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Veröffentlicht am 10.09.2022

Ein nahezu perfekter Mord

Muckross House
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„Muckross House – Schatten über Killarney“ von Kerstin Pukowski ist eine Mischung aus Liebesroman, Hommage an Irland und Krimi.

Klappentext:
Als der Krebsspezialist Ronan Kelly am irischen Baltane Fest ...

„Muckross House – Schatten über Killarney“ von Kerstin Pukowski ist eine Mischung aus Liebesroman, Hommage an Irland und Krimi.

Klappentext:
Als der Krebsspezialist Ronan Kelly am irischen Baltane Fest plötzlich an einen Herzinfarkt verstirbt, scheint nur Ella daran zu glauben, dass dies kein Zufall ist. Auch wenn alles für einen natürlichen Tod spricht kommt sie ungewollt der dunklen Vergangenheit des Toten immer näher und muss bald erkennen, dass sie seinem Tod näher ist, als sie es jemals sein wollte …

Bereits wenn man das Buch zur Hand nimmt, fühlt man sich auf Irland eingestimmt. Grün ist die Farbe Irlands, das Foto zeigt eine typische Landschaft. Die Begeisterung der Autorin und ihre Liebe zu diesem Land spürt man den gesamten Roman über. Es sind die wunderbar stimmungsvollen Schilderungen der Landschaft, des geselligen Treibens, des Alltags, der alten Häuser u.v.a.m., die den Reiz dieser Krimiserie ausmachen. Man bekommt richtig Lust, Irland zu bereisen und zu entdecken.

Etwas ungewöhnlich ist allerdings das heftartige Format des Buches sowie das kompakte Text-Layout. Die Kapitel sind lediglich durch eine Initiale am Satzanfang gekennzeichnet, tragen weder Orts- noch Zeitangaben. Die Handlung spielt im Mai des Jahres 2019, also noch vor Ausbruch von Corona.

Es war dies nach „Inch Beach“ mein zweites Buch dieser Serie. Somit waren mir sowohl die Protagonisten als auch der flüssige wie auch detailliert beschreibende Erzählstil der Autorin vertraut. Aber auch Neueinsteiger finden sicher ohne Vorkenntnisse problemlos in die Geschichte hinein. Zudem ist auch der Kreis der Protagonisten sehr überschaubar: Ella, die Immobilienmaklerin, ihr Mann Ryan, Polizeiinspektor, und ihre Großmutter stehen im Mittelpunkt. Chronologisch ist dieser Roman vor Inch Beach einzuordnen. Es ist der dritte, „Inch Beach“ der fünfte Band.

Muckross House ist ein Wohlfühlkrimi, nicht nur weil es relativ unblutig zugeht, sondern weil es trotz eines Todesfalles, bei dem Ella einen Mordfall wittert, sehr viel um Liebe geht. Nicht nur um die Liebe zur Heimat, zu Irland, sondern da schwingt ebenso Ellas Zuneigung zu ihrer Großmutter mit und die innige Beziehung der beiden Jungverheirateten, Ella und Ryan.

Die Krimihandlung selbst entwickelt sich erst so nach und nach. Je mehr Ella in ihrer wissbegierigen Art in der Vergangenheit des Opfers herumstochert, desto prekärer werden die Situationen, in die sie sich – wieder einmal hinter dem Rücken ihres Mannes - manövriert. Sie lässt nicht locker und hat schließlich doch den richtigen Riecher gehabt. Die Lösung des Falles ist nachvollziehbar, birgt einiges an Überraschungen in sich.

Der gesamte Roman ist aus Sicht von Ella verfasst. Dadurch dass man ihre Handlungen mitverfolgt, all ihre Gedanken kennt, ihre Vermutungen, ihre Liebe zu Irland, zu ihrem Mann, ihre Glücksmomente ebenso wie ihre Ängste und Befürchtungen, erhält man ein umfassendes Bild ihrer Wesenszüge, ihrer Stärken und Schwächen. Ihr Bestreben, den Dingen auf den Grund zu gehen, vor allem aber ihre Spontanität und Unüberlegtheit, bringen sie immer wieder in unangenehme bis gefährliche Situationen. Ella ist liebenswert, sympathisch, aber sehr realistisch darf man ihre Aktionen nicht beurteilen. Ryan ist der Fels in der Brandung, der die impulsive, emotionale Ella gut erdet. Auch alle übrigen handelnden Personen sind gut vorstellbar beschrieben.

