenk für Agathe“ ist eine leichte Urlaubslektüre, die Story ist anspruchslos unterhaltsam, mich hat sie nicht besonders begeistert.

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Veröffentlicht am 11.02.2022

Österreichischer Privatdetektiv in Italien auf Mörderfang

Auch Tote schwimmen
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„Auch Tote schwimmen“ ist der vierte und neuste Fall, den Privatdetektiv Sopic zu lösen hat. Für mich war es das erste Buch von Eric Manz überhaupt. Das erste, sicher nicht das letzte!

Worum geht es?
Eigentlich ...

„Auch Tote schwimmen“ ist der vierte und neuste Fall, den Privatdetektiv Sopic zu lösen hat. Für mich war es das erste Buch von Eric Manz überhaupt. Das erste, sicher nicht das letzte!

Worum geht es?
Eigentlich befindet sich Manfred Sopic mit seiner Freundin Vera und dem Hund Hanna auf Urlaub am Gardasee. Doch er kann das Ermitteln nicht lassen, noch dazu, wo direkt vor seinen Augen im See eine Leiche schwimmt …

Auch als Neueinsteigerin in diese Reihe kam ich problemlos in die Geschichte hinein. Nichtsdestotrotz wurde meine Neugier auf die Vorgängerbände geweckt, die ja in Mödling und Umgebung spielen, das ja sehr nahe an meiner Heimatstadt Wien liegt. Krimis, die in der eigenen Heimat spielen, haben ja einen ganz besonderen Reiz.

Ich habe mich sofort wohlgefühlt in der Atmosphäre des Romans: ein gewitzter Mödlinger Privatdetektiv und italienisches Flair. Das Dreiergespann Manni-Vera-Hanna war mir sofort sympathisch, u.a. auch weil ich ein Golden Retriever-Fan bin.

Der Schreibstil ist flüssig, es gibt lockere Dialoge, die Kapitel sind angenehm kurz gehalten. Zudem gelingt es dem Autor, sehr anschaulich die landschaftliche Schönheit und die Besonderheiten rund um den Gardasee zu beschreiben, Urlaubsfeeling zu vermitteln. Dieses Gemisch von sommerlichem Dolce vita und gefährlich anmutender Verbrecherjagd ist hervorragend geglückt, gibt dem Krimi eine gewisse wohltuende Leichtigkeit, trotz Raub und Mord.

Die Protagonisten sind gut vorstellbar beschrieben, was ihr Aussehen anbelangt sowie deren markantesten Eigenschaften. Sopic ist die zentrale Triebkraft, er will den Fall unbedingt lösen, aus positiver Aktivität, nicht aus krankhaftem Ehrgeiz heraus. Er wirkt sympathisch, pfiffig, ist aber kein Superheld, der mit Karate oder Schießkünsten brilliert, er setzt auf Recherche, Beschatten und gute Verbindungen zur Polizei, primär, auch in diesem Fall, zur österreichischen. Vera fand ich auch sehr sympathisch, vor allem im Hinblick darauf, dass sie auch im Urlaub seine Detektivtätigkeit akzeptiert und ihm sogar dabei hilft.

Die Handlung entwickelt sich langsam, alle tappen im Dunkeln, vor allem die italienische Polizei, aber es gibt ja Sopic, der nicht locker lässt. An Verdächtigen mangelt es auch nicht, was dem Leser viel Spielraum für eigene Theorien und zum Miträtseln bietet. Je mehr sich die Verdächtigen dezimieren, desto mehr spitzt sich die Suche nach dem/der Mörder/in zu, es wird immer gefährlicher – und immer wenn man meint, die Lösung vor Augen zu haben, gibt es neue überraschende Erkenntnisse.

„Auch Tote schwimmen“ hat mir erquickliche und spannende Lesestunden beschert, meine Liste der lesenswerten AutorInnen erweitert und Lust auf weitere Lektüre aus der Feder von Eric Manz gemacht.

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