Ich habe mich bei dieser kriminalistisch angehauchten Reise nach Irland, die romantische Szenen wie auch Spannungsmomente zu bieten hatte, sehr wohl gefühlt und werde gerne auch zu den übrigen Bänden dieser Serie greifen.

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Veröffentlicht am 07.09.2022

Täter = Opfer = Täter

Niederrheinische Glut
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„Niederrheinische Glut“ von Anja Wedershoven ist ein ruhiger Regionalkrimi, der in erster Linie durch spezielle und lebendig beschriebene Charaktere besticht.

Klappentext:
Der Niederrhein ächzt unter ...

„Niederrheinische Glut“ von Anja Wedershoven ist ein ruhiger Regionalkrimi, der in erster Linie durch spezielle und lebendig beschriebene Charaktere besticht.

Klappentext:
Der Niederrhein ächzt unter einer Hitzewelle, als das KK 11 der Krefelder Kripo ins Spargeldorf Walbeck gerufen wird. Ein betagter Rollstuhlfahrer wurde in seinem Krankentransporter entführt, eine Lösegeldforderung fehlt jedoch. Wo liegt das Motiv, wenn es nicht um Geld geht? Mit Hilfe der Öffentlichkeit wird nach dem Täter gefahndet, doch je mehr die Kommissare Johanna Brenner und Axel Holtz über den Entführten herausfinden, desto drängender wird eine schreckliche Ahnung …

Der Schreibstil liest sich flott, ist locker und flüssig. Sprachlich hat mich vor allem die authentische Wiedergabe der Jugendsprache beeindruckt. Neben Prolog und Epilog verfügt das Buch über sechs Kapitel, datiert, pro Ermittlungstag ein Kapitel. Die Handlung spielt im Jahr 2022, Corona wird nicht erwähnt. Es handelt sich um einen Regionalkrimi ohne besondere Hinweise auf Sehenswertes oder landschaftliche Schönheiten. Der Krimi ist ohne Kenntnis des Vorgängerbandes problemlos zu lesen. Trotzdem wurde mein Interesse an der genauen Vorgeschichte der Protagonisten geweckt; ich werde das nachholen.

Für mich besticht dieser Krimi einerseits durch die Ausarbeitung der Charaktere, vom unzuverlässigen, verantwortungslosen Jugendlichen bis zu den facettenreichen Wesenszügen des Ermittler-Duos, das bei weitem nicht so perfekt und auf den Fall fokussiert agiert, wie man es von Polizisten erwartet, sondern neben dem Arbeitsdruck mit privaten Problemen zu kämpfen hat, und somit nicht nur Stärken, sondern auch Schwächen zeigt. Andererseits verschwimmt in diesem Krimi der Täter-Opfer-Begriff. War das Opfer nicht eigentlich der Täter und der Täter nicht eigentlich das Opfer? Mit „Wer Angst sät, wird Hass ernten“ beginnt der Klappentext - ein dunkles Kapitel aus der Vergangenheit bildet die Basis für diesen Fall.

Auch wenn bei diesem Krimi keine Unzahl von Verdächtigen und in die Irre leitenden Spuren zum Miträtseln anregt, so bleibt dennoch lange das Tatmotiv im Dunkeln. Zudem bringen die Perspektivenwechsel zwischen den Ermittlern, dem auf der Flucht befindlichen Täter und dem leichtfertig und unüberlegt handelnden Jugendlichen Abwechslung und Spannung in die Handlung. Die Lösung des Falles war schlüssig, das allseits versöhnliche Ende wohl etwas anders als erwartet. Aber ganz in meinem Sinne.

Mir hat „Niederrheinische Glut“ sehr gut gefallen. Ich empfehle das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 30.08.2022

Wie leicht ein Unschuldiger zum Schuldigen werden kann

Verschwunden im Aargau
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„Verschwunden im Aargau“ von Ina Haller ist ein Schweizer Regionalkrimi, der nicht nur mit viel Lokalkolorit, sondern auch mit einer ordentlichen Portion Spannung aufwartet.

Klappentext:
Beim jährlichen ...

„Verschwunden im Aargau“ von Ina Haller ist ein Schweizer Regionalkrimi, der nicht nur mit viel Lokalkolorit, sondern auch mit einer ordentlichen Portion Spannung aufwartet.

Klappentext:
Beim jährlichen Bärzelitreiben in Hallwil kommt es zu einer Messerattacke mit tödlichem Ausgang. Einziger Verdächtiger: Andrinas Mann Enrico. Doch Andrina hat einen anderen Verdacht. Die Zeugenaussagen könnten genauso gut auf Enricos Halbbruder Marco Feller zutreffen, Ermittler bei der Aargauer Kantonspolizei. Was hat ihn zu dieser Tat getrieben, und warum decken ihn seine Kollegen? Als Marco wenig später spurlos verschwindet, macht sich Andrina auf die Suche – nach ihm und nach der Wahrheit.

Der Schreibstil liest sich leicht und flott, vermittelt das Schweizer Umfeld sehr anschaulich, mit vielen typischen Ausdrücken, die man im Glossar gut erklärt findet. Sehr geschickt sind in die Handlung neben Brauchtum auch diverse Sehenswürdigkeiten und landschaftliche Schönheiten eingeflochten.

Das Buch erschien 2022, spielt in nicht näher datierter Gegenwart, Corona bleibt unerwähnt. Die angenehm kurz gehaltenen Kapitel sind weder mit Orts- noch Zeitangaben versehen. Das Cover mit der nebelverhangenen Bergwelt zeigt eine fotografisch effektvolle, künstlerisch anmutende Komposition, als Eyecatcher empfinde ich es dennoch nicht.

Für mich war es nach „Liestaler Gold“ aus der anderen Krimireihe der Autorin erst das zweite Buch und somit das erste aus der Serie mit Andrina als Protagonistin. Ich habe einige Zeit gebraucht, bis ich einen Durch- bzw. Überblick hinsichtlich des umfangreichen Personenkreises hatte: Familienmitglieder, Andrinas und Enricos Kollegenschaft und das polizeiliche Team. Zudem bestehen auch relativ komplizierte Beziehungen untereinander. Was den Kriminalfall an sich anbelangt, ist dieser 10. Band natürlich als eigenständiger Roman zu lesen, aber mir persönlich fehlten die Erlebnisse aus den Bänden davor, die den sogenannten roten Faden ausmachen. Ich denke, es wären so manche Emotionen und Aversionen bzw. Reaktionen der handelnden Personen verständlicher und nachvollziehbarer gewesen. Aus diesem Grund würde ich empfehlen, die Reihe komplett zu lesen.

Der Handlungsaufbau ist gut konzipiert. Der Prolog avisiert einen Racheakt, aber wer sich an wem weswegen rächen will, bleibt offen. Obwohl man das im Hinterkopf behält, bleibt der Zusammenhang mit der Messerattacke beim Bärzelitreiben bis zum Ende ein großes Fragezeichen. Vandalenakte, körperliche Attacken und mulmige Situationen halten die Handlung bis zu Ende auf einem guten Spannungsniveau, geben Raum zum Anstellen eigener Vermutungen, führen den Leser auf falsche Spuren, bis letztlich ein unerwarteter Täter entlarvt wird – eine überraschende, aber plausible Lösung.

Bis auf den Prolog wird der Fall aus Sicht von Andrina geschildert. Dadurch bekommt man in erster Linie Einblick in ihren Charakter, ihre Gedanken, die Gründe für ihr manchmal unvernünftiges Handeln. Andrina ist sympathisch, doch agiert sie mir zu blauäugig. Sie erscheint mir dafür, dass sie bereits in etlichen Mordfällen verwickelt war und ermittelt hat, zu leichtsinnig und unüberlegt; ich hätte mir da etwas mehr Vernunft und Vorsicht erwartet. Auch die Wesenszüge der anderen handelnden Personen sind recht gut erkennbar, viele Handlungen und Ansichten sind ja emotionell begründet.

„Verschwunden im Aargau“ hat mir spannende Lesestunden beschert, das Schweizer Ambiente hat mir gefallen und meine Neugier auf die Vorgängerbände wurde geweckt.

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Verhängnisvolle Dirndl-Modenschau

Salzburger Dirndlstich
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„Salzburger Dirndlstich“ ist nach „Salzburger Rippenstich“ Katharina Eigners zweiter Krimi-mit der Arzthelferin Rosmarie Dorn als Akteurin, ein Krimi mit viel Lokalkolorit.

Worum geht es?
Rosmaries Tochter ...

„Salzburger Dirndlstich“ ist nach „Salzburger Rippenstich“ Katharina Eigners zweiter Krimi-mit der Arzthelferin Rosmarie Dorn als Akteurin, ein Krimi mit viel Lokalkolorit.

Worum geht es?
Rosmaries Tochter Susi besucht die Modeschule Hallein. Bei der Dirndl-Modenschau der Schule im Salzburger Freilichtmuseum stirbt ausgerechnet jene Konkurrentin, der Susi im Streit den Tod gewünscht hatte. Zudem wurde das wertvolle „Ur-Dirndl“ aus dem Freiluftmuseum entwendet. Um ihre des Mordes verdächtigte Tochter zu entlasten, bleibt Rosmarie nichts anderes übrig, als selbst zu ermitteln.
Das Cover besticht wiederum sehr passend mit einem Stickmotiv. Die Kapitel sind angenehm kurz und jeweils mit einer amüsanten stichwortartigen inhaltlichen Vorschau übertitelt. Das Buch erschien 2022, Corona wird nur ganz kurz erwähnt.

Der humorvolle Schreibstil der Autorin, Situationskomik, unterhaltsame Dialoge und originelle Szenarien haben mir schon in Band 1 gut gefallen. Ich freute mich, den urig gezeichneten Figuren, ob Familie, Patienten oder sonstigen Dorfbewohnern, wieder zu begegnen, über deren Aktionen und Aussagen zu schmunzeln.

Auch wenn einem Rosmarie und ihr Umfeld noch nicht so vertraut ist, kommt man in den Fall sicher ohne Kenntnis des Vorgängerbandes problemlos hinein. Allerdings, Rosmaries Vorgeschichte, ihren Status als Findelkind und die Sehnsucht, ihre Wurzeln zu kennen, kann man vermutlich etwas intensiver nachvollziehen, wenn man auch Band 1 gelesen hat.

Durch die Erzählweise aus Sicht der Protagonistin, in Ich-Form, ist man in Rosmaries Überlegungen sehr lebensnah eingebunden, verfolgt ihre Gedanken, macht ihre Beobachtungen und zieht ihre Schlussfolgerungen, fühlt mit ihr, ob Ärger und Sorgen oder liebevolle Zuwendung. Nicht nur Rosmarie ist lebendig charakterisiert, auch die übrigen Personen sind gut vorstellbar.

Der Fall entwickelt sich eher gemächlich und ruhig. Regionalkrimimäßig dominieren zunächst die lokalen Eindrücke und die Informationen über Sehenswertes und Althergebrachtes sowie Rosmaries persönliches Umfeld. Die fallrelevanten Erkenntnisse sickern nur schleppend durch. Das Mordmotiv liegt ebenso bis zuletzt im Dunkeln wie die Umstände des Diebstahls des Ur-Dirndls, die ersten Spuren und Verdächtigen erweisen sich als nicht zielführend. Die Spannung steigt, als sich schließlich die Fakten verdichten und eine geschickt inszenierte Falle den Mörder überführt. Rosmarie brachte zudem unerwartete Zusammenhänge ans Tageslicht, alles klärte sich auf – sehr überraschend – ein wenig à la deus ex machina.

Als typischer Regionalkrimi bietet er viel Lokalkolorit und Informationen, von der Geschichte und den Varianten des Dirndls bis zur Beschreibung des Freiluftmuseums und zu archäologischen Ausführungen. Aber auch auf sprachliche Eigenarten wird eingegangen, wie auf die Vorliebe der Österreicher für den Konjunktiv. Zudem werden spezielle Begriffe im Glossar erklärt.

„Dirndlstich“ ist ein unaufgeregter Krimi mit viel Lokalkolorit und einer sympathischen, wenig spektakulär ermittelnden Protagonistin, mit unterhaltsamen Zwischenszenen, einem interessant konstruierten Mord und unerwarteter Auflösung. Mir hat das Buch in diesem Sinne sehr gut gefallen und ich bin nicht nur neugierig, welche Fälle Rosmarie in Zukunft zu lösen hat, sondern ob sie eines Tages doch noch erfährt, wer ihre Eltern waren.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Wo die Liebe hinfällt

Und wenn du mich küsst
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„Und wenn du mich küsst“ (der 9. Band der Chicago Stars-Reihe) von Susan Elizabeth Phillips ist eine leichte Sommerlektüre, unterhaltsam und sogar spannend.

Klappentext:
Thaddeus Walker Bowman Owens ...

„Und wenn du mich küsst“ (der 9. Band der Chicago Stars-Reihe) von Susan Elizabeth Phillips ist eine leichte Sommerlektüre, unterhaltsam und sogar spannend.

Klappentext:
Thaddeus Walker Bowman Owens ist der Ersatz-Quarterback der Chicago Stars, Teamplayer, gelegentliches Unterwäschemodel und ein Mann mit einer geringen Toleranz gegenüber Diven. Olivia Shore ist internationaler Opernsuperstar, eine Diva mit einer Leidenschaft für Perfektion, dem Verlangen nach Gerechtigkeit und einem monumentalen Groll gegen egoistische, anspruchslose Sportler. Und doch haben sich beide dazu verpflichtet, gemeinsam auf eine landesweite Werbetour für eine Luxusuhrenmarke zu gehen. Während die Stimmung anfangs eisig ist und eher die Fetzen fliegen, kommen beide nicht umhin zu merken, dass aus Fetzen immer mehr Funken werden ..

Es war dies nicht mein erster Roman dieser Autorin. Aus der Serie „Chicago Stars“ der zweite, wobei ich „Bleib nicht zum Frühstück“ humorvoller fand. Ihr Schreibstil ist locker, bildhaft, aber nie zu episch ausufernd. Das Buch erschien im Original 2021. Die Handlung spielt in den USA in nicht genau datierter Gegenwart; Corona wird nicht erwähnt.

Im Prinzip erwartete ich mir die für dieses Genre übliche Handlung – ein Mann und eine Frau treffen aufeinander, müssen situationsbedingt irgendwie miteinander auskommen, obwohl sie einander nicht sympathisch sind, aber letztlich finden sie nach etlichen Missverständnissen und Verwirrungen doch zueinander und es gibt ein Happy-End. Im Großen und Ganzen traf das auch zu. Doch wurde ich mit zusätzlichen Spannungselementen – mit gefährlichen und dramatischen Situationen à la Krimi, fast schon soft-thrillermäßig - überrascht.

Ein wesentlicher Faktor bei Liebesromanen ist für mich Romantik und Erotik. Leider knisterte es für mich nicht ausreichend, auch als es endlich nach über 280 Seiten erstmals erotisch wird, sprang kein Funken auf mich über. Das mag auch daran liegen, dass mir die beiden Protagonisten wohl sympathisch waren, aber so richtig warm wurde ich nicht mit ihnen. Ich fühlte mich zwar zu dem verlässlichen, ernsthaften Thad hingezogen, mochte seinen Beschützerinstinkt, aber tief empfundene Liebe und Leidenschaft kam dennoch bei mir nicht an.

Die beiden Protagonisten Thad und Olivia sind anschaulich charakterisiert, beide wirken einerseits als starke Persönlichkeiten, zeigen dennoch gewisse Unsicherheiten und Schwächen. Die Story wird abwechselnd aus seiner und ihrer Perspektive erzählt, wodurch die jeweiligen Gedanken und Gefühle, die Probleme beider, sich auf den anderen einzulassen, verständlich und gut nachvollziehbar sind.

„Und wenn du mich küsst“ fand ich spannend und unterhaltsam; als eine leichte Lektüre zum Ausspannen, ohne großartige Tiefgründigkeit, ein bisschen kitschig vielleicht, aber mit beglückendem Happy-End.

